AERZTE Steiermark | Juni 2022

24 Ærzte Steiermark || 06|2022 Forschung Foto: Steuber Als Franz Viehböck vor mehr als 30 Jahren als bisher einziger Österreicher im All sechs Tage in der Raumstation MIR verbrachte, führte er 15 wissenschaftliche Experimente – teils medizinischer Natur – durch. Gewidmet waren die Austromir-Projekte der Orientierung im Raum durch akustische Signale sowie durch lineare Vektion (empfundene Eigenbewegung bei Sicht auf ein fahrendes Objekt), veränderter sensorischer Wahrnehmung durch Schwerelosigkeit, Tremorphänomenen, Pulswellen-Beobachtung, Muskeltraining bei Wegfall der Gravitation und der Hirnfunktion in der Schwerelosigkeit. Viehböck hatte dazu auch einige Versuche in Graz im Labor des Physiologie-Instituts absolviert. Der Space-Medicine-Beitrag des Physiologischen Instituts der Med Uni Graz zur Austromir-Mission erstreckte sich auf die Experimente MIKROVIB, PULSTRANS und BODYFLUIDS, die unter dem damaligen Institutsvorstand Thomas Kenner (seit 1972) konzipiert und evaluiert wurden. Auf Kenner folgte Helmut Hinghofer-Szalkay als Space-begeisterter Institutsvorstand der Physiologie, schon Mitte der 80er-Jahre Forschungsstipendiat der European Space Agency (ESA) und bei Austromir Projektverantwortlicher für BODYFLUIDS. Daneben gründete und betrieb er das private Institut für Adaptive und Raumfahrtphysiologie (IAP) in Graz. Im Jahr 2008 übernahm schließlich Nandu Goswami die Arbeitsgruppe und führt seitdem mit Passion den österreichweit einzigart igen Schwerpunkt Space Medicine weiter. Goswami wurde im vergangenen Juli zum Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Physiologie gewählt; zudem fungiert er als Vizepräsident des Netzwerks Altersmedizin Steiermark und Leiter des ESA Topical Teams zum Thromboserisiko und ist in diverse Studien zu Hyper- und Microgravity eingebunden. Sein Beitrag zur wissenschaftlichen Space Medicine geht so weit, dass in der ESA ein eigenes „Goswami-Protokoll“ etabliert wurde, mit dem die individuelle Toleranz gegenüber Hypergravity skaliert wird. Altern im All Goswami s For s chungs - schwerpunkte von Hyper- und Microgravity, insbesondere zu Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System und das Thromboserisiko, sowie sein Engagement im Bereich Altersmedizin haben erst bei näherem Hinsehen miteinander zu tun. „Spaceflight ist sozusagen ein Modell für das Altern“, erklärt der supplierende Inhaber des Physiologie-Lehrstuhls. „Astronauten zeigen, wenn sie aus der MikrogravitationsUmgebung der Raumfahrt auf die Erde zurückkehren, einen ähnlichen physiologischen Himmlische Antworten auf irdische Gesundheitsfragen Am Lehrstuhl für Physiologie, Otto Loewi Forschungszentrum, der Med Uni Graz werden Erkenntnisse für die Weltraum-Medizin gewonnen, mit durchaus parallelen irdischen Interessen: Denn die Raumfahrt kann als Modell für das Altern herangezogen werden. „Astronauten zeigen, wenn sie aus der Mikrogravitations-Umgebung der Raumfahrt auf die Erde zurückkehren, einen ähnlichen physiologischen Verlust an Kondition wie andere Menschen nach längerer Bettruhe.“

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