BEREICH ÆRZTE Steiermark || 11|2025 7 Der steirische Gesundheitssystem befindet sich seit Jahren im Wandel – ein Wandel, der nicht überrascht, sondern längst bekannte Entwicklungen aufgreift: Die Demographie, der medizinische Fortschritt und der steigende Bedarf an qualifiziertem Personal fordern neue Antworten von unserem Gesundheitssystem. Diese Herausforderungen sind zugleich eine Chance, überholte Strukturen zu modernisieren. Moderne Medizin braucht Spezialisierung und dort, wo es sinnvoll ist, auch Zentralisierung. Im Zentrum jeder Entscheidung muss aber stets der Mensch stehen – nicht parteipolitisches Kalkül, sondern die bestmögliche Versorgung. Reformen in diesem Ausmaß können und sollen ein Zeichen der Vernunft und Weitsicht sein – getragen von allen, die das System am Laufen halten. Mit dem „Regionalen Strukturplan Gesundheit 2030“ liegt ein Konzept vor, das viele wichtige Aspekte der Gesundheitsversorgung in der Steiermark adressiert. Die Ärztekammer bringt sich aktiv im Sinne der steirischen Ärzteschaft ein, denn hinter den Planungen stehen noch viele offene Fragen. Diese werden wir schnellstmöglich klären. Gerade für die betroffenen Ärzt:innen – sei es an neuen, zusammengelegten oder verlegten Standorten – ist jetzt Transparenz entscheidend. Dienst- und arbeitsrechtliche Aspekte, individuelle Ausbildung sowie die Auswirkungen auf den niedergelassenen Bereich müssen frühzeitig geklärt und sozial verträglich gestaltet werden. Und dafür sind wir als Ärztekammer jetzt auch auf allen Ebenen aktiv. Bereits bei der Präsentation des RSG haben wir unsere Position klar formuliert. Als Vertretung der Ärzteschaft werden wir dafür sorgen, dass die Perspektiven und Anliegen der Ärzt:innen in jeder Phase ernst genommen werden. Denn so wichtig Strukturreformen auch sind: Sie müssen mit den Menschen umgesetzt werden, nicht über die Köpfe der Ärzt:innen hinweg, die dieses System aufrecht erhalten. Es ist ausdrücklich zu begrüßen, dass der RSG medizinisch sinnvolle Schwerpunktsetzungen im Spitalsbereich aufgreift. Doch ein Plan entfaltet seinen Wert erst dann, wenn seine Umsetzung gelingt – und das geht nur im offenen, ehrlichen Dialog mit denjenigen, die für die Gesundheit der Menschen in der Steiermark sorgen. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark Während Patient:innen wochen- oder monatelang auf einen Termin bei einem Kassenfacharzt warten, beschäftigt sich die ÖGK mit einer Obergrenze für Wahlarzthonorare. Diese Diskussion ist nicht nur realitätsfremd – sie ist eine gefährliche Ablenkung von den echten Problemen im System. Nicht die Höhe von Wahlarzthonoraren treibt Patient:innen zur Verzweiflung, sondern das Kassensystem, besonders im fachärztlichen Bereich. Wer heute einen Kassenarzt braucht, braucht vor allem eines: Geduld. Oder ist gezwungen, privat vorzusorgen. Uns sind keine nennenswerten Beschwerden über Wahlarzthonorare bekannt. Wovon wir aber täglich hören: untragbare Wartezeiten und Ärzt:innen, die das System mit letzter Kraft am Laufen halten. Gerade wurde der Regionale Strukturplan Gesundheit präsentiert und die Kurie wird ihn gründlich analysieren: Wenn sich im intramuralen Bereich so viel ändert, muss auch extramural darauf reagiert werden. Auf den ersten Blick kann man eines gleich diagnostizieren: Es ist ein tollkühnes Stück, 30 zusätzliche Planstellen zu planen, wenn wir 62 offene Kassenstellen haben. Und hier kommen wir zum eigentlichen Problem: Die ÖGK ist gefordert! Sie muss bei den Rahmenbedingungen ansetzen und sie umfassend verbessern. Wer Versorgungssicherheit ernst meint, muss auch umsetzen. Die ÖGK muss endlich handeln und die Tarifstrukturen an die Realität anpassen. Die Wahlärzt:innen sind nicht das Problem. Sie sind derzeit oft die einzige Lösung. Sie sichern Versorgung dort ab, wo das Kassensystem längst nicht mehr nachkommt. Was wir brauchen, sind die richtigen Rahmenbedingungen. Alles andere ist politischer Populismus – und den kann sich das System nicht mehr leisten. Wir müssen über die richtigen Dinge reden. Jetzt. Sehr geehrter Obmann, Huss, hiermit lade ich Sie zu diesem ehrlichen Dialog in die schöne Steiermark ein. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte EXTRA Dietmar Bayer Wahlarzthonorare? Falsche Baustelle! STANDORTBESTIMMUNG Michael Sacherer RSG-Reform mit Fragezeichen DEBATTE Fotos: Opernfoto Graz, Furgler, Schiffer (2)
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