AERZTE Steiermark | Februar 2023

20 Ærzte Steiermark || 02|2023 Foto: Wikimedia Commons/NearEMPTiness Umwelt Walter Hoch Martin Novak Besonders absurd ist die Lage am LKH-Standort Voitsberg: Die Bahngleise führen zwar direkt am LKH-Gebäude vorbei, nur gibt es dort keine Station. Der Bahnhof, wo Züge stehenbleiben, ist aber bis zu 2 Kilometer entfernt. Da bleibt Nicht-Läufer:innen keine Alternative zum eigenen Fahrzeug. Auch die groß angekündigte Sanierung der Köflacher und Wieser Bahn um gut 250 Millionen Euro sieht keinen Halt beim Voitsberger Krankenhaus vor. „Ob sich durch die Investitionsmaßnahmen mehr Personen dazu motiviert sehen, auf die Bahn umzusteigen, wird sich jedoch erst zeigen“, schrieb die Kleine Zeitung. Aber immerhin gibt es als Plus die Nähe zur Landeshauptstadt Graz und einen Bus … Anders ist die Lage für das LKH-Universitätskl inikum Graz: Dorthin fährt die gut getaktete Straßenbahnlinie 7 – an Wochentagen von 4:37 bis 23:19 Uhr. Alle 5 bis 15 Minuten. Vom wichtigsten Grazer Öffi-Knoten dauert es nur 11 Minuten bis zur Endstation am Fuß des – allerdings sehr weitläufigen – LKH-Geländes. Nicht ganz so rosig sieht es für den LKH-Standort Graz-West und das UKH aus: Die Straßenbahnlinie 1 fährt zwar dorthin, aber das kann eine halbe Stunde und länger dauern. Ähnlich die Situation für den Standort Süd. Dorthin braucht es vergleichbar lang (mit dem Bus). Am Ziel angekommen, steht dann noch ein mehr oder minder langer Fußmarsch bevor. Ziemlich bahnhofsnahe sind die Krankenhausstandorte Schladming (300 Meter), Judenburg (400 Meter), Rottenmann (500 Meter) und Fürstenfeld (700 Meter). Allerdings ist es vor allem zu den Tagesrandzeiten gar nicht so einfach zu den Bahnhöfen zu gelangen. Und mit dem PKW geht es immer deutlich schneller. Dazu kommt die attraktive Unabhängigkeit von Fahrplänen. Schon deutlich weiter sind die LKH-Standorte Leoben, Bruck, Mürzzuschlag, Deutschlandsberg, Feldbach, Hartberg, Wagna, Bad Aussee und Bad Radkersburg von den jeweiligen Bahnhöfen entfernt. Von dort gibt es zwar Busse zum jeweiligen Standort – nur dass die nicht sehr oft fahren, und oft gar nicht zu den Zeiten, die für Beschäftigte hilfreich wären. Der früheste „Citybus“ vom Bahnhof Bad Radkersburg zum LKHStandort etwa startet um 8:05 Uhr. Öffi-mäßig ein Stiefkind ist der LKH-Standort Stolzalpe. Vom Bahnhof Murau aus sind es mehr als 8 Kilometer „bergauf “ auf einer ziemlich kurvenreichen Straße. Einen Bus, der laut Fahrplan 14 Minuten braucht, gibt es von dort zwar, aber der Murauer Bahnhof ist selbst von den Nachbargemeinden im kleinen Bezirk nicht schnell mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Ökologie vs. Zeitökonomie Zusammengefasst: Um mit vertretbarem Zeitaufwand einen LKH-Standort zu erreichen, sind öffentliche Verkehrsmittel nur dann eine Option, wenn der Ausgangsort sehr nahe (und richtig) l iegt. Wer sich zwischen Standorten eines LKH-Verbundes bewegen muss, kann das ohne Auto nur dann, wenn er seinen Arbeitgeber davon zu überzeugen vermag, dass es recht lange dauert. Zum Beispiel eine knappe Stunde von Judenburg nach Knittelfeld – mit dem Pkw sind es nur rund 15 Minuten. Da ist der Konflikt zwischen Ökologie und Zeitökonomie unvermeidlich. Mit Öffis ins LKH: gar nicht so einfach Weniger PKW, mehr öffentliche Verkehrsmittel. Das ist das Credo umweltbewegter Menschen in Zeiten der Energieknappheit und des Klimawandels. Nur, dass es weder Beschäftigten noch Besucher:innen leicht gemacht wird, ohne eigenes Auto in ein LKH zu gelangen. Mit der Bahn zur Arbeit im LKH? Im Prinzip keine schlechte Idee, nur mit der Wirklichkeit in vielen Fällen kaum vereinbar. Dafür müssten die Angebote besser werden.

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