AERZTE Steiermark 05 2025

22 ÆRZTE Steiermark || 05|2025 Die Psychokardiologie denkt Herzgesundheit und Psyche gemeinsam Die Psychokardiologie ist ein Fachbereich, der sich mit dem Zusammenhang zwischen der Herzgesundheit und dem psychischem Wohlbefinden beschäftigt. In Graz gibt es dafür eine Spezialambulanz entsprechend dem Integrated-Care-Modell Psychokardiologie. Im Reha-Zentrum der PV in Bad Tatzmannsdorf wird nun neu auch stationäre psychokardiologische Rehabilitation angeboten. Im Fokus stehen bidirektionale Zusammenhänge: Einerseits können kardiologische Ereignisse wie ein Herzinfarkt oder eine Herzinsuffizienz bei den Patient:innen starke Ängste in Bezug auf ihre Vitalität und auch Depressionen auslösen. Andererseits wirken sich chronischer Stress und seelische Belastungen, da sie oft zu ungesunden Lebensweisen wie schlechter Ernährung und wenig Bewegung führen, mitunter negativ auf das Herz aus und lösen in Folge Herzerkrankungen aus. Depressive Menschen haben erwiesenermaßen ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen. „Aus diesen Gründen sind Anlaufstellen wie unsere Spezialambulanz für Psychokardiologie, die eine integrierte Versorgung gewährleisten, so wichtig“, erklärt Universitätsprofessorin Jolana Wagner-Skacel, die die klinische Abteilung für medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie am LKH-Univ. Klinikum Graz leitet. Herzerkrankung beeinflusst die ganze Familie Das umfassende Behandlungsangebot in der Spezialambulanz, in das klinische Psycholog:innen, Fachärzt:innen für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin und Psychotherapeut:innen ebenso eingebunden sind wie Kardiolog:innen, beinhaltet Psychoedukation wie auch Einzelpsychotherapien und Gruppenangebote. „Bei manchen Patient:innen geht es darum, dass sie eine Kurzzeitpsychotherapie in Anspruch nehmen müssen, um die Zusammenhänge zwischen Mental Health und körperlicher Gesundheit verstehen zu lernen. Ein Betroffener muss vielleicht das Trauma eines Herzinfarkts verarbeiten und wir betreuen ihn mehrere Monate. Andere begleiten wir über zwei Jahre von der Vorbereitung für eine Herztransplantation bis zur Zeit danach“, beschreibt Wagner-Skacel einige Beispiele. In manchen Fällen kommen die Patient:innen mit ihren Partner:innen: „Das Herz hat eine hohe emotionale Bedeutung. Eine Herzerkrankung beeinflusst das ganze Familienleben. Oft kommt es in Partnerschaften zum Emotional Buffering. Das heißt, vieles wird nicht ausgesprochen, weil man den erkrankten Partner oder auch die Angehörigen schützen will, damit sich niemand emotional aufregt.“ Neu im Reha-Zentrum Bad Tatzmannsdorf Stationäre psychokardiologische Rehabilitation wird nun von der Pensionsversicherung neu im Reha-Zentrum Bad Tatzmannsdorf angeboten; bisher gab es das Angebot bereits im Zentrum Felbring. „Wir arbeiten sehr gut zusammen“, sagt Jolana Wagner-Skacel: „Dass das stationäre Angebot in Österreich möglich ist, ist wunderbar. Die gemeinsame Arbeit in der Gruppe, das strukturierte Bewegungsprogramm – all das ist essenziell, denn Bewegung und Ernährung sind zentrale Bestandteile in der Betreuung von Herzpatient:innen. In vier Wochen lässt sich viel erreichen und gut mit der anschließenden ambulanten Nachsorge verbinden. Wir weisen daher Patient:innen zur Reha zu und sie kehren danach zu uns zurück, wo wir die therapeutische Begleitung fortsetzen.“ PSYCHOKARDIOLOGIE „Das Herz hat eine hohe emotionale Bedeutung. Eine Herzerkrankung beeinflusst das ganze Familienleben.“ Jolana Wagner-Skacel Leiterin Spezialambulanz Psychokardiologie Foto: Christian Jungwirth, envato/YuriArcursPeopleimages

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