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ÆRZTE
Steiermark
|| 03|2016
Alles furchtbar, könnte man glauben. Wenn man
das Arbeitszeitgesetz wieder lockert, wird es
wieder leichter, Dienste einzuteilen und mit den
vorhandenen Stellen auszukommen.
Ich halte das für einen Irrglauben. Wenn die for-
malen Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und
Ärzte in den Spitälern wieder verschlechtert wer-
den, wenn die Arbeitszeiten wieder ausgedehnt
werden und das Weiterarbeiten nach dem Dienst
wieder eingeführt wird, treibt das noch mehr
Ärztinnen und Ärzte aus den Spitälern.
Und für die verbleibenden wird alles noch
schwieriger. Der nächste Schritt muss daher ein
anderer sein. Wir müssen der Arbeitsverdichtung
Einhalt gebieten. Das geht nicht? Das geht schon.
Es muss kein großer Wurf sein. Man wird Abtei-
lung für Abteilung durcharbeiten und die jeweils
beste Lösung finden.
Durch die schrittweise Einführung des KA-AZG
ist dafür auch genug Zeit. Die aber zu nützen
ist. In den letzten paar Monaten vor dem vollen
Inkrafttreten des Opt-out-Verbots oder vielleicht
sogar danach wird es dann zu spät für wohl-
überlegte Konzepte sein. Unter Zeitdruck wird
zwangsläufig gepfuscht.
Dazu kommen Maßnahmen, die gar nichts kos
ten: Noch immer gibt es für Spitalsärztinnen und
-ärzte viel zu oft Arbeitsbedingungen aus der Zeit,
in der es Ärzte in Hülle und Fülle gab und Wert-
schätzung ein Fremdwort war.
Manchmal hat man das Gefühl, dass Unterneh-
men mit ihren Lehrlingen sorgsamer umgehen
als Spitalsträger mit ihren Ärztinnen und Ärzten.
Dafür muss man sich nur eine Hofer-Werbung
anschauen … da wird vielleicht auch manches
rosiger gezeichnet als es ist. Aber die Botschaft ist
unmissverständlich: Wir wollen euch.
Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz
ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
INTRA
Weiterer Kurienbericht ab Seite 42.
Martin Wehrschütz
Das Hofer-Prinzip:
Wir wollen euch
KONT A
Die HIV-Neuinfektionen in der Steiermark sind
im Jahr 2015 leicht angestiegen (42 Personen). Der
von der WHO empfohlene frühe Start der antire-
troviralen Therapie und die vielversprechenden
Prognosen haben dazu geführt, dass HIV nicht
mehr zwingend AIDS zur Folge hat und todbrin-
gend ist, sondern zu einer chronischen Infektion
wurde und Menschen lange gut mit HIV leben
können.
Sie sind jedoch früher mit den sogenannten „chro-
nischen Alterserkrankungen“ konfrontiert und
benötigen neben der HIV-Therapie im LKH Graz
Süd-West Standort West vor allem eine gute Be-
treuung von niedergelassenen ÄrztInnen.
Hier ist die absolute Einhaltung des Datenschutzes
und der Schweigepflicht das Um und Auf. HIV ist
keine meldepflichtige Infektion und die Angst vor
einem Infektionsrisiko in der medizinischen Be-
handlung und Betreuung von HIV-positiven Men-
schen ist völlig unbegründet.
Um Unsicherheiten entgegenzuwirken und auf ak-
tuelle Fragen eingehen zu können, bietet die AIDS-
Hilfe Steiermark auch immer wieder Berufsgrup-
penschulungen an. Unsere SozialarbeiterInnen
kommen auf Wunsch in die Ordination, um bei
einer positiven Befundrückgabe die Übernahme
der Behandlung in der Spezialambulanz und die
psychosoziale Betreuung koordinieren zu können.
Je früher eine Neuinfektion erkannt wird, desto
eher kann mit der Therapie begonnen werden und
desto geringer ist die Gefahr einer weiteren Über-
tragung des Virus.
Da in Kombination mit HIV vermehrt Fragen zu
anderen sexuell übertragbaren Krankheiten auftre-
ten und seit Jahren schon der anonyme Syphilistest
in der AIDS-Hilfe Steiermark durchgeführt wer-
den kann, wird die AIDS-Hilfe mit der für April
geplanten Übersiedlung in eine neue barrierefreie
Beratungsstelle in der Hans-Sachs-Gasse 3 auch zu
einem Zentrum für sexuelle Gesundheit.
Mag. Manfred Rupp ist Geschäftsführer der AIDS-
Hilfe Steiermark.
Manfred Rupp
HIV: Kein Infektionsrisiko
bei ärztlicher Behandlung