ÆRZTE Steiermark || 11|2025 27 Foto: Opernfoto Graz minimalen Schäden zu erreichen. „Grundsätzlich ist ein vorsichtiger Umgang mit der Strahlentherapie zwingend. Wir gehen sehr achtsam damit um, wem wir welcher Bestrahlung in welcher Menge unterziehen können“, betont die Ärztin. Und natürlich gehören auch die Nachsorgeuntersuchungen, in denen der Therapieerfolg gemessen und gegebenenfalls die Dauer folgender Bestrahlungen festgesetzt wird, zum Tätigkeitsfeld in der Strahlentherapie. Zahlen steigen Natürlich sind die Tage sehr ausgefüllt und mitunter auch richtig stressig. Die Herausforderungen: Zumal dank moderner Systemtherapien auch die Überlebenschancen immer besser werden, steigt die Zahl der Personen, die eine Behandlung benötigen. Und auch der Fortschritt ist mitunter herausfordernd: moderne Applikationstechniken erlauben es höhere Dosen zu verabreichen, die aber auch immer genauer positioniert werden müssen – das erfordert eine sehr gute Vorbereitung und braucht dementsprechend viel Zeit. Es ist also keine leichte Arbeit, aber eine schöne, weshalb sich Paal auch jederzeit wieder für das Fach entscheiden würde, wie sie betont. Intensiver Austausch „Die Strahlentherapie ist ein sehr interdisziplinäres Fach, das macht es meiner Meinung nach so spannend – in fast jedem medizinischen Bereich gibt es auch einen onkologischen Bereich“, so Katarzyna Paal. Um in diesem komplexen Umfeld bestmögliche individuelle Behandlungsstrategien zu entwickeln, ist die Strahlentherapie in so gut wie in jedem Tumorboard beteiligt. Zudem wird sie nicht selten in Kombination mit anderen Therapiemodalitäten wie Chemotherapie oder Immuntherapie durchgeführt. „Es ist schön, dass man sich in Bezug auf die Patient:innen mit häufigeren und auch selteneren Tumorarten mit erfahrenen Kolleg:innen gut austauschen kann, so lernt man nie aus.“ Arbeit, die wirkt Ein Vorteil des Faches sei auch die angenehme Arbeitsdynamik, so Paal. Zwar würden genauso dringend zu behandelnde Patient:innen zugewiesen, jedoch bliebe im Rahmen der Behandlungsvorbereitung immer genug Zeit, sich eine Zweitmeinung einzuholen. Man könne also immer optimieren. Die Grazer Strahlenklinik bietet zudem die Möglichkeit, an wissenschaftlichen Projekten mitzuarbeiten und ein Teil der Strahlenbehandlungen wird im operativen Modus durchgeführt, wodurch auch forschungs- und chirurgieinteressierte Ärzt:innen angesprochen werden. Als angenehm empfindet die junge Mutter auch die Arbeitsplanung. „Was mir besonders entgegenkommt, ist die Tatsache, dass die Strahlentherapie in Graz vorwiegend ambulante Arbeit ist, denn die ist mir lieber als Stationsarbeit.“ Als eines der Highlights in ihrem Beruf beschreibt Katarzyna Paal es, wenn Patient:innen zur Nachsorge kommen und tumorfrei sind: „Es ist schön zu sehen, was man mit seiner Arbeit bewirkt.“ Falsche Vorurteile Mit Vorurteilen gegenüber ihrem Fach will die junge Fachärztin aufräumen. Der technische Ansatz sei zwar sehr spannend, eine besondere Technik-Affinität sei aber keine Voraussetzung für die Arbeit in der Strahlentherapie. Man sitzt auch nicht den ganzen Tag am Computer. Ein gewisses Interesse und Verständnis für Physik würde sie aber schon empfehlen, erklärt Paal. Dem Glauben, dass es das Fach bald nicht mehr geben wird, widerspricht sie vehement. Im Gegenteil: Zwar arbeite man schon jetzt sehr viel mit Unterstützung der KI, doch die Therapie wird immer komplexer und im Planungsprozess, bei der Indikation zur Bestrahlung, der Entscheidung der Bestrahlungsart und der Begleitung der Patient:innen liegt die Verantwortung immer in den Händen der behandelnden Ärzt:innen. „Es ist die Kombination aus Medizin und Technik, die Arbeit, die zum Teil am Computer und zum Teil am Menschen stattfindet, die das Fach so interessant und abwechslungsreich macht.“ Katarzyna Paal Fachärztin für Strahlentherapie, LKH Graz STRAHLENTHERAPIE
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg3NzQ1MQ==