AERZTE-Steiermark-11-2025

COVER Hochpotente Medikamente Selbst bei einem gestreuten Tumor-Setting verändern innovative Medikamente viel. Hier kommen heute u. a. Antikörper zum Einsatz, deren Ziel ein Oberflächenprotein der Tumorzellen ist: „So wird die Chemo-Therapie direkt in die Tumorzellen getragen und diese werden gekillt. Bei dieser Behandlung verzeichnen wir beeindruckende Ergebnisse mit einer Verdopplung der durchschnittlichen bisherigen Überlebenszeit der Betroffenen. Solche enormen Verbesserungen haben wir zuvor noch nicht gesehen!“ Die Urologie ist – demographisch bedingt – das Fach mit dem größten Patientenzuwachs, erklärt Ahyai: „In den nächsten 10 Jahren haben wir ein Plus von 20 % an Patienten zu erwarten.“ Eine große Herausforderung ist deshalb der Mangel an Fachärzt:innen, sowohl in den Spitälern als auch in der Niederlassung. Gerhard Posch, Urologe und Vizepräsident der Ärztekammer für Steiermark: „Aktuell gibt es in der Steiermark 81 Fachärzt:innen für Urologie und weitere 24 in Ausbildung, doch wir werden deutlich mehr brauchen, um z. B. die wichtigen Vorsorgeuntersuchungen abdecken zu können.“ Vor allem in der Peripherie mangelt es an Urolog:innen, beispielsweise ist in Murau eine Kassenarztstelle ausgeschrieben, die Besetzung allerdings mehr als schwierig … Dabei ist das Interesse am Fach sehr groß. „Die Urologie ist ein besonderes, weil sehr autarkes Fach. Wir machen sowohl die Diagnostik als auch die Therapie. Außerdem sind die urologischen Karzinome vergleichsweise häufig“, betont Sascha Ahyai. Das Prostatakarzinom ist der häufigste bösartige Tumor bei älteren und der Hodentumor bei jüngeren Männern. Blasen- und Nierenkarzinom, welche natürlich auch bei Frauen vorkommen, stehen in der Statistik ebenfalls weit vorne. Roboterchirurgie Die Urologie hat auch die Roboterchirurgie salonfähig gemacht. „Das zeigt, wie modern, technikaffin und abwechslungsreich das Fach ist“, so der Facharzt. „In unser Gebiet fallen kleine und große Operationen, von minimalinvasiv bis zu, wenn auch immer seltener, offenen Eingriffen – immer begleitet von technologischen Neuerungen, wie wenn zum Beispiel über die Harnröhre operiert wird.“ Prävention: Lebensstilfaktoren Eines ist Sascha Ahyai besonders wichtig: „Man ist als Patient nicht nur Opfer. Das Potenzial wird komplett unterschätzt: Die Menschen können selbst präventiv so viel zu ihrer Gesundheit beitragen – durch Bewegung, ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung. Ein Beispiel: Auch eine erneute Erkrankung ist bei jenen, die ihre Ernährung umgestellt haben, unwahrscheinlicher – das zeigen die Studien deutlich.“ Gerade bei der älteren Generation gebe es oft das Missverständnis, dass der Arzt einem eine Krankheit „nachweisen“ wolle. Das Thema Prävention gehe völlig unter. Dazu sei so ein Movember übrigens auch gut, meint Ahyai: Dass man sich als Arzt bzw. Ärztin Zeit für so ein Gespräch nehme und diese Lebensstilaspekte, die oft viel zu kurz kommen, nicht unter den Tisch fallen lasse. Um zu kommunizieren, dass man es selbst in der Hand habe und zur Prävention ebenso wie zu einer Genesung viel beitragen könne. 12 ÆRZTE Steiermark || 11|2025 „Angesichts des zu erwartenden Patientenzuwachses sind mehr Ressourcen für die urologische Versorgung zwingend notwendig.“ Gerhard Posch Urologe und Vizepräsident der Ärztekammer Fotos: Furgler, envato/leungchopan

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