36 ÆRZTE Steiermark || 05|2025 Frisch publiziert Deficiency of the Synaptic Adhesion Protein Leucine-Rich Repeat Transmembrane Protein 4 Like 1 Affects Anxiety and Aggression in Zebrafish. Tatzl, E; Petracco, G; Faimann, I; Balasso, M; Mooslechner, AA; Bärnthaler, T; Rodriguez-Blanco, G; Reichmann, F. Acta Physiol (Oxf). 2025; 241(5):e70042 Doi: 10.1111/apha.70042 [OPEN ACCESS] In einer Studie an Rhesusaffen konnten die Wissenschaftler Berthold Huppertz und Thomas Kroneis zeigen, dass Spermien in die äußere Zellschicht (Trophektoderm) von fünf bis sieben Tage alten Embryonen – sogenannte Blastozysten – eindringen können. Dies geschieht in einem empfindlichen Zeitfenster kurz vor der Einnistung in die Gebärmutter, wenn die schützende Hülle (Zona pellucida) abgestoßen wird. „Dies könnte ein evolutionäres Merkmal sein, das das Entwicklungsschicksal der Blastozysten beeinflusst“, erklärt Thomas Kroneis vom Lehrstuhl für Zellbiologie, Histologie und Embryologie am Gottfried-Schatz-Forschungszentrum für zelluläre Signaltransduktion, Stoffwechsel und Altern der Med Uni Graz. Einfluss auf Entwicklungsverlauf Die Forscher beobachteten, dass zwischen 200 und 5.000 Spermien die Blastozyste erreichen können. Dabei konnten intakte Spermienköpfe in der äußeren Zellschicht nachgewiesen werden. Dies könnte den weiteren Entwicklungsverlauf beeinflussen und möglicherweise das Einnistungspotenzial beeinträchtigen. Blastozysten, die mit dem Eindringen nicht zurechtkommen, könnten laut den beiden Studienautoren anfälliger für Implantationsfehlschläge sein. Die Ergebnisse werfen auch neue Fragen zum evolutionären Fortpflanzungswettbewerb auf: Rivalisierende Spermien könnten etwa den Einnistungserfolg fremder Gene gezielt stören. Ebenso diskutieren die Forschenden, ob häufiger Geschlechtsverkehr rund um die Einnistungszeit die Chancen auf eine Schwangerschaft negativ beeinflussen könnte. „Dieser Hypothese sind bereits in der Vergangenheit Studien mit widersprüchlichen Ergebnissen gefolgt, weshalb hier weitere Untersuchungen interessant wären“, beschreibt Thomas Kroneis die weiterführenden Forschungsthemen. Mögliche Langzeitfolgen Ein weiterer Aspekt der Studie befasst sich mit der Frage, ob die Spermien, die in die Blastozyste eindringen, möglicherweise die embryonale Entwicklung beeinflussen oder sogar zu einer Form von Mikrochimärismus führen könnten – ein Zustand, bei dem fremde Zellen im Körper des Embryos verbleiben und die Entwicklung beeinflussen. Die Entdeckung bietet eine Vielzahl von Fragen für zukünftige Forschungen. Die Wissenschafter:innen schlagen vor, die DNA-Typisierung von Spermien durchzuführen, um ihre Herkunft zu klären und herauszufinden, ob eingedrungene Spermien im Trophektoderm verbleiben und das Schicksal des Embryos beeinflussen können. Diese Fragen spielen eine zentrale Rolle für das Verständnis der Mechanismen, die den Erfolg einer Schwangerschaft beeinflussen. Darüber hinaus könnte die Forschung über die Interaktion von Spermien und Blastozysten auch weitreichende Bedeutung für die menschliche Gesundheit und die Entwicklung neuer Fortpflanzungsbehandlungen haben. Weitere Informationen und Kontakt: PD Dipl.-Ing. Dr. Thomas Kroneis Tel.: +43 316 385 71904 E: thomas.kroneis@medunigraz.at Univ.-Prof. Dr. Berthold Huppertz Tel.: +43 316 385 71897 E: berthold.huppertz@medunigraz.at Lehrstuhl für Zellbiologie, Histologie und Embryologie Gottfried-Schatz-Forschungszentrum für zelluläre Signaltransduktion, Stoffwechsel und Altern Medizinische Universität Graz Zur Publikation: Sperm intrusion into the implantation-stage blastocyst and its potential biological significance https:// academic.oup.com/emph/article/12/1/1/7492705 Spermien als Mitspieler bei der Embryo-Einnistung? Neue Erkenntnisse zur frühen Fortpflanzung: Ein Forschungsteam unter der Leitung von Berthold Huppertz und Thomas Kroneis von der Med Uni Graz hat eine bislang unbekannte Interaktion zwischen Spermien und Embryonen entdeckt. FORSCHUNG STEIERMARK Fotos: Med Uni Graz Thomas Kroneis Forscher:innen der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele.
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