AERZTE Steiermark 05 2025

NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Stornogebühr beim Arzttermin: Warum ein Ausfall kein Kavaliersdelikt ist Ein Tisch im Restaurant, eine Frisör-Behandlung oder ein Termin beim Arzt bzw. einer Ärztin – sie alle haben eines gemeinsam: Wird der Termin ohne Absage nicht wahrgenommen, entstehen Frust und finanzielle Schäden. „Das ist leider ein Riesenproblem“, bestätigt Dietmar Bayer, Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark und Obmann der niedergelassenen Ärzt:innen. „Bis zu fünfmal pro Woche kam es in meiner Facharztordination für Psychiatrie vor, dass Patient:innen trotz fixem Termin einfach nicht erschienen sind – und das, obwohl wir per SMS an den Termin erinnern.“ Für Bayer steht fest: Diese Praxis ist nicht nur unfair, sie nimmt anderen Patient:innen, die dringend ärztliche Hilfe benötigen, die Chance auf eine zeitgerechte Behandlung. In seiner Ordination verlangt er deshalb bei unangekündigtem Nichterscheinen eine Pauschale von 100 Euro – ein Modell, das er auch auf breiterer Ebene forciert. „Sagt der Patient spätestens am Morgen des Termins ab, können wir über alles reden“, betont er. Doch ein unentschuldigtes Fernbleiben sei inakzeptabel. Terminordinationen: Weniger Wartezeit Viele Ärzt:innen stellen inzwischen auf reine Terminordinationen um. Das reduziert Wartezeiten, minimiert das Ansteckungsrisiko im Wartebereich und sorgt für eine strukturierte Patientenversorgung. Doch es gibt einen Haken: Wenn ein Patient oder eine Patientin ohne rechtzeitige Absage fehlt, gibt es im Gegensatz zu klassischen Wartezimmermodellen keine „Nachrücker:innen“, die kurzfristig einspringen könnte. Der Platz bleibt ungenutzt – die verlorene Zeit kann nicht kompensiert werden. „Fixierte Arzttermine nicht einzuhalten, ist kein Kavaliersdelikt. Es bedeutet verlorene Zeit für die Ärzt:innen und ist vor allem äußerst rücksichtslos gegenüber anderen Patient:innen“, so Bayer. Gerade in Zeiten knapper Ressourcen sei ein respektvoller Umgang mit Arztterminen wichtig. Stornogebühren Bereits 2021 sprach sich die Kurie klar für Stornogebühren aus – als Schutz für Ärzt:innen und als Appell an die Verantwortung der Patient:innen. „Stornogebühren haben auch eine erzieherische Funktion“, erklärt Ärztekammerpräsident Michael Sacherer. Sie sollen Patient:innen dazu anhalten, vereinbarte Termine ernst zu nehmen oder rechtzeitig abzusagen. Zu den rechtlichen Regelungen rund um das Thema Stornogebühren siehe auch Artikel auf den Seiten 50-51. Appell an die Fairness Dietmar Bayer bringt es abschließend auf den Punkt: „Es geht um Fairness – gegenüber den Ärzt:innen, die ihre Zeit planen, und gegenüber anderen Patient:innen, die dringend Hilfe brauchen.“ Nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme und Bewusstsein für die Bedeutung eines vereinbarten Arzttermins kann die medizinische Versorgung effizient und patientenfreundlich bleiben. Fotos: Schiffer, envato/karrastock 52 ÆRZTE Steiermark || 05|2025 „Fixierte Arzttermine nicht einzuhalten, ist kein Kavaliersdelikt. Es bedeutet verlorene Zeit für die Ärzt:innen, und ist vor allem äußerst rücksichtslos gegenüber anderen Patient:innen.“ Dietmar Bayer Kurienobmann

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