AERZTE Steiermark 06 2025

ÆRZTE Steiermark || 06|2025 55 NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Der ganz normale Praxiswahnsinn PRAKTISCH TÄGLICH Von Ulrike Stelzl Der Arzt-Patienten-Vertrag Fällt nur mir das auf oder ist das in anderen Ordinationen auch so? Vor allem jüngere Patienten wollen alles immer gleich und sofort und am besten per E-Mail am Sonntag. Und wenn der Doktor nicht sofort aus dem Stand mindestens einen dreifachen Rittberger hupft, hagelt es negative Kritiken im Internet. Ihrerseits aber scheint das Einhalten von vereinbarten Terminen oft als fakultativ zu gelten. Andererseits kämpfen wir immer mehr mit Unverständnis, wenn wir Leute, die unangemeldet in der Türe stehen, wieder wegschicken – natürlich mit einem Termin für später versehen. (Der rote Teppich ist wohl in der Reinigung und kann derzeit nicht ausgerollt werden.) Oder wenn jemand meint: „Ich komm‘ dann morgen gleich in der Früh als erstes vorbei.“ Tut uns leid, bereits mindestens eine halbe Stunde vor Beginn der Ordizeit ist der Kalender rammelvoll. Und der als erstes morgen drankommt, hat schon vor geraumer Zeit einen Termin vereinbart. Normalerweise funktioniert unser System gut. Bei uns müssen die Leute praktisch nicht warten, und die Allermeisten verstehen, dass diese Tatsache nur durch Rücksicht und Respekt von beiden Seiten und durch einen organisatorischen Hochseilakt unsererseits zu erreichen ist. Gerade ist wieder einmal ein – gestern von meiner Assistentin noch telefonisch erinnerter – Patient nicht zur Vorsorgeuntersuchung erschienen. Also ein leerer „Time Slot“ von 20 bis 30 Minuten in aller Herrgottsfrüh vor der Zeit. Und da das mittlerweile an der Tagesordnung zu sein scheint, langt es mir. Ich will ein Ausfallshonorar. Also informiere ich mich bei meiner Standesvertretung. Quintessenz aus dem Ganzen: Als Kassenärztin wird man ein Ausfallshonorar wohl kaum rechtfertigen können. Man hätte doch in der fraglichen Zeit sicher etwas anderes zu tun. Wobei im konkreten Fall der extra vereinbarten Vorsorge vielleicht doch? Aber ich hätte ja genug andere Patienten. Dann brauche ich keine Terminpraxis, wenn genug andere einfach nur herumsitzen und warten! Aber ich könnte ja die Krankengeschichten und Befunde durchlesen, um mich zu beschäftigen. Echt jetzt? Ich brauche keine Beschäftigungstherapie, ich sitze nicht herum und pople in der Nase bis zum nächsten Termin! Und Akten wälzen oder Klopapier nachfüllen ersetzt mit den Umsatzentgang ja nicht. „Bei Wahlärzten ist das etwas anderes“, erfahre ich. Die seien ja frei und nicht an die Kassenverträge gebunden. In diesem Fall geht es aber nicht um die Kassenverträge. In diesem Fall geht es um den „Arzt-PatientenVertrag“. Und dieser darf beim Kassenarzt nicht weniger wertvoll oder wichtig sein als im Privat- und Wahlarztbereich. Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon) Abwesenheitsmeldungen bei Ordinationsschließung (Urlaub, Krankheit etc.) – via Ärztekammer-Homepage Abwesenheitsmeldungen können einfach und unbürokratisch über unsere Homepage erfolgen. • Bitte loggen Sie sich auf www.aekstmk.or.at in den internen Bereich ein. • Sie finden unter der Rubrik „Niederlassung“ – „Allgemeines“ den Button „Abwesenheiten verwalten“. • Sobald Sie Ihre Eintragung auf der Homepage vorgenommen haben, wird die Meldung an die Ärztekammer und an die Österreichische Gesundheits- kasse durchgeführt. • Alle Abwesenheits- und Vertretungsmeldungen werden in der Ärztinnen- und Ärztesuche (www.aekstmk.or.at/46) sowie auf www.styriamed.net (bei styriamed.net-Mitgliedern) veröffentlicht und an das Rote Kreuz weitergeleitet (zur Auskunftserteilung durch das Gesundheitstelefon 1450 sowie zur Veröffentlichung auf der Website www.ordinationen.st). Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Informations- und Mitgliederservice Tel. 0316-8044-0 Kassenvertragsärzt:innen müssen Abwesenheiten laut Kassenvertrag bzw. Honorarordnung melden. Eine Bekanntgabe der Abwesenheiten im Internet auf der Website der Ärztekammer ist im Sinne des Patient:innenservice nötig und sinnvoll. Fotos: envato/Espectrograma, Furgler

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