56 ÆRZTE Steiermark || 05|2025 NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Der ganz normale Praxiswahnsinn PRAKTISCH TÄGLICH Von Ulrike Stelzl Brauchen Hausärzte überhaupt Urlaub? Manchmal würde ich wirklich gerne wissen, was sich meine Patienten unter der Tatsache vorstellen, dass ihre Doktorin auf Urlaub ist. Denn egal, ob ich nur für ein paar Tage nicht in der Praxis bin oder meinen langen Sommerurlaub genieße: Spätestens am zweiten Tag findet der Erste meine private E-MailAdresse (Praxis-E-Mail-Adresse haben wir absichtlich keine) und schreibt. Da kommen dann solche Mails: „Liebe Frau Doktor Stelzl, ich kann Sie in der Praxis nicht erreichen, weil Sie auf Urlaub sind. Deshalb sende ich Ihnen im Anhang ein paar Formulare, die ich für die Zusatzversicherung benötige. Die können Sie dann ja schon mal ausfüllen und ich melde mich am Montag, wenn Sie wieder da sind.“ Oder: „Liebe Frau Doktor, meine Eisentabletten sind mir ausgegangen. Ich weiß, dass Sie auf Urlaub sind. Aber ich vergesse es sonst ganz bestimmt, bis Sie wieder da sind. Könnten Sie mir die auf die e-Card buchen?“ Ein Werbefachmensch, der immer betont, dass er nach Feierabend und im Urlaub weder Handy noch E-Mails checkt – denn die Work-Life-Balance und die Freizeit mit der Familie sind das Wichtigste - schickt mir am Sonntag Fotos der Impfpässe seiner Kinder. Die nicht einmal meine Patienten sind. Mit der Aufforderung bis Montag Früh Bescheid zu geben, ob sie FSME nachimpfen oder titern sollen. Und ein mir nicht bekannter Patient einer Kollegin im Bezirk schreibt mir: „Ich bin Patient bei Frau Dr. X. Diese ist seit heute auf Urlaub und deshalb melde ich mich bei Ihnen. Vorige Woche hatte ich einen grippalen Infekt. Der Kombitest war negativ. Ich benötige daher eine Krankmeldung. Für weitere Informationen können Sie mich gerne zurückrufen.“ Ja, und Sie können mich auch gerne! Was ist bloß los mit den Leuten? Fehlt denen die Phantasie und glauben sie, dass jemand jenseits der Fünfzig einfach kein Privatleben mehr hat? Oder haben sie zu viel Phantasie und denken, dass ich in einer Kiste in meiner Ordination hiberniere und bei Bedarf sofort herausspringe? Das ist genau die Generation, die Urlaub und Work-Life-Balance als ersten Punkt bei jedem Bewerbungsgespräch anführt. Oder die vor mir sitzen und sagen: „Es tut mir so gut, dass ich jetzt nur mehr zwei Tage die Woche arbeite.“ (Täte es mir auch, ich bin aber noch im Stadium der Dankbarkeit dafür, dass ich keine 7-Tage-Woche mehr habe.). Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon) Abwesenheitsmeldungen bei Ordinationsschließung (Urlaub, Krankheit etc.) – via Ärztekammer-Homepage Abwesenheitsmeldungen können einfach und unbürokratisch über unsere Homepage erfolgen. • Bitte loggen Sie sich auf www.aekstmk.or.at in den internen Bereich ein. • Sie finden unter der Rubrik „Niederlassung“ – „Allgemeines“ den Button „Abwesenheiten verwalten“. • Sobald Sie Ihre Eintragung auf der Homepage vorgenommen haben, wird die Meldung an die Ärztekammer und an die Österreichische Gesundheits- kasse durchgeführt. • Alle Abwesenheits- und Vertretungsmeldungen werden in der Ärztinnen- und Ärztesuche (www.aekstmk.or.at/46) sowie auf www.styriamed.net (bei styriamed.net-Mitgliedern) veröffentlicht und an das Rote Kreuz weitergeleitet (zur Auskunftserteilung durch das Gesundheitstelefon 1450 sowie zur Veröffentlichung auf der Website www.ordinationen.st). Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Informations- und Mitgliederservice Tel. 0316-8044-0 Kassenvertragsärzt:innen müssen Abwesenheiten laut Kassenvertrag bzw. Honorarordnung melden. Eine Bekanntgabe der Abwesenheiten im Internet auf der Website der Ärztekammer ist im Sinne des Patient:- innenservice nötig und sinnvoll. Fotos: envato/Espectrograma, Furgler
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