BEREICH ÆRZTE Steiermark || 03|2025 7 Der diesjährige Gesundheitsempfang hat eines klar gezeigt: Im steirischen Gesundheitssystem herrscht ein breiter Konsens darüber, dass wir die zahlreichen Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen können. Von Ärztinnen und Ärzten über Spitalsträger bis hin zu Sozialversicherungen und Politik – alle Beteiligten haben die Probleme erkannt und sich dazu bekannt, an Lösungen zu arbeiten. Doch der Weg dorthin ist noch lang. Die Atmosphäre des gegenseitigen Verständnisses und die vielen persönlichen Gespräche beim Empfang waren zweifellos ermutigend. Sie bilden eine wichtige Grundlage, um miteinander ins Gespräch zu kommen und konstruktiv zu diskutieren. Dennoch darf nicht übersehen werden, dass es bei der Lösungsfindung auch klare Positionen braucht – und die Ärztekammer wird hier weiterhin mit Nachdruck für die Interessen der Ärzteschaft eintreten. Die Herausforderungen sind immens: Überfüllte Spitalsambulanzen, lange Wartezeiten und eine zunehmende Bürokratisierung belasten das System erheblich. Besonders der administrative Aufwand kostet wertvolle Zeit, die besser in das Arzt-Patienten-Gespräch investiert wäre. Hier braucht es dringend konkrete Maßnahmen, um den Arbeitsalltag zu entlasten. Auch der drohende Ärztemangel bleibt ein zentrales Thema. Mit Maßnahmen wie der 4-Tage-Woche, finanziellen Anreizen für schwer besetzbare Kassenstellen und innovativen Versorgungsmodellen wurden erste Schritte gesetzt – doch diese allein reichen nicht aus. Besonders wichtig ist es, den niedergelassenen Bereich als Rückgrat unseres Gesundheitssystems zu stärken. Primärversorgungseinheiten (PVE) sind ein wertvoller Baustein, der Stellenwert des niedergelassenen Bereichs ist aber weit höher zu bewerten. Es bleibt also unsere Aufgabe, unbequeme Fragen zu stellen und gleichzeitig die Entscheidungsträger bei mutigen und zukunftsweisenden Entscheidungen zu unterstützen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren! Unser Ziel ist ein modernes Gesundheitssystem, das den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht wird – heute und in Zukunft. Der Zusammenhalt aller Akteure ist dafür essenziell. Wir müssen diesen nutzen, um konkrete und belastbare Lösungen zu entwickeln. Damit das passiert, werden wir weiterhin aktiv sein. Manchmal ist das unangenehm aber immer notwendig, um mit Nachdruck für die Anliegen der Ärztinnen und Ärzte Stellung zu beziehen. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Ein Wurf, zwei Treffer – dieses Glanzstück gelang aktuell mit der Einführung der Jobsharing-Gruppenpraxis. Denn mit diesem neuen Modell, für das im Februar die Vertragsunterzeichnung der ÖGK erfolgte, schaffen wir einerseits die so dringend notwendigen attraktiveren Rahmenbedingungen für Kassenärztinnen und -ärzte und sichern gleichzeitig langfristig die flächendeckende ärztliche Versorgung. Die Steiermark setzt ein starkes Zeichen für eine moderne, zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung. Zwei Vertragsärzt:innen teilen sich eine Planstelle – eine Idee, die sowohl für die Ärzteschaft als auch für Patientinnen und Patienten Vorteile mit sich bringt: Die persönliche Arbeitszeit ist besser gestaltbar, während die medizinische Versorgung und auch die Verfügbarkeit verbessert werden. Wir alle wissen, aktuell ist es enorm wichtig, moderne und innovative Lösungen zu finden, um die Versorgung in Stadt und Land gleichermaßen sicherzustellen. Finanzielle Abstriche müssen dabei nicht befürchtet werden, denn mit diesem Modell wurde auch ein neues Honorierungssystem eingeführt. Das freut mich ganz besonders, denn damit stellen wir sicher, dass sich Jobsharing für Ärztinnen und Ärzte finanziell lohnt – ein weiterer Punkt, um das Kassensystem wieder attraktiver zu machen. Das gilt sowohl für bestehende Praxen als auch für neu gegründete Jobsharing-Gruppenpraxen. Wir schaffen mit der Einführung der Jobsharing-Gruppenpraxis attraktive Rahmenbedingungen und setzen ein starkes Zeichen für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung. Ich hoffe, dass sich durch dieses Modell mehr Ärztinnen und Ärzte für eine Kassenpraxis entscheiden und damit ein wichtiger Beitrag zur Reduktion der offenen Planstellen geleistet wird. Die Steiermark geht mit gutem Beispiel voran und zeigt, wie moderne Lösungen die ärztliche Versorgung verbessern können. Die Jobsharing-Gruppenpraxis ist ein innovativer Ansatz, der sowohl die Bedürfnisse der Ärzt:innen als auch der Patient:innen berücksichtigt – eine echte Win-Win-Situation also! Vizepräsident Professor Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. EXTRA Dietmar Bayer Ein Modell mit Zukunft STANDORTBESTIMMUNG Michael Sacherer Zusammenhalt als Schlüssel – aber der Weg ist noch weit DEBATTE Fotos: Furgler, Schiffer, beigestellt;
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