AERZTE-Steiermark-11-2025

ÆRZTE Steiermark || 11|2025 67 Der ganz normale Praxiswahnsinn PRAKTISCH TÄGLICH Von Ulrike Stelzl Die Verpflichtung zur Selbstoptimierung Gestern habe ich meine Freundin M. wieder gesehen. Am Ende ihrer Ordizeit noch immer perfekt frisiert, das Make-up absolut makellos und in einem offensichtlich neuen Körper. Trotz anspruchsvollem Job und drei Kindern die Perfektion in ihrer Ordination. Ich – in alten Jeans und Schlabberpulli und statt Mascara nur Augenringe wie ein Pandabär – bin verfallen. „Wow, Mädl, du siehst umwerfend aus!“ „Danke“, strahlt sie mich an. Und dieses Strahlen geht nicht nur von den Glitzerpigmenten im Gesichtspuder aus, es kommt von innen. Am Nachmittag habe ich es dann nicht mehr ausgehalten vor Neugier und sie noch mal angerufen und gefragt, was ihr Geheimnis denn wäre. Ich gönn‘s ihr ja von Herzen, aber irgendwie frisst mich auch der Neid. Es ist kein neuer Lover und auch keine neue Sportart. Glück und Strahlen kommen aus der Spritze. Wär ja auch zu schön, wenn es anders wäre. Oder anders ginge. Am Abend sitze ich meinem Liebsten gegenüber auf der Couch und jammere ihm wieder mal die Ohren voll. Mein ganzes Leben war eine Abfolge von Diäten und Sportprogrammen und wo früher wenigstens ein Auf und Ab zu bemerken war, geht die Tendenz jetzt nur mehr bergauf. Gut, es war sicher nicht hilfreich, mir im Sommer den großen Zehen zu brechen. Statt wie gewohnt regelmäßig Sport und Bewegung ging nur durch die Ordi humpeln und daheim das Fussi hochlagern. Der Urlaub in Süditalien hat mir dann den Rest gegeben. Und ja, die Wechseljahre – what a bitch! „Ich sehe aus wie ein Walross“, jammere ich. Wenn das so weitergeht, kann ich meine ganze Garderobe wegschmeißen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich schon beim Shoppen: small – medium – large – Zirkuszelt. „Außerdem werde ich mich bald wie ein Walross bewegen.“ Mein Schatz sieht aus, als würde er gerne in die Tischplatte beißen, um ruhig und wertschätzend bleiben zu können. Was ist aus „Altern in Würde“ geworden? Den Plan hatte ich, als ich jung und sportlich und halbwegs gutaussehend war. Und jetzt? Ich hab‘s schon verpasst, mir rechtzeitig Botox reinjagen zu lassen. „Jetzt ist es zu spät bei dir, der Zug ist abgefahren“, meint P. letztens unbarmherzig. Also Falten hab ich schon und die darf ich auch behalten, weil man nix mehr machen kann. Aber die überflüssigen Kilos? Da gibt’s ja jetzt endlich was dagegen und schon spüre ich sie wieder. Diese verdammte Verpflichtung zur Selbstoptimierung. Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon) NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Abwesenheitsmeldungen bei Ordinationsschließung (Urlaub, Krankheit etc.) – via Ärztekammer-Homepage Abwesenheitsmeldungen können einfach und unbürokratisch über unsere Homepage erfolgen. • Bitte loggen Sie sich auf www.aekstmk.or.at in den internen Bereich ein. • Sie finden unter der Rubrik „Niederlassung“ – „Allgemeines“ den Button „Abwesenheiten verwalten“. • Sobald Sie Ihre Eintragung auf der Homepage vorgenommen haben, wird die Meldung an die Ärztekammer und an die Österreichische Gesundheits- kasse durchgeführt. • Alle Abwesenheits- und Vertretungsmeldungen werden in der Ärztinnen- und Ärztesuche (www.aekstmk.or.at/46) sowie auf www.styriamed.net (bei styriamed.net-Mitgliedern) veröffentlicht und an das Rote Kreuz weitergeleitet (zur Auskunftserteilung durch das Gesundheitstelefon 1450 sowie zur Veröffentlichung auf der Website www.ordinationen.st). Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Informations- und Mitgliederservice Tel. 0316-8044-0 Kassenvertragsärzt:innen müssen Abwesenheiten laut Kassenvertrag bzw. Honorarordnung melden. Eine Bekanntgabe der Abwesenheiten im Internet auf der Website der Ärztekammer ist im Sinne des Patient:innenservice nötig und sinnvoll. Foto: Furgler, envato/Espectrograma

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