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Ærzte

Steiermark

 || 07_08|2015

COVER

Über vernetztes Arbeiten

im Gesundheitsbereich wird

viel geredet. Die meisten

wollen es. Aber es geht

nur langsam weiter. Stefan

Korsatko – zehn Jahre in

der klinischen Forschung

an der MUG tätig und seit

2014 im Fach Innere Medi-

zin habilitiert – hat darüber

eine Masterthesis geschrie-

ben und dabei sechs Typen

von niedergelassenen Allge-

meinmedizinern gefunden.

MARTIN NOVAK

Zwei starke Eindrücke haben

die Sicht von Stefan Korsatko

auf das Gesundheitssystem

geprägt: Begonnen hat es mit

seinem Großvater, einem All-

gemeinmediziner und Land-

arzt alter Schule. Der war

„Einzelkämpfer“, gleichzeitig

aber ein Ein-Personen-Netz-

werk, der nicht des Geldes

wegen, sondern motiviert von

seinem medizinischen Ethos

die medizinische Grundver-

sorgung in seiner Region si-

cherstellte – und seinen Enkel

dazu brachte, ebenfalls Arzt

zu werden.

Und dann erlebte der Klinik-

forscher Stefan Korsatko ein

Primärversorgungszentrum

in der Nähe von Genf, wo

er ärztliches und über den

ärztlichen Bereich hinausge-

hendes Teamwork erfuhr, wo

sechs Patientinnen und Pati-

enten pro Stunde behandelt

und maximal drei bis vier pro

Monat ins Spital geschickt

werden mussten. Als „tolle

Medizin“ beschreibt er dieses

Erlebnis.

Weniger toll erlebte er die

Rückkehr nach Österreich.

Der damaligen Gesundheits-

ministerin Andrea Kdolsky

schlug Korsatko vor, ein sol-

ches Erstversorgungszentrum

auch in Österreich zu grün-

den. Die Reaktion: eine gute

Idee, aber das geht in Öster-

reich (noch) nicht.

So kehrte Korsatko wieder an

die Universität zurück, be-

fasste sich als Medizinischer

Leiter des Clinical Research

Center an der MUG unter

anderem mit Diabetologie

und begrub seine Liebe zur

Allgemeinmedizin – vorerst.

Aber sie ließ ihn nicht wirk-

lich los. Er schrieb

eine Masterthesis

„Evaluierung beste-

hender Netzwerke

niedergelassener All-

gemeinmediziner in

der Steiermark“ für

den MBA in Health Care and

Hospital Management der

Medizinischen Universität

Graz, die mittlerweile auch

als Buch erschienen ist. Und

er ist assoziiertes Mitglied

des jüngst – endlich – eröff-

neten Instituts für Allgemein-

medizin und evidenzbasierte

Versorgungsforschung an der

MUG (Direktorin Andrea

Siebenhofer-Kroitzsch).

Vernetze Cowboys

Mit einem Mythos räumt

Korsatko in seiner Untersu-

chung gleich einmal auf: dass

Zentren, die alle Stücke spie-

len, in Regionen mit geringer

Bevölkerungsdichte, also in

ländlichen Gebieten, Haus­

ärztinnen und Hausärzte ab-

lösen werden. Dort werde es

sie immer geben, ist er über-

zeugt. Und daran sei auch

nichts Schlechtes: „Das sind