AERZTE Steiermark 06 2025

Das Magazin der Ärztekammer Steiermark Juni 2025 Wesentlich. Leo Kronberger ist Experte für Orthogeriatrie und zusätzlich bei Bundesheer und Airpower im Einsatz. Wichtig. Ärztekammer forciert Gesundheits- bildung bei der heurigen Kuscheltierklinik. Wach. Experte Manfred Walzl über Schlaf- störungen und ihre Folgen. Österreichische Post AG MZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien IMAS-Studie Primärarztwesen Beatrice Erker: „Wir müssen neu denken und alle Ideen zulassen“ Foto: Schiffer

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BEREICH THEMEN ÆRZTE Steiermark || 06|2025 3 BUCHTIPP Gesunde und starke Füße Endlich wieder schmerzfrei gehen Willy Jurtin, Alexander Sikorski 1. Auflage, 160 Seiten ISBN: 978-3-99052-334-6 Mit der Neuerscheinung „Gesunde und starke Füße“ präsentieren OrthopädieTechniker Willy Jurtin und der verstorbene Fußchirurg Dr. Alexander Sikorski ein kompaktes, evidenzbasiertes Fachbuch rund um Diagnostik und Therapie häufiger Fußbeschwerden – von Hallux valgus über Fersensporn bis zu komplexeren Fehlstellungen. Der interdisziplinär verfasste Ratgeber richtet sich gezielt an Ärzt:innen in Praxis und Klinik, insbesondere aus den Bereichen Allgemeinmedizin, Orthopädie und Rehabilitationsmedizin. Neben anatomischen und biomechanischen Grundlagen bietet das Buch praxisrelevante Einblicke in konservative Therapieansätze, insbesondere das bewährte „Jurtin-Prinzip“ – ein individuell angepasstes, funktionelles Einlagensystem. Kritisch hinterfragt werden dabei auch weitverbreitete, aber veraltete Behandlungskonzepte. Zahlreiche Fallbeispiele und klinisch nutzbare Tipps machen das Buch zu einer wertvollen Entscheidungshilfe im Versorgungsalltag. DATUM 28.7.2025 Am 28. Juli 2025 ist Welt-Hepatitis-Tag. 254 Millionen Menschen leben weltweit mit chronischer Hepatitis B und 50 Millionen mit Hepatitis C – jedes Jahr sterben 1,34 Millionen Menschen an Hepatitis B oder C. Der Welt-Hepatitis-Tag soll das Bewusstsein für die Krankheiten und die Hepatitisimpfungen schärfen, die eine wirksame Möglichkeit darstellen, sich vor den viralen Infektionen Hepatitis A und B zu schützen. LINK: https://erklärmir.at/2023/09/12/268-erklaer-mir-wie-ich-mit-deraerztin-rede-marlene-sator/ „Erklär mir, wie ich mit der Ärztin rede, Marlene Sator“ lautet der Titel der Podacst-Folge #268 von Andreas Sator. Der Journalist zählt mit „Erklär mir die Welt“ zu Österreichs erfolgreichsten Podcastern und er spricht mit Senior Health Expert Marlene Sator darüber, warum viele Menschen in Gesprächen mit Ärzt:innen zu wenig verstehen. Ein interessantes Gespräch über bessere Kommunikation zwischen Ärzt:innen und Patent:innen. ZAHL 330.000 Rund 330.000 Menschen haben sich bisher in Österreich für eine Stammzellenspendew typisieren lassen – das entspricht 3,6 % der Bevölkerung. Damit liegen wir immer noch deutlich unter dem Wert anderer Länder, wie z. B. Deutschland (über 12 %). Im Sinne der rund 300 Leukämiepatient:innen, die jedes Jahr in Österreich eine Stammzellspende benötigen ruft der Verein „Geben für Leben“ zur unkomplizierten Stammzelltypisierung auf – beispielsweise per Wangenabstrich mittels Testset zu Hause. Foto: Verlagshaus der Ärzte FORTBILDUNGSTIPP Nutzen Sie den Sommer für Ihr Fortbildungsdiplom! Ein Blick auf Ihr Konto unter www.meindfp.at zeigt, ob Ihr Diplom noch aktuell ist oder erneuert werden muss. Ab 1. September 2025 gilt: Wer ein gültiges Fortbildungsdiplom besitzt, hat die gesetzliche Nachweispflicht erfüllt. Alle weiteren Informationen finden Sie unter www.med.or.at/dfp Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr Klimakompensierte Prod www.climate-austria Kennzeichnu für vorbildlic Waldwirtscha HCA-COC-100 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC/06-39-22 PEFC zertifiziert Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr. A Klimakompensierte Produk www.climate-austria.a Kennzeichnung für vorbildliche Waldwirtschaft HCA-COC-10029 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC zertifiziert UPDATE IM JUNI SCHLAGZEILE KI meets Empathie „Wie sieht die Zukunft der freien Berufe aus?“, fragte SPIRIT. „KI ist kein Ersatz für ärztliche Erfahrung und Empathie - aber sie ist ein mächtiges Werkzeug, das uns hilft, die bestmögliche Versorgung sicherzustellen“, betonte ÄK-Präsident Michael Sacherer im Magazin. SPIRIT OF STYRIA, Nr. 04 Mai 2025 IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@ aekstmk.or.at | Chefredaktion: Mag.a Beate Mosing | Redaktion: Mag.a Edith Preiß, Thomas Zenz | Produktion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | Anzeigen: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Mediengesetz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. 0316 / 804440, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–.

BEREICH THEMEN 4 ÆRZTE Steiermark || 06|2025 Fotos: istock/sankalpmaya, short & sweet/Conny Leitgeb THEMEN Cover. Beatrice Erker im Interview: „Neues Bewusstsein für Leistungen schaffen“ 8 Diplomüberreichung 14 Culinary Medicine: Evidenzbasierte Ernährung zwischen Herd und Leitlinie 16 Wenn die Nacht zur Qual wird: Schlafstörungen und ihre Folgewirkungen 18 Ärztekammer: Modernisierter Upload-Bereich für Unterlagen 20 Arzt im besonderen Dienst: Leo Kronberger 22 Betriebsunterbrechung: Erweiterter Versicherungsschutz 24 Gerne Ärztin/Arzt in der Steiermark. Ein Gewinn an Lebensqualität 25 Recht. Ärztliche Schweigepflicht nach dem Tod 26 Erlesen. Zwischen Innenwelten und Weltfragen 28 Wirtschaft & Erfolg. Schutz bei Berufsunfähigkeit 30 Wirtschaft & Erfolg. Uhren als Leidenschaft und Investment 32 Von „Landarztzukunft“ bis „Primary Health Care” 34 Forschung. Colitis Ulcerosa 35 Hitzeschutzplan: Gesundheitsgefahren nicht unterschätzen 36 Experten-Tipp. Rechtzeitige Abgabe von diversen Ansuchen 37 ANGESTELLTE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Problemfelder für unsere Spitalsärzt:innen 40 Dienstrecht aktuell. Altersteilzeit kompakt erklärt 42 Aktuelles von der Med Uni: Senatswahlen finden statt 44 Infonachmittag für Eltern und die, die es werden (wollen) 46 NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Kassencheck. Leistungsverrechnung bei der BVAEB 47 Neu: Speicherverpflichtungen in ELGA für Niedergelassene 48 Planstellen-Ausschreibung 50 Primärarztwesen in Deutschland – und die steirische Perspektive 51 Effizient mit Benchmarking und Kostenoptimierung 53 Neues Service für Abgleich der ÖGK-Honorarabrechnungen 54 Debatte 6 News 39 Kleinanzeigen 57 Personalia 62 Cartoon 65 Ad Personam 66 WELT-CHOLESTERIN-TAG IM JUNI „Wir behandeln nicht Cholesterin, sondern Menschen mit einem Risiko“, sagt Experte Hermann Toplak und fasst die neuesten Erkenntnisse zum Thema zusammen. Seite 12 GROSSER ERFOLG FÜR DIE KUSCHELTIERKLINIK Unzählige Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren kamen mit ihren plüschigen Patient:innen in die Kuscheltierklinik an der Med Uni Graz, die heuer von der Ärztekammer Steiermark unterstützt wurde. Seite 15

BEREICH ÆRZTE Steiermark || 06|2025 5 THEMEN „Sind Sie für die Einführung von Ambulanzgebühren?“ stellten wir aktuell als „Frage des Monats“ und die Entscheidung fiel sehr deutlich aus: 85,2 % der Teilnehmer:innen an unserer Umfrage sprachen sich dafür aus. Nur 12,5 % sind gegen die Gebühr. Im Sinne der Patientenlenkung forderten einige eine Gebühr, die nur nach Freigabe durch einen (Haus-)Arzt zurückerstattet werden sollte. Andere Teilnehmer:innen sind generell für die Einführung eines Selbstbehaltes für alle Patienten:innen. Eine Ambulanzgebühr soll anfallen, wenn Patient:innen wegen Bagatellfällen in der Nacht, an Wochenenden oder Feiertagen die Ambulanz aufsuchen – das war die einhellige Meinung vieler UmfrageTeilnehmer:innen. Kritische Stimmen sehen mit der Einführung einer Ambulanzgebühr allerdings ein „völliges Chaos“ auf uns zurollen, für andere würden Gebühren die soziale Ungleichheit verstärken. EPIKRISE Kurze Nachrichten aus der Redaktion Soziale Medien: X/Twitter: www.twitter.com/ AERZTE_NEWS Facebook: www.facebook. com/aerztekammer.stmk/ und Facebook-Gruppe für steirische Ärztinnen und Ärzte Youtube: AERZTE_NEWS Instagram: www.instagram. com/aerztekammerstmk Foto: The Portrait Club Ein klares Votum für Ambulanzgebühren AERZTE Frage des Monats: Sind Sie für die Einführung von Ambulanzgebühren? Ja Nein Weiß nicht Teilnehmer:innen: 264 DAS BILD DES MONATS. Am 17. Juni 1985 wurde sie gegründet, nun feierte die KAGes mit einem Zukunftskongress ihren 40. Geburtstag. Mit dabei: FPÖ-Klubobmann Marco Triller, Ulf Drabek, KAGes-Vorstand für Finanzen und Technik, KAGes-Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark und Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl, v. l. 85,2 % 12,5 % 2,3 %

6 ÆRZTE Steiermark || 06|2025 BEREICH INTRA KONT A DEBATTE Hannes Schwarz Wohnortnahe Gesundheitsversorgung weiter ausbauen Es ist unbestritten, dass unser Gesundheitssystem vor enormen Herausforderungen steht. Davor kann sich auch die Steiermark nicht verschließen. Umso wichtiger ist es, dass die neue Landesregierung aus FPÖ und ÖVP schnell und entschlossen handelt, um beispielsweise dem Mangel an Ärztinnen und Ärzten aktiv entgegenzuwirken. Aus unserer Sicht braucht es daher dringend Reformen im Bereich des Medizinstudiums, denn es ist für die Zukunft von enormer Bedeutung, dass beispielsweise die Studienplätze verdoppelt werden. Als steirische SPÖ fordern wir die Sicherstellung von zumindest 20 gewidmeten Studienplätzen für das Land Steiermark. Diese sollen ein Stipendium erhalten und im Anschluss an das Studium als fertige Ärztinnen und Ärzte an das öffentliche System angebunden werden. Ein dementsprechender Antrag der SPÖ wurde im Landtag bereits eingebracht, von den Regierungsparteien aber abgelehnt. Neben diesen essentiellen Maßnahmen ist es von hoher Wichtigkeit, die wohnortnahe Gesundheitsversorgung für die Steirerinnen und Steirer weiter auszubauen. Mit der Errichtung zahlreicher Primärversorgungszentren ist die SPÖ in Regierungsverantwortung in den letzten Jahren ihrer Verantwortung nachgekommen. Dieser eingeschlagene Weg muss nun aber konsequent weiterverfolgt werden. Das Angebot muss weiter ausgebaut werden und darf auf keinen Fall verschlechtert werden – wie zum Beispiel zuletzt mit der Schließung der Akutambulanz in Bruck oder der Verkürzung der Ambulanzzeiten in Voitsberg. Es ist die Aufgabe der Landesregierung, eine gute regionale Gesundheitsversorgung für alle Steirerinnen und Steirer zu gewährleisten. Ein weiterer wesentlicher Bereich, in dem es Reformen braucht, ist das steirische Rettungswesen. Der Landesrechnungshof hat hier viele kritische Punkte angeführt, die auf jeden Fall aufgearbeitet werden müssen. Es braucht hier klare Zuständigkeiten, eine bessere Kontrolle und vor allem politische Willenskraft notwendige Reformen konsequent umzusetzen. Klar ist nämlich: Die steirischen Rettungsorganisationen sind mit ihren vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für uns alle unverzichtbar. Hannes Schwarz SPÖ Klubobmann Gerhard Posch Wertvolle Aufwertung Mit der Einführung des Facharztes für Allgemein- und Familienmedizin wurde ein längst überfälliger und wichtiger Schritt gesetzt, der das Berufsbild der Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner insbesondere auch in unseren Krankenhäusern nachhaltig stärken wird. Diese Entscheidung ist ausdrücklich zu begrüßen – nicht nur im Sinne der Kollegenschaft, sondern vor allem im Interesse einer zukunftssicheren, flächendeckenden Gesundheitsversorgung in unserem Land. Denn eines ist klar: Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner sind eine ganz wichtige, tragende Säule unseres Gesundheitssystems. Sie begleiten Patientinnen und Patienten durch alle Lebensphasen, sichern Kontinuität in der Betreuung und sind auch in den Spitälern wichtige Stützen in den Abteilungen. Der neue Facharzttitel spiegelt nicht nur die tatsächliche medizinische Kompetenz wider, sondern eröffnet neue Perspektiven – etwa im intramuralen Bereich, wo sich das Berufsbild positiv verändern wird. Die Bedeutung des Allgemeinmediziners als vollwertiges, klinisch tätiges Teammitglied wird dadurch sichtbar gestärkt und wird auch diesen Beruf als solchen attraktiver machen. Und wie wir wissen, können wir Nachwuchs in der Allgemeinmedizin sehr gut gebrauchen. Doch der neue Titel darf nicht nur ein symbolischer und formeller Akt mit einer neuen Bezeichnung bleiben. Mit der fachlichen Aufwertung muss auch eine materielle Anerkennung einhergehen. Es ist jetzt an der Zeit, die Fachärzt:innen für Allgemeinmedizin im Gehaltsschema an die neue Realität anzupassen und sie als Fachärzt:innen zu entlohnen. In Salzburg werden die allgemeinmedizinischen Fachärzt:innen bereits im selben Schema honoriert wie die Fachärzt:innen der anderen Disziplinen. Salzburg muss Benchmark sein. Das ist der richtige Weg. Facharzt ist Facharzt, das sollte auch in der Steiermark gelten. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte

BEREICH ÆRZTE Steiermark || 06|2025 7 Gesundheitsbildung beginnt nicht im Wartezimmer, sondern im Kindergarten. Wenn wir wollen, dass Menschen mündige, kompetente Patient:innen werden, müssen wir früh ansetzen. Prävention ist mehr als ein Schlagwort – sie ist eine Investition in die Zukunft. Und diese beginnt im Kindesalter. Kinder sind neugierig, offen und lernbereit. Das sollten wir nutzen. Denn wer früh versteht, was gesunde Ernährung bedeutet, wie wichtig Bewegung ist und wie der eigene Körper funktioniert, entwickelt ein selbstverständliches Gesundheitsbewusstsein. Die Grundlagen für einen reflektierten Umgang mit dem eigenen Wohlbefinden werden in den ersten Lebensjahren gelegt. Und wir Ärztinnen und Ärzte sollten dabei eine aktivere Rolle spielen. Ein Vorzeigeprojekt ist die Kuscheltierklinik. Hier erleben Kinder auf spielerische Weise den Ablauf einer medizinischen Behandlung – vom Warten im „Wartezimmer“ bis zur „Diagnose“ für das eigene Stofftier. Dabei werden Ängste abgebaut und gleichzeitig wichtige Inhalte vermittelt. Medizinstudierende leisten dabei nicht nur Aufklärungsarbeit, sondern trainieren auch ihre eigene kommunikative Kompetenz. So entsteht ein Mehrwert für alle Beteiligten. Hausmittel – oft belächelt – sollten in der Gesundheitsbildung ebenfalls Platz finden. Sie sind Teil unserer Tradition, fördern Eigenverantwortung und sind in vielen Fällen sinnvoll. Wenn Kinder früh lernen, wann eine Wärmeflasche genügt und wann ärztliche Hilfe nötig ist, wird die Patientenlenkung zur Selbstverständlichkeit. Dieses Bewusstsein kann das System langfristig entlasten und die Qualität der Versorgung sichern. Gesundheitsbildung im Kindesalter darf kein freiwilliges Zusatzangebot bleiben. Es braucht klare politische Rahmenbedingungen, damit Prävention, Bewegung, Ernährung und medizinisches Grundverständnis frühzeitig und nachhaltig in Kindergärten und Schulen verankert werden – und wir Ärztinnen und Ärzte sind bereit, Verantwortung zu übernehmen und unsere Expertise gezielt dort einzubringen, wo sie den größten Unterschied macht: bei der Gesundheitsbildung unserer Kinder. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark Eines steht außer Frage: In unserem Gesundheitssystem muss sich einiges ändern. Doch nicht alles, was neu gedacht wird, ist auch wirklich durchdacht. Die aktuelle Ausschreibung zur Vergabe von „Dienstleistungen zur Bereitstellung eines österreichweit telemedizinischen ärztlichen Angebots“ der ÖGK fällt in diese Kategorie. Ein solches Modell schafft Parallelstrukturen, schwächt die Steuerungsfunktion der Hausärzt:innen und zieht Ressourcen vom dringend notwendigen Ausbau der wohnortnahen Versorgung ab. Hausärzt:innen sind die zentrale Drehscheibe in unserem Gesundheitssystem. Wer sie aus der Steuerung herausnimmt, riskiert eine ineffiziente Versorgung. Die Telemedizin kann und soll eine sinnvolle Ergänzung sein. Jedoch nur, wenn sie die niedergelassenen Strukturen berücksichtigt und die digitalen Lösungen in die bestehenden Strukturen integriert. Ein Blick nach Deutschland zeigt: Hier wird das Primärarztsystem und damit der niedergelassene Bereich gestärkt. Die wesentliche und vor allem effiziente Lenkungsfunktion der Hausärzt:innen als erste Anlaufstelle wurde nicht nur erkannt, sondern es wird darauf reagiert – und der Telemedizin kommt die Unterstützungsfunktion zu. Was braucht es dafür in der Steiermark? Zwar haben das Land Steiermark und die ÖGK angekündigt, zusätzliche Kassenstellen schaffen zu wollen – 16 neue Stellen stehen aktuell im Raum, doch ohne Personal wird das nichts. Und was fehlt dafür? Adäquate Rahmenbedingungen und faire Honorierung. Lippenbekenntnisse werden für eine sinnvolle Stärkung des niedergelassenen Bereichs nicht ausreichen. Wenn die Honorierung nicht passt, dann werden auch zusätzliche Stellen nicht besetzt werden können. Hier ist also noch viel zu tun, sonst bleibt jedes Konzept nur ein theoretisches Konstrukt. Aus diesem Grund mein ärztlicher Rat: Lippenbekenntnisse reichen nicht. Bitte immer zuerst zu Ende denken. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte EXTRA Dietmar Bayer Nur Lippenbekenntnisse reichen nicht STANDORTBESTIMMUNG Michael Sacherer Gesundheit lernt man von klein auf DEBATTE Fotos: SPÖ Landtagsklub Drechsler, Furgler, Schiffer

8 ÆRZTE Steiermark || 06|2025 „Neues Bewusstsein für Leistungen schaffen“ Seit heuer ist Beatrice Erker Vorsitzende des ÖGK-Landesstellenausschusses in der Steiermark. Im Interview spricht sie über unternehmerisches Denken, das ÖGK-Budget, Innovationen und die Lenkung der Patientenströme. Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand der ärztlichen Versorgung in der Steiermark? Es ist in einigen Fächern vielleicht ein bisschen schwieriger, Ärzt:innen für die Besetzung von Stellen zu finden als in anderen, aber grundsätzlich sind wir in der Steiermark sehr gut besetzt, was den niedergelassenen Bereich angeht. Und die PVEs sind eine ganz tolle Geschichte und komplettieren das Angebot. In einer PVE arbeiten Allgemeinmediziner:innen, diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, Ordinationsassistenz und Angehörige weiterer Gesundheits- und Sozialberufe in einem Team zusammen. Neben der Versorgung akuter und chronischer Erkrankungen stehen Gesundheitsförderung, Prävention sowie psychosoziale Gesundheit im Fokus des Leistungsangebots einer PVE. In der Steiermark haben wir mittlerweile 22 PVEs, davon zwei für Kinder. Und weitere stehen in Planung. Aktuell wird am Regionalen Strukturplan Gesundheit 2030 (RSG) gearbeitet, in dem festgelegt wird, wie die Struktur für die nächsten Jahre aufgebaut werden soll, um den Anforderungen und Entwicklungen zu entsprechen. Durch den medizinischen Fortschritt verändert sich schließlich vieles, sodass manche Leistungen aus dem intramuralen Bereich in den extramuralen ausgelagert werden können – wodurch es andererseits budgetär in unseren Leistungsbereich fällt. Haben wir Versorgungslücken durch nicht besetzte Planstellen? Ich würde sagen: Nein. Auch wenn einzelne Betroffene das vielleicht anders sehen. Aber es gibt wenige unbesetzte Stellen, wobei es eine hehre Aufgabe ist, diese zu besetzen. Mit Corona hat es einen großen gesellschaftlichen Wandel gegeben und das Konzept Kassenarzt ist für viele Ärzt:innen nicht mehr passend. Sie wollen ihre Arbeitszeiten nicht fix vorgegeben bekommen, sondern so arbeiten, wie sie wollen. Und das ist mit den Foto: Schiffer COVER

ÆRZTE Steiermark || 06|2025 9 Vorgaben durch den Kassenvertrag nicht möglich. Außerdem ist die Ärzteschaft weiblicher geworden. Noch immer liegt die Carearbeit hauptsächlich bei den Frauen, was mit den Rahmenbedingungen einer Kassenstelle nicht so einfach vereinbar ist. Deshalb bevorzugen viele die Flexibilität in den PVEs. Für Patient:innen sind diese ebenfalls ein Vorteil, da sie mehrere Expert:innen vor Ort haben. Könnten flexiblere Öffnungszeiten für Kassenärzt:innen bei der Patientenlenkung helfen? Ich glaube nicht, weil dann alle Ordinationen zu den gleichen bevorzugten Zeiten offen haben wollen. Sind mehrere Ärzt:innen in einer Praxis, können sie gemeinsam besser größere Zeiträume abdecken. Man muss aber auch eines festhalten: Die Patient:innen werden immer am liebsten zu „ihrem Arzt“ gehen; da gibt es eine Vertrauensbasis. Mit eHealth-Anwendungen und Telemedizin können wir aber zum Beispiel die Ordinationen entlasten, damit man nicht für jedes Rezept zum Arzt bzw. zur Ärzt:in gehen muss. Widerspricht das nicht den ÖGK-Rundschreiben, bei denen man den Vorwurf herausliest, die Ärzt:innen würden sich die Patient:innen nicht anschauen, bevor sie z. B. Physiotherapien verschreiben? Nein. Aber es gibt definitiv Dinge, die auf dem kurzen Weg erledigt werden können. Es geht nicht darum Leistungen zu beschneiden, sondern es geht um unnötige Leistungen. Egal ob auf Zuruf des Patienten oder des Arztes. Ich bin auch ein Fan davon, die Leute finanziell zu beteiligen. Ein Selbstkostenbeitrag hat einen Lenkungseffekt. Beispielsweise bei den Krankentransporten war das wichtig, wo wir wissen, wie viel Missbrauch stattfindet. Die, die es sich sonst gar nicht leisten könnten, sind ohnehin davon befreit. Die Rezeptgebührenbefreiung ist ein guter Messgrad. Wenn man nicht weiß, was das alles Foto: Schiffer COVER „Wenn jeder sorgsam damit umgeht und nur das gemacht wird, was notwendig ist, dann kommen wir mit dem vorhandenen Budget aus.“

COVER 10 ÆRZTE Steiermark || 06|2025 kostet, dann denkt man leider auch nicht darüber nach. Dabei sollte das stattfinden – da sehe ich den unternehmerischen Ansatz. Was macht es attraktiv, als Kassenärztin bzw. Kassenarzt zu arbeiten? Ich sehe es als klaren Vorteil, dass man Unternehmerin bzw. Unternehmer ist. Und durch den Kassenvertrag weiß man, dass regelmäßig ein gewisser Betrag hereinkommt und viele sind dankbar, dass die ÖGK so verlässlich zahlt. Das ist ja nicht bei allen Partnern so. Deshalb schwenken immer wieder Wahlärzt:innen um und wechseln zu einer Kassenstelle. Wie müssten sich die Rahmenbedingungen ändern, um mehr Kassenärzt:innen zu bekommen? Ärzt:innen leben für ihren Beruf. Sie wollen sich nicht in erster Linie um betriebswirtschaftliche Belange kümmern, die aber sein müssen. Als Unternehmer:in muss man kalkulieren, ein Budget machen, Verträge. Für die Basics des Unternehmertums müsste man Schulungen anbieten und die Hürden zur Gründung abbauen. Deshalb sind für manche die PVEs attraktiver, weil sie dort in einem Angestelltenverhältnis sind. Aber die Niedergelassenen, die alleine arbeiten und selbst den Lead vorgeben wollen, wird es immer geben. Nicht alle wollen im Team arbeiten. Ein Unternehmerführerschein und Fortbildungen wie Steuerrecht für Ärzt:innen sind Dinge, die sie auf der Uni nicht lernen, die aber wesentlich sind. Man spürt stark Ihren unternehmerischen Hintergrund. Läuft es in der ÖGK nach den gleichen Prinzipien? Die Fusion der ÖGK fand ja vor fünf Jahren statt. Von den neun Häuser hat jedes eine andere Kultur und eine andere Struktur. Es ist schwierig, die in so kurzer Zeit zu verheiraten, schließlich sprechen wir von 13.000 Mitarbeiter:innen. Man kann vieles kritisieren, aber es auch als Chance sehen, sich neu aufzustellen. Es gibt auf jeden Fall Stellschrauben, an denen wir drehen müssen: Wir haben zu Beispiel in der Bevölkerung ein starkes Anspruchsdenken – ich habe eingezahlt, also kann ich alles immer haben. Da muss ein neues Bewusstsein für Leistungen und Notwendigkeiten geschaffen werden. Inwieweit sind die Ärzt:innen dabei Verbündete, dieses Bewusstsein zu schaffen? Ich denke, dass die Ärzt:innen ihren Beitrag leisten können und das wäre auch sehr wichtig. Sie sind sicher auch oft dem Druck von Seiten der Patient:innen ausgesetzt, die etwas einfordern. Die Ärzt:innen müssen das filtern, welche Leistungen notwendig sind. Das ist die Patientenlenkung durch die Hausärzt:innen und damit ihr wichtiger Beitrag zu Steue- „Es geht nicht darum Leistungen zu beschneiden, sondern es geht um unnötige Leistungen. Egal ob auf Zuruf des Patienten oder des Arztes.“ Foto: Kanizaj

COVER ÆRZTE Steiermark || 06|2025 11 rung. Es gibt schließlich nur einen Topf, aus dem man schöpfen kann, und mit dem sollte ressourcenschonend umgegangen werden. Brauchen wir in Zukunft mehr Budget? Wenn jeder sorgsam damit umgeht und nur das gemacht wird, was notwendig ist, dann kommen wir mit dem vorhandenen Budget aus. Sie haben zu Ihrem Antritt gesagt: „… werden wir uns die kommenden fünf Jahre mit aller Kraft dafür einsetzen, dass wir mithilfe von Digitalisierung und innovativen Lösungen die modernste Gesundheitskasse Europas werden.“ Wie stellen Sie sich das vor? Digitalisierung ist ein Tool, das immer mitgedacht werden muss. Bei den digitalen Anwendungen tut sich so viel – das startet mit der App für Zuhause, die dafür sorgt, dass die Physiotherapie nachhaltiger wird, und reicht bis zum dermatologischen OnlineCheck. Es gibt diese Möglichkeiten und als Krankenkasse wird man die berücksichtigen, wenn sie wirklich etwas bringen. Daran wird sukzessive in der ÖGK gearbeitet. Gerade in der Steiermark laufen viele Pilotprojekte. Wir sind da ganz vorne dabei. Wie definieren Sie für sich die Balance zwischen Weiterentwicklung und notwendiger Bewahrung des bestehenden Systems? Ich bin klar für Weiterentwicklung. Man muss neu denken und alle Ideen zulassen, um eine gute Versorgung zu gewährleisten. Es gibt viele Köpfe, die das System kennen und gute Ideen haben. Die EVA im UKH ist ein tolles neues Projekt, das viel bringt. Man könnte künftig vielleicht mobile Ordinationen dort einsetzen, wo es nicht wirtschaftlich ist, eine eigene Ordination zu betreiben. Wir müssen in der Zusammenarbeit mit unseren Partnern in der Ärztekammer daran arbeiten, dass unser System effizienter und moderner wird. Es wird Kompromissbereitschaft brauchen und auch in der Kommunikation muss an Stellschrauben gedreht werden. Dann bin ich absolut zuversichtlich, dass wir das gemeinsam gut aufstellen können. „Ich bin klar für Weiterentwicklung. Man muss neu denken und alle Ideen zulassen, um eine gute Versorgung zu gewährleisten.“ „Bei den digitalen Anwendungen tut sich so viel – das startet mit der App für Zuhause, die dafür sorgt, dass die Physiotherapie nachhaltiger wird, und reicht bis zum dermatologischen Online-Check. Es gibt diese Möglichkeiten und als Krankenkasse wird man die berücksichtigen, wenn sie wirklich etwas bringen.“ Zur Person Beatrice Erker, Geschäftsführerin des dbv-Verlags in Graz, ist Obfrau der Fachgruppe Buch- und Medienwirtschaft in der Wirtschaftskammer Steiermark. Sie war 2020 bis 2024 Mitglied des Verwaltungsrats der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS). Erker wurde auf Dienstgeberseite von der Wirtschaftskammer in die ÖGK entsendet und übernahm das Amt von Vinzenz Harrer. Gemeinsam mit Josef Harb hat sie den Vorsitz der Selbstverwaltung in der Steiermark inne. Foto: Schiffer

12 ÆRZTE Steiermark || 06|2025 WELT-CHOLESTERIN-TAG UNIV.-PROF. DR. HERMANN TOPLAK Unzählige Menschen fragen immer wieder, ob sie ihr Cholesterin behandeln müssen und nennen dann entweder das (Gesamt-)Cholesterin oder im besten Fall das LDLCholesterin. Isoliert betrachtet kann man mit beiden nur wenig über das tatsächliche Risiko eines Menschen aussagen. Man ist gut beraten, einmal das gesamte Lipidprofil inklusive HDL-Cholesterin und den Triglyzeriden zu machen. Zumindest einmal im Leben sollte man dazu das Lp(a) untersuchen, das im Fall einer deutlichen Erhöhung die deletäre Wirkung des LDL-C noch weiter erhöht. Während der offizielle Grenzwert des Lp(a) mit 30 mg/dl angegeben wird, haben wir in Studien mit Lp(a) senkenden Therapien bei > 90 mg/dl gestartet - bitte beachten Sie, dass viele Labore die Werte in nmol/l angeben. Risikofaktoren Viel wichtiger als alle diese Werte sind die begleitenden Risikofaktoren wie arterieller Hypertonus, Dysglykaemie bis hin zum Typ 2 Diabetes, Adipositas, Nikotinabusus und die Familienanamnese. Bei positiver Familienanamnese wird man je nach Zeitpunkt einer Gefäßkrankheit bei den Vorfahren frühzeitiger auch eine Gefäßdiagnostik anschließen: Niederschwellig bietet sich hier die CarotisSono mit IMT-Messung und Plaquebeurteilung an. Je nach vermutetem Risiko wird dann eine cardiale Gefäßdiagnostik hinzutreten, da etwa 75 % aller Erstmanifestationen einer Koronaren Herzkrankheit mit Myokardinfarkt bei weniger als 50 % Stenosen auftreten und daher asymptomatisch sind. Als Screening genügt an sich der Agatston-Score (Herzkalk), der deutlich weniger Strahlenbelastung mit sich bringt als ein Cardiac-CT und auch ohne Kontrastmittel erfolgen kann. Bei schon dringendem Verdacht auf bestehende KHK wäre dann doch gleich ein CT zu empfehlen. Bestehen Plaques ist das LDL-C Ziel auf < 70 mg/dl festgelegt, besteht eine echte vaskuläre Erkrankung oder gar eine Sekundärprävention < 55 mg/dl oder bei schweren Fällen mit wiederholten Ereignissen < 40 mg/dl. Das Arsenal der benutzten Substanzen hat in den letzten Jahrzehnten mit zunächst den Statinen begonnen und wurde dann mit Ezetimib ergänzt, wobei diese Substanzen in der Regel kombiniert werden, da 10 mg Statin Wir behandeln nicht Cholesterin, sondern Menschen mit einem Risiko Im Juni ist Welt-Cholesterin-Tag. Ein Anlass, die neuesten Erkenntnisse, wichtigsten Risikofaktoren und Möglichkeiten zur Behandlung in den Fokus zu rücken. Foto: Furgler, istock/sankalpmaya „Die Zukunft wird einiges Neues bringen – von Lp(a)- Hemmern bis zur Senkung von Serumtriglyzeriden.“ Hermann Toplak

„Hohes LDL-Cholesterin ist im Bereich der Prävention für kardiovaskuläre Ereignisse einer der Kernrisikofaktoren neben Bluthochdruck, mangelnder Bewegung, Rauchen, Diabetes und Adipositas.“ Michael Sacherer Präsident der Ärztekammer Steiermark ÆRZTE Steiermark || 06|2025 13 Foto: Schiffer WELT-CHOLESTERIN-TAG plus Ezetimib wie 80 mg Statin wirkt. Als orale Alternative kam auch noch die Bempedoinsäure (Acyl-Lyase-Inhibitor) +/- Ezetimib dazu. Als Pro Drug, die nur in der Leber zur wirksamen Substanz umgewandelt werden kann, erwartete man sich von der Bempedoinsäure keine Myalgien, aber auch hier gibt es – selten aber doch – die bekannten Beschwerden. Für die oralen Optionen gibt es genug Evidenz aus Endpunktstudien. PCSK9 hemmende Substanzen Die neuere Revolution haben die PCSK9 hemmenden Substanzen eröffnet. Die beiden ersten davon waren die Antikörper Evolocumab und Alirocumab, beide werden in der Regel alle 2 Wochen injiziert. Myalgien sind selten, aber auch hier möglich. Viele Menschen glauben, dass man dann keine Statine usw. mehr braucht. Leider sind diese Substanzen aber schwächer wirksam als die Power Statine Atorvastatin und Rosuvastatin und insbesondere deren Kombinationen mit Ezetimib. Sie sind daher (außer bei Statinintoleranz) die Kombinationspartner, wenn die Therapieziele nicht erreicht werden. Ohne Statin im Hintergrund senken sie das LDL-C um 40-45%, mit Statin im Hintergrund 50-55%. Wenn konventionelle Statine unmöglich sind ist es alternativ möglich, rote Reis-Produkte zu verwenden, die bei Statinintoleranz in 96 % der Fälle vertragen werden. Für beide Produkte gibt es Endpunktstudien. Der dritte PCSK9-Hemmer ist die Substanz Inclisiran, eine siRNA, die die Bildung von PCSK9 längerfristig senkt und im Idealfall nach einer Startphase nur mehr alle 6 Monate gegeben werden muss. Die Substanz wirkt bei manchen Menschen gleich gut, bei anderen etwas schwächer als die beiden Antikörper. Für die Patient:innen ideal ist, dass sie nicht selbst spritzen müssen und auch bei längeren Auslandsreisen keine Ware mitnehmen müssen. Eine Endpunktstudie steht noch aus. Für die Serumtriglyzeride und eine weitere Endpunktsenkung steht an sich Eicosapentaensäure zur Verfügung, die in einer Endpunktstudie belegt ist. Diese ist allerdings wie auch die PCSK9 hemmenden Substanzen zentrumspflichtig. Ausblick Die Zukunft wird einiges Neues bringen. Neben den beiden bereits genannten Lp(a)-Hemmern wird es vor allem Neuerungen in der Senkung von Serumtriglyzeriden geben. Eine erste Substanz ist als „Rare Disease Medikament“ nur für die familiäre Hyperchylomikronaemie zugelassen, die allerdings extrem selten ist. Für alle Menschen mit sehr hohen Triglyzeriden hoffen wird auf günstigere neue Substanzen.

DIPLOMÜBERREICHUNG 14 ÆRZTE Steiermark || 06|2025 Diplomüberreichung Allen Grund zu feiern hatten die Ärztinnen und Ärzte, die Ende Mai in der Ärztekammer Steiermark ihre Diplome erhielten. Ärztekammer-Vizepräsident Gerhard Posch und Ausbildungsreferent Hermann Toplak gratulierten anlässlich der Diplomüberreichung. Lucas Kaltenegger, Clemens Scheucher und Kerstin Weber sind nun Ärzt:innen für Allgemeinmedizin. Gabriela Forstner erhielt ihr Diplom als Fachärztin für Innere Medizin (Additivfach: Nephrologie). Angelika Grübler ist nun Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde, Veronika Hammer Fachärztin für Innere Medizin und Katarina Kovacic Krizanic Fachärztin für Transfusionsmedizin. Außerdem bekam Stefanie Lindschinger ihr Diplom als Fachärztin für Innere Medizin, Alexander Maget trägt nun die Berufsbezeichnung Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin und auch Andrea Nicolaus ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin. Fabian Veigl wurde das Diplom als Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde überreicht. Herzlichen Glückwunsch! Foto: Schiffer Unsere Klinik Judendorf-Straßengel ist nördlich der Landeshauptstadt Graz in einer idyllischen Parklandschaft gelegen und ist verkehrstechnisch gut angebunden. Als ein Unternehmen der Mare-Gruppe sind wir ein führendes, innovatives Rehabilitationszentrum mit den Indikationen Neurologie, Orthopädie und Kinderrehabilitation (Indikation MOB). Wir wenden uns an alle Allgemeinmediziner:innen und alle Ärzt:innen, die sich eventuell auch für eine Facharztausbildung in der Neurologie interessieren. Zur Erweiterung unseres Teams suchen wir: Das bieten wir Ihnen: • ein interessantes und abwechslungsreiches Aufgabengebiet • umfassende Einschulung durch erfahrene Kollegen und Kolleginnen • wertschätzende Mitarbeit im multiprofessionellen Team • regelmäßiger Austausch mit Fachärzt:innen unterschiedlicher Disziplinen • flexible Arbeitszeitmodelle: Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigungen ab 20 Stunden/Woche • attraktive Karrieremöglichkeiten • Überzahlung KV für private Kur- und Rehabetriebe ab brutto EUR 6.282,- pro Monat Basis 40 Std./W. mit zusätzlicher Anrechnung von Vordienstzeiten und Qualifikation Weitere Mitarbeiter:innen-Bonifikationen: • kostenloses Mittagessen, gratis Parkplatz • Zulagen bei langen Diensten und an Wochenenden • bezahlte Pause bei Nachtdiensten • Nebenbeschäftigung möglich • zahlreiche Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung • Übernahme von DFP-Fortbildungen uvm. • Jubiläumsgelder und Prämien Wir wünschen uns von Ihnen eine selbständige und eigenverantwortliche Patient:innenbetreuung sowie Einsatzbereitschaft und Flexibilität. Eine aktive Mitgestaltung im Team und Absolvieren von Nacht-/Wochenend- und Feiertagsdiensten sollte selbstverständlich sein. ARZT/ÄRZTIN FÜR ALLGEMEINMEDIZIN -> STATIONSARZT/STATIONSÄRZTIN ARZT/ÄRZTIN FÜR ALLGEMEINMEDIZIN -> MIT DER MÖGLICHKEIT ZUR TEILAUSBILDUNG IM SONDERFACH NEUROLOGIE NACH ÄAO 2015 (SFG: 12 MONATE, SFS: NEUROREHABILITATION, NEUROGERIATRIE JE 9 MONATE) NACH ÄAO 2006 (FÜR 24 MONATE MÖGLICH) WIR MÖCHTEN SIE KENNENLERNEN! Bewerben Sie sich jetzt absolut vertraulich und gerne auch ohne Lebenslauf und Motivationsschreiben: Prim. Dr. Monika Scarpatetti Ärztliche Leiterin monika.scarpatetti@klinik-judendorf.at Tel.: 03124/90520 Klinik Judendorf-Straßengel GmbH Grazerstraße 15 8111 Gratwein-Straßengel Bitte beachten Sie unsere BewerbungsDatenschutzrichtlinien auf www.klinik-judendorf.at/datenschutz.

KUSCHELTIERKLINIK ÆRZTE Steiermark || 06|2025 15 Fotos: short & sweet/Conny Leitgeb, Med Uni Graz/Wittmann Beste Versorgung für jede Menge Kuscheltiere Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren kamen mit ihren plüschigen Patient:innen in die Kuscheltierklinik an der Med Uni Graz, um sie von Studierenden der Medizin, Pharmazie, Zahnmedizin und Pflegewissenschaften „verarzten“ zu lassen. Von Anamnese und Diagnose bis zur Behandlung – das Programm kam bestens an. Das Herzensprojekt von Studierenden der Med Uni Graz möchte Kindern spielerisch die Angst vor Arztbesuchen und medizinischen Untersuchungen nehmen. Jedes Kind wurde individuell betreut und durch die verschiedenen Stationen begleitet – dabei wurde geforscht, behandelt, getröstet und verbunden. Heuer fand die Veranstaltung erstmals in Kooperation mit der Ärztekammer Steiermark statt. Denn Gesundheitsbildung muss schon bei den Kleinsten beginnen. Das Wissen über Hausmittel ebenso wie über die richtigen Ansprechpartner im Gesundheitssystem bildet schließlich die Basis für die Patientenlenkung. Für die begleitenden Eltern lag daher auch der Leitfaden Kinderkrankheiten der Ärztekammer Steiermark auf. Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark, Rektorin Andrea Kurz und Erwin Petek, Vizerektor für Studium und Lehre, schauten in der Kuscheltierklinik vorbei. Stippvisite in der Kuscheltierklinik: Eva-Maria Holzleitner, Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung

16 ÆRZTE Steiermark || 06|2025 Culinary Medicine: Evidenzbasierte Ernährung zwischen Herd und Leitlinie Ernährung spielt bei der Prävention ebenso wie bei der Behandlung von Erkrankungen eine wichtige Rolle. An der Med Uni Graz befassten sich Medizinstudierende in einem Wahlpflichtfach mit dem interdisziplinären Ansatz der „Culinary Medicine“. ERNÄHRUNG UNIV.-PROF. DR. GERHARD WIRNSBERGER Obwohl die Relevanz der Ernährung bei der Prävention und Behandlung zahlreicher Erkrankungen wissenschaftlich gut belegt ist, finden ernährungsmedizinische Inhalte in der ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung noch immer nicht die ihnen gebührende Beachtung. Der interdisziplinäre Ansatz der „Culinary Medicine“ bietet hier ein innovatives Modell, evidenzbasierte Ernährungsmedizin mit praxisorientierter Kochkompetenz zu verknüpfen. Konzept und Entwicklung „Culinary Medicine“ ist ein ursprünglich aus den USA stammender Ansatz, der inzwischen erfolgreich in die medizinische Lehre integriert wurde. Initiativen wie die „Teaching Kitchen Collaborative“ (https://teachingkitchens.org) fungieren dabei als institutionelle Wegbereiter. Diese Plattform vernetzt akademische Einrichtungen, Gesundheitssysteme und Nichtregierungsorganisationen, die sich der Implementierung gesundheitsfördernder Ernährungspraxis im Rahmen klinischer Versorgung widmen. Die Methodik basiert auf der Verbindung evidenzbasierter Leitlinien unter anderem der „Dietary Guidelines for Americans oder der American Heart Association Guidelines“ mit praktischen Kochtrainings, häufig im Format von sogenannten „Teaching Kitchens“. Initiativen Im deutschsprachigen Raum wurde „Culinary Medicine“ zunächst an der GeorgAugust-Universität Göttingen implementiert. Unter der Leitung des Ernährungsmediziners und Psychologen Thomas Ellrott wurde ein strukturiertes Lehrmodul entwickelt, das Me d i z i n - studierende theoretisch und praktisch in die Grundlagen der Ernährungstherapie einführt. Aufbauend auf diesem Modell wurden an der Med Uni Graz erste interaktive Workshops mit Studierenden sowie Patient:innen realisiert. Auch in den postgradualen Fortbildungsprogrammen der Ärztekammer für Steiermark wurde diese innovative Lehrmethode erstmals unter der Leitung von Küchenmeister Attila Varnagy erfolgreich implementiert. Fotos: Schiffer

ÆRZTE Steiermark || 06|2025 17 Fotos: Schiffer ERNÄHRUNG Ein bedeutsamer Impuls für die konzeptuelle Weiterentwicklung von „Culinary Medicine“ ging von der interdisziplinären Forschung zu Ernährung und psychischer Gesundheit aus. In klinischen Studien von Sabrina Leal Garcia und ihrem Team wurde der p o t e n - z iel l e Nut - zen kochbasierter Interventionen für Patient:innen mit psychischen Erkrankung untersucht. Die Ergebnisse der zentralen Studie „Culinary Medicine Cooking Workshops as Add-On Therapy for Inpatients with Depression and Eating Disorders“ (https:// doi.org/10.3390/nu16223973) zeigen, dass gezielte Kochworkshops eine wertvolle therapeutische Ergänzung für Patient:innen mit Depressionen und Essstörungen darstellen. Integration in Ausbildung Auf Grundlage der genannten Erfahrungen wurde an der Med Uni Graz ein Wahlpflichtfach für Medizinstudierende etabliert, das in Kooperation mit der Universität Göttingen konzipiert wurde. Ziel ist die Vermittlung praktischer ernährungsmedizinischer Fertigkeiten sowie die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit. Die didaktische Wirksamkeit dieses Formats wird derzeit im Rahmen einer Dissertation empirisch evaluiert. Erste Ergebnisse deuten auf eine hohe Akzeptanz und Relevanzwahrnehmung unter den Teilnehmenden hin. Relevanz für die Praxis Die Implementierung ernährungsmedizinischer Inhalte in die ärztliche Praxis scheitert bislang häufig an mangelnder curricularer Verankerung im Medizinstudium. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2019 zeigte, dass weniger als 20 % der deutschen Medizinstudierenden sich in der Lage fühlten, Ernährungsempfehlungen evidenzbasiert und patientenorientiert zu kommunizieren. „Culinary Medicine“ kann diese Lücke schließen, indem sie praxisnahe Schulungen anbietet, die ärztliches Wissen mit kulinarischer Kompetenz verknüpfen. Die erfolgreiche Integration von „Culinary Medicine“ in die ärztliche Aus-, Weiter- und Fortbildung erfordert eine enge interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Ernährungsmedizin, Psychologie und Küchentechnologie. Durch eine strukturierte Verankerung in Lehre, Forschung und Patientenversorgung kann „Culinary Medicine“ einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz sowie zur Prävention und Therapie ernährungsassoziierter Erkrankungen leisten. Die bisherigen österreichischen Initiativen legen hierfür einen soliden Grundstein. Bei den GFT findet am 6. Oktober 2025 ein Seminar mit Attila Varnagy statt. Weitere infos unter www.med.or.at/ kochen. Praxisnahe Fertigkeiten erhielten die Absolvent:innen des ÖÄK-Diplomlehrgangs Ernährungsmedizin im Mai beim gemeinsamen Kochen vermittelt.

18 ÆRZTE Steiermark || 06|2025 SCHLAF Wenn die Nacht zur Qual wird: Schlafstörungen und ihre Folgewirkungen Von der Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung bis zur steigenden Unfallgefahr – die Auswirkungen von Schlafstörungen sind nicht zu unterschätzen. Experte und Univ.-Prof. Manfred Walzl im Interview. Schlaf ist die wichtigste Regenerationsquelle des Körpers. Doch was, wenn er dauerhaft gestört ist? Experte Manfred Walzl, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie Arzt für Allgemeinmedizin, über ein Thema, das – durch unseren modernen Lebensstil bedingt – immer mehr Menschen betrifft. Sie beschäftigen sich schon lange mit dem Thema Schlaf. Hat sich die Aufmerksamkeit dafür verändert? Manfred Walzl: Ja, eindeutig. Das Interesse ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Als wir Mitte der 1990er-Jahre mit unserer Arbeit begonnen haben, war Schlaf für viele kein relevantes Thema. Heute wächst das Bewusstsein stetig – nicht zuletzt, weil immer mehr Menschen durch Arbeitsbelastung, soziale Isolation oder Schichtarbeit von Schlafstörungen betroffen sind. Wir wissen mittlerweile, dass bis zu zwei Drittel – in manchen Erhebungen sogar bis zu 80 % – zumindest gelegentlich unter Schlafstörungen leiden. Frauen sind besonders betroffen, weil sie oft mehrfach belastet sind. Auch die Gefahr durch Übermüdung im Straßenverkehr ist leider immer wieder aktuell. Welche Gruppen sind besonders gefährdet? Junge Menschen schlafen chronisch zu wenig. Ein Grund ist, dass sich die Produktion des Schlafhormons Melatonin in der Pubertät nach hinten verschiebt. Das heißt: Jugendliche können um 8 Uhr morgens schlichtweg noch keine volle Leistung bringen. Ein späterer Schulbeginn – etwa um 9 Uhr – wäre sinnvoll. Moderne Medien verlängern zudem die Wachphasen am Abend und beeinträchtigen die Schlafqualität zusätzlich. Welche neuen Erkenntnisse gibt es aus der Forschung? Entscheidend ist heute das Verständnis der Folgewirkungen von Schlafmangel. Zu wenig Schlaf beeinträchtigt zum Beispiel die Gedächtnisleistung. Nachts wird der Tagesinhalt auf unsere „Festplatte“ gespeichert, doch bei zu wenig Schlaf geht das nicht. Außerdem macht zu wenig Schlaf dick, weil es bei den Hormonen, die in der Fetteinlagerung eine Rolle spielen, zu Fehlsteuerungen kommt. Und – was man nicht unterschätzen darf – die Unfallgefahr steigt dramatisch an: Jeder zweite tödliche Unfall auf Autobahnen wird durch Schläfrigkeit verursacht. Eine durchwachte Nacht wirkt wie ein Promille Alkohol im Blut. Welche Formen von Schlafstörungen treten besonders häufig auf? Wir unterscheiden organische und nicht-organische Schlafstörungen. Ein Beispiel für die organische Störung ist die obstruktive Manfred Walzl, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie Arzt für Allgemeinmedizin Fotos: beigestellt, shutterstock/ Roman Samborskyi, shutterstock/ Prostock-studio

SCHLAF ÆRZTE Steiermark || 06|2025 19 Schlafapnoe, bei der die Atemwege verschlossen werden – das kann u. a. auch zu enormem Druck auf den Magen und saurem Aufsteigen des Mageninhalts in die Speiseröhre führen. Andere Menschen wachen – als nichtorganisches Beispiel – um zwei Uhr nachts auf und beginnen zu grübeln – und Schlafdruck ist der größte Schlafräuber. Ärzt:innen sind selbst, gerade wenn sie im Krankenhaus arbeiten, häufig von Schlafstörungen betroffen. Schichtarbeiter sind laut Studien sogar weniger betroffen als etwa Menschen im mittleren Management, die viel Druck von oben bekommen. Was kann helfen? Es gibt bewährte Methoden wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder pflanzliche Präparate mit Johanniskraut und Hopfen. Ein psychologischer Ansatz ist die paradoxe Intention von Viktor Frankl. Man sagt sich dabei: „Ich will gar nicht schlafen. Das interessiert mich überhaupt nicht.“ Und wenn man das ein paar Tage macht, kann es gut helfen. Denn der Körper macht dann das Gegenteil. Wenn man sich nicht mehr zwingt, schlafen zu müssen, entsteht weniger Druck. Auch Rituale wie die bewusste Zubereitung eines Tees oder entspannende Gespräche und darauf zu achten, die Arbeit nicht mit ins Bett zu nehmen, können sehr hilfreich sein. Aber jeder Mensch ist anders. Wichtig sind die Gebote der Schlafhygiene: immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen, abends keine schweren Mahlzeiten, mindestens eine Stunde Abstand zwischen Sport und Schlaf, eine gute Matratze, die nicht älter als maximal sieben Jahre ist. Man hat es zu einem großen Teil selbst in der Hand und man sollte auf die Signale des Körpers hören. Und ganz wichtig: Alle nichtpflanzlichen Schlafmittel bergen ein Suchtpotenzial. Sie sind nur als letzte Option zu sehen und sollten mit größter Sorgfalt eingesetzt werden. Es gibt bereits Smartwatches als Medizinprodukte zur Schlafüberwachung. Was halten Sie davon? Die Geräte werden immer besser und können erste Hinweise geben. Sie ersetzen aber keine medizinischen Diagnoseverfahren, ScreeningGeräte oder das Schlaflabor. Gerade im Schlaflabor tut sich technologisch viel, etwa mit kabellosen Lösungen. Welche Rolle spielen Hausärzt:innen beim Thema Schlaf? Als erste Ansprechpartner:innen eine ganz zentrale. Es gibt über 120 verschiedene Schlafstörungsdiagnosen, aber im Patientengespräch können Ärzt:innen schon sehr viel herausfinden und je nach Verdacht erfolgt dann die weiterführende Diagnostik z. B. beim HNO- oder Lungenfacharzt bzw. in einem Schlaflabor. Dort können wir genau differenzieren, ob es sich um eine organische oder nicht-organische Störung handelt und in welche Kategorie sie fällt. Wir messen eine Fülle von Parametern von Atembewegungen über Beinaktivität bis zum EKG. Das Restless-Legs-Syndrom kann z. B. nur im Schlaflabor sicher diagnostizieren werden. In Österreich leiden rund eine Million Menschen daran – das ist weit verbreitet, aber gut behandelbar. Fortbildungen sind in diesem Bereich wichtig. In Deutschland gibt es das Zusatzfach Schlafmedizin, bei uns beschäftigen sich vorwiegend HNO- und Lungenfachärzt:innen oder Neurolog:innen damit. Schlaflabore gibt es etwa am LKH II am Standort Süd und Hörgas, in der Privatklinik Ragnitz, bei den Barmherzigen Brüdern und im Privatklinikum Hansa. Foto: shutterstock/ViDI Studio

20 ÆRZTE Steiermark || 06|2025 DATENSCHUTZ Ärztekammer: Modernisierter Upload-Bereich für Unterlagen Fotos: Furgler Sensible Daten brauchen besonderen Schutz: Die Ärztekammer Steiermark hat ihren sicheren Upload-Bereich für Mitglieder modernisiert und wesentlich erweitert. Damit wird die datenschutzkonforme Übermittlung wichtiger Dokumente an die Ärztekammer einfacher, schneller und vor allem sicherer. In einer zunehmend digitalisierten Welt ist der Schutz sensibler Informationen zu einer zentralen Verantwortung geworden – besonders im Gesundheitswesen. Ärzt:innen verarbeiten in ihrem beruflichen Alltag nicht nur medizinische Daten, sondern auch hochsensible persönliche, finanzielle und abrechnungsrelevante Informationen. Die Einhaltung strengster Datenschutzstandards ist daher nicht nur gesetzliche Verpflichtung, sondern auch Ausdruck professioneller Sorgfaltspflicht. Daten sicher übermitteln Gesundheitsdaten zählen gemäß Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zu den besonders schützenswerten Informationen. Schon allein aus diesem Grund sind niedergelassene Ärzt:innen verpflichtet, angemessene technische und organisatorische Maßnahmen zur Datensicherheit in ihren Ordinationen zu implementieren. Ein wesentlicher Punkt in diesem Zusammenhang ist natürlich auch die Übermittlung von Daten – sei es an Behörden, Abrechnungsstellen oder die zuständige Ärztekammer. Keine unverschlüsselten Mails E-Mails zählen im Alltag nach wie vor zu den am häufigsten genutzten Kommunikationsmitteln – jedoch auch zu den unsichersten, wenn es um den Versand sensibler Inhalte geht. Aus diesem Grund bietet die Ärztekammer Steiermark bereits seit längerem eine sichere Upload-Möglichkeit zur Übermittlung wichtiger Dokumente an. Dieser Upload-Bereich wurde nun umfassend überarbeitet und in seiner Funktionalität weiter verbessert. Kammeramtsdirektor Stefan Kaltenbeck betont die Bedeutung dieser Weiterentwicklung: „Die Etablierung dieser Upload-Möglichkeit ist ein weiterer Meilenstein in Sachen digitale Sicherheit, papierlose und rasche Erreichbarkeit sowie effizienter Kammerverwaltung. Ich bin stolz, dass es gelungen ist, dies umzusetzen und nun in optimierter Form anbieten zu können.“ Effizient, sicher und schnell Der neue Upload-Bereich auf www.aekstmk.or.at ermöglicht es, sensible Dokumente – etwa Steuerunterlagen, Einkommensnachweise, Rasterzeugnisse oder Vertragsunterlagen – sicher an die jeweils zuständige Abteilung der Ärztekammer Steiermark zu übermitteln. Hinterlegt sind alle Abteilungen der Kammer. Der Upload ist direkt an die jeweilige Zielabteilung adressierbar. Auch große Datenmengen stellen dabei kein Problem dar – das System erlaubt das Hochladen umfangreicher Dateien in kurzer Zeit. Zugänglich ist die UploadFunktion ausschließlich über den geschützten Mitgliederbereich der Website der Ärztekammer Steiermark. Damit ist gewährleistet, dass nur registrierte und eingeloggte Mitglieder Zugriff auf diese Funktion haben – ein zusätzlicher Sicherheitsaspekt, „Die Etablierung dieser Upload-Möglichkeit ist ein weiterer Meilenstein in Sachen digitale Sicherheit, papierlose und rasche Erreichbarkeit sowie effiziente Kammerverwaltung. Ich bin stolz, dass es gelungen ist, das umzusetzen und nun anbieten zu können.“ Stefan Kaltenbeck Kammeramtsdirektor „Datenschutz wird immer wichtiger und auch bei persönlichen Daten sollte man keine Abstriche machen. Die Kammer sorgt nun für Datenschutz auf höchstem Niveau.“ Gerhard Posch Kurienobmann Angestellte Ärzte

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