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18

Ærzte

Steiermark

 || 05|2016

qualität

Foto: Schiffer

EIKO MEISTER

Unter

www.kliniksuche.at

ist

es möglich, spezialisierte Kli-

niken für derzeit zwei Hand-

voll ausgewählter Erkran-

kungen auszusuchen. Dies

soll den PatientInnen ermög-

lichen, unter Verwendung ob-

jektiver Daten die für sie idea-

le Klinik auszuwählen. Auf

der Homepage heißt es dazu:

„Ziel der Veröffentlichung von

Qualitätsdaten ist, die Bevöl-

kerung in Vorbereitung auf

einen Krankenhausaufenthalt

über eine neutrale Plattform

bei der Entscheidungsfindung

(Empowerment) zu unter-

stützen.“

Das Projekt

kliniksuche.at

ist

in Wirklichkeit kein neues.

Aus dem Bereich der Wochen-

zeitschriften gab es immer

wieder Rankings unter den

diversen Krankenhäusern in

Österreich. Daraus resultiert

ein beliebter Sport, die „beste

Klinik“ des Landes zu küren.

Der wesentliche Nachteil sol-

cher Rankings ist die teilweise

etwas „schwache“ Datenba-

sis. Überwiegend stützen sich

diese Rankings auf Exper-

tenmeinungen, oder – im

Internet sehr beliebt – auf

Benutzermeinungen.

Das Projekt

kliniksuche.at

verwendet hingegen Daten,

die grundsätzlich zur Ab-

rechnung der Leistungen ver-

wendet werden. Über diese

LKF-Daten werden dann über

diverse Qualitätsindikatoren

Qualitätsdaten errechnet, die

im System A-IQI (Austrian

Inpatient Quality Indicators)

abgebildet werden. Damit

sind die Basisdaten zwar ob-

Eine konkrete Abfrage liefert

dann die Krankenhäuser mit

Listung in fallender Fallzahl.

Es wird davon ausgegangen,

dass eine höhere Fallzahl eine

höhere Expertise zur Folge

hat. Wenn man sich jedoch

konkret nach elektiven Hüft­

operationen in der Steier-

mark umsieht, fällt auf, dass

eines der größten Implanta-

tionszentren der Steiermark

keine Qualitätskriterien für

den Aufenthalt erfüllt und

dennoch als Nummer 2 ge-

listet wird. Ein ähnliches

Bild ergibt sich auch, wenn

man nach elektiven Schild-

drüsenoperationen der Stei-

ermark sucht. Im Vergleich

mit anderen Systemen, die

insbesondere in Deutschland

verfügbar sind, und denen

auch entsprechende Glaub-

jektiver, deswegen aber nicht

unbedingt richtiger.

Im Detail ist es derzeit mög-

lich, sich vor allem über

operative Eingriffe zu infor-

mieren. Das reicht von der

Gallenblasenentfernung bis

zum Herzschrittmacher. Die

der Beurteilung zugrunde lie-

genden Qualitätsindikatoren

können zumindest Hinweise

geben, ob ein Krankenhaus

für eine dieser Leistungen

ausreichend qualifiziert ist.

Der Nachteil dieser Quali-

tätsindikatoren ist jedoch,

dass relativ weiche Indika-

toren, wie Aufenthaltsdauer

oder Operationstechnik bzw.

das Vorhandensein einer Ta-

gesklinik, als Qualitätsindi-

katoren für den Aufenthalt

verwendet werden.

würdigkeit und Datenqualität

unterstellt werden kann, wie

zum Beispiel die „Weiße Lis­

te“ der Bertelsmann-Stiftung

(www.weisse-liste.de)

, wirkt

das österreichische Pendant

aus dem Gesundheitsminis­

terium doch eher simpel. Das

System hat eine gewisse Ähn-

lichkeit mit dem Startportal

von ELGA, auf dem anfäng-

lich auch nichts zu finden war.

Bemerkenswert ist die Tatsa-

che, dass man die Datensätze

mit schon früher bestehenden

Systemen (wie beispielswei-

se der durchaus bekannten

Homepage www.spitalskom-

pass.at)

nicht verbindet. Denn

bei diesem alten System sind

bereits die Basisdaten der

einzelnen Häuser vorhanden,

und es war schon möglich,

sich zumindest für Geburten

eine Abteilung auszusuchen.

Summarisch gesehen kann

www.kliniksuche.at

in der

Zukunft vielleicht Hilfestel-

lungen geben, wenn mündige

PatientInnen sich eine Klinik

aussuchen. Derzeit scheint

die Seite sich bestenfalls im

Betastadium zu befinden.

Dr. Eiko Meister ist Arzt

für Allgemeinmedizin und

Facharzt für Innere Medi-

zin und Intensivmedizin. Er

arbeitet als Oberarzt an der

Universitätsklinik für Innere

Medizin, EBA, Graz und ist

stellvertretender Vorsitzender

der Ausbildungskommission

der Österreichischen Ärzte-

kammer und Präsidialreferent

bzw. Referent für Ausbildung

und Qualitätssicherung in der

Ärztekammer Steiermark.

Transparenz im Beta-Stadium

Seit April ist

eine neue Internetseite, die vom Bundesministerium für Gesundheit betrie-

ben wird, online. Sie verspricht Transparenz bei der Suche nach dem idealen Kranken-

haus. Aber kann sie das Versprechen auch halten?

„Summarisch gesehen kann www.

kliniksuche.at

in der Zukunft

vielleicht Hilfestellungen geben …“

Verspricht

viel, hält (zu)

wenig: neue

Website klinik-

suche.at

.