AERZTE Steiermark 05 2025

BEREICH ÆRZTE Steiermark || 05|2025 7 Die bevorstehende Aktualisierung des Regionalen Strukturplans Gesundheit (RSG) ist eine bedeutende Chance, unser Gesundheitssystem nachhaltig zu stärken. Die Herausforderungen sind bekannt – der demografische Wandel, der steigende Versorgungsbedarf, der Mangel an Ärzt:innen. Jetzt ist die Zeit gekommen, nicht nur zu reagieren, sondern aktiv zu gestalten. Als Ärztekammer sehen wir es als unsere Pflicht, diesen Prozess zu begleiten – verantwortungsvoll, konstruktiv und im Sinne einer qualitativ hochwertigen, wohnortnahen Versorgung. Ein zentrales Anliegen ist der Ausbau des niedergelassenen Bereichs. Eine starke niedergelassene Versorgung ist das Fundament eines funktionierenden Gesundheitssystems. Was es dafür braucht, liegt eigentlich auf der Hand, aber wir werden es als Ärztevertreter nicht müde zu betonen, damit die Botschaft von den Verantwortlichen ernst genommen wird: Dafür braucht es ausreichend Kassenstellen, attraktive Arbeitsmodelle, interdisziplinäre Kooperationen und eine bessere Verteilung der Versorgungslasten. Besonders in strukturschwachen Regionen müssen gezielt Anreize gesetzt werden, um eine flächendeckende medizinische Betreuung sicherzustellen. Die Entlastung der Spitäler gelingt nur, wenn die erste Versorgungsebene gestärkt wird – und das dauerhaft. Im stationären Bereich unterstützen wir eine abgestufte Versorgungsstruktur mit klaren medizinischen Schwerpunkten. Nicht jede Einrichtung muss alles leisten – aber jede muss in ihrer Rolle gestärkt und verlässlich finanziert sein. Regionale Spezialisierung, sinnvolle Vernetzung und klare Versorgungsaufträge sind essenziell, um Effizienz und Qualität zu sichern. Als Ärztekammer fordern wir in diesem Zusammenhang nicht nur Mitsprache, wir bieten sie aktiv an. Die Expertise jener Menschen, die tagtäglich im System tätig sind, ist unverzichtbar für tragfähige Lösungen. Wir stehen bereit, den Strukturwandel in der Steiermark partnerschaftlich mitzugestalten – gemeinsam mit der Politik, mit den Träger:innen und allen weiteren Berufsgruppen in diesem Bereich. Denn, ich bin davon überzeugt, nur im Dialog entstehen auch jene Lösungen, die in der Praxis ihrem Anspruch gerecht werden können. Unser Ziel ist klar: Ein funktionierendes und zukunftsorientiertes Gesundheitssystem für unsere Ärztinnen und Ärzte – und vor allem auch für die Patient:innen im Land. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark In Zeiten knapper Gesundheitsbudgets wird immer wieder gern in eine Richtung gezeigt – auf die Ärztinnen und Ärzte. Es sei an ihnen, einen „Solidarbeitrag“ zu leisten, um die finanziellen Lücken der ÖGK zu schließen. Diese Forderung verkennt nicht nur die Realität ärztlichen Alltags – sie ist symptomatisch für ein System, das strukturelle Reformen zu lange aufgeschoben hat. Wer heute ärztlich tätig ist, weiß: Der Solidarbeitrag wird längst täglich geleistet – mit unserem Einsatz unter mehr als herausfordernden Bedingungen! Und mit der enormen Verantwortung für unsere Patient:innen, die auf eine verlässliche medizinische Betreuung angewiesen sind. Statt die medizinische Versorgung weiter auszuhöhlen, wäre es an der Zeit, den Blick dorthin zu richten, wo die Reformpotenziale tatsächlich liegen: in der Verwaltung, im Management, in der längst überfälligen Nutzung von Synergieeffekten, die mit der Kassenfusion versprochen, aber nicht eingehalten worden sind. Eine Sanierung auf dem Rücken der Leistungsträger – die an vorderster Front tagtäglich Patient:innen versorgen – ist nicht nur ungerecht, sie ist gefährlich. Denn sie schwächt das System dort, wo es funktionieren muss und trifft in Wirklichkeit die Versicherten. Die ärztlichen Leistungen machen nur einen Bruchteil des ÖGK-Budgets aus – rund 15 %. Der große Rest liegt vielmehr im Einflussbereich jener Strukturen, die jetzt zur Verantwortung gezogen werden sollten. Und nicht die Patient:innen und Ärzt:innen sollen die Versäumnisse ausgleichen müssen! Es ist höchste Zeit, das Kerngeschäft der ÖGK wieder ins Zentrum zu rücken: die medizinische Versorgung. Und ebenso höchste Zeit, die versprochenen Synergien nach der Kassenfusion endlich umzusetzen. Ein nachhaltiges Gesundheitswesen braucht keine Schuldzuweisungen, sondern den Willen zur Reform. Wer sparen will, muss sich endlich den eigenen Strukturen stellen. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte EXTRA Dietmar Bayer Auf dem Rücken von Ärzt:innen und Patient:innen STANDORTBESTIMMUNG Michael Sacherer Ein Regionaler Strukturplan Gesundheit mit Verantwortung und Weitblick DEBATTE Fotos: Marusa Puhek, Furgler, Schiffer

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg3NzQ1MQ==