ÆRZTE Steiermark || 11|2025 19 Fotos: Med Uni Graz, envato/Image-Source hatten wir 2008 fast 20 % Ciprofloxacin-Resistenzen. Dann wurde man mit der Verschreibung restriktiver und 2014 war der Wert nur mehr bei 10 %. Manche Trends lassen sich also auch umkehren“, nennt der Facharzt ein Beispiel. Aus diesem Grund sollte jede Klinik ihre lokale Epidemiologie kennen und sich die Resistenzverhalten ebenso wie jährlichen Resistenzberichte der einzelnen Hygieneinstitute anschauen und die Strategie anpassen. Tracking und Reports spielen eine große Rolle. Antimicrobal Stewardship Antimikrobielle Resistenzen zählen zu einer der 3 größten Gesundheitsgefahren in der EU und verursachen hier etwa 35.000 Todesfälle pro Jahr. „Die WHO hat eine ,Priority List‘ erstellt und aus der ist ersichtlich, dass gramnegative Erreger und vor allem die Gruppe der Enterobakterien besonders im Fokus stehen. Denn hier gehen uns die Antibiotika-Optionen aus“, so Prattes. Das Ziel daher: Man müsse das richtige Antibiotikum in richtiger Indikation zu den richtigen Patient:innen bringen. „Das Antimicrobal Stewardship ist extrem wichtig: Eigene Teams entwickeln Verschreibepraktiken, gehen auf Visite mit und schauen sich an, ob Dosis, Einnahme usw. passen. Ist das etabliert, bringt es durch die Verhinderung von Resistenzen sowohl Vorteile für das ganze Kollektiv als auch für den einzelnen Patienten.“ Neue Antibiotika Der Experte betont, dass auf verschiedenen Ebenen an Lösungen gearbeitet wird: „Für Firmen sind Antibiotika nicht das beste Businessmodell, aber um die 100 neue Kandidaten sind bereits in der vorklinischen bzw. frühen klinischen Testung. Wir haben für resistente gramnegative Erreger bereits neue Substanzen, die in die Zulassung gekommen sind, und das ist eine große Hilfe. Dabei muss man immer betonen: Ein besonders gezielter und überlegter Einsatz ist bei diesen Ersatz-Substanzen wesentlich. Antibiotika sind immer wie Feuerlöscher – nur wenn es sie wirklich braucht, dann sollte man sie einsetzen.“ Im gramnegativen Bereich entwickeln sich derzeit die meisten Resistenzen, aber auch die meisten neue Antibiotika. Herausforderungen Als wesentliche Herausforderung für die Zukunft nennt Prattes eine gute Kommunikation: „Der Klimawandel und die Globalisierung haben eine starke Auswirkung auf das Thema Resistenzentwicklung und -weitergabe. Global gesehen müssen wir zum Beispiel aufpassen, was in der Landwirtschaft alles zum Einsatz kommt. Durch die falsche oder unüberlegte Verwendung bestimmter Stoffe können wir uns viel kaputt machen. Es braucht hinsichtlich der neuen antimikrobiellen Substanzen eine gute Abstimmung.“ „Wir haben für resistente gramnegative Erreger bereits neue Substanzen und das ist eine große Hilfe. Ein besonders gezielter und überlegter Einsatz ist bei diesen ErsatzSubstanzen wesentlich.“ Jürgen Prattes FA an der Klinischen Abteilung für Infektiologie RESISTENZEN
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