ÆRZTE Steiermark || 05|2025 47 ANGESTELLTE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE ten 1450-Anrufer:innen, die weder Orientierung noch Hilfe erhalten hätten. Zwar sind diese anonym und nicht überprüft, sie zeigen aber, wie groß die Frustration über das Angebot vielerorts ist. „Wir müssen den Tatsachen ins Auge blicken: Unsere Spitalsambulanzen sind überlastet, unsere Spitalsärzt:innen über Gebühr beansprucht. Die verbindliche und einheitliche Lenkung der Patientenströme ist ein wesentlicher Teil der Lösung. Nur so können wir die Ambulanzen entlasten. Deshalb ist es mir als Vertreter der angestellten Ärzt:innen auch so ein großes Anliegen, darauf hinzuweisen, dass bei 1450 dringender Handlungsbedarf besteht.“ Besser heute als morgen müssten sich die Verantwortlichen etwas überlegen und sich kompetente Unterstützung an die Seite holen. Der Anspruch: Die richtigen Wege aufzeigen Was also müsste 1450 leisten? Posch hat eine klare Antwort: „Patient:innen müssen zum richtigen Arzt gebracht werden.“ Dazu brauche es realistische Ziele und eine strukturierte Einbindung ärztlicher Expertise. Bisher sei man nicht in die Systemgestaltung eingebunden. „Wer Patientenlenkung ohne Mit- „Patientinnen und Patienten, die ziellos durch das System irren, sind eine gewaltige Belastung für die Ärzt:innen und die Angehörigen anderer Gesundheitsberufe. Wir brauchen dringend eine intelligente Patientenlenkung.“ Michael Sacherer, Präsident Ärztekammer Steiermark wirkung der Ärzteschaft plant, riskiert ein Konzept, das an der Realität der Versorgung vorbeigeht“, warnt Posch. Ein Vergleich von 1450 zwischen den einzelnen Bundesländern ist wegen der uneinheitlichen Struktur nur bedingt möglich. Unterschiedliche IT-Systeme, verschiedene personelle Ausstattungen und voneinander abweichende Arbeitsweisen führen zu einem föderalistischen Fleckerlteppich. „Wenn 1450 politisch forciert wird, dann muss es eine zielgerichtete Patientenlenkung gewährleisten“, so Posch. „Außerdem“, ergänzt er, „muss sich 1450 von der Corona-Hotline zu einer hilfreichen und unterstützenden Anlaufstelle für Gesundheitsfragen der Bevölkerung weiterentwickeln.“ Ressourcen schützen Für die Kurie Angestellte Ärzte steht fest: In Zeiten knapper Personalressourcen muss jeder Handgriff im Gesundheitssystem gut überlegt sein. Das bedeutet auch, Patient:innen nicht planlos von einem Punkt zum nächsten zu schicken, sondern ihnen eine klare Orientierung zu bieten. „Patientinnen und Patienten, die ziellos durch das System irren, sind eine gewaltige Belastung. Sie überfordern die Ärztinnen und Ärzte und die Angehörigen anderer Gesundheitsberufe. Wir brauchen dringend eine intelligente Patientenlenkung, um den kranken Menschen die Orientierung zu geben, die ihnen zusteht“, betont auch Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark. Guter Ansatz, dringend verbesserungswürdig Die Kurie steht der Grundidee von 1450 offen und konstruktiv gegenüber, bekräftigt Kurienobmann Posch. Doch aus seiner Sicht kann das System nur funktionieren, wenn die richtigen Expert:innen eingebunden werden – und der Fokus auf echter medizinischer Steuerung liegt, nicht auf halbherzigen Callcenter-Lösungen. Nur dann wird 1450 das leisten, wofür es gedacht war: Patient:innen schnell, sicher und sinnvoll an den richtigen Ort im Gesundheitssystem zu bringen – dies bedeutet: „die Patient:innen zu den richtigen Ärzt:innen zu leiten“. Foto: Schiffer. envato/ Prostock-studio
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