AERZTE Steiermark 07 2025

Das Magazin der Ärztekammer Steiermark Juli/August 2025 Fürsorge. Magdalena Grießler engagiert sich für medizinische Versorgung in Ghana. Flugzeug. Welche Pflichten für Ärzt:innen bei Notfällen an Bord bestehen. Österreichische Post AG MZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien Hitze im Spital Tarifverhandlungen Dengue und Malaria kommen im Reisegepäck mit nach Österreich Foto: envato/gallery_arief Notarztprüfung Ab 2026 2x jährlich in der Steiermark gesichert

BESSER ALS OFFSET, SCHNELLER ALS DIGITALDRUCK. MEDIENFABRIK GRAZ Dreihackengasse 20, 8020 Graz MEDIENFABRIK WIEN Schloßgasse 10–12, 1050 Wien T +43 (0) 316 / 8095-0, office@mfg.at, www.mfg.at BESTE QUALITÄT. TOP PREISE. Brilliant Ink Printing©-Technologie bietet höchste Flexibilität: Ob auf unterschiedlichsten Papierarten und -stärken, bei kleinen und mittleren Auflagen, bei Nachdrucken oder speziellen Wünschen – das Ergebnis ist durchgehend brillant. Brilliant Ink Printing© revolutioniert, was möglich ist. Entdecke alle Vorteile der neuen Technik und lass dich überzeugen! Brillant in jedem Detail. Perfekt in jedem Druck. inkjet_broschuere.indd 1 il. Perfekt in jedem Druck. dem Druck. 20.01.25 11:35 Brillant in jedem inkjet_broschuere.indd 1 Brillant in jedem Detail. Perfekt in jedem Druck. 20.01.25 11:35

BEREICH THEMEN Produziert gemäß Richtlinie UZ24 des Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Logo für Druck, 4c, dt.: Unten finden Sie das Österreichische Umweltzeichen Druckprodukt. Dabei müssen unbedingt folgende Ric – Platzieren Sie dieses PDF in Ihrem Layout mit 100 % dass nur die von Ihnen gewünschte Logo-Variante im Blume einen Durchmesser von 17 mm und die Schri – Das Umweltzeichen muss genügend Abstand zu and das Logo als eigenständiges grafisches Objekt wiede Hintergrund abgebildet werden. Fotos, detaillierte G – Man kann den Text rechts von der Blume auch ins Im (mit 17 mm Durchmesser!). VERWENDUNG D UMWELTZEICHE MEDIENFABRIK GRAZ, Dreihackengasse 20, 8020 Graz ,T +43 (0)316/8 ÆRZTE Steiermark || 07|2025 3 BUCHTIPP Der blutige Kampf um die Fristenlösung … und was seither geschah Susanne Krejsa MacManus, Christian Fiala 1. Auflage, 190 Seiten ISBN: 978-3-99052-331-5 Band 2 der Schriftenreihe des Museums für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch (MUVS) beleuchtet zunächst die Lebensumstände der betroffenen Frauen zwischen 1945 und 1975, ihr soziales Umfeld, die medizinischen und organisatorischen Abläufe, das Verhalten direkt und indirekt Beteiligter sowie die Rolle von Exekutive und Judikative. Anhand von Strafprozessakten, Zeitungsartikeln, Dokumenten aus Krankenhäusern, Darstellungen aus Literatur und Bildender Kunst, Gesprächen mit Betroffenen, mit Zeitzeuginnen und Angehörigen von Akteuren und Akteurinnen gelingt ein spannender Blick in eine Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche. DATUM 1.9.2025 Mit 1. September 2025 treten die Änderungen im DiplomFortbildungs-Programm in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle seit mindestens 5 Jahren berufsberechtigte Ärzt:innen durchgehend ein DFP-Diplom besitzen und damit ihre erfüllte Fortbildungspflicht nachweisen. Infos dazu auch auf Seite 42. LINK: https://www.medunigraz.at/medical-science-city-graz Die Medical Science City Graz ist ein europäischer Hotspot für Wissenschaft und Innovationen, gelegen am pulsierenden Campus der Med Uni Graz und dem LKH-Univ. Klinikum Graz. Dass man jede Menge Infos dazu auf humorvolle und vor allem spritzige Weise präsentieren kann, beweist der neue Imagefilm – unbedingt anschauen! ZAHL 7 Prozent Heiße Nächte erhöhen das Schlaganfall-Risiko, dies zeigen Forschende von Helmholtz Munich und der Universitätsklinik Augsburg in einer aktuellen Studie. In ihrer Untersuchung haben sie Daten des Universitätsklinikums Augsburg analysiert, die in deren Abteilung für Neurologie über 15 Jahre zu rund 11.000 Schlaganfällen erhoben wurden. Die Auswertung zeigt, dass extreme nächtliche Hitze das Schlaganfallrisiko um 7 Prozent erhöht. Insbesondere ältere Menschen und Frauen sind demnach gefährdet. Foto: Verlagshaus der Ärzte FORTBILDUNGSTIPP Die 35. Grazer Fortbildungstage bieten vom 6. bis 11. Oktober 2025 ein vielseitiges, interdisziplinäres Programm mit 33 Plenarvorträgen, 2 Symposien, 3 Morgenvorlesungen, 4 Meetthe-Experts sowie 42 Seminaren & Kursen für Ärzt:innen, ergänzt um 12 Seminare für Mitarbeiter:innen. Alle Informationen und Details dazu finden Sie wie gewohnt online unter www.grazerfortbildungstage.at. UPDATE IM JULI/AUGUST SCHLAGZEILE Warnruf nach dem Grazer Schock Die Ärztekammer sieht nach dem Amoklauf in Graz „enormen Handlungsbedarf“ bei den Angeboten für psychische Gesundheit. Die Regierung wird sich mit dem Thema im Ministerrat befassen. Der Standard, 18. Juni 2025 IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@ aekstmk.or.at | Chefredaktion: Mag.a Beate Mosing | Redaktion: Mag.a Edith Preiß, Thomas Zenz | Produktion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | Anzeigen: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Mediengesetz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. 0316 / 804440, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–. mSc GRAZ

BEREICH THEMEN 4 ÆRZTE Steiermark || 07|2025 Fotos: Jugend Eine Welt, Adobe Firefly THEMEN Cover. Chikungunya, Dengue und Co.: Werden die Tropenkrankheiten auch bei uns zum Thema? 8 Über 35.000 Unterschriften sind ein starkes Signal 11 Großartige Stimmung bei der KulturSommerNacht der Medizin 12 Hart wie Titan: Neue Ansätze in der Harnsteinforschung 14 Neue Spezialisierung zur innerklinischen Akut- und Notfallmedizin 16 Notarzt-Prüfung findet weiterhin in der Steiermark statt 17 Psychische Erste Hilfe bei Kindern und Jugendlichen 18 Über 90 % Behandlungserfolge in der Akutgeriatrie 21 Turnusärzt:innenpreis: Ihr Fallbericht bewegt 22 Altersübergreifende Innovationen 24 Pflicht zur barrierefreien Webseite – was bedeutet das? 26 Gerne Arzt in der Steiermark. 2 Praxen auf einen Streich 30 Erlesen. Für den Sommer ein bunter Reigen an Geschichten 32 Wirtschaft & Erfolg. Die Renaissance des konventionellen Immobilienkauf 36 Wirtschaft & Erfolg. Jahresstatistik 2024 des Wohlfahrtsfonds 38 Experten-Tipp. Aktualisierung des Ärzteausweises 39 ANGESTELLTE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Stimmungslage in den Spitälern: IMAS-Umfrage 44 Dienstrecht aktuell. Altersteilzeit kompakt erklärt 46 Summertime Blues 48 NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Kassencheck. Verrechenbare Position PS 51 Außervertragliche Leistungen: Aktueller Beschluss zu Empfehlungstarifen 52 HBS4Ordi: Honorarberatungsservice der Ärztekammer 54 Heiße Diskussionen in vierter Verhandlungsrunde mit ÖGK 55 Neue Gemeindearztentgeltverordnung 56 Der Normdatensatz: Schlüssel für zukunftssichere Praxisverwaltung 58 Debatte 6 News 43 Kleinanzeigen 59 Personalia 63 Cartoon 65 Ad Personam 66 ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST Zwischen Mangobaum und Kreißsaal – Magdalena Grießler betreibt in Mariazell ein Gesundheitszentrum und engagiert sich in ihrer Freizeit für die medizinische Versorgung in Ghana. Seite 28 MEDIZINISCHE NOTFÄLLE IM FLUGZEUG „Ist eine Ärztin oder ein Arzt an Bord?“, diese Frage kann bei einem medizinischen Notfall in einem Flugzeug gestellt werden. Ein Überblick über die rechtliche Situation. Seite 34

BEREICH ÆRZTE Steiermark || 07|2025 5 THEMEN „Nutzen Sie Künstliche Intelligenz in Ihrem Alltag?“ lautete die „Frage des Monats“ an die steirische Ärzteschaft. Die Ergebnisse zeigen, dass etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmenden, nämlich 56,3 %, die KI bereits in Verwendung hat. Im Gegensatz dazu gaben 43,7 % an, KI derzeit nicht zu verwenden. Bei jenen Ärzt:innen, die die Künstliche Intelligenz bereits einsetzen, haben 34,8 % sowohl beruflich als auch privat damit zu tun. Bei 9,6 % der Befragten beschränkt sich dies auf den beruflichen Alltag und 11,9 % verwenden KI ausschließlich privat. Dass es unterschiedliche Standpunkte zu KI-Anwendungen gibt, lässt sich an den freien Antworten ablesen: „KI-Lösungen sollten dringend in die Ordinationssoftware eingebunden werden. Die Ordinationslösungen sind funktional am Stand der 1980er- und 1990er-Jahre“, lautete ein Wunsch, während andere sich vehement gegen KI-Nutzung aussprachen. EPIKRISE Kurze Nachrichten aus der Redaktion Soziale Medien: X/Twitter: www.twitter.com/ AERZTE_NEWS Facebook: www.facebook. com/aerztekammer.stmk/ und Facebook-Gruppe für steirische Ärztinnen und Ärzte Youtube: AERZTE_NEWS Instagram: www.instagram. com/aerztekammerstmk Foto: Ärztekammer KI-Nutzung: Mehrheit setzt sie bereits ein AERZTE Frage des Monats: Nutzen Sie KI in Ihrem Alltag? Ja, vorwiegend in meinem beruflichen Alltag. Ja, sowohl beruflich als auch privat. Ja, aber ausschließlich privat. Nein. Teilnehmer:innen: 135 DAS BILD DES MONATS. Die „Rote Laterne“ für die niedrigste Rücklaufquote bei der Ausbildungsevaluierung 2025 konnten Gerhard Posch, Gerhard Postl und Gerald Wolf (ÄK Steiermark) nun an Johanna Zechmeister (ÄK Niederösterreich) übergeben. Mit dem Rücklauf von 56 % liegt die Steiermark vor Wien (53,5 %) und Niederösterreich (51,3 %). 43,7 % 34,8 % 11,9 % 9,6 %

6 ÆRZTE Steiermark || 07|2025 BEREICH INTRA KONT A DEBATTE Claudia Klimt-Weithaler Gesundheit darf keine Frage des Wohnorts oder der Geldbörse sein Im steirischen Gesundheitswesen stehen wir vor einer Zerreißprobe: Immer mehr Krankenhausabteilungen schließen, Betten werden gesperrt, Kassenarztpraxen finden keine Nachfolger:innen und vor allem in ländlichen Regionen bricht zusehends die umfassende medizinische Infrastruktur weg. In dieser angespannten Lage rückt der Ausbau von Primärversorgungszentren (PVZ) in den Mittelpunkt der politischen Diskussion. Diese Zentren sollen durch die Bündelung verschiedener Gesundheitsberufe wohnortnahe Versorgung, insbesondere im ländlichen Raum sichern. Ein durchaus sinnvolles Konzept – aber wie gut funktioniert dieses Modell in der Praxis wirklich? Wir als KPÖ wollen uns nicht auf Versprechungen der Landesregierung verlassen, sondern uns selbst ein Bild von den aktuell bestehenden Einrichtungen und der tatsächlichen Umsetzbarkeit machen. Deshalb hat der Landtagsklub begonnen, eine Tour durch alle Primärversorgungszentren in der Steiermark zu machen, um genauer hinzuschauen, wo es gut funktioniert, wo es Lücken gibt und wie wir sicherstellen können, dass niemand in unserem Bundesland durch das Raster fällt. Bei unseren ersten Besuchen konnten in Gesprächen mit Fachkräften bereits wichtige Einblicke in den Alltag im PVZ gewonnen werden. Es wurde deutlich, dass die Arbeit in diesen Zentren gut funktioniert und sie wesentlich dazu beitragen, Krankenhäuser zu entlasten und lange Anfahrtswege für Patient:innen zu vermeiden. Gleichzeitig zeigen sich aber durchaus auch Herausforderungen – etwa bei der Personalsuche in dünn besiedelten Regionen, beim Fehlen von notwendigen Sozialarbeiter:innen sowie bei der flächendeckenden gynäkologischen und kinderärztlichen Versorgung. Wir sind gespannt, wie die blau-schwarze Landesregierung mit all den Herausforderungen im Gesundheitswesen in Zukunft umgehen wird. Reine Ankündigungen werden nicht reichen – es braucht ein klares Bekenntnis zur flächendeckenden, solidarischen Gesundheitsversorgung. Wir als KPÖ werden uns jedenfalls weiterhin dafür einsetzen und im Herbst unsere PVZ-Tour fortsetzen, das Gespräch mit Fachkräften suchen und aufzeigen, wo dringender Handlungsbedarf besteht. Denn Gesundheit ist ein Grundrecht für alle Steirer:innen – unabhängig vom Wohnort oder der Geldbörse. Claudia Klimt-Weithaler Klubobfrau des steirischen KPÖ-Landtagsklubs Gerhard Posch Nur kühle Köpfe bleiben cool! Hitze im Spital ist mehr als nur ein thermisches Problem – sie trifft unsere Ärztinnen und Ärzte sowie die Patientinnen und Patienten jeden Sommer gleichermaßen und kann sich negativ auf deren Leistungsfähigkeit und Sicherheit auswirken. Immer häufiger beobachten wir in vielen Abteilungen Temperaturen, oder erhalten Berichte darüber, dass diese über dem empfohlenen Bereich von maximal 25 Grad liegen, wie es im steirischen Hitzeschutzplan vorgesehen ist. Diese latente Überhitzung beeinträchtigt die Konzentration von Ärztinnen und Ärzten – insbesondere in Bereichen, in denen Präzision und Sicherheit oberstes Gebot sind. Aus meiner Sicht als Standesvertreter ist klar: Wenn überhitzte Ärztinnen und Ärzte auf überhitzte Patientinnen und Patienten treffen, ist dies keineswegs cool. Weder die Gesundheit derer, die Gesundheit ermöglichen, noch derer, die einer optimalen Versorgung und Behandlung bedürfen, darf durch zu viel Hitze im Spital gefährdet werden. Wir setzen uns daher in den Gesprächen mit den Spitalsträgern aktiv dafür ein, dass in Krankenhäusern funktionierende Klimatisierungs-Tools installiert werden, dass bauliche Voraussetzungen angepasst werden und effektive Präventionsmaßnahmen wie eine natürliche Begrünung von Außenflächen oder Schattierungen geschaffen werden. Und wir drängen auf verbindliche Standards für Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit in allen Bereichen unserer Spitäler. Denn eines ist sicher: Gesunde, leistungsfähige Ärztinnen und Ärzte sind die Basis für gute Medizin und die optimale Versorgung unserer Patientinnen und Patienten – bei Hitze darf das nicht gefährdet werden. Denn kühle Köpfe braucht es, um cool zu bleiben! Insbesondere im Krankenhaus. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte

BEREICH ÆRZTE Steiermark || 07|2025 7 Der aktuelle Rechnungshofbericht legt den Finger in eine offene Wunde: Die Vereinbarkeit von ärztlicher Tätigkeit und Familie bleibt eine ungelöste Herausforderung. Besonders die Kinderbetreuung ist für viele Kolleginnen und Kollegen ein echtes Nadelöhr – zu wenige Plätze, zu schlechte Öffnungszeiten und vor allem: Die Betreuungszeiten sind nicht an die realen Arbeitszeiten im ärztlichen Alltag angepasst. Gerade für Ärztinnen und Ärzte, die oft zu Randzeiten, an Wochenenden oder im Nachtdienst arbeiten, ist das bestehende Angebot schlichtweg unzureichend. Das führt nicht nur zu persönlichem Stress, sondern wirkt sich auch negativ auf die Attraktivität unseres Berufes aus. Denn Planungssicherheit, gerade in der Kinderbetreuung, ist ein entscheidender Faktor, um Beruf und Familie miteinander vereinbaren zu können. Wer den Fachkräftemangel ernsthaft bekämpfen will, muss hier ansetzen. Unsere Forderungen sind klar: • Kinderbetreuungs-Garantie für Ärztinnen und Ärzte: Niemand sollte wegen fehlender Kinderbetreuung auf eine Anstellung oder eine Rückkehr in den Beruf verzichten müssen. • Betriebs-Kindergärten mit Übernachtungsmöglichkeit: Moderne Betriebskindergärten, die sich an den tatsächlichen Dienstzeiten orientieren, sind ein Gebot der Stunde. Nur so können wir echte Entlastung schaffen, auch wenn gesetzliche Regelungen angepasst werden müssen. • Neues, flexibles Denken: Wir brauchen innovative Modelle – etwa flexible Betreuungszeiten, kurzfristige Notfallbetreuung bei Rufbereitschaft und Kooperationen zwischen Gesundheitseinrichtungen und Trägern der Kinderbetreuung. Die Zeit ist reif für einen Paradigmenwechsel. Es braucht Mut, alte Strukturen zu hinterfragen und moderne, familienfreundliche Lösungen zu schaffen. Nur so bleibt der ärztliche Beruf für junge Menschen attraktiv – und nur so sichern wir die Versorgung der Patientinnen und Patienten auch in Zukunft. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark Dass der Kurie bei der Gemeindearztentgeltverordnung nach über einem Jahrzehnt endlich ein zukunftsweisender Abschluss gelungen ist, ist ein Schritt in die richtige Richtung für die steirische Ärzteschaft sowie ein wichtiges Signal für die Kindergesundheit und die sanitätsbehördliche Versorgung. Doch man muss ehrlicherweise hinzufügen: Das war längst überfällig. Bei den Tarifverhandlungen mit der ÖGK ist noch viel zu wenig Bewegung hineingekommen. Zwar war auch die vierte Verhandlungsrunde intensiv und hitzig, doch bei den Ergebnissen ist noch kein Land in Sicht. Das derzeit vorliegende Angebot ist nur marginal verbessert worden – aber bei Weitem nicht ausreichend für sicherere wirtschaftliche Perspektiven, wie sie sich unsere niedergelassenen Ärzt:innen verdienen. Und das in Zeiten von erneut steigenden Inflationsraten ... Unsere Ärzt:innen leisten tagtäglich hochwertige, gesundheitliche Versorgung und stehen durch die Rahmenbedingungen massiv unter Druck – sie dürfen keinesfalls mit halbherzigen Angeboten abgespeist werden. Die Patient:innen würden sich schließlich – zu Recht – auch nicht mit halben Behandlungen zufriedengeben! Es braucht endlich ein Gesamtpaket, das wirtschaftlich tragfähig ist und die Rahmenbedingungen für eine moderne, sichere Versorgung stärkt. Einen weiteren Aspekt dürfen wir auch nicht vergessen: Die niedergelassenen Ärzt:innen sind wichtige Arbeitgeber:innen. Sie müssen wirtschaftlich bestehen und wachsen können, um diese Arbeitsplätze zu sichern. Über den Sommer sind mit der ÖGK weitere Gespräche auf Büroebene geplant. Wir werden in unserem Einsatz für die niedergelassenen Ärzt:innen nicht nachlassen. Aber klar ist auch: Ein faires, valorisiertes Tarifsystem ist keine Kür, sondern Grundbedingung. Hier muss sich endlich richtig etwas bewegen – im Sinne der steirischen Ärzteschaft und ihrer Patient:innen. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte EXTRA Dietmar Bayer Wir nehmen Fahrt auf – aber viel zu langsam STANDORTBESTIMMUNG Michael Sacherer Beruf und Familie: Moderne Betreuung statt alter Strukturen DEBATTE Fotos: KPÖ, Furgler, Schiffer

8 ÆRZTE Steiermark || 07|2025 Chikungunya, Dengue und Co.: Werden die Tropenkrankheiten auch bei uns zum Thema? Durch den Klimawandel bedingte Veränderungen sorgen für die Ausbreitung von tropischen Fieberkrankheiten. „Das ist natürlich ein guter Aufmacher für die Medien“, weiß Tropenmediziner Maximilian Gornicec. Wie er das Thema beurteilt und was er Ärzt:innen für die Diagnostik rät, verrät der Experte im Interview. „Tropenkrankheiten sind derzeit in Österreich noch importierte Erkrankungen“, betont Infektiologe Maximilian Gornicec, deshalb seien Schlagzeilen, dass Tropenkrankheiten bei uns auf dem Vormarsch seien, auch immer mit Vorsicht zu genießen, meint er. Weltweit sei das schon der Fall; tropische Fieberkrankheiten breiten sich insbesondere in Mittel- und Südamerika sowie Asien (vor allem Südostasien) aus. Und: Überträger wie die asiatische Tigermücke sind bereits bei uns heimisch. Deshalb bestehe die Möglichkeit der Übertragung von z. B. Dengue oder Chikungunya in gewissen Situationen, wenn ein erkrankter virämischer Reiserückkehrer von einer asiatischen Tigermücke gestochen wird und diese wiederum eine andere Person sticht, sodass diese infiziert werden kann und die Krankheiten sich somit mittel- oder langfristig bei uns etablieren könnten. Es kommt aber darauf an, zwischen den unterschiedlichen Krankheiten zu differenzieren: „Bei Malaria schätzt man das Risiko allerdings gering ein. Dafür ist das Gesundheitssystem bei uns zu gut ausgebaut“, so der Arzt. An der Universitätsklinik für Innere Medizin in Graz in der Abteilung für Infektiologie betreut der Experte vor allem Reiserückkehrer:innen – vorwiegend sieht man hier Fälle von Malaria und Dengue. Denguevirus Früher war Malaria die häufigste importierte Krankheit bei fiebernden Tropenrückkehrer:innen, inzwischen hat das Denguefieber diese Rolle übernommen. Durch die steigenden Durchschnittstemperaturen breiten sich die Vektoren weiter aus, die höheren Temperaturen verlängern die Aktivitätsdauer der Mücken und verkürzen gleichzeitig die Inkubationszeit des Virus im Vektor – die Übertragung geschieht dadurch schneller. Auch Überschwemmungen können für weitere Ausbreitungen sorgen. Meldepflichtig Das Denguevirus ist meldepflichtig. Im Jahr 2025 wurden insbesondere in Süd- und Mittelamerika sowie in Asien aber auch in Afrika deutlich steigende Infektionszahlen registriert. Dass die asiatische Tigermücke – der Hauptüberträger – inzwischen in Europa heimisch ist, hat das mediale Interesse weiter verstärkt. In Ländern wie Frankreich, Kroatien, Italien, Spanien und Portugal (Madeira) wurden bereits autochthone Fälle – vereinzelt aber auch clusterartige Ausbrüche – gemeldet, in Österreich noch nicht. Die Inkubationszeit für Dengue liegt zwischen 3 und 14 Tagen. Ein Großteil der Infektionen ist asymptomatisch. Typische Symptome sind Fieber, Muskel- und Gelenksschmerzen, Hautausschlag, Kopfschmerzen sowie allgemeine Abgeschlagenheit. „Die Laborparameter sind meist unspezifisch wie bei anderen viralen Infekten (u. a. Leukopenie, Thrombopenie, erhöhte Leberfunktionsparameter). In sehr seltenen Fällen kann es zu einem hämorrhagischen Fieber oder sogar einem Dengue-Schocksyndrom kommen – insbesondere bei Zweitinfektionen oder bei vorbestehenden Erkrankungen wie Diabetes oder Niereninsuffizienz kann das Risiko für einen schweren Verlauf erhöht sein“, beschreibt Maximilian Gornicec. Diagnose und Therapie Die Diagnose erfolgt in der Regel über Antigen/AntikörperSchnelltests. Behandelt wird symptomatisch, eine spezifische Therapie gibt es nicht. Foto: envato/Image-Source COVER

Wegen möglicher Thrombopenie sollten keine NSAR eingesetzt werden. Nach einer Infektion besteht wahrscheinlich eine lebenslange Immunität für den jeweiligen Serotypen (einen von insgesamt vier). Kurzzeitig besteht nach der Erstinfektion auch eine Kreuzimmunität gegenüber einem weiteren Serotyp. Eine Impfung (Lebendimpfstoff) ist verfügbar, jedoch wird derzeit noch keine generelle Impfempfehlung für Reisende seitens des österreichischen Impfgremiums ausgegeben. Für etwaige Impfkandidat:innen sollte die Vorstellung an einer reisemedizinischen Ambulanz erfolgen. Malaria ausschließen Fieber, Muskelschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, starke Kopfschmerzen und mitunter auch Verwirrtheit – die Symptome bei Malaria sind jenen von Dengue sehr ähnlich. Deshalb muss Malaria tropica, bei der es rasch zu schweren, lebensbedrohlichen Verläufen kommen kann, immer ausge s ch l o s - sen werden. Malaria ist eine durch Parasiten (sogenannte Plasmodien) verursachte Infektionskrankheit, wird von der Anophelesmücke übertragen und ist in Österreich ebenfalls meldepflichtig. „Meine Keymessage an alle Ärzt:innen: Bei Reiserückkehrer:innen mit Fieber immer fragen, ob sie sich in einem Malariagebiet aufgehalten haben. Malaria muss immer als erstes ausgeschlossen werden“, betont Gornicec. Aktuelle Informationen zu Malariagebieten sind entscheidend für die ärztliche Abklärung. Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin stellt regelmäßig aktualisierte Karten zur Verfügung, die eine gute Orientierung bieten. Dabei ist zu beachten, dass sich die epidemiologische Lage schnell ändern kann: So galt etwa Sansibar als malariafrei – inzwischen zählt es wieder zu den Risikogebieten. Diagnostik Die Malariadiagnostik erfolgt immer mittels Blutausstrich und gegebenenfalls zusätzlich mittels Antigen-Schnelltests. Wichtig: Der Antigentest allein reicht nicht aus, da es Regionen gibt, in denen dieser falsch-negative Ergebnisse liefern kann, unterstreicht der Tropenmediziner: „Die Behandlung von Malaria muss spezialisiert von Expert:innen erfolgen.“ Risikogruppe Menschen, die ursprünglich aus endemischen Regionen (z. B. aus Ländern in SubsaharaAfrika) stammen, konnten durch rezidivierende Infektionen eine sogenannte Semiimmunität aufbauen. Wenn diese Menschen nun ihren LebensFotos: medmedia.at, envato/goinyk COVER ÆRZTE Steiermark || 07|2025 9 „Meine Keymessage an alle Ärzt:innen: Bei Reiserückkehrer:innen mit Fieber immer fragen, ob sie sich in einem Malariagebiet aufgehalten haben.“ Maximilian Gornicec Infektiologe

COVER mittelpunkt außerhalb einer endemischen Region haben, nimmt die Semiimmunität mit der Zeit ab. „Reisen sie auf Besuch in ihre Herkunftsländer, um Familie und Freunde zu besuchen, wird nicht bedacht, dass die Semiimmunität nicht mehr besteht. Deshalb sind die ,Visiting Friends and Relatives (VFR)‘ aktuell die größte Gruppe an Reiserückkehrer:innen, die an Malaria erkranken. Wir führen dazu in Graz eine Datenauswertung durch“, erzählt der Arzt. Ziel wäre es, in der Gruppe der VFR ein Bewusstsein zu schaffen, dass auch für sie das neuerliche Risiko einer Malariainfektion besteht. Weltweit werden jährlich rund 250 Millionen Malariafälle registriert, mit über 600.000 geschätzten Todesfällen. 2023 wurden in Österreich 97 importierte Malariafälle gemeldet. 2024 waren es 80. Prophylaxe Eine Schutzimpfung gegen Malaria ist derzeit nur für Kinder in Endemiegebieten zugelassen, sagt Gornicec und empfiehlt hingegen die medikamentöse Prophylaxe für Reisen in Länder mit hohem Malaria-Risiko: „Diese wird zumeist gut vertragen, auch wenn sich noch immer andere hartnäckige Gerüchte halten. Doch damit kann man schwere Erkrankungen vermeiden. Wir empfehlen sie Reisenden und auch den ,Visiting Friends and Relatives‘, die bei uns wegen einer Erkrankung behandelt werden, für zukünftige Besuche.“ Chikungunya Auch eine weitere tropische Fiebererkrankung, nämlich das Chikungunya-Virus, ist zunehmend in den Medien präsent, so der Experte. Autochthone Fälle wurden bereits in Frankreich dokumentiert. Die Erkrankung wird durch Mücken übertragen und äußert sich vor allem durch Fieber, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen und Kopfschmerzen. Das Hauptproblem ist aber ein erhöhtes Risiko für Chronifizierung – die Gelenkschmerzen, ähnlich einer rheumatischen Erkrankung, können über Wochen und Monate andauern. Eine Lebendschutzimpfung ist seit kurzer Zeit verfügbar, aufgrund vereinzelter schwerer Nebenwirkungen bei über 65-Jährigen sollte die Impfung bei dieser Gruppe nicht verwendet werden. West-Nil-Virus Das West-Nil-Virus wurde ursprünglich in Uganda entdeckt und wird daher mitunter als Tropenerkrankung gesehen. Das Virus ist jedoch auch in gemäßigten Klimazonen zu finden. Einen größeren Bekanntheitsgrad erlangte es durch einen Ausbruch im Jahr 1999 an der Ostküste der USA. Schon seit geraumer Zeit ist der Erreger auch in Europa heimisch geworden. Im Jahr 2024 gab es 37 Fälle in Österreich – in der Steiermark wurde bisher noch kein Fall dokumentiert. 80 % der Infektionen verlaufen asymptomatisch, in schweren Fällen kann es jedoch zur sogenannten West-Nil-Enzephalitis oder -Meningitis kommen – also zu potenziell lebensbedrohlichen neurologischen Komplikationen. Stichschutz Der wichtigste Schutz vor durch Mücken übertragenen Erkrankungen ist das konsequente Vermeiden von Stichen, betont Maximilian Gornicec abschließend. Er empfiehlt Reisenden auf Schutzmaßnahmen wie das Tragen langärmliger Kleidung sowie das Schlafen unter Moskitonetzen zu achten. Ebenso wichtig ist die Anwendung von Repellents. Fotos: envato/yanadjana, envato/WildMediaSK

RESOLUTION ÆRZTE Steiermark || 07|2025 11 Fotos: Schiffer Über 35.000 Unterschriften sind ein starkes Signal Die Resolution „Gesunde Steiermark/Gesundes Österreich“ hat einen bemerkenswerten Erfolg erzielt: Über 35.000 Menschen haben mit ihrer Unterschrift ein klares Zeichen gesetzt und die Forderung nach dringenden Reformen im österreichischen Gesundheitssystem unterstützt. Die zahlreichen Unterschriftenlisten, die bis Ende Juni in der Ärztekammer Steiermark eingetroffen sind, untermauern, welch großen Rückhalt die Forderungen der Ärzteschaft in der Bevölkerung haben und wie sehr den Menschen das Thema am Herzen liegt. Über 35.000 Unterschriften aus allen steirischen Regionen unterstützen die Initiative, die von Erich Schaflinger, dem Vorsitzenden des Koordinationsgremiums für Versorgungssicherheit und ärztlichen Direktor des LKH Hochsteiermark angestoßen wurde. Gemeinsam mit den Gesprächen auf politischer Ebene und dem persönlichen Feedback vieler Unterstützer:innen verleiht das dem Ruf nach Reformen für eine stabile Gesundheitsversorgung Gewicht. Breite Beteiligung Der Erfolg ist nicht zuletzt der aktiven Mitwirkung zahlreicher Ärztinnen und Ärzte zu verdanken. In Ordinationen, Ambulanzen und Spitälern wurden Unterschriftenlisten aufgelegt und die zentrale Botschaft verbreitet. Die Resolution benennt die drängendsten Herausforderungen: steigende Bevölkerungszahlen, stagnierende Kassenstellen und zunehmender Versorgungsdruck. Diese Entwicklungen wirken sich auf alle Bereiche der medizinischen Versorgung aus – vom niedergelassenen Bereich bis hin zu den Spitälern. Ärzt:innen geraten unter zunehmende Belastung, Patient:innen sehen sich mit langen Wartezeiten konfrontiert. Dringender Reformbedarf „Das Gesundheitssystem ist die größte Baustelle der Republik“, betont Dietmar Bayer, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzt:innen. Die Ärztekammer fordert aus diesem Grund 200 neue Kassenstellen in der Steiermark – ein realistischer und notwendiger Schritt zur langfristigen Absicherung der medizinischen Versorgung. „Es braucht eine verbindliche Patientenlenkung, um die steirischen Spitaler zu entlasten“, erklärt Gerhard Posch, Kurienobmann der angestellte Ärzt:innen. „Wer weiter zaudert, riskiert die Zukunft der Gesundheitsversorgung. Wir fordern, dass die Politik Verantwortung übernimmt und richtige Reformen nicht länger aufschiebt. Wir erwarten, dass die Politik dieses deutliche Zeichen richtig einordnet und die Warnsignale – nun auch eindrucksvoll durch die Resolution dargestellt – nicht länger ignoriert“, unterstreicht auch Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark. „Wer weiter zaudert, riskiert die Zukunft der Gesundheitsversorgung. Wir fordern, dass die Politik Verantwortung übernimmt und richtige Reformen nicht länger aufschiebt.“ Michael Sacherer Präsident Ärztekammer Steiermark Niedergelassene Ärztinnen & Ärzte, Spitalsärztinnen & Spitalsärzte, Gesundheitspersonal sowie Patientinnen & Patienten unterstützen gemeinsam folgende Ziele: GESICHERTE VERSORGUNG für Patient:innen durch STÄRkUNG & AUSbAU des niedergelassenen bereichs bEdARfSORIENTIERTE abgestufte Spitalsstruktur mit Schwerpunktsetzungen Unterstützen Sie die Resolution und das Volksbegehren „Gesunde Steiermark/Gesundes Österreich“. Es geht um Ihre Gesundheit. Resolution Gesunde steiermark Gesundes Österreich GEMEINSAM GUT vErSorGEN „Das Gesundheitssystem ist die größte Baustelle der Republik - zusätzliche Kassenstellen sind dringend notwendig, um die medizinische Versorgung abzusichern.“ Dietmar Bayer Vizepräsident Ärztekammer Steiermark

12 ÆRZTE Steiermark || 07|2025 Großartige Stimmung bei der KulturSommerNacht der Medizin VERANSTALTUNG Mehr als 200 Ärztinnen und Ärzte sowie deren Partner:innen folgten der Einladung zur KulturSommerNacht der Medizin und erlebten einen unvergesslichen Abend im stilvollen Ambiente des AIOLA im Schloss St. Veit. Für den kulturellen Höhepunkt des Abends sorgte auf sehr charmante Art und Weise die Kabarettistin Eva Maria Marold: Mit ihrer beeindruckenden Stimme und ihrem pointierten Schmäh begeisterte sie das Publikum und sorgte für heitere Stimmung und viele Lacher. Auch das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite – mit strahlendem Himmel und sommerlichen Temperaturen bildete es den perfekten Rahmen für einen gelungenen Abend: Kulinarische Genüsse aus dem Hause AIOLA und mitreißende lateinamerikanische Rhythmen der Band Montevideo rundeten das Event ab. Ein besonderer Dank gilt Sie&Wir für die freundliche Unterstützung dieser gelungenen Veranstaltung! Fotos: Schiffer Mit freundlicher Unterstützung von

Fotos: Schiffer VERANSTALTUNG Kammeramtsdirektor Stefan Kaltenbeck, Präsident Michael Sacherer, Finanzreferentin Doris Kriegl, ÄK-Wien-Kammeramtsdirektorin Melody Buchegger-Golabi und ÖÄK-Präsident Johannes Steinhart (v. l.) ÄK-Vizepräsident Peter Schmidt mit Begleitung, ÄK-Präsident Michael Sacherer mit Begleitung und ÖGK-Steiermark-Vorsitzende Beatrice Erker mit Begleitung Zahnärztekammerpräsident Erwin Bernklau (l.) mit ÄK-Präsident Michael Sacherer

14 ÆRZTE Steiermark || 07|2025 KOOPERATION Harnsteine zählen zu den häufigsten urologischen Krankheitsbildern – und bergen für die Forschung bislang kaum genutztes Potenzial. Eine außergewöhnliche Kooperation zwischen der Abteilung für Urologie des LKH Hochsteiermark am Standort Leoben und dem Department für Werkstoffwissenschaften der Montanuniversität Leoben rückt nun die strukturellen und mechanischen Eigenschaften dieser Steine in den Fokus. Medizin trifft Materialwissenschaft Stefan Heidler, Privatdozent am LKH Hochsteiermark, und Daniel Kiener, Professor an der Montanuniversität Leoben, verbinden medizinisches Know-how mit hochspezialisierter Materialanalytik. „Die Kombination von medizinischem Fachwissen und den Methoden der Werkstoffwissenschaften eröffnet uns völlig neue Perspektiven“, erklärt Heidler. „Dadurch können wir Harnsteine aus einem neuen Blickwinkel betrachten“. Ziel der Forschung ist es, Grundlagen für neue Therapieansätze und technologische Entwicklungen zu schaffen. Überraschende Resultate Im Rahmen der Studie werden Harnsteine, die bei endoskopischen Eingriffen entfernt wurden, am Lehrstuhl für Materialphysik der Montanuniversität systematisch untersucht. Neben strukturellen Analysen mittels hochauflösender Mikroskopie kommt auch der sogenannte Vickers-Härtetest zum Einsatz, bei dem ein Diamantkörper in den Stein gedrückt wird. Das Ergebnis: Die Härtewerte der häufigsten Harnsteine Hart wie Titan: Neue Ansätze in der Harnsteinforschung In einer interdisziplinären Zusammenarbeit untersuchen das LKH Hochsteiermark und die Montanuniversität Leoben die mechanischen Eigenschaften von Harnsteinen – mit dem Ziel, innovative Diagnose- und Therapieverfahren zu entwickeln. Fotos: LKH Hochsteiermark „Die ersten gewonnenen Daten haben bereits internationales Interesse geweckt.“ Stefan Heidler Roland Griebl (Vertriebsleiter Österreich Richard Wolf GmbH), Georg Gotschuli (Institut für Radiologie und Nuklearmedizin, LKH Hochsteiermark), Gerhard Posch (Abteilung für Urologie, LKH Hochsteiermark), Stefan Heidler (Abteilung für Urologie, LKH Hochsteiermark), Daniel Kiener (Department Materials Science, Montanuniversität Leoben) und Thomas Alber (Vorstand der Abteilung für Urologie, LKH Hochsteiermark), v. l.

Fotos: Schiffer, LKH Hochsteiermark, istock/piotr_malczyk KOOPERATION bewegen sich im Bereich von Metallen wie Eisen, Titan oder Kupfer. Diese Erkenntnis hat nicht nur therapeutische Relevanz – etwa bei der Auswahl der optimalen Zerkleinerungstechnologie – sondern könnte auch innovative bildgebende Verfahren inspirieren. Von der Forschung in die Klinik Die Studienergebnisse stoßen bereits auf internationales Interesse. Auch die Industrie – etwa der Medizintechnikanbieter Richard Wolf – verfolgt die Entwicklungen mit großem Interesse. Um die klinische Relevanz weiter zu stärken, wird in einem nächsten Schritt auch das Institut für Radiologie und Nuklearmedizin des LKH Hochsteiermark in das Projekt eingebunden. Georg Gotschuli, Facharzt für Radiologie, arbeitet daran, die mikromechanischen Erkenntnisse in die CT-Diagnostik zu überführen. Ziel ist es, künftig bereits anhand bildgebender Verfahren die Materialbeschaffenheit der Harnsteine zu charakterisieren und darauf aufbauend patientenindividuelle Therapiestrategien zu entwickeln. Individualisierte Therapie Die Kooperation zwischen Urologie, Werkstofftechnik und Radiologie zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial in interdisziplinären Forschungsprojekten liegt. „Wir sind zuversichtlich, dass die gewonnenen Erkenntnisse künftig neue Behandlungsstrategien für unsere Patient:innen ermöglichen und damit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Harnsteinbehandlung leisten werden“, so Heidler abschließend. Die Harnsteinforschung erhält damit nicht nur wissenschaftliche Tiefe, sondern könnte auch klinisch bedeutsame Innovationen anstoßen – ganz im Sinne einer personalisierten Urologie der Zukunft. „Wir sind zuversichtlich, dass die gewonnenen Erkenntnisse (…) einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Harnsteinbehandlung leisten werden.“ Georg Gotschuli „Die Kooperation zwischen der Abteilung für Urologie und der Montanuniversität stellt eine notwendige Stärkung des Verbundes Hochsteiermark dar.“ Gerhard Posch Vizepräsident Ärztekammer Steiermark

16 ÆRZTE Steiermark || 07|2025 NOTFALLMEDIZIN Die 2-jährige, strukturierte Ausbildung richtet sich an approbierte Ärzt:innen, insbesondere aus der Allgemeinmedizin, der Inneren Medizin, der Anästhesie sowie anderen Fachrichtungen, und qualifiziert sie gezielt für den Einsatz in einer Notfallabteilung. So wird die professionelle Versorgung von Patient:innen in kritischen Situationen auf ein neues Niveau gehoben. „Damit ist es uns gelungen, nicht nur entsprechende Karrieremodelle entwickeln zu können und langfristige Arbeitsplätze zu sichern, sondern vor allem auch die Qualität der Betreuung aller Menschen mit medizinischen Notfällen langfristig zu garantieren und zu verankern“, freut sich Harald Herkner, Präsident der Österreichische Gesellschaft für Notfallmedizin. „Nun wird ein zentraler Versorgungsbereich im Krankenhaus endlich auch in der Ausbildung entsprechend abgebildet“, sagt Martin Dünser, Leiter der Sektion Notfallmedizin der Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin. „Gerade in Zeiten, in denen die Krankenhauslandschaft notwendige Strukturveränderungen durchläuft, ist die Akut- und Notfallversorgung von Patient:innen elementar wichtig und sicherzustellen. Die Spezialisierung in innerklinischer Akut- und Notfallmedizin wird dazu beitragen, ärztliche Kompetenz aus unterschiedlichen Sonderfächern zum Wohle der Patient:innen zu fokussieren“, betont Paul Zajic, Referent für Notfall- und Rettungsdienste sowie Katastrophenmedizin in der Ärztekammer Steiermark. Strukturierte Ausbildung Bisher lag der Fokus in der Notfallmedizin in Österreich stark auf der prähospitalen Versorgung. Nun wird auch die innerklinische Akut- und Notfallmedizin durch eine strukturierte 24-monatige Zusatzausbildung gestärkt. Ärzt:innen mit abgeschlossenem Jus practicandi oder Facharztdiplom und gültigem Notarztdiplom können sich künftig auf diesem Gebiet spezialisieren. Dabei werden praktische Tätigkeiten in zentralen Notaufnahmen und notfallexponierten Krankenhauseinrichtungen miteinbezogen. Perspektiven für Junge Speziell für die jungen Fachärzt:innen aus der Anästhesiologie und Intensivmedizin eröffnen sich durch diese Spezialisierung neue Chancen: Denn ein großer Teil der Ärzt:innen, welche die Facharztausbildung für Anästhesiologie und Intensivmedizin beginnen, hat ein großes Interesse an der Notfallmedizin. „Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin sind eng miteinander verbunden. Die neue Ausbildung bietet eine ideale Möglichkeit, in diese Richtung weiterzugehen“, betont Dünser. Übergangsregelung Um einen reibungslosen Start zu ermöglichen, gibt es auch eine Übergangsregelung: Ärzt:innen können die Spezialisierung online direkt bei der ÖÄK unter www.aerztekammer. at/spezialisierungen beantragen, wenn sie gewisse Voraussetzungen erfüllen. Nachzuweisen sind für den Antrag im Rahmen der Übergangsbestimmungen eine 3-jährige Tätigkeit als Ärzt:in für Allgemeinmedizin oder Fachärzt:in an einer innerklinischen Notfalleinrichtung (z. B. zentrale Notfallambulanz, Notaufnahme, Abteilung für Notfallmedizin oder ZAE), die mit der Behandlung von medizinischen Notfällen und akuten Erkrankungen betraut ist, im Zeitraum von 1.6.2015 bis 1.6.2025. Ausschließlich präklinische notärztliche Tätigkeit als Notärztin/Notarzt oder Zeiten der Ausbildung sind hierauf nicht anrechenbar. Weiters sind nachzuweisen der Erwerb der Spezialisierungsinhalte und ein gültiges Notarztdiplom. Nähere Informationen dazu gibt es auch in den FAQs zu Spezialisierungen auf der Homepage der ÖÄK. Die Spezialisierung basiert übrigens auf einem interdisziplinären Verständnis von Notfallmedizin. Sie richtet sich nicht nur an Anästhesist:innen, sondern steht Ärzt:innen nahezu aller klinisch tätigen Fächer offen. Diese Vielfalt ist bewusst gewählt: Die Notfallmedizin lebt vom Zusammenspiel unterschiedlicher Fachrichtungen. Und davon profitieren letztlich vor allem die Patient:innen. Neue Spezialisierung zur innerklinischen Akut- und Notfallmedizin Ein Meilenstein in der Patientenversorgung und der ärztlichen Ausbildung: Österreich erhält eine neue Spezialisierung zur Klinischen Akut- und Notfallmedizin. Das eröffnet auch neue Perspektiven für junge (Fach-)Ärzt:innen. „Gerade in Zeiten, in denen die Krankenhauslandschaft notwendige Strukturveränderungen durchläuft, ist die Akut- und Notfallversorgung von Patient:innen elementar wichtig und sicherzustellen.“ Paul Zajic Referent für Notfall- und Rettungsdienste Foto: Furgler

NOTFALLMEDIZIN ÆRZTE Steiermark || 07|2025 17 Den Abschluss der Notärzt:innenausbildung in Österreich bildet die Notärzte-Prüfung, die bisher meist zentral in Wien abgehalten wurde. Die künftige Möglichkeit, diese Prüfung ab 2026 zweimal jährlich in der Steiermark abzulegen, kommt insbesondere den Ärzt:innen im südösterreichischen Raum entgegen. „Ein absoluter Pluspunkt – es ist sehr positiv für unsere steirischen Ärzt:innen, dass diese zentrale Prüfung auch bei uns angeboten wird“, zeigt sich Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark, erfreut. Paul Zajic, Referent für Notfall- und Rettungsdienste sowie Katastrophenmedizin in der Ärztekammer Steiermark, ergänzt: „Das Simulations- und Trainingszentrum in Hörgas ist der ideale Ort für die Notärzte-Ausbildung. Die vorhandene Infrastruktur bietet alle Möglichkeiten für die Ausbildung und ein realitätsnahes und qualitativ hochwertiges Training.“ Auf höchstem Niveau Auf nahezu 1.000 m² Fläche stellt das Zentrum in Hörgas optimale Bedingungen für Aus- und Fortbildung zur Verfügung – mit Fokus auf interdisziplinäre Notfallmedizin. Die Bandbreite reicht von Part-Task-Trainings, etwa zur Verbesserung des Atemwegsmanagements, über Notfalltrainings bis hin zu hochrealistischen Simulationen in der Geburtshilfe. Mehr als 120 spezialisierte Kurse stehen zur Verfügung – entwickelt von Expert:innen, kontinuierlich evaluiert und an aktuelle Anforderungen angepasst. Modernste Technik Das Simulationszentrum umfasst einen voll ausgestatteten Notaufnahmebereich mit zwei Schockräumen und Untersuchungskojen, einen Operationsbereich sowie einen stationären Bereich inklusive Intensivüberwachung, Neugeborenenversorgung, zwei Stationszimmern und einem Wartebereich. Für das gezielte Training einzelner Fertigkeiten stehen abgetrennte Kojen zur Verfügung, beispielsweise für das Üben von Intubationstechniken oder intravenösen Zugängen. Alle Räume sind mit originalgetreuem Equipment wie Defibrillatoren, Beatmungsgeräten und Perfusoren ausgestattet. Ein wesentlicher Bestandteil des Trainingskonzepts ist die strukturierte Nachbesprechung: In zwei Debriefingräumen wird das Erlebte reflektiert und analysiert – entweder live über die mit Kameras und Mikrofonen ausgestatteten Trainingsräume oder mithilfe von Videoaufzeichnungen, die gezielt zur Optimierung der Lernerfahrung eingesetzt werden. KAGes Summer School Im heurigen Sommer findet im Facharztzentrum Hörgas eine 5-tägige „Summer School of Medicine“ von KAGes und Med Uni Graz statt, die als Vorbereitung für das klinisch-praktische Jahr und die Basisausbildung dient. Das Programm wurde speziell von Studierenden und Turnusärzt:innen entwickelt, um auf Bedürfnisse und Fragen der Studierenden einzugehen. Die „KAGes Summer School of Medicine“ ist interaktiv, praxisorientiert und realitätsnah. Mit erfolgreicher Absolvierung erhalten Studierende unter anderem das international gültige ILSZertifikat (Immediate Life Support Provider). Notarzt-Prüfung: weiterhin in der Steiermark! Ab 2026 kann man die Prüfung 2x jährlich in der Steiermark im Medizinischen Simulations- und Trainingszentrum im Facharztzentrum Hörgas am Standort LKH Graz II ablegen. Paul Zajic, Michael Sacherer, Thomas Bredenfeldt (KAGes Direktor Personal und Recht), Bernhard Kowalski und Alfred Meißl (Verwaltung SIM Zentrum), v. l. Fotos: Schiffer

18 ÆRZTE Steiermark || 07|2025 VORTRAG Gemäß internationalen Richtlinien beschreibt psychologische Erste Hilfe mitmenschliche, unterstützende Reaktionen gegenüber leidenden und hilfsbedürftigen Individuen. Sie ist gekennzeichnet durch Hinschauen, aktives Zuhören und Vernetzen. Zu diesem Thema sprachen bei der Veranstaltung der Ärztekammer Steiermark am 18. Juni die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie Aida Kuljuh und Schulärztin Angela Huber. Moderiert wurde der Informationsabend von Martin Müller, Referent für Schulärzt:innen. Im Rahmen der Psychischen Ersten Hilfe geht es um das Angebot praktischer Unterstützung ohne aufdringlich zu sein. Man hört den Menschen zu, ohne sie zum Reden zu zwingen, hilft ihnen, sich zu beruhigen, sorgt für Information, soziale Unterstützung und bewahrt sie vor weiterem Schaden, fassten die Expertinnen zusammen: „Kinder ahmen die Art und Weise nach, wie Erwachsene auf das traumatische Ereignis reagieren. Es ist daher besonders wichtig, wie man mit Kindern nach traumatischen Ereignissen kommuniziert. Ein ganz wesentlicher Punkt im Umgang mit traumatisierten Kindern liegt darin dem Kind Stabilität und Sicherheit zu bieten. Einerseits gilt es die äußere und andererseits die innere Sicherheit wieder herzustellen.“ Psychische Erste Hilfe bei Kindern und Jugendlichen im ärztlichen Gespräch Der Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen nach dem verheerenden Amoklauf in Graz war trauriger Anlass, das Thema „Psychische Erste Hilfe im ärztlichen Gespräch“ in einer Veranstaltung in der Ärztekammer Steiermark zu behandeln. LOOK Schau hin. LISTEN Hör zu. LINK Vernetze. Foto: envato/bialasiewicz, Icons: flaticon

VORTRAG ÆRZTE Steiermark || 07|2025 19 Fotos: KK, Ärztekammer Tipps Dazu soll man Alltagsroutinen unbedingt beibehalten, um dem Kind durch Struktur Sicherheit zu vermitteln, Erholung durch Essen, Schlafen und Spielen ermöglichen, die Abwehrmechanismen respektieren – also das Kind nicht zum Sprechen oder zur Konfrontation drängen – und die Symptome sowie Gefühle als normale Reaktionen auf ein außergewöhnliches Ereignis anerkennen. „Kinder und Jugendliche fühlen wie Erwachsene Verleugnung, Schmerz, Wut und Schuldgefühle bezüglich des Todes einer nahestehenden Person“, so die Ärztinnen. Daher muss man ihnen auch erkennen helfen, dass alle Gefühle berechtigt sind. Symbolische Handlungen und Rituale wie z. B. eine Kerze anzünden, Lieder singen, erleichtern das Abschiednehmen. Dabei sollen diese Rituale für sie stimmig sein bzw. von ihnen selbst kommen. Für Jugendliche spielen auch Peergruppen, vor allem Gleichaltrige, eine zentrale Rolle und geben Halt. Aufmerksamkeit Betroffene Kinder und Jugendliche brauchen nun viel Zuwendung und Aufmerksamkeit. Kinder und Jugendliche können in der Trauer durch verstärktes Trotz- oder Risikoverhalten auf sich aufmerksam machen. In diesem Fall ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen und den Jugendlichen zu helfen, den Zusammenhang zwischen dem krisenhaften Ereignis und ihrem Verhalten zu erkennen. Fragen im Gespräch Als Leitfragen für eine Kurzintervention im ärztlichen Gespräch empfehlen die Expertinnen: „Kannst du mir deinen Tag von in der Früh, vom Aufwachen weg erzählen – auch über Gedanken, die du hattest?“, damit das Ereignis in den gesamten Tagesverlauf eingebettet wird. Dabei ist es wichtig, nicht nur auf das belastende Erlebnis zu fokussieren, sondern im Gespräch auch positive Aspekte aufzugreifen und zu wiederholen – etwa, dass Einsatzkräfte rasch vor Ort waren oder Trost durch Eltern oder Freund:innen erfahren wurde. Wichtig sei es, offene Fragen zu stellen – auch in die Zukunft gerichtet („Was hast du heute noch geplant? Welche Pläne hast du in den Ferien?“). Professionelle Hilfe Red Flags seien Suizidandeutungen, psychosomatische Beschwerden, Schwierigkeiten in der Schule, Albträumen und Schlafstörungen, gravierenden Veränderungen im Essverhalten (Veränderung zu vorher) und Risikoverhalten. Bei ihnen kann es professionelle Unterstützung brauchen, daher sollte man Infos bzw. Überweisungen mitgeben. Eine weitergehende Gesprächsführung erfolgt mittels des SAFER-Modells in der Krisenintervention. Dieses besteht aus S – Stimulationsreduktion, also die Reduktion der emotionalen Überforderung. Die Emotionen sollen für die Person wieder ein bewältigbares Maß erreichen. A - Akzeptieren der Krise, F - Falsche Bewertungen der Person korrigieren. Menschen glauben oft, nur sie zeigen diese Reaktionen, aber diese „Einzigartigkeit“ ist nicht gegeben. E - Erklären von Stressreaktionen und R – Recovery, also dem Wiederherstellen unabhängigen „Funktionierens“. Weiterführende professionelle Hilfe und Beratungsstellen www.plattformpsyche.at www.psyonline.at www.psychotherapie-steiermark.net KITelefon 0664/850 02 22 (16 bis 21 Uhr) GSFG-Beratung : GFSG Gesellschaft zur Förderung seelischer Gesundheit GmbH Institut für Kind, Jugend und Familie: 0699/160 300 01 Die Vortragenden Aida Kuljuh, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, und Schulärztin Angela Huber mit Moderator Martin Müller, Referent für Schulärzt:innen in der Ärztekammer Steiermark (l.) und Ärztekammer-Präsident Michael Sacherer (r.). „Psychische Unterstützung für Kinder und Jugendliche ist immer ein wichtiges Thema – nicht nur in Ausnahmesituationen.“ Martin Müller Referent für Schulärzt:innen

Integrated & Integrative Care 6. bis 11. Oktober 2025 I Graz JAHRE GFT 35 Ärztekammer für Steiermark, Fortbildungsreferat, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz Telefon 0316/8044-37, Fax: -132, fortbildung@aekstmk.or.at www.grazerfortbildungstage.at

AKUTGERIATRIE-BERICHT ÆRZTE Steiermark || 07|2025 21 Foto: envato/MegiasD Über 90 % Behandlungserfolge in der Akutgeriatrie Aus dem kürzlich veröffentlichten Akutgeriatriebericht lassen sich zahlreiche Erfolge herauslesen: Über 90 % der Patient:innen können wieder in ihr gewohntes Umfeld zurückkehren und über 40 % der laut Barthel-Index pflegeabhängigen Personen waren das nachher nicht mehr. Die hohe Wirksamkeit der geriatrischen Versorgung in Österreich belegt der aktuelle Akutgeriatriebericht 2024 von JOANNEUM RESEARCH HEALTH und der Österreichischen Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie (ÖGGG). Die Analyse von 7.545 Behandlungsfällen aus 15 österreichischen akutgeriatrischen Einrichtungen dokumentiert deutliche Behandlungserfolge und unterstreicht die Bedeutung spezialisierter Betreuung für ältere Patient:innen. Das Ziel der Akutgeriatrie ist es, die Selbstständigkeit älterer, mehrfach erkrankter Personen nach einem akuten Ereignis durch eine multidisziplinäre Behandlung zu erhalten oder wiederherzustellen. Der Bericht zeigt beeindruckende Erkenntnisse: So verbesserten sich die Patient:innen durchschnittlich um 14,1 Punkte im Barthel-Index, der die Selbsthilfefähigkeit misst. Und 90,5 % der Personen, die vor dem Aufenthalt zu Hause lebten, konnten wieder in ihr gewohntes Umfeld zurückkehren. Außerdem waren rund 55 % der Personen, die Hilfe für den Weg zwischen Stuhl und Bett benötigten, danach nicht mehr darauf angewiesen. Die meisten Patient:innen bleiben übrigens zwischen 15 und 21 Tagen in der Akutgeriatrie. Der Bericht zeigt auch geschlechtsspezifische Trends: So werden fast doppelt so viele Frauen (4.953) wie Männer (2.592) in der Akutgeriatrie behandelt. Männer sind doppelt so häufig von Schluckstörungen betroffen wie Frauen. Auch bei den Auslösern für die Aufnahme in die Akutgeriatrie gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Die häufigste Ursache für den Behandlungsbeginn sind bei beiden Geschlechtern gleichermaßen Verletzungen. Bei Frauen folgen MuskelSkelett- und BindegewebeErkrankungen auf Platz Zwei, bei Männern Kreislauferkrankungen. Potenzial gibt es in der Aufnahmegeschwindigkeit: Die Aufnahme in die Akutgeriatrie erfolgt in etwa 58 % der Fälle innerhalb von 14 Tagen nach dem Akutereignis (z. B. einer Verletzung). „Wir streben eine zügigere Aufnahme an, um rechtzeitig dem Verlust der Selbstständigkeit entgegenzuwirken. In 42 % der Fälle dauert es hingegen zu lange und genau hier liegt erhebliches Potenzial“, so Bernhard Iglseder, Präsident der ÖGGG. Der Bericht zeigt auch innovative Ansätze auf: Die gesammelten Daten werden künftig zur Entwicklung von KI-Modellen genutzt, um risiko- oder versorgungsrelevante Ereignisse frühzeitig vorhersagen zu können. Erste Modelle sind bereits bei HEALTH, dem Institut für Biomedizinische Forschung und Technologien von JOANNEUM RESEARCH, in Entwicklung. Direktor Franz Feichtner: „Mit dem Therapie-Monitoring-System steht nun ein Instrument zur Verfügung, mit dem die Datenübertragung automatisch erfolgt und Doppeldokumentationen vermieden werden können. Das Potenzial dieser Daten kann künftig auch zur Entwicklung von KI-Modellen genutzt werden.“

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