AERZTE-Steiermark-11-2025

Fotos: envato/Iakobchuk, KK EPILEPSIE Auswirkungen auf Beruf und Privatleben hat. Schon wenn Anfälle ein halbes Jahr gehäuft auftreten, kann es sein, dass man seinen Job verliert, das Beziehungsleben erheblich belastet ist oder es zu sozialem Rückzug kommt, da man nicht mehr mit dem Auto fahren darf. Eine ehestmögliche Überweisung zu einem Spezialisten/einer Spezialistin ist daher von wesentlicher Bedeutung, sagt Feichtinger: „Wir können dann alle Möglichkeiten, von Medikamenten bis hin zur Epilepsiechirurgie und Stimulationsverfahren möglichst rasch und effizient nützen.“ Anfallsfrei leben Insgesamt stehen die Chancen für eine erfolgreiche Behandlung der Epilepsie nicht schlecht: Studien zeigen, dass mit dem ersten eingesetzten anfallssupprimierenden Medikament bereits ca. 50 % aller Epilepsie-Patient:innen die Chance haben, anfallsfrei zu leben. „Wenn das nicht funktioniert, führen dann ein zweiter und dritter Versuch mit anderen Medikamenten dazu, dass insgesamt bis zu zwei Drittel der Menschen mit Epilepsie anfallsfrei sind und mit Hilfe dieser medikamentösen Behandlung wieder zurück in ein unbeeinträchtigtes Leben geführt werden können“, streicht Michael Feichtinger die guten Erfolgschancen der medikamentösen Behandlung hervor. Epilepsiechirurgie Aber auch für das verbleibende Drittel der Patient:innen sind damit noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft: In Österreich haben sich mehrere Zentren entwickelt, die zur Behandlung der Erkrankung chirurgische Methoden anbieten – die Epilepsie-Chirurgie. Hierbei wird gezielt ein Teil des Gehirns, von dem die Epilepsie ihren Ausgang nimmt, chirurgisch entfernt. „Einem operativen Eingriff geht natürlich ein aufwendiger diagnostischer Prozess voran. Das beginnt mit einem hochauflösenden MR und einer genauen Aufzeichnung der Anfälle im EEG und auf Video. Es kann aber auch so weit gehen, dass Elektroden direkt an das Gehirn angelegt werden müssen. Diese Diagnostik ist sehr invasiv, und dadurch für die Patient:innen deutlich belastender und aufwendiger aber die Ergebnisse sind viel genauer und ermöglichen oft eine sehr präzise operative Vorgehensweise.“ Bei einem Teil jener Patient:innen, die in ein epilepsie-chirurgisches Diagnoseprogramm eingeschlossen wurden, können dann auch jene Gehirnareale, in denen die Nervenzellen epileptische Impulse abgeben, verlässlich identifiziert und erfolgreich operativ entfernt werden – vorausgesetzt natürlich, dass dabei kein Schaden im Sinne neurologischer oder kognitiver Ausfälle entstehen würde. Zahl der Betroffenen Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen: die Langzeitprävalenz beträgt in Europa ca. 7,6 pro 1.000 Einwohner:innen. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen in der Steiermark wird auf etwa 620 bis 2.350 Fälle geschätzt. „Es gibt 2 Altersgipfel: im Kindesalter – hier sind es zumeist genetisch bedingte Epilepsieformen – und im höheren Alter. Da sind oft degenerative Hirnerkrankungen, traumatische Ursachen oder Schlaganfälle die Ursache für das Auftreten wiederholter epileptischer Anfälle. Bedingt durch die höhere Lebenserwartung wird diese ,Altersepilepsie‘ auch immer häufiger“, führt Feichtinger aus. Umso wichtiger ist daher auch die Weiterentwicklung der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zur Behandlung dieser Erkrankung“, betont der Facharzt. ÆRZTE Steiermark || 11|2025 31 „Zertifizierte Epilepsie-Ambulanzen nehmen sich die Zeit für die Patient:innen, um alle Aspekte der Erkrankung zu behandeln und alle Therapieoptionen zu prüfen – in der Steiermark im Uni-Klinikum sowie in den Neurologischen Abteilungen LKH Graz II, Knittelfeld und Bruck an der Mur.“ Michael Feichtinger Neurologe

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