AERZTE Steiermark | Dezember 2019

22 ÆRZTE Steiermark  || 12|2019 MEDIZINETHIK Rolle der Ärzte Eine äußerst wichtige Rolle, so Schmidhuber, komme da- bei den Hausärzten zu, die Menschen bei der Erstellung einer Patientenverfügung be- raten: „Da braucht es gute Aufklärungsarbeit, damit die Patientenverfügung wirklich eine Autonomieverlängerung bringt.“ Dabei sollte auch über demenzspezifische Vor- gaben gesprochen werden. Das „Antizipationsproblem“, wie sie es ausdrückt, bleibt allerdings bestehen. Niemand kann sich vorstellen, wie er oder sie sich in der Situation der Pflegebedürftigkeit wirk- lich fühlen wird. Was das Beste für Menschen mit Demenz ist, wird derzeit intensiv diskutiert. Während in den Niederlanden und in Deutschland erste Demenz- dörfer als sichere Räume für Demenzkranke entstehen, hat Schmidhuber in Norwegen integrative Ansätze kennen gelernt. „Dort werden Men- schen mit Demenz von zu Hause abgeholt und mit dem Bus in ein Tageszentrum ge- bracht. Abends kehren sie Schmidhuber hat aber auch die Bedürfnisse der pf le- genden Angehörigen im Vi- sier und möchte mit ihrer Ar- beit neben der wissenschaft- lichen Community und den professionellen Pflegekräften jenen Teil der Bevölkerung erreichen, der Angehörige da- heim versorgt. Diesbezüglich wird sie ihre Expertise auch in die kürzlich gegründete interdisziplinäre Age & Care Research Group einbringen. wieder zurück, aber untertags sind die Angehörigen entlas­ tet.“ Besonders inspirierend fand Schmidhuber das nor- wegische „Green Care“-Kon- zept, bei dem Menschen mit Demenz tagsüber auf Bauern- höfen mitleben. Was sie selbst unter „Sterben in Würde“ versteht, erklärt die heute 38-Jährige folgenderma- ßen: „Wichtig ist es, von Men- schen umgeben zu sein, die man gern hat, damit man das Gefühl hat, gut aufgehoben zu sein. Dann kann man in Frie- den sterben.“ Sie propagiert, ein verständnisvolles Umfeld zu schaffen für Menschen, deren Orientierung im Leben „In der Demenz ist der Wert der Wahrheit nicht mehr so hoch. Es ist den Betroffenen extrem unangenehm, andauernd korrigiert zu werden. Vielmehr brauchen sie das Gefühl, verstanden zu werden.“

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