AERZTE Steiermark | Februar 2023

Serie: Darum bin ich Ärztin in der Steiermark Ærzte Steiermark || 02|2023 27 R e i n g a r d G l e h r schätzt an ihrer Tätigkeit als Kassen-Al lgemeinmedizinerin die kontinuierliche Betreuung vielfältiger Patient:innen. Die Vielfalt zählt für Reingard Glehr zu den großen Pluspunkten der Allgemeinmedizin in einer Kassenpraxis. Die Diversität der ärztlichen Aufgaben, aber auch die bunte Mischung des Patientenguts. „Die Kassenmedizin ist ein niederschwel liges Angebot an alle. Für mich ist die Kassenordination immer noch der solidarischste Zugang zur medizinischen Versorgung.“ In der Kleinstadt Hartberg, in der Glehr ihre Praxis betreibt, sei der Hausarzt oder die Hausärztin in den meisten Fällen noch die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen. „Die Menschen suchen die kontinuierliche Betreuung, fühlen sich zugehörig und bringen ihrem Arzt Vertrauen entgegen.“ Viele Familien kommen bereits seit Generationen – und haben auch den Generationenwechsel in der Ordination wohlwollend aufgenommen: Nach einem Jahr, in dem Reingard Glehr als Vertretungsärztin in die Praxis ihres Vaters „hineinwachsen“ hatte können, übernahm sie im Herbst 2018 den Kassenvertrag. „Schöne Medizin“ „Mein Vater hat mir immer vo r g e l e b t , da s s da s Ha u s a r z t - dasein eine schöne Art von Medizin ist“, erzählt Glehr. Wie für jeden selbständig Berufstätigen sei allerdings die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein Balanceakt. „Zwei Jahre nach der Ordinationsübernahme kam meine Tochter zur Welt – da war ich ein halbes Jahr lang nicht in der Praxis und noch heute lasse ich mich an zwei Tagen in der Woche vertreten.“ Wichtig sei, so Glehr, dass Vertretung und Ordinationsinhaber:in gut miteinander harmonieren. „Und es muss für die Patientinnen und Patienten eine Struktur erkennbar sein. Sie müssen bei der Terminvereinbarung wissen, wer sie behandeln wird.“ In den letzten Jahren seien neue Möglichkeiten entstanden, den Kassenvertrag mit einem aktiven Familienleben zu vereinbaren: Jobsharing, Dauervertretung und die Anstellung eines Arztes oder einer Ärztin. Auch in Primärversorgungseinheiten sei man flexibler. Große Netzwerke Nicht nur die Betreuung von Reingard Glehrs knapp zweieinhalbjähriger Tochter findet im Team statt. Beide Elternteile fühlen sich gleich verantwortlich und nehmen auch das Betreuungsangebot von Kinderkrippe und Großeltern in Anspruch. „Man muss sich ein Hilfsnetzwerk aufbauen“, rät Glehr. Als Netzwerk ist auch die Ordination der 33-Jährigen aufgesetzt: „Es ist wichtig, sich nichtärztliche Gesundheitsberufe in die Praxis zu holen und ein entsprechend großes Team aufzubauen. Damit können Aufgaben verteilt und eine hohe Versorgungsqualität erreicht werden.“ Gerade bei der Betreuung chronisch kranker Patient:innen, bei der Versorgung von Patient:innen mit höherem Nachbehandlungsbedarf nach Spitalsentlassung oder zu Spitzenzeiten in Infektionswellen spiele das eine wichtige Rolle. Als erleichternd erlebt Glehr insbesondere die enge und gute Zusammenarbeit mit den haus- und fachärztlichen Kolleg:innen. „Für mich ist die Kassenmedizin lebenswert und sinngebend“, fasst Reingard Glehr zusammen. „Pluspunkt der eigenen Praxis ist sicher das selbstbestimmte Arbeiten – und dass man einen sichtbaren Beitrag für eine solidarische Gesellschaft leistet.“ Foto: Bergmann gerne Ärztin/Arzt in der Steiermark Es ist nicht alles gut. Aber es ist so vieles gut, dass junge Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark das gerne sind. Hier sagen sie, warum und zeigen ihr Gesicht. Dr.in Reingard Glehr, niedergelassene Ärztin für Allgemeinmedizin Schöne Art der Medizin Für mich ist die Kassenmedizin lebenswert und sinngebend. 1

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