AERZTE Steiermark 04 2025

AKUTGERIATRIE ÆRZTE Steiermark || 04|2025 13 Unterversorgung beenden: 70 Betten für die alternde Gesellschaft Die aktuelle Wartezeit auf ein benötigtes Akutgeriatrie-Bett im Großraum Graz belastet nicht nur das gesamte System: Für ältere Menschen ist sie mitunter auch entscheidend, ob sie nach einer Erkrankung wieder fit nach Hause zurückkehren oder langfristig zum Pflegefall werden. Der Ruf nach zusätzlichen Betten darf nicht verhallen. Mit über 82.500 Menschen im Alter von 65 Jahren oder älter und nur 142 verfügbaren Betten für Akutgeriatrie und Remobilisation (AG/R) sowie Remobilisation und Nachsorge (RNS) ist der Großraum Graz deutlich unterversorgt. „Die bestehenden Kapazitäten reichen nicht aus, um der wachsenden Zahl älterer Patient:innen gerecht zu werden“, erklärt Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark. Die Folgen sind gravierend: Patient:innen blockieren aufgrund fehlender AG/R-Betten oft Akutspitalsbetten, die für andere Notfälle dringend benötigt werden. Gleichzeitig stoßen Pflegeheime an ihre Grenzen, was die Versorgungslage weiter verschärft. Wartezeiten mit Konsequenzen Aufgrund der in Relation zur hohen Anzahl geriatrischer Patient:innen zu geringen AG/R-Bettenanzahl gibt es derzeit in den AG/R-Einrichtungen lange Wartezeiten. So beträgt beispielsweise die durchschnittliche Wartezeit auf ein AG/R-Bett für Patient:innen aus dem Krankenhaus zwei Wochen, für jene aus dem niedergelassenen Bereich sogar bis zu vier Wochen. Diese Verzögerungen können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben: Ohne spezialisierte akutgeriatrische Betreuung verschlechtert sich der Zustand vieler älterer Menschen rapide, was ihre Selbstständigkeit gefährdet und die Wahrscheinlichkeit erhöht, dauerhaft pflegebedürftig zu werden. 70 zusätzliche Betten gefordert Trotz der angespannten Lage arbeiten die bestehenden AG/R-Stationen äußerst effizient. Freiwerdende Betten werden noch am selben Tag nachbelegt, und die Abstimmung zwischen den Spitälern funktioniert gut. Doch diese organisatorischen Erfolge können den Mangel an Kapazitäten nicht kompensieren. „Wir brauchen eine solide, dauerhafte Lösung durch die Schaffung von 70 zusätzlichen AG/R-Betten“, fordert Sacherer eindringlich, um eine adäquate geriatrische Versorgung und eine dringend notwendige Entlastung der Akutspitäler zu erreichen. Eine Frage der Verantwortung Die angespannte Versorgungslage im Großraum Graz ist nicht nur ein medizinisches Problem, sondern auch eine politische Herausforderung, die dringend gelöst werden muss. Besonders die Stadt Graz, und hier Bürgermeisterin Elke Kahr und Stadtrat Robert Krotzer, steht in der Verantwortung, rasch Abhilfe zu schaffen. Es braucht ein klares Bekenntnis zur Unterstützung der älter werdenden Bevölkerung und zur Finanzierung dringend benötigter akutgeriatrischer Betten. Es trifft auch uns Die Versorgung älterer Menschen ist keine abstrakte Debatte über Zahlen und Kapazitäten. Sie ist eine Frage, die früher oder später jede:n von uns betreffen wird. Ob wir selbst einmal auf ein Akutgeriatrie-Bett angewiesen sind oder für unsere Angehörigen eine angemessene Betreuung suchen, die aktuelle Situation im Großraum Graz zeigt, wie wichtig es ist, rechtzeitig zu handeln. Situation in Graz/GU • Albert Schweitzer Klinik 120 (AG/R) + 6 (RNS) • Krankenhaus der Elisabethinen 16 (AG/R) ______________________ 142 Betten gesamt Fotos: istock/kattiyaearn

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