AERZTE-Steiermark-11-2025

PLANETARY HEALTH DIET Die Planetary Health Diet ist ein evidenzbasiertes und zukunftsorientiertes Er- nährungskonzept, das gesundheitliche Prävention und ökologische Nachhaltigkeit synergetisch verknüpft. Die ärztliche Beratung spielt dabei eine Schlüsselrolle. Aus diesem Grund wurde das Ernährungskonzept bei den heuer zum 35. Mal stattfindenden „Grazer Fortbildungstage“ der Ärztekammer aufgegriffen. Das Konzept wurde 2019 von der EAT-Lancet-Kommission entwickelt und versteht sich als Referenzmodell für ein global übertragbares Ernährungsmuster. Es basiert auf den von Rockström et al. beschriebenen planetaren Belastungsgrenzen und verfolgt den Anspruch, die Ernährungssicherheit für die Weltbevölkerung unter Wahrung der ökologischen Tragfähigkeit sicherzustellen. Wie sieht das aus? Kurz zusammengefasst: Doppelt so viel Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst und Nüsse wie bisher. Und halb so viel Fleisch und Zucker, weniger Milchprodukte und Eier. Gemüse und Obst machen ca. die Hälfte des Tellers aus, dabei gilt: reichlich, vielfältig, regional und saisonal. Vollkornprodukte nehmen ein Viertel des Tellers ein, dazu kommen Hülsenfrüchte und Nüsse als wichtige Eiweißquellen. Fisch 1 bis 2 mal pro Woche, Geflügel bzw. rotes Fleisch nur sehr reduziert, Milchprodukte in Maßen. Bevorzugt werden bei Fetten pflanzliche Öle. Hintergrund des Konzepts Der Ernährungssystemsektor ist verantwortlich für etwa 30 % der weltweiten Treibhausgasemissionen, 70 % des Süßwasserverbrauchs und über 80 % der genutzten landwirtschaftlichen Flächen. Parallel dazu nehmen ernährungsbedingte chronische Erkrankungen – darunter Typ-2-Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen und Adipositas – eine führende Rolle unter den globalen Todesursachen ein. Laut Modellen könnte diese Ernährung potenziell bis zu 11 Millionen vorzeitige Todesfälle pro Jahr verhindern. Ihre gesundheitlichen Effekte sind durch eine robuste Evidenzbasis abgesichert – beispielsweise die Risikosenkung für Typ-2-Diabetes um bis zu 34 % oder das geringere Risiko für kolorektales Karzinom. Parallel dazu gibt es ein erhebliches Potenzial zur Reduktion umweltbezogener Belastungen wie die Reduktion der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen um bis zu 70 % und der geringere Wasserverbrauch pflanzlicher Lebensmittel pro kcal. Potentielle Risiken Die Umsetzung der Planetary Health Diet ist mit einer Reihe potenzieller Risiken verbunden, die insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen betreffen können. Ein zentrales Problem stellt die reduzierte Bioverfügbarkeit essenzieller Mikronährstoffe wie Eisen, Zink und Calcium aus überwiegend pflanzlichen Quellen dar. Durch die Bindung an Phytate kommt es zu einer eingeschränkten Resorption, wodurch das Risiko für Defi- „Planetary Health Diet“ verknüpft Prävention und Nachhaltigkeit Die „Planetary Health Diet“ ist ein wissenschaftlich fundiertes Ernährungskonzept, das die Förderung individueller Gesundheit mit ökologischer Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung verbindet. Ihre Umsetzung erfordert eine individuelle Anpassung an medizinische und kulturelle Gegebenheiten, um gesundheitliche und ökologische Zielsetzungen gleichermaßen zu gewährleisten. 32 ÆRZTE Steiermark || 11|2025

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