ÆRZTE Steiermark || 06|2025 17 Fotos: Schiffer ERNÄHRUNG Ein bedeutsamer Impuls für die konzeptuelle Weiterentwicklung von „Culinary Medicine“ ging von der interdisziplinären Forschung zu Ernährung und psychischer Gesundheit aus. In klinischen Studien von Sabrina Leal Garcia und ihrem Team wurde der p o t e n - z iel l e Nut - zen kochbasierter Interventionen für Patient:innen mit psychischen Erkrankung untersucht. Die Ergebnisse der zentralen Studie „Culinary Medicine Cooking Workshops as Add-On Therapy for Inpatients with Depression and Eating Disorders“ (https:// doi.org/10.3390/nu16223973) zeigen, dass gezielte Kochworkshops eine wertvolle therapeutische Ergänzung für Patient:innen mit Depressionen und Essstörungen darstellen. Integration in Ausbildung Auf Grundlage der genannten Erfahrungen wurde an der Med Uni Graz ein Wahlpflichtfach für Medizinstudierende etabliert, das in Kooperation mit der Universität Göttingen konzipiert wurde. Ziel ist die Vermittlung praktischer ernährungsmedizinischer Fertigkeiten sowie die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit. Die didaktische Wirksamkeit dieses Formats wird derzeit im Rahmen einer Dissertation empirisch evaluiert. Erste Ergebnisse deuten auf eine hohe Akzeptanz und Relevanzwahrnehmung unter den Teilnehmenden hin. Relevanz für die Praxis Die Implementierung ernährungsmedizinischer Inhalte in die ärztliche Praxis scheitert bislang häufig an mangelnder curricularer Verankerung im Medizinstudium. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2019 zeigte, dass weniger als 20 % der deutschen Medizinstudierenden sich in der Lage fühlten, Ernährungsempfehlungen evidenzbasiert und patientenorientiert zu kommunizieren. „Culinary Medicine“ kann diese Lücke schließen, indem sie praxisnahe Schulungen anbietet, die ärztliches Wissen mit kulinarischer Kompetenz verknüpfen. Die erfolgreiche Integration von „Culinary Medicine“ in die ärztliche Aus-, Weiter- und Fortbildung erfordert eine enge interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Ernährungsmedizin, Psychologie und Küchentechnologie. Durch eine strukturierte Verankerung in Lehre, Forschung und Patientenversorgung kann „Culinary Medicine“ einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz sowie zur Prävention und Therapie ernährungsassoziierter Erkrankungen leisten. Die bisherigen österreichischen Initiativen legen hierfür einen soliden Grundstein. Bei den GFT findet am 6. Oktober 2025 ein Seminar mit Attila Varnagy statt. Weitere infos unter www.med.or.at/ kochen. Praxisnahe Fertigkeiten erhielten die Absolvent:innen des ÖÄK-Diplomlehrgangs Ernährungsmedizin im Mai beim gemeinsamen Kochen vermittelt.
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