AERZTE Steiermark | Juni 2022

8 Ærzte Steiermark || 06|2022 Cover Die großen Aufgaben Bereits einen Tag nachdem das neue Präsidium der Ärztekammer Steiermark gewählt worden war, gab es das erste echte Ergebnis: Es gelang etwas, das jahrelang nicht gelungen war, nämlich eine Einigung über die Bezahlung der Ordinationshilfen mit der Gewerkschaft der Privatangestellten zu erzielen. „Wenn wir uns um Lösungen bemühen und den Partnern im respektvollen Dialog begegnen – das muss natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen –, geht etwas weiter“, freut sich der frisch gewählte steirische Ärztekammerpräsident Michael Sacherer. „Nach langem Stillstand ist es in einer sozialpartnerschaftlichen Atmosphäre gelungen, einvernehmlich ein respektables Ergebnis zu erzielen“, betont auch der ebenfalls neu gewählte Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, Vizepräsident Prof. Dietmar Bayer. Aber der Kollektivvertrag für die Ordinationsassistenzen ist nur eine der Herausforderungen. Und noch dazu eine, die sich mit einem vernünftigen Verhandlungspartner rasch lösen lässt. Mangel als Kernthema Andere Herausforderungen haben längere Vorlaufzeiten. Und viele haben mit dem Ärzt*innenmangel zu tun. Wobei dieser nicht falsch verstanden werden darf. Er ist nämlich eines nicht: ein Mangel an Köpfen – obwohl die Lage in Österreich (und damit auch in der Steiermark) bei Weitem nicht so rosig ist, wie es die Statistik auf den ersten Blick suggeriert. Da liegt nämlich Österreich hinter Griechenland bei der Ärzt*innendichte ganz vorne in Europa – worauf Gegner *innen der Ärzt*innenschaft aber auch Medien immer wieder gerne hinweisen. Legt man jedoch die gleichen statistischen Maßstäbe an, wie es andere Länder tun, rutscht Österreich bei der Ärzt*innendichte ins europäische Mittelfeld ab, ist aber immer noch nicht Schlusslicht. Nur sind „die Köpfe“ nur ein (geringer) Teil des Problems: Es geht viel mehr um die ärztliche Arbeitszeit. Angesichts der Arbeitsverdichtung sind 70 oder noch mehr Arbeitsstunden pro Dienst, wie sie früher im Spital und in der Niederlassung üblich waren, ganz einfach nicht mehr durchzuhalten. Und eine neue Generation, die dem patriarchalen System entkommen will, akzeptiert auch nicht länger, kaum Zeit für die eigene Familie, für Partner*in und Kinder zu haben. Zeitfresser Verwaltung Dazu kommt, dass ein erklecklicher Teil der Arbeitszeit für Verwaltungsaufgaben aufgeht – und damit bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten abgeht. Das durch mehr Studierende zu lösen, ist eine sehr teure und wenig wirkungsvolle Variante. Bei einer langen Ausbildungsdauer (Studium und postpromotionelle Ausbildung von zehn bis 15 Jahren) kann sie auch keine sofortige Wirkung entfalten. Einfach gesagt: Das Problem gibt es 2022, die Lösung aber vielleicht erst 2037. Zudem kommen Die Ärztekammer Steiermark hat – so wie alle Landesärztekammern – eine neue Vollversammlung und gleich wie in sechs anderen Ärztekammern mit Michael Sacherer auch einen neuen Präsidenten. Wir haben uns angesehen, welche großen Aufgaben auf die Ärztevertretung und die Gesundheitspolitik insgesamt zukommen. Ganz sicher lassen sie sich nur miteinander bewältigen. Foto: Schiffer

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