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Ærzte
Steiermark
 || 07/08|2013
Fotos: Dr. Fankhauser
Sonderthema Bewegung und Stützapparat
Minimalinvasive Versorgung
von Sportverletzungen
Der seit nunmehr vielen Jahren anhaltende Trend in der minimal invasiven Versorgung von Sportverletzungen
und Schäden durch Sport setzt sich unaufhaltsam fort. Nicht nur im Hochleistungssport, sondern auch im
Amateur- und Freizeitsport werden die Anforderungen an den eigenen Bewegungsapparat ebenso wie an den
behandelnden Sportchirurgen immer größer.
A
uch wenn eine resti-
tutio ad integrum oft-
mals allein aufgrund
der vorliegenden Verletzung
bzw. des degenerativen
Schadens nicht mehr möglich
ist, wird altersunabhängig die
volle Belastbarkeit erwartet.
Es muss daher Ziel der/des
behandelnden Ärztin/Arztes
sein, nach eingehender Ana-
lyse der Ursache von Verlet-
zungen bzw. Überlastungs-
schäden durch eine exakte
Anamnese, ausführliche kli-
nische Untersuchungen, mo-
derne bildgebende Verfahren
wie MRT etc. und Erhebung
des sportlichen Aktivitäts-
profils der/des Patientin/
Patienten gemeinsam eine
individuelle Behandlungs-
strategie zu erarbeiten.
Trotz sich ständig weiter ent-
wickelnder und zunehmend
schonenderer Operations-
techniken (wie z.B. in der
Kreuzbandchirurgie), tech-
nischer Hilfsmittel während
der Operation zur Visuali-
sierung bzw. innovativer In-
strumente zur Vereinfachung
von Operationsschritten und
Ausschöpfung sämtlicher
Möglichkeiten der modernen
Schmerztherapie zur frühzei-
tigen Mobilisierung, müssen
die Dauer der Gewebehei-
lung und somit auch der
Rehabilitation der Patientin/
des Patienten respektiert
werden. Deswegen muss
es ein Grundsatz der Sport-
chirurgie sein, den Patien-
tInnen bzw. SportlerInnen
in der postoperativen Re-
habilitation unter Anleitung
von Physiotherapeuten und
sportwissenschaftlich aus-
gebildeten Trainern mit allen
zur Verfügung stehenden
Therapieformen und Trai-
ningsgeräten zu begleiten.
Dies sehen wir als ebenso
wichtigen Bestandteil der
Rehabilitation an, wie den
Eingriff selbst.
Der enorme Fortschritt in der
arthroskopischen Chirurgie
mit deutlich reduzierter Auf-
enthaltsdauer in der Klinik
sowie eine generell reduzierte
Morbidität nach minimal-inva-
siven Eingriffen lässt oftmals
Patient­Innen in der ersten
Phase der Nachbehandlung
die Empfindlichkeit der re-
konstruierten, sanierten oder
ersetzten Gelenkstrukturen
nicht im entsprechenden
Ausmaß erkennen, wie dies
besonders bei Operationen
zu beobachten ist, die der
Stabilisierung von Gelenken
dienen, wie z.B. bei Kreuz-
bandrekonstruktionen oder
Kapsel-Labrumrekonstruk-
tionen in der Schulter.
Vielfach zeigt sich bei Pa-
tientInnen, die in der An-
fangsphase vorsichtig und
zurückhaltend sind, mittel-
bis langfristig das bessere
Ergebnis als bei jenen, die
sich und dem Gewebe früh-
zeitig zu viel zumuten bzw.
die Verletzung/Operation ba-
gatellisieren, was wir immer
wieder bei Leistungssport-
lern sehen. Auch unter die-
sem Gesichtspunkt ist nach
der operativen Behandlung
die Betreuung und Kontrolle
durch PhysiotherapeutInnen
und Sportwissenschafte-
rInnen insbesondere in den
ersten Wochen nach der
Verletzung bzw. Operation
immens wichtig.
Gerade knorpelchirurgische
Eingriffe an der unteren Ex-
tremität ohne eine Anpas-
sung der sportlichen Aktivi-
täten an den Gelenkzustand
führen vielfach nicht zu einem
befriedigenden Ergebnis.
Aufwendige Techniken wie
Züchtung und Implantation
von körpereigenem Zellmate-
rial sind nach wie vor einem
selektierten Patientengut
vorbehalten, das sämtliche
Kriterien wie Defektgröße,
Lokalisation, Lebensweise
und Alter erfüllt. Aufgrund
der auch heute noch unzu-
reichenden Möglichkeiten,
degenerativ verändertes
Knorpelgewebe im fortge-
schrittenen Stadium zu er-
setzen, stellt die/der oftmals
sportlich noch sehr aktive
PatientIn mittleren Alters, bei
der/dem der Gelenkersatz
die beste Möglichkeit bietet,
Beschwerdefreiheit zu erzie-
len, hohe Anforderungen an
die Chirurgin/den Chirurgen,
da das Anspruchsniveau in
dieser Altersgruppe naturge-
mäß sehr hoch ist.
Univ.-Doz. Dr. Florian Fankhauser, Univ.-Doz. Dr. Gert Schippinger
Fachärzte für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie, Sportärzte
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