Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) ist eine Erkrankung, die in Österreich in etwa 300.000 Menschen betrifft. Jede Fünfte bzw. jeder Fünfte im Alter von über 65 Jahren hat ein erhöhtes Risiko, HFpEF zu entwickeln, was im Wesentlichen auf Stoffwechselerkrankungen wie Fettleibigkeit, Diabetes mellitus Typ 2 oder Bluthochdruck zurückzuführen ist. Bei HFpEF kommt es zu einem fortschreitenden Verlust an Kraft und Elastizität des Herzmuskels, was dazu führt, dass sich das Herz nicht mehr gut mit Blut füllen kann. An der Med Uni Graz wird unter anderem von Simon Sedej und Mahmoud Abdellatif von der Klinischen Abteilung für Kardiologie intensiv an dieser Art der Herzinsuffizienz und neuen Behandlungsoptionen geforscht. Eine Studie, die kürzlich im „European Heart Journal“ veröffentlicht wurde, beschäftigt sich mit den Erfolgen, die bei einer NicotinamidMedikation beobachtet werden konnten. Herausfordernde Erkrankung Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) stellt eine große Herausforderung in der kardiovaskulären Medizin dar, da es aktuell nur wenige wirksame Therapien gibt. Frühere experimentelle Studien haben belegt, dass HFpEF mit einem niedrigen Spiegel an Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD+) im Herz verbunden ist und dass die Einnahme von Nicotinamid, einem NAD+-Vorläufer, bei HFpEF in Tiermodellen positive Effekte hat. Langjährige Forschung Neue Erkenntnisse zeigen, dass die Aktivierung der Autophagie – ein zellulärer Selbstreinigungsprozess, bei dem die Zelle eigene beschädigte Bestandteile und überschüssigen „Zellmüll“ abbaut und recycelt – entscheidend für die Wirksamkeit von Nicotinamid bei HFpEF ist. Anders als erwartet, wirkt Nicotinamid nicht über die Protein-Deacetylierung, sondern über den Insulin/IGF1-Signalweg, der als Hemmmechanismus für die Autophagie im Herz gilt. Diese Ergebnisse wurden in einer Studie mit HFpEFPatient:innen (NETDiamondStudie) überprüft. Patient:innen mit einer höheren Methyl-Nicotinamid/Nicotinamid-Ratio, die auf eine geringere Verfügbarkeit von Nicotinamid für die NAD+-Biosynthese hinweist, hatten laut einer Studie ein deutlich höheres Risiko für negative Krankheitsverläufe, darunter Herzversagen, Krankenhausaufenthalte und eine Intensivierung der DiuretikaTherapie. Außerdem wurde das therapeutische Potenzial der Autophagie-Stimulierung durch die Hemmung übermäßiger Nährstoffsignale bei HFpEF bestätigt. Weitere klinische Studien sind erforderlich, um zu überprüfen, ob die NAD+-Vorstufe Nicotinamid eine wirksame Behandlungsstrategie für HFpEFPatient:innen darstellt. Herzinsuffizienz: Forschung zu Nicotinamid ÆRZTE Steiermark || 04|2025 37 Foto: Schiffer MEDIA BASED MEDICINE „Klanggewürz“ effektiv gegen Reisekrankheit Die Reisekrankheit mit Übelkeit und Erbrechen tritt auf, wenn die Bewegung, die Menschen mit ihren Augen sehen bzw. körperlich spüren, nicht mit der Bewegung übereinstimmt, die das Innenohr wahrnimmt. Das einminütige Hören eines Tons mit der Frequenz von 100 Herz bei einer Lautstärke von 65,9 Dezibel kann hier Abhilfe schaffen. Das haben Takumi Kagawa, Masashi Kwato und ihr Team der Graduiertenschule für Medizin von der Nagoya-Universität entdeckt. Bei Seekrankheit, Übelkeit in Flugzeugen sowie in Fahrzeugen auf kurvenreichen Strecken kann dieses sogenannte „Sound Spice“, also „Klanggewürz“, helfen. Quelle: pressetext.com, 14.4.2025 Täglich bekommen Patient:innen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufgetischt: FORSCHUNG STEIERMARK
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