WIRTSCHAFT&ERFOLG Château Lafite-Rothschild, Château Latour, Domaine Leroy und Domaine Romanée-Conti – Weine dieser weltbekannten Weingüter aus Bordeaux und Burgund klingen nicht nur teuer, sie sind es auch. Aber muss man hier für eine Flasche schon mal um die 1.000 Euro rechnen, für Leroy und RomanéeCont meist bedeutend mehr, so vervielfacht sich diese Summe nach entsprechender Lagerung mitunter noch um das Zigfache. Oder sollte man lieber sagen – hat sich vervielfacht? Weinbörsen: Hohe Schwankungsbreite „Die Weinbörse ist seit zwei Jahren stark im Minus“, bremst Helmut Gramer, Weinakademiker und Präsident des Steirischen Sommelliervereins, aufkeimende Spekulationen umgehend ein. „Seit Beginn des Weininvestments, das in den 1970er Jahren in England begann und in den 90ern auch die USA erreichte, hat sich auf diesem Markt viel bewegt“, führt Gramer weiter aus und untermauert dies mit beeindruckenden Zahlen. Seit im Jahr 2000 die Liv-ex-Börse in London gegründet wurde, gab es laufend starke Steigerungen. Der Index lag immer deutlich über den anderen BörsenIndizes, was sich in den letzten beiden Jahren jedoch drastisch geändert hat. So rutschten beispielsweise die beiden Livex-Indizes Liv-ex 100, der die 100 wichtigsten Weine weltweit umfasst, und Liv-ex 1.000 – hier werden die 1.000 wichtigsten Weine weltweit bewertet – in den letzten beiden Jahren zwischen 20 und 28 % ins Minus. Mittlerweile liegen alle wichtigen Börsen-Indizes über jenem für Wein. Mehr gesammelt als getrunken Gramer sieht die Ursachen dafür nicht nur in der wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre, sondern sehr viel weitreichender. „Teurer Wein wurde in den letzten 20 bis 30 Jahren immer öfter als Investment erworben, nicht zum Genuss. Es fällt leichter für eine Kiste Bordeaux 12.000 Euro auszugeben, wenn ich es als Anlage sehe.“ So kommen von den fünf Premier-Crus im Jahr rund 800.000 Flaschen auf den Markt, doch nur noch um die 20 % davon werden auch getrunken. Und auch von Restaurants, die früher nach solchen Weinen gesucht haben, werden diese nicht mehr so stark nachgefragt, da die Weine mittlerweile so teuer sind, dass Foto: envato/Andreas Häuslbetz, beigestellt Immer wieder hört man, dass für Spitzenweine an diversen Weinbörsen utopische Preise gezahlt werden. Aber ist das tatsächlich so? Wie realistisch ist es, hier den richtigen „Riecher“ zu haben und was gilt es bei der Investition in Wein vorrangig zu beachten? Antworten darauf hat Helmut Gramer, Präsident des Steirischen Sommeliervereins. Investieren in Wein – lohnt sich das? Helmut Gramer Steirischer Sommelierverein 32 ÆRZTE Steiermark || 04|2025
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg3NzQ1MQ==