AERZTE-Steiermark-11-2025

6 ÆRZTE Steiermark || 11|2025 BEREICH INTRA KONT A DEBATTE Johanna Brehmer Langfristige Bindung durch Perspektiven Der aktuell diskutierte Vorschlag eines verpflichtenden „Solidarbeitrags“ für Medizinabsolvent:innen, der eine verpflichtende Tätigkeit im öffentlichen Gesundheitssystem für einen gewissen Zeitraum vorsieht, adressiert zwar ein reales Problem – den Mangel an Ärztinnen und Ärzten in bestimmten Versorgungsbereichen –, greift in seiner Logik jedoch zu kurz. Durch eine Arbeitsverpflichtung lässt sich weder die Attraktivität von Kassenstellen steigern noch die Unterversorgung in strukturschwachen Regionen beziehungsweise in Mangelfächern nachhaltig lösen. Entscheidend sind vielmehr die Rahmenbedingungen ärztlicher Tätigkeit: gute Arbeits- und Ausbildungsbedingungen, verlässliche Strukturen und ein Arbeitsumfeld, das Qualität ermöglicht und Wertschätzung vermittelt. Nur wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, kann die öffentliche Gesundheitsversorgung langfristig gestärkt werden. Darüber hinaus wäre eine solche gesetzliche Verpflichtung ein erheblicher Eingriff in das Grundrecht auf freie Berufswahl – ein zentrales Element einer freien und offenen Gesellschaft. Bereits 2024 wurde ein entsprechender Ansatz als unions- und verfassungsrechtswidrig eingestuft, was die rechtliche wie auch ethische Problematik solcher Maßnahmen verdeutlicht. Viele Absolvent:innen sehen sich nach dem Studium mit unzureichenden Ausbildungskapazitäten, hohen Belastungen und mangelnder Planungssicherheit konfrontiert. Inzwischen bestehen sogar in der Steiermark Wartelisten für Basisausbildungsstellen – ein Umstand, der den bestehenden Engpass in der ärztlichen Weiterbildung deutlich macht. Diese Situation erfordert nachhaltige Investitionen in Ausbildung, Personal und Infrastruktur, nicht zusätzliche Verpflichtungen. Langfristige Bindung an das öffentliche Gesundheitssystem entsteht durch Perspektiven, nicht durch Zwang. Wer jungen Ärzt:innen Vertrauen entgegenbringt und ihnen faire, planbare Arbeitsbedingungen bietet, wird sie auch nachhaltig im öffentlichen Gesundheitssystem halten können. Johanna Brehmer Vorsitzende der HochschülerInnenschaft an der Medizinischen Universität Graz Gerhard Posch Wir machen uns für jede:n Einzelne:n stark! Die Präsentation des „Regionalen Strukturplan Gesundheit 2030“ hat in der Ärzteschaft für Aufsehen gesorgt. Der Entwurf des RSG sorgt für tiefgreifende Veränderungen in der steirischen Spitalslandschaft. Und Veränderungen bringen automatisch Verunsicherung mit sich. Was gestern noch eindeutig war, ist heute anders und fraglich. Genau hier steht die Kurie Angestellte Ärzte ganz klar an der Seite der Kolleg:innen. In bewegten Zeiten braucht es vor allem eines: Verlässlichkeit. Wer Veränderung gestalten will, muss die Perspektive jener ernst nehmen, die davon unmittelbar betroffen sind. Ärzt:innen sind nicht bloß Teil eines Systems – sie sind sein Fundament. Es sind jetzt die Dienstgeber gefordert, rasch für klare Antworten und tragfähige Lösungen zu sorgen. Es braucht klare und moderne Strukturen in der steirischen Spitalslandschaft, aber wir dürfen die Menschen im System nicht aus den Augen verlieren. Die Kurie fordert daher die frühzeitige Einbindung und Information der betroffenen Kolleg:innen, damit sozial verträgliche und zumutbare Lösungen gemeinsam gefunden werden können. Denn ohne die angestellten Ärzt:innen vor Ort ist letztendlich die Patientenversorgung gefährdet. Im Hintergrund wird auf Hochtouren gearbeitet, um die vielen auftretenden rechtlichen Fragen unserer Kolleg:innen zeitnah beantworten zu können. Die Kurie Angestellte Ärzte sorgt damit für die aktuell benötigte Unterstützung. Dr. Gerhard Posch ist Kurienobmann der Kurie Angestellte Ärzte

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