KONGRESS ÆRZTE Steiermark || 11|2025 13 Fotos: LKH-Univ Klinikum Graz Valerie Tarbauer Bits & Bytes bestimmen das Krankenhaus der Zukunft Beim Kongress „Bits & Bytes – Das Krankenhaus der Zukunft“ stand in der Medical Science City Graz die rasante Integration von KI in den Klinikalltag im Zentrum. Fazit: Die Entwicklung hat das Potenzial, die medizinische Praxis von Grund auf zu verändern. Die digitale Transformation des Gesundheitswesens ist längst gelebte Realität. Von der automatisierten Bildanalyse in der Radiologie über prädiktive Diagnostik bis hin zu personalisierten Therapieplänen – KI-gestützte Systeme versprechen mehr Präzision und Effizienz. Der Kongress „Bity & Bytes“, der heuer zum ersten Mal stattfand und über 350 Teilnehmer:innen begeisterte, war die Plattform, um dies kritisch zu hinterfragen. KI in der Medizin Die Potenziale der KI in der Medizin sind immens. Ein Vorteil liegt in der Fähigkeit von Algorithmen, riesige Datenmengen in kürzester Zeit zu analysieren. Was sonst Stunden oder Tage dauert, erledigt eine KI in Sekunden. Dies ermöglicht eine schnellere und oft genauere Diagnosestellung, insbesondere bei komplexen Erkrankungen wie Krebs. Algorithmen können Muster in Patientenakten, Labordaten und bildgebenden Verfahren erkennen, die den menschlichen Betrachter:innen eventuell entgehen. Dies hat das Potenzial zu einer frühzeitigeren Erkennung, aber auch zur Optimierung von Behandlungsstrategien. Personal entlasten Ein weiteres entscheidendes Potenzial ist die Entlastung des medizinischen Personals. Routineaufgaben wie die Dokumentation oder die Analyse grundlegender Laborwerte können von KI-Systemen übernommen werden. Dadurch gewinnen Ärzt:innen und Pflegekräfte wertvolle Zeit. Die Automatisierung von Prozessen erhöht zudem die Patientensicherheit, indem sie die Anfälligkeit für menschliche Fehler verringert. Eine weitere Vision: KIgestützte Chatbots könnten Kommunikation und Orientierung unterstützen, indem sie einfache Fragen beantworten und Patient:innen durch das Gesundheitssystem lotsen. Wer trägt die Verantwortung? Trotz aller Vorteile birgt die Integration von KI in die Medizin auch Risiken. Eine der größten Bedenken sind ethische Fragen. Wer trägt die Verantwortung, wenn ein KI-System eine falsche Diagnose stellt? Wie wird sichergestellt, dass die Trainingsdaten frei von Vorurteilen sind und Algorithmen nicht zu einer Benachteiligung bestimmter Patientengruppen führen? Die Sorge vor einem „Algorithmus-Bias“ ist real, denn wenn eine KI hauptsächlich mit Daten von männlichen Patienten trainiert wird, könnte sie bei der Diagnose von Patientinnen versagen. Die Transparenz der Entscheidungsprozesse von KI-Systemen, das sogenannte „Black-Box-Problem“, muss gelöst werden, um Vertrauen zu schaffen. Weitere Herausforderungen betreffen Datensicherheit und Datenschutz sowie die Frage, ob die empathische, persönliche Beziehung zwischen Ärzt:innen und Patient:innen durch einen Algorithmus ersetzt werden kann. Diese und weitere kritische Fragen wurden im Rahmen von „Bits & Bytes“ intensiv diskutiert. Organisiert wurde der Kongress von Gerald Sendlhofer: „Mit ‚Bits & Bytes‘ wollen wir eine Brücke zwischen der rasanten technologischen Entwicklung und der medizinischen Praxis schlagen. Es geht nicht darum, das medizinische Personal durch Maschinen zu ersetzen, sondern darum, es mit den besten Werkzeugen auszustatten. Wir müssen KI als das sehen, was sie ist: ein mächtiger Assistent. Der Mensch, seine Empathie und sein kritisches Urteilsvermögen bleiben selbstverständlich das Herzstück in der Medizin.“
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