SCHLAF ÆRZTE Steiermark || 06|2025 19 Schlafapnoe, bei der die Atemwege verschlossen werden – das kann u. a. auch zu enormem Druck auf den Magen und saurem Aufsteigen des Mageninhalts in die Speiseröhre führen. Andere Menschen wachen – als nichtorganisches Beispiel – um zwei Uhr nachts auf und beginnen zu grübeln – und Schlafdruck ist der größte Schlafräuber. Ärzt:innen sind selbst, gerade wenn sie im Krankenhaus arbeiten, häufig von Schlafstörungen betroffen. Schichtarbeiter sind laut Studien sogar weniger betroffen als etwa Menschen im mittleren Management, die viel Druck von oben bekommen. Was kann helfen? Es gibt bewährte Methoden wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder pflanzliche Präparate mit Johanniskraut und Hopfen. Ein psychologischer Ansatz ist die paradoxe Intention von Viktor Frankl. Man sagt sich dabei: „Ich will gar nicht schlafen. Das interessiert mich überhaupt nicht.“ Und wenn man das ein paar Tage macht, kann es gut helfen. Denn der Körper macht dann das Gegenteil. Wenn man sich nicht mehr zwingt, schlafen zu müssen, entsteht weniger Druck. Auch Rituale wie die bewusste Zubereitung eines Tees oder entspannende Gespräche und darauf zu achten, die Arbeit nicht mit ins Bett zu nehmen, können sehr hilfreich sein. Aber jeder Mensch ist anders. Wichtig sind die Gebote der Schlafhygiene: immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen, abends keine schweren Mahlzeiten, mindestens eine Stunde Abstand zwischen Sport und Schlaf, eine gute Matratze, die nicht älter als maximal sieben Jahre ist. Man hat es zu einem großen Teil selbst in der Hand und man sollte auf die Signale des Körpers hören. Und ganz wichtig: Alle nichtpflanzlichen Schlafmittel bergen ein Suchtpotenzial. Sie sind nur als letzte Option zu sehen und sollten mit größter Sorgfalt eingesetzt werden. Es gibt bereits Smartwatches als Medizinprodukte zur Schlafüberwachung. Was halten Sie davon? Die Geräte werden immer besser und können erste Hinweise geben. Sie ersetzen aber keine medizinischen Diagnoseverfahren, ScreeningGeräte oder das Schlaflabor. Gerade im Schlaflabor tut sich technologisch viel, etwa mit kabellosen Lösungen. Welche Rolle spielen Hausärzt:innen beim Thema Schlaf? Als erste Ansprechpartner:innen eine ganz zentrale. Es gibt über 120 verschiedene Schlafstörungsdiagnosen, aber im Patientengespräch können Ärzt:innen schon sehr viel herausfinden und je nach Verdacht erfolgt dann die weiterführende Diagnostik z. B. beim HNO- oder Lungenfacharzt bzw. in einem Schlaflabor. Dort können wir genau differenzieren, ob es sich um eine organische oder nicht-organische Störung handelt und in welche Kategorie sie fällt. Wir messen eine Fülle von Parametern von Atembewegungen über Beinaktivität bis zum EKG. Das Restless-Legs-Syndrom kann z. B. nur im Schlaflabor sicher diagnostizieren werden. In Österreich leiden rund eine Million Menschen daran – das ist weit verbreitet, aber gut behandelbar. Fortbildungen sind in diesem Bereich wichtig. In Deutschland gibt es das Zusatzfach Schlafmedizin, bei uns beschäftigen sich vorwiegend HNO- und Lungenfachärzt:innen oder Neurolog:innen damit. Schlaflabore gibt es etwa am LKH II am Standort Süd und Hörgas, in der Privatklinik Ragnitz, bei den Barmherzigen Brüdern und im Privatklinikum Hansa. Foto: shutterstock/ViDI Studio
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