AERZTE Steiermark | September 2019

ÆRZTE Steiermark  || 09|2019 29 LABORMEDIZIN Arbeitsgängen automatisch vorgereiht. So wurde einem 36-Jährigen beim Internisten Blut abgenommen, nachdem er am Ergometer ein Span- nungsgefühl in der linken Brust verspürt hatte. Der Arzt war alarmiert, obwohl der Patient keiner Risikogruppe angehört hat. „Im Anschluss an unsere Blutanalyse war er am selben Tag noch am Herz- katheter“, erzählt Petek. In derartigen Fällen finden ganz selbstverständlich Be- fundgespräche mit den zu- weisenden Ärztinnen und Ärzten statt; Lorenz & Petek bieten dieses Service aber generell an. „Vor allem, wenn jemand eine Ordination neu übernimmt, tauschen wir uns öfter aus, und jedenfalls bei Auffälligkeiten. Da hilft uns oft die Hintergrundin- formation des behandelnden Arztes, um von der Norm abweichende Werte einord- nen zu können.“ Da kann es schon vorkommen, dass sich nach Feststellung eigenartiger Konstellationen – oft ist es ja das Zusammenspiel mehrerer entgleister Werte – heraus- stellt, dass jemand bloß ein Nahrungsergänzungsmittel eingenommen hat, das die Er- gebnisse beeinflusst. So kann sich beispielsweise ein be- stimmtes Algenpräparat auf die Blutgerinnung auswirken. Auch auf mögliche Vorzei- chen hämatoonkologischer Erkrankungen werden die Behandler stets aufmerksam gemacht, um entsprechende Kontrolltermine zu verein- baren. Der stellvertretende Institutsleiter Manfred Neu- bauer, einer der vier am In- stitut tätigen Laborärzte, hat sich auf hämatoonkologische Fragen spezialisiert. Spurensuche Auf der gegenüberliegenden Straßenseite der institutsei- genen Ambulanz im Vor- derhaus, in der Patientinnen und Patienten gleich vor Ort eine Blutabnahme veranlas- sen können, befinden sich die Speziallabors zur Bestim- mung von Vitaminen, Spu- renelementen und Medika- mentenspiegeln, aber auch zur Analyse arbeitsmedizi- nischer Proben. Hier werden nicht Tausende Tests pro Tag durchgeführt, sondern ein- bis zweihundert. In diesem Labor wird unter anderem auch noch von Hand pipet- tiert – 50 Mikroliter in einen Mini-Cup; hierzu braucht es eine ruhige Hand und viel Erfahrung. Als mittlerweile einziges La- bor in Südösterreich testet Lorenz & Petek arbeitsme- dizinische Proben; Blut und Harn beispielsweise auf Blei. Hochspezialisiert ist das In- stitut auch auf die Messung von Medikamentenspiegeln, insbesondere von Antiepilep- tika. Da benötigt eine Probe durchaus vier bis fünf Stun- den im Analysegerät, bevor ein Ergebnis sichtbar wird. Petek ist stets auf der Suche nach Optimierung von Ab- läufen und Methoden, aber er befürwortet nicht jede Bestim- mung eines gerade in Mode gekommenen Wertes. Die Un- tersuchung muss aus seiner Sicht medizinisch sinnvoll sein und pro Parameter braucht es in seinem Labor jährlich 400 bis 500 Messungen, sonst kann nicht genügend Exper- tise aufgebaut werden und der Aufwand lohnt sich zudem wirtschaftlich nicht. Mehr Evolution als Revolution Die Labormedizin verän- dert sich stetig, „aber es ist mehr Evolution als Revolu- tion“, betont Petek. Er selbst ist sozusagen im Universum der Röhrchen aufgewachsen, denn sein Vater war einer der Institutsgründer, als sich Professor Walter Petek, sein Kompagnon Professor Oskar Lorenz und Professor Anton Holasek 1986 als Spin-off der damaligen Medizinischen Fa- kultät der KFU selbständig gemacht haben. Stetes Wachstum bei hohem Qualitätsanspruch zählt zur Unternehmenskultur – am Institut gibt es auch (noch) eine eigene Ausbildungsstelle – und mittlerweile verteilt es sich bereits auf drei verschie- dene Gebäude, die jedoch in unmittelbarer Nähe lie- gen. Wo heute die Mitarbei- terinnen der Verwaltung sit- zen, sind die Räumlichkeiten schon so gesetzeskonform gestaltet, dass hier ein wei- teres Labor einziehen kann. Wer weiß, welche Analysen in Zukunft noch möglich – und gefragt – sein werden. „Wir heizen hier nie, wir kühlen immer nur – auch im Winter.“ Thomas Petek

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