AERZTE Steiermark 06 2025

36 ÆRZTE Steiermark || 06|2025 HITZESCHUTZ Hitzeschutzplan: Gesundheitsgefahren nicht unterschätzen Der Hitzeschutzplan Steiermark wurde entwickelt, um die Bevölkerung bei extremen Hitzewellen bestmöglich zu schützen und gesundheitliche Risiken zu minimieren. Ziel ist es, die Bevölkerung, insbesondere vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, Kinder und chronisch Kranke, frühzeitig zu informieren und geeignete Maßnahmen zu setzen. Eingerichtet wurde der Hitzeschutzplan Steiermark mit Hitzewarnsystem in Zusammenarbeit mit GeoSphere Austria bereits 2011; derzeit liegt er in der 5. Auflage 2024 vor (Verfasser Christian Pollhammer). Eine Hitzewelle ist darin als starke Wärmebelastung an mindestens drei aufeinander folgenden Tagen definiert. Hitzestress Auswirkungen von Hitzestress auf die Gesundheit vulnerabler Personen erfolgen mit kurzer zeitlicher Latenz und bedingen einen Anstieg der Gesamtmortalität innerhalb der ersten Tage in einer Hitzewelle. Wesentlich für das Belastungsszenario sind Begleitumstände wie die Belastung mit Luftschadstoffen (z. B. NO2, SO2, Ozon, Feinstaub) und Umweltfaktoren wie städtebaulicher Verdichtung. Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen reagieren innerhalb der ersten drei Tage auf Hitzestress, wohingegen sich bei Personen mit Atemwegserkrankungen eine verlängerte Reaktionszeit von drei bis zwölf Tagen zeigt. Hitzeerschöpfung und -kollaps Hitzeerschöpfung ist eine Störung des Salzhaushaltes und/oder des Flüssigkeitshaushalts, die nach längerer Hitze-Einwirkung und unzureichender Flüssigkeitszufuhr auftritt. Typische Symptome sind geringe Urinmenge mit dunkler Farbe, Schüttelfrost, Schwindel, Ohnmacht, eventuell beschleunigter Puls. Warnzeichen für den Übergang von Hitzeerschöpfung und Hitzekollaps zu einem Hitzeschock sind warme, gerötete Haut mit fehlender Transpiration, hohes Fieber und schneller, starker Puls sowie Schwindel, Kopfschmerzen und Verwirrtheit, Bewusstseinsverlust, Übelkeit und Erbrechen. Medikamente beeinflussen Hydratationszustand Wichtig in einer Hitzewelle ist zu bedenken, dass zahlreiche Arzneimittel den Hydratationszustand beeinflussen: Diuretika, nichtsteroidale Entzündungshemmer, bestimmte Antibiotika und bestimmte für die antiretrovirale HIV-Kombinationstherapie eingesetzte Virostatika. Es gibt nicht wenige Arzneimitteln mit Einfluss auf den Wärmehaushalt: Neuroleptika und Serotoninagonisten, trizyklische Antidepressiva, H1-Antihistaminika der ersten Generation, bestimmte Parkinson-Medikamente, bestimmte Antispasmodika, Pizotifen, peripher wirksame systemische Vasokonstriktoren, Betablocker, Schilddrüsenhormone, SSRI und andere Antidepressiva, Buspiron. Weiters sind Arzneimittel zu beachten, deren Wirkung durch Dehydrierung beeinflusst wird: Lithium, Antiarrhythmika, Digoxin, Antiepileptika, bestimmte orale Antidiabetika, Statine und Fibrate. Den steirischen Hitzeschutzplan sowie diverse Merkblätter findet man unter: Hitze ist das größte durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko in Österreich. In der Steiermark unterstützt der Hitzeschutzplan Steiermark die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Gefahren. Fotos: shutterstock/Billion Photos, www.vilmaphoto.com Umweltmedizinreferent Christian Jantschitsch

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg3NzQ1MQ==