AERZTE Steiermark | Juni 2022

36 Ærzte Steiermark || 06|2022 angestellte Ärztinnen und ärzte Ärzt*innen in Ausbildung GEM/EINSAM geben Einblick in ihren Alltag Illu: Adobe Stock; Foto: KK Großes Interesse Wobei Maryana Cherkes zwar die erste aktive Ärztin aus der Ukraine in der Steiermark ist, aber vermutlich nicht die letzte bleiben wird. In der Ärztekammer gibt es nämlich eine Reihe von diesbezüglichen Anfragen – von ukrainischen und steirischen Ärztinnen und Ärzten, aber auch aus der lokalen Politik. In der Ärztekamer bemüht man sich sehr, schnell und effizient zu helfen und gleichzeitig rechtskonforme Lösungen zu finden. Was in Corona-Zeiten etwas einfacher ist. „Help“ „What´s the bravest thing you´ve ever said?“ he asked me – „Help!“ I replied. Das ist der wahrscheinlich persönlichste und emotionalste Text, den ich jemals geschrieben habe. Ich bin Ärztin, 30 Jahre alt und habe eine F-Diagnose. Ich bin also ganz offiziell „gaga“. Das sage ich nicht selbst über mich, sondern viele meiner KollegInnen über PatientInnen mit besagter Diagnose, nämlich F32 Depressio. Vor kurzem erlebtes Szenario: Notaufnahme, Patientin mit Thoraxschmerz. Meine Kollegin: „Schau dir die Dauermedikation an, dann weißt eh alles!“ Dauermedikation: Escitalopram 10 mg. Damit ist diese Patientin in der „Psychoschiene“ und ihr Thoraxschmerz hat sich auf einmal komplett relativiert, denn mit einer F-Diagnose hat man gleichzeitig eine Somatisierungsstörung. Scheint zumindest die allgemeine Meinung zu sein. Ich habe aus diesem Grund keine offiziellen Aufzeichnungen über meine Diagnose, meine Medikation oder Therapie machen lassen. Weil ich genau weiß, wie meine KollegInnen reagieren, wenn sie über meine Vorgeschichte hören. Gleichzeitig fühlte ich mich schlecht deswegen, denn wie soll sich etwas im Umgang mit psychischen Erkrankungen ändern, wenn man nicht mit gutem Beispiel voran geht? Es hat lange gedauert, bis ich mich behandeln habe lassen, denn ich habe mich Händen und Füßen gegen diese Diagnose gewehrt. Weil ich mich geschämt habe. Wieso geht es mir schlecht, wo ich doch alles habe und alles machen kann was ich möchte? „Undankbares verwöhntes Miststück, reiß dich doch zusammen!“, habe ich mir selber gesagt. Monatelang. Als Ärztin selbst krank sein geht nicht und schon gar nicht so. Nein, ich bin aufgrund meiner Erkankung nicht im Dauerkrankenstand. Nein, ich somatisiere nicht ständig. Nein, ich bin nicht regelmäßig in der „Klapse“. Nein, treibe nicht alle meine Mitmenschen zur Verzweiflung, weil ich so schwierig bin. Und nein, als „Psycherl“ muss ich nicht automatisch Fachärztin für Psychiatrie werden, weil „Die sind ja meistens selber bissi komisch, supranasal.“ Mittlerweile mache ich mir immer mehr einen Spaß daraus, offen damit umzugehen. Die häufigste Reaktion, die ich höre, wenn ich erzähle, dass ich unter rez. Depressionen leide und auf Sertralin eingestellt bin sind Dinge wie: „Was? Du? Aber du bist doch so ein Sonnenschein!“ Stimmt, das bin ich wieder, weil ich meine Tabletten nehme und inTherapie bin. Ich habe gelernt damit umzugehen, es hat mich stärker gemacht. Ich habe so vieles über mich gelernt, über meine anerzogenen Glaubenssätze, über meine Zukunftswünsche und darüber, was mir wirklich wichtig ist. GEM/EINSAM – schreiben steirische Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung über ihren Alltag im Beruf, im Leben und ihren Weg von „wilden Jungen“ zu „alten Profis“. Der Leobner HNO-Primar Mihael Rudes zeigt nicht nur im Ukraine-Krieg humanitäres Engagement. Bereits 2018 half er in Ruanda.

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