AERZTE Steiermark | Juni 2022

10 Ærzte Steiermark || 06|2022 cover Zweite Herausforderung: Ressourcen freischaufeln. Für eine gute Ausbildung braucht es erfahrene Ärztinnen und Ärzte, die Zeit für die Ausbildung ihrer jungen Kolleginnen und Kollegen finden. Gleichzeitig dürfen die nicht im Hamsterrad der Abteilungsarbeit von der Ausbildung ferngehalten werden. Bessere Arbeitsbedingungen Ganz allgemein geht es darum, durch Schaffung besserer Arbeitsbedingungen dem Verlust von Ärztinnen und Ärzten in der Steiermark entgegenzuwirken. Ein BestPractice-Beispiel dafür gibt es an der Medizinischen Universität Graz: Nachtdienste sind hier für Ärztinnen und Ärzte ab dem 60. Lebensjahr nur mehr freiwillig. Das wirkt dem vorzeitigen Brain-Drain entgegen. Diese Freiwilligkeit auch auf alle Landeskrankenhäuser auszudehnen, ist daher ein mehr als lohnendes Ziel. Sowohl für die Betroffenen, die so geringerem Druck ausgesetzt sind, als auch für die jungen Ärztinnen und Ärzte, die so länger vom Wissen und dem Know-how ihrer erfahrenen Kolleginnen und Kollegen profitieren können. Aber genauso für den Dienstgeber, der die kompetentesten Arbeitskräfte so nicht (zu) frühzeitig in den Ruhestand verliert. Bei der ärztlichen Bezahlung, die ja nicht grundsätzlich schlecht ist, muss aber jedenfalls auf die durchgängige Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Bundesländern, dem Ausland und anderen (potenziellen) Arbeitgebern geachtet werden. Der Ärzt*innenmangel hat übrigens eine Schwester – den Pflegemangel. Es ist im Interesse der Ärztinnen und Ärzte, dass ausreichend Pflegekräfte vorhanden sind, um den Stationsbetrieb zu gewährleisten. Die Krankenhäuser und die dort arbeitenden Ärztinnen und Ärzte sind auch deshalb überbeansprucht, weil viele Patientinnen und Patienten direkt ein Spital aufsuchen – statt Hausärztin bzw. Hausarzt zu kontaktieren. Trotz Beschränkungen der Kassenmedizin durch Limite, Degressionen und sonstige Einschränkungen sind Haus- und Fachärzt*innen die besten Anlaufstellen für medizinische Erstkontakte. Aber wenn Patientinnen und Patienten sich ungeordnet durch das Gesundheit ssystem bewegen, wird die nahe ärztliche Hilfe oft – leider zu oft – umgangen. Die „Lenkung der Patientenströme“ findet nicht statt; vielleicht auch, weil sie ein zu heißes politisches Eisen ist, an dem sich keine Politikerin, kein Politiker die Finger verbrennen will. „Harmonisierung“ voranbringen Dass im niedergelassenen Bereich alles paletti wäre, kann man natürlich auch nicht behaupten. Hier geht es bei den ÖGK-Honoraren (insbesondere bei den Fallwerten) darum, in der Steiermark zumindest den ÖsterreichSchnitt zu erreichen. Das gilt nicht für alle Fächer im gleichen Ausmaß. Aber wenn ein Fallwert (und das ohnehin schon nicht sehr hohe Gesamthonorar) wie z. B. bei den Fachärztinnen und Fachärzten für Kinder- und Jugendheilkunde um fast zwölf Prozent unter dem Österreich wert liegt, darf man sich über den Mangel an Ärztinnen und Ärzten, die einen Kassenvertrag anstreben, nicht wundern. Die mit der Kassenreform versprochene Leistungs- und Honorarharmonisierung ist immer noch ausständig. Die Annäherung erfolgt nur in sehr kleinen Schritten. Und die Steiermark Foto: Schiffer

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