AERZTE Steiermark 03 2025

Das Magazin der Ärztekammer Steiermark März 2025 Post. Die Unterschriftenlisten für die Resolution Gesunde Steiermark bitte bis 31. März an die Ärztekammer Steiermark retournieren. Pioniere. Grazer Ärzte schulen die Wiener Berufsrettung in der Clamshell-Thorakotomie. Potenziale. Kunst als Wertanlage - worauf Sammler:innen dabei achten sollten. Österreichische Post AG MZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien Gehaltsreform Jobsharing Neue Wege in der intramuralen Erstversorgung Fotos: shutterstock/cammep, envato/freedomnaruk

Wie gut sind Österreichs private Medizin-Unis? Was spricht für die öffentlichen Medizinischen Universitäten? Ein Pro & Contra Anmeldung zur Enquete bitte unter pressestelle@aerztekammer.at BKAÄ-Enquete © Österreichische Ärztekammer/Öffentlichkeitsarbeit, Wien im Mai 2025; Foto: © iStock/ktasimarr Mittwoch, 7. Mai 2025 um 16:30 Uhr, Lecture Hall/Gebäude UD der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, 3500 Krems an der Donau, Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30 Von 16:00 Uhr bis 19:30 Uhr wird auch eine kostenlose Kinderbetreuung (ab vier Jahren) angeboten. Bei Bedarf bitte bis 25. April 2025 um Anmeldung unter bkaae@aerztekammer.at LIVE Die Enquete wird auch online live übertragen: https://www.aerztekammer.at/uni-enquete Bundeskurie Angestellte Ärzte

BEREICH THEMEN ÆRZTE Steiermark || 03|2025 3 BUCHTIPP Sich selbst neu denken Mental bewusst erfolgreich – ein ganzheitliches Motivationsbuch Reinhard Komosny 1. Auflage, 184 Seiten ISBN: 978-3-99052-324-7 Der Weg zum Erfolg verläuft selten geradlinig – sei es im Alltag, im Beruf oder im Leistungssport. Geprägte Denkmuster und Überzeugungen beeinflussen dabei unsere Entwicklung. Doch mit mentaler Stärke lassen sich alte Muster durchbrechen und verborgene Poten- ziale entfalten. Der Autor, selbst erfahren in erfolgreichen Kurskorrekturen im Gesundheits- und Sportbereich, stellt in diesem Buch wirkungsvolle „Werkzeuge“ vor, um ganzheitlich auf Erfolgskurs zu gehen und die eigene Persönlichkeit zum Strahlen zu bringen. Reinhard Komosny aus Wien ist Mentaltrainer, Physiotherapeut, Sportwissenschafter sowie Sportphysiotherapeut. Zudem betreut der ausgebildete Heil-, Sport- und gewerbliche Masseur sowie Manualtherapeut seit vielen Jahren aktive Sportler:innen. DATUM 26.04.2025 Am 26. April 2025 um 17.00 Uhr fällt der Startschuss für den 1. Run Against Cancer in der Grazer Innenstadt! Mit einer Strecke von 5 Kilometern soll damit ein Zeichen für die Unterstützung der Krebsforschung an der Med Uni Graz und die Betreuung von Patient:innen mit Krebs am Uniklinikum Graz gesetzt werden. LINK: https://www.youtube.com/watch?v=ocevcxzvrp0 Vor 10 Jahren, im Februar 2015, trat in Österreich das neue Fortpflanzungsmedizingesetz in Kraft. In der Reproduktionsmedizin hat sich seither viel getan. In diesem Interview erläutert Fachärztin Adriane Damko (IVF Zentren Prof. Zech) die neuen Regelungen und geht auch darauf ein, wie die neuen rechtlichen Möglichkeiten medizinisch umgesetzt wurden und wie es mit der Akzeptanz in der Bevölkerung aussieht. ZAHL 2,5 Deutlich länger als im europäischen Durchschnitt wartet man in Österreich auf eine Diagnose bei seltenen Erkrankungen – genau genommen 2,5 Jahre länger. Nicht unerheblich, wenn man bedenkt, dass es im europäischen Schnitt ohnehin 7,3 Jahre braucht, bis Patient:innen mit einer seltenen Erkrankung ihre Diagnose erhalten. Illu: Verlagshaus der Ärzte FORTBILDUNGSTIPP Die Seggauer Sportärztetage locken wieder sportbegeisterte Ärzt:innen aus ganz Österreich in die Südsteiermark. Vom 13. bis 15. Juni werden unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Peter H. Schober theoretische und praktische Inhalte sowie Radrennfahren vermittelt. Infos unter: www.med.or.at/seggau Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr Klimakompensierte Prod www.climate-austria Kennzeichnu für vorbildlic Waldwirtscha HCA-COC-100 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC/06-39-22 PEFC zertifiziert Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr. A Klimakompensierte Produk www.climate-austria.a Kennzeichnung für vorbildliche Waldwirtschaft HCA-COC-10029 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC zertifiziert UPDATE IM MÄRZ SCHLAGZEILE „ÖGK möchte, dass steirische Ärzte Blutuntersuchungen sparsam anordnen“, schreibt die Kleine Zeitung. Für „schwere Irritationen“ habe der Brief in der steirischen Ärztekammer gesorgt, sagt Dietmar Bayer, Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte. „Normalerweise nimmt man in so einem Fall doch zuerst Kontakt mit der Ärztekammer auf.“ Das Schreiben erging an Ärztinnen und Ärzte in ganz Österreich. „Das hat man sich der ÖGK-Zentrale in Wien ausgedacht“, sagt Bayer. Kleine Zeitung, 10. März 2025 IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@aekstmk.or.at | Chefredaktion: Martin Novak | Koordination: Dr.in Jasmin Novak | Redaktion: Mag.a Beate Mosing, Mag.a Edith Preiß, Thomas Zenz | Produktion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | Anzeigen: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Mediengesetz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. 0316 / 804440, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–.

BEREICH THEMEN 4 ÆRZTE Steiermark || 03|2025 Foto: envato / cait00sith, Joergler THEMEN Cover. Neue Wege in der intramuralen Erstversorgung 8 Wiener Berufsrettung von Grazer Ärzten geschult 12 Peer-Konzept: Die Qualität mitgestalten 14 Ein eindringliches Leseerlebnis 15 Krankenhäuser und Ärzte vernetzt über DaMe 16 Wichtiger Schritt: Unterschriften bis 31. März einsenden! 17 Feierliche Überreichung der Diplome 18 Ärztin im besonderen Dienst: Ein Doppelleben zwischen Medizin und Tanz 20 Gerne Ärztin/Arzt der Steiermark: Den Patient:innen Zeit widmen 22 Wie richtet man die Ordination datenschutzkonform ein? 24 Erlesen: Buchtipps vom Leben(-smotor) bis zur Bahre … 26 Wirtschaft & Erfolg. Für Kur oder Reha gibt es eine Krankenbeihilfe 28 Wirtschaft & Erfolg. Kunst als Wertanlage: Was gilt es zu beachten? 30 Forschung. Darmdetektive im Einsatz 32 CIRS: Opiat-Überdosierung mit beträchtlicher Vigilanzminderung 33 Tipp. Kündigungsfrist von Kassenverträgen 33 Fortbildung. Niki Popper bei den Seminaren im März 34 ANGESTELLTE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Großer Erfolg der Kurie: Von dieser Gehaltsreform profitieren Ärzt:innen langfristig 36 Ihre Meinung zählt! 38 Fortbildungstermine der Kurie 39 NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Richtiger Umgang mit telemedizinischen Leistungen 41 Serie. Praktisch täglich. Es ist längst mehr als genug 42 Jobsharing: Zukunftsweisendes Modell nun ermöglicht 44 WAH-Online: Verpflichtung für Wahlärzt:innen 46 Relevante Aspekte bei der Immobilienveranlagung 47 Debatte 6 News 35 Veranstaltungen & Referate 48 Kleinanzeigen 49 Personalia 55 Karikatur 57 Ad Personam 58 JETZT UNTERSCHRIFTEN RETOURNIEREN! Bis zum 31. März 2025 müssen alle gesammelten Unterschriften für die Resolution an die Ärztekammer Steiermark übermittelt werden. Setzen wir gemeinsam ein starkes Zeichen! Seite 17 TANZ UND MEDIZIN Auf den ersten Blick würde man es nicht vermuten, aber zwischen den beiden Leidenschaften der Grazer Ärztin Janina Gollowitsch lassen sich viele Verbindungen finden. Seite 20

BEREICH ÆRZTE Steiermark || 03|2025 5 THEMEN „Wie beurteilen Sie die Künstliche Intelligenz (KI) für den medizinischen Bereich?“, fragten wir im vergangenen Monat und die Möglichkeiten in diesem Segment werden vorwiegend als große Chance betrachtet. 67,9 % der Teilnehmer:innen an der Umfrage sagten, die KI können eine gute Unterstützung sein und berge großes Potenzial. Themen, die übrigens auch bei den Seminaren im März im Zentrum standen. In bestimmten Spezialgebieten wie der Radiologie sei die KI bereits jetzt nicht mehr wegzudenken, so eine der freien Antworten. Dass es auch Bedenken und Ängste gibt, macht das Ergebnis von 16,8 %, die in der KI mehr Fluch als Segen sehen, klar. „Je mehr wir auf Technologie vertrauen, desto mehr verlieren wir an Intuition“ wurde ebenso eingebracht wie der Hinweis, dass man die KI nicht pauschal beurteilen könne, sondern nur einzelne konkrete Anwendungen der KI. EPIKRISE Kurze Nachrichten aus der Redaktion Soziale Medien: X/Twitter: www.twitter.com/ AERZTE_NEWS Facebook: www.facebook. com/aerztekammer.stmk/ und Facebook-Gruppe für steirische Ärztinnen und Ärzte Youtube: AERZTE_NEWS Instagram: www.instagram. com/aerztekammerstmk Bild: KLZ/Jürgen Fuchs KI in der Medizin - Fluch oder Segen? AERZTE Frage des Monats: Wie beurteilen Sie die Künstliche Intelligenz (KI) für den medizinischen Bereich? Negativ, die KI ist mehr Fluch als Segen. Positiv, die KI ist eine gute Unterstützung und birgt großes Potenzial. Kann ich nicht beurteilen. DAS BILD DES MONATS. Leitspital-Debatte meets Fasching: Beim Faschingsumzug in Graz brachte sich die Gemeinde Thal auf humorvolle Art als möglichen Standort für ein „LeitspiTHAL“ in Position. 67,9% 16,8% 15,3%

6 ÆRZTE Steiermark || 03|2025 BEREICH INTRA KONT A DEBATTE Sandra Holasek Mit voller Kraft Die Errungenschaften der Wissenschaft und umfassende Behandlungsmöglichkeiten unserer modernen Medizin so breit und schnell wie möglich an die Menschen bringen Wissen und Möglichkeiten der medizinischen Behandlung sind einem stetigen Wandel unterzogen und daher braucht es auch eine entsprechende laufende Anpassung der Strukturen. So schnell und breit wie möglich zu helfen und damit die Gesundheit der Bevölkerung zu stärken, ist ein klares Ziel der Steirischen Landesregierung. Die neue Legislaturperiode in der Steiermark ist erst ein paar Wochen alt, doch die Herausforderungen und Ziele im Gesundheitsbereich sind klar erarbeitet. Die Fortführung der Strukturreform der Spitäler sowie der kontinuierliche Ausbau der Gesundheitszentren in allen Regionen zeigen genauso Wirkung wie die Maßnahmen zur Sicherung und Ausbildung von medizinischem Personal. Mehr Ärzt:innen und Pflegekräfte – wir brauchen beides und die Förderung der Gesundheitskompetenz jedes einzelnen. Neben dem massiven Ausbau der Ausbildungsplätze, etwa in der Pflege, sind es die modernisierten Rahmenbedingungen, die seit langem wieder zu mehr Job-Eintritten als Austritten in der KAGes geführt haben. Entscheidend sind auch kompetente Abläufe bei den Nostrifikationen von Gesundheitsberufen, damit Fachkräfte rascher im System integriert werden oder auch die Ausbildung von Mediziner:innen zur öffentlichen Versorgung stärken, speziell für das Land Steiermark. Es geht dabei um nicht weniger als die Erhaltung und die Weiterentwicklung eines der besten Gesundheitssysteme der Welt – und dafür werden wir uns mit voller Kraft einsetzen. Es ist viel bereits gelungen und viele weitere wichtige Schritte sind in Planung. Univ.-Prof.in Dr.in Sandra Holasek Abgeordnete zum steirischen Landtag und ÖVP-Sprecherin für Wissenschaft und Gesundheit Gerhard Posch Ein stolzer Blick zurück – und nach vorne Innerhalb von etwas mehr als eineinhalb Jahren kann viel passieren. Man denke nur, wie sich die weltpolitische, aber auch die innenpolitische Situation seither verändert hat. Innerhalb von eineinhalb Jahren lässt sich aber auch gut erkennen, welche Dimension etwas hat, das man im Spätsommer 2023 geschafft hat. Was wir am 1. September 2023 mit der Gehaltsreform im steirischen Spitalswesen umgesetzt und gestartet haben, hat sich als großer Wurf entpuppt, der bis heute massiv nachwirkt. Das neue, verbesserte Gehaltsschema für die Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark, das wir in den harten, aber fairen Verhandlungen mit der KAGes fixieren konnten, war und ist ein Meilenstein für eine gerechtere Vergütung im gesamten Bundesland und ein starkes Signal für die Zukunft. Diese verbesserten Rahmenbedingungen sprechen sich herum und sind quasi die Versicherung für eine optimale Patient:innenversorgung. Die Steiermark ist als Standort für Ärztinnen und Ärzte höchst attraktiv. Aktuell sind 7.028 Ärztinnen und Ärzte in die Ärzteliste in der Steiermark eingetragen – das ist absoluter Höchststand! Ein Wert, der noch vor zwei Jahren undenkbar gewesen wäre. Das zeigt – und das könnte auch als Best-PracticeBeispiel für ganz Österreich herangezogen werden. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, profitiert die gesamte Gesundheitsversorgung, zufriedene Ärztinnen und Ärzte sind die Basis für zufriedene und bestens versorgte Patientinnen und Patienten. Die Erfolgsgeschichte setzt sich fort: Ein Spitalsträger nach dem anderen hat das neue, von der Kurie verhandelte Gehaltsschema übernommen. Aktuell etwa die Klinik Diakonissen in Schladming. Das alles sind wichtige Schritte, die zeigen, dass sich unsere Beharrlichkeit und Ausdauer in den Verhandlungen gelohnt haben. Das wollen wir uns auch – zum Wohle der Ärzteschaft und unserer Patient:innen – in Zukunft bewahren. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.

BEREICH ÆRZTE Steiermark || 03|2025 7 Der diesjährige Gesundheitsempfang hat eines klar gezeigt: Im steirischen Gesundheitssystem herrscht ein breiter Konsens darüber, dass wir die zahlreichen Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen können. Von Ärztinnen und Ärzten über Spitalsträger bis hin zu Sozialversicherungen und Politik – alle Beteiligten haben die Probleme erkannt und sich dazu bekannt, an Lösungen zu arbeiten. Doch der Weg dorthin ist noch lang. Die Atmosphäre des gegenseitigen Verständnisses und die vielen persönlichen Gespräche beim Empfang waren zweifellos ermutigend. Sie bilden eine wichtige Grundlage, um miteinander ins Gespräch zu kommen und konstruktiv zu diskutieren. Dennoch darf nicht übersehen werden, dass es bei der Lösungsfindung auch klare Positionen braucht – und die Ärztekammer wird hier weiterhin mit Nachdruck für die Interessen der Ärzteschaft eintreten. Die Herausforderungen sind immens: Überfüllte Spitalsambulanzen, lange Wartezeiten und eine zunehmende Bürokratisierung belasten das System erheblich. Besonders der administrative Aufwand kostet wertvolle Zeit, die besser in das Arzt-Patienten-Gespräch investiert wäre. Hier braucht es dringend konkrete Maßnahmen, um den Arbeitsalltag zu entlasten. Auch der drohende Ärztemangel bleibt ein zentrales Thema. Mit Maßnahmen wie der 4-Tage-Woche, finanziellen Anreizen für schwer besetzbare Kassenstellen und innovativen Versorgungsmodellen wurden erste Schritte gesetzt – doch diese allein reichen nicht aus. Besonders wichtig ist es, den niedergelassenen Bereich als Rückgrat unseres Gesundheitssystems zu stärken. Primärversorgungseinheiten (PVE) sind ein wertvoller Baustein, der Stellenwert des niedergelassenen Bereichs ist aber weit höher zu bewerten. Es bleibt also unsere Aufgabe, unbequeme Fragen zu stellen und gleichzeitig die Entscheidungsträger bei mutigen und zukunftsweisenden Entscheidungen zu unterstützen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren! Unser Ziel ist ein modernes Gesundheitssystem, das den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht wird – heute und in Zukunft. Der Zusammenhalt aller Akteure ist dafür essenziell. Wir müssen diesen nutzen, um konkrete und belastbare Lösungen zu entwickeln. Damit das passiert, werden wir weiterhin aktiv sein. Manchmal ist das unangenehm aber immer notwendig, um mit Nachdruck für die Anliegen der Ärztinnen und Ärzte Stellung zu beziehen. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Ein Wurf, zwei Treffer – dieses Glanzstück gelang aktuell mit der Einführung der Jobsharing-Gruppenpraxis. Denn mit diesem neuen Modell, für das im Februar die Vertragsunterzeichnung der ÖGK erfolgte, schaffen wir einerseits die so dringend notwendigen attraktiveren Rahmenbedingungen für Kassenärztinnen und -ärzte und sichern gleichzeitig langfristig die flächendeckende ärztliche Versorgung. Die Steiermark setzt ein starkes Zeichen für eine moderne, zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung. Zwei Vertragsärzt:innen teilen sich eine Planstelle – eine Idee, die sowohl für die Ärzteschaft als auch für Patientinnen und Patienten Vorteile mit sich bringt: Die persönliche Arbeitszeit ist besser gestaltbar, während die medizinische Versorgung und auch die Verfügbarkeit verbessert werden. Wir alle wissen, aktuell ist es enorm wichtig, moderne und innovative Lösungen zu finden, um die Versorgung in Stadt und Land gleichermaßen sicherzustellen. Finanzielle Abstriche müssen dabei nicht befürchtet werden, denn mit diesem Modell wurde auch ein neues Honorierungssystem eingeführt. Das freut mich ganz besonders, denn damit stellen wir sicher, dass sich Jobsharing für Ärztinnen und Ärzte finanziell lohnt – ein weiterer Punkt, um das Kassensystem wieder attraktiver zu machen. Das gilt sowohl für bestehende Praxen als auch für neu gegründete Jobsharing-Gruppenpraxen. Wir schaffen mit der Einführung der Jobsharing-Gruppenpraxis attraktive Rahmenbedingungen und setzen ein starkes Zeichen für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung. Ich hoffe, dass sich durch dieses Modell mehr Ärztinnen und Ärzte für eine Kassenpraxis entscheiden und damit ein wichtiger Beitrag zur Reduktion der offenen Planstellen geleistet wird. Die Steiermark geht mit gutem Beispiel voran und zeigt, wie moderne Lösungen die ärztliche Versorgung verbessern können. Die Jobsharing-Gruppenpraxis ist ein innovativer Ansatz, der sowohl die Bedürfnisse der Ärzt:innen als auch der Patient:innen berücksichtigt – eine echte Win-Win-Situation also! Vizepräsident Professor Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. EXTRA Dietmar Bayer Ein Modell mit Zukunft STANDORTBESTIMMUNG Michael Sacherer Zusammenhalt als Schlüssel – aber der Weg ist noch weit DEBATTE Fotos: Furgler, Schiffer, beigestellt;

COVER EVA und ZAM – einzigartig Es sind nur jeweils drei Buchstaben, doch dahinter stecken große Veränderungen: EVA und ZAM stehen für neue Strukturen in der Gesundheitsversorgung in der Steiermark. Die Konzepte bilden einen bedeutenden Schritt hin zu einer effizienteren Versorgung und einer Entlastung der Ambulanzen. Die Spitalsambulanzen sind überfüllt. Vielfach durch Patient:innen, die überhaupt keine spitalsärztliche Betreuung benötigen, sondern deren Behandlung auch im niedergelassenen Bereich stattfinden könnte. Dies führt regelmäßig zu Verzögerungen und Wartezeiten für jene Menschen, die tatsächlich eine Behandlung im Krankenhaus nötig haben. Im AUVA-UKH Steiermark in Graz beschreitet man deshalb gemeinsam mit dem LKH Graz II-West seit Dezember 2024 mit der EVA Graz West, der ErstVersorgungsAmbulanz, einen neuen Weg. Dahinter steht eine österreichweit einzigartige Kooperation von sieben Organisationen (UKH, KAGes, ÖGK, Gesundheitsfonds STMK, SVS, Land Steiermark, bvaeb). ErstVersorgungsAmbulanz Durch diese neue, der Spitalsambulanz vorgelagerte, allgemeinmedizinische Ordination, werden die Mitarbeiter:innen im Spital entlastet; sie können dadurch rascher und effizienter jene Menschen versorgen, die tatsächlich eine Behandlung in einer Notfallaufnahme benötigen. Der EVA Graz West kommt eine Filterfunktion zu. Durch eine Ersteinschätzung, sowohl im UKH als auch am Standort LKH Graz II-West, werden gezielt Patient:innen herausgefiltert, deren Behandlung durch Allgemeinmediziner:innen erfolgen kann. Für Kontrollen oder weiterführend notwendige Untersuchungen verweisen die Allgemeinmediziner:innen der EVA „zurück“ in den niedergelassenen Bereich. Sie sind also keine Konkurrenz zu diesem. Im unfallchirurgischen Bereich können die Allgemeinmediziner:innen der EVA, durch die Kooperation mit der KAGes, auf radiologische Untersuchungen zurückgreifen und danach eine Erstbehandlung einleiten. Zentrum für Akutmedizin Nicht vorgelagert, sondern integriert ist die allgemeinmedizinische Praxis in das ZAM am LKH-Univ. Klinikum Graz. Mit dem neuen Zentrum für Akutmedizin (ZAM) wurde eine zentrale Notaufnahme für Erwachsene geschaffen, in der die chirurgische Notaufnahme sowie die EBA (internistischneurologische Notaufnahme) unter einem Dach vereint sind. Zentral ist die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit durch unterschiedliche medizinische Fachdisziplinen (Innere Medizin, Neurologie, Orthopädie, Traumatologie, Chirurgie) und verschiedene Berufsgruppen, die eine effizientere Patient:innenversorgung ermöglicht. Der Start erfolgte im November 2024. Pro Tag können rund 250 Patient:innen behandelt werden, an Spitzentagen sogar rund 300. 8 ÆRZTE Steiermark || 03|2025

EVA COVER ge Kooperationen EVA Graz West - Im Interview Christian Kammerlander Ärztlicher Leiter des UKH Steiermark und Gerhard Postl Operativer Leiter der Notaufnahme am LKH Graz II-West ÆRZTE Steiermark || 03|2025 9 Christian Kammerlander, EVA-Ärztin Susanne Strobl und Gerhard Postl (v.l.) Fotos: shutterstock/ Stokkete, shutterstock/cammep, Ärztekammer Warum wurde die EVA Graz West geschaffen? Kammerlander: Im AUVAUKH Steiermark am Standort Graz behandeln wir seit jeher eine hohe Anzahl an selbstzuweisenden Patient:innen, die eigentlich keine akute fachärztlich-unfallchirurgische Behandlung brauchen und unsere Akutambulanz überlasten. Wir wollen mit der EVA eine Entlastung dieser Spitalsambulanzen schaffen, um uns besser auf die Behandlung von spitalspflichtigen Patient:innen konzentrieren zu können. Gleichzeitig wollen wir auch eine Ergänzung, aber keine Konkurrenz zum Versorgungsangebot im niedergelassenen Bereich schaffen. Im jetzigen System erreichen wir genau dies mit den Allgemeinmediziner:innen, die unseren Strukturen vorgeschalten sind und jene Patient:innen, die keine Spitalsbehandlung brauchen, behandeln. Wir sind mittlerweile im Vollbetrieb und monitoren diese Abläufe sehr genau. Wer ist Träger der EVA? Kammerlander: Träger der EVA ist die AUVA. Die Finanzierung erfolgt gemeinsam von AUVA, Land Steiermark, Gesundheitsfonds, ÖGK, KAGes und den übrigen Sozialversicherungsträgern. Wie ist der Ablauf, wenn jemand in die EVA kommt? Postl: Wir haben eine Voreinschätzung eingerichtet. DGKPs lenken die Patient:innen anhand eines standardisierten Fragekatalogs. Ein offensichtliches internistisches Problem, eine augenscheinliche Verletzung oder ein Arbeitsunfall kommen direkt in die betreffende Notfallaufnahme, ansonsten werden die Patient:innen in die EVA überwiesen. Wir stellen Walk-inPatient:innen mit hohem Triage-Scor (4-5) den EVAKolleg:innen vor. Das sind jene, die keine wirklichen internistischen Behandlungsindikationen haben. In der EVA gibt es ein Vor-Ort-Labor für BasisLaboruntersuchungen, auch ein EKG kann geschrieben werden. Das entspricht dem Leistungsprofil einer allgemeinmedizinischen Ordination.

ZAM COVER 10 ÆRZTE Steiermark || 03|2025 Was sehen die Ärzt:innen vor Ort als Vorteil des ZAM gegenüber der alten EBA? Kreuzer: Die Zusammenlegung mit der Univ.-Klinik für Chirurgie und der Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie wird als optimierte Patient:innenversorgung wahrgenommen. Patient:innen können unmittelbar von mehreren Disziplinen behandelt werden, was eine effizientere Betreuung ermöglicht. Auch der enge Kontakt mit der Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin ermöglicht uns einen wertvollen Austausch und fördert die Weiterentwicklung der universitären Akut- und Notfallmedizin. Wie ist das Feedback des Teams bisher? Kreuzer: Das Feedback bisher ist gemischt. Das ZAM ist knapp 4 Monate „alt“. Viele Maßnahmen und Änderungen im Arbeitsalltag sind gut angenommen worden, einige sind nach wie vor ungewohnt. Gibt es ein (internationales) Vorbild für das ZAM? Kreuzer: Ein Vorbild im Sinne einer effizienten Patient:innenlenk- ung einer großen Notaufnahme nach dem optimalen Patient:innenflusskonzept stellt für mich das Universitätsspital in Basel dar. Das Ziel muss die best- und schnellstmögliche ZAM - Im Interview Philipp Kreuzer Operativer Leiter des ZAM Kammerlander: Für den unfallchirurgischen Bereich besteht die Möglichkeit, in der EVA eine Röntgendiagnostik für einen Frakturausschluss durchzuführen. Die Allgemeinmediziner:innen bekommen durch die Kooperation mit KAGesRadiolog:innen einen radiologischen Befund und können die weitere Behandlung durchführen. Wenn eine weitere unfallchirurgische Versorgung notwendig wird, kann eine Direktzuweisung in unsere Akutambulanz erfolgen. Patient:innen mit chronischen Gelenksbeschwerden können nachfolgend auch in unsere neu geschaffenen Terminambulanzen überwiesen werden. Welche Allgemeinmediziner:innen sind in der EVA im Einsatz? Postl: Die EVA ist im Arbeitsablauf vollkommen autonom organisiert. Die Ärzt:innen sind selbstständig mit Werkvertrag in der EVA tätig. Wie im Notarztwesen können sich die Allgemeinmediziner:innen über die online Plattform der GVG einbuchen. Das wird auch sehr gut angenommen. Wir sind froh, wenn vom Standort West 8 bis 10 Patient:innen pro Tag in der EVA behandelt werden. Jede:r Einzelne ist eine große Unterstützung zur Entlastung der Notfallaufnahme. Wann ist die EVA geöffnet? Postl: Der Vollbetrieb wurde mit 7. Jänner 2025 gestartet. Die Öffnungszeiten der EVA sind Montag bis Freitag 8-20 Uhr. An Samstagen, Sonntagen und Feiertagen 9-17 Uhr. Könnten die niedergelassenen Ärzt:innen die EVA nicht als Mitbewerber:in empfinden? Postl: Das ist die EVA definitiv nicht. Es werden zwar Rezepte ausgestellt, aber Kontrollen oder Folgetermine finden nicht mehr statt. Da ist die Empfehlung klar: Diese Leistungen wandern wieder zurück zu den niedergelassenen Ärzt:innen. Die EVA stellt also weder im allgemeinmedizinischen, noch im internistischen Bereich eine Konkurrenz dar. Lars-Peter Kamolz, Michael Sacherer und Philipp Kreuzer (v.l.) Seit 7. Jänner ist die EVA in Vollbetrieb. Foto: Ärztekammer, Schiffer, Pachernegg, Kanizaj

COVER ÆRZTE Steiermark || 03|2025 11 Patient:innenversorgung unabhängig von der Arbeitsdia- gnose und Tageszeit sein. Das ist nach meinem Verständnis in Basel gelungen. Auch die Universitätsklinik für Notfallmedizin am AKH Wien stellt u.a. am wissenschaftlichen Sektor ein Vorbild dar. Langfristig sollte es ein zentrales Ziel des ZAM sein, sich an solchen bewährten Konzepten zu orientieren und sie weiterzuentwickeln. Wird es eine Evaluierung der Abläufe geben? Kreuzer: Es gibt laufend Evaluierungen. Diese entstehen im Rahmen von Morgenübergaben, Team-Treffen und oft auch aus einem Konflikt. Die Mitarbeiter:innen des ZAM müssen aktiv integriert sein. Eine erste große Mitarbeiter:innenbefragung findet im Frühling 2025 statt. Eines der großen Probleme ist die quantitative Überlastung der Notaufnahmen. Gibt es durch das ZAM eine Entspannung? Kreuzer: Eine Entspannung in der Patient:innenzahl pro 24 Stunden können wir derzeit nicht wahrnehmen. Ich denke, das ist in allen Notfallambulanzen ident. Das neue Zentrum für Akutmedizin, kurz ZAM

12 ÆRZTE Steiermark || 03|2025 PIONIERE Die Clamshell-Thorakotomie ist ein Eingriff am offenen Herzen, der künftig vermehrt bei Opfern von Stich- und Schussverletzungen angewendet werden soll. Denn diese Notfall-Herz-OP kann die Überlebenschancen um bis zu 40 Prozent erhöhen, sagen internationale Zahlen. 2012 erstmals in der Steiermark Die besondere Technik ist in der Notfallmedizin nur wenigen Expert:innen vorbehalten. Paul Puchwein, Traumatologe am LKH Graz, war 2012 der erste Notarzt in der Steiermark, der eine ClamshellThorakotomie durchführte. Der Fall: Ein 17-Jähriger erlitt 27 Messerstiche, darunter eine tiefe Verletzung der rechten Herzkammer. Durch den Eingriff konnte der Patient ohne neurologische Schäden überleben. Pionierarbeit aus Graz Diese Methode ist die letzte Möglichkeit, Patient:innen zu retten. Der Brustkorb wird dabei aufgeklappt, um innere Blutungen zu stoppen. Während die Technik in Großbritannien bereits seit den 1980er-Jahren etabliert ist, beginnt sie sich nun auch in Österreich zu verbreiten. Gemeinsam mit einem Kollegen aus dem UKH Graz brachte Puchwein die Ausbildung zur Wiener Berufsrettung. Über 100 Notärzt:innen geschult Mehr als 100 Notärzt:innen durchlaufen derzeit das Trainingsprogramm. Der Eingriff der Clamshell-Thorakotomie wird bisher nur in Ausnahmefällen durchgeführt – etwa zwei bis drei Mal jährlich in der Steiermark. Die Entscheidung liegt bei den jeweiligen Notärzt:innen und hängt von deren Erfahrung und der Verfügbarkeit des nötigen Equipments ab. Internationale Studien zeigen, dass die Clamshell-Thorakotomie die Überlebenschancen bei schwersten Verletzungen um bis zu 40 Prozent steigern kann. Wiener Berufsrettung von Grazer Ärzten geschult Zwei Grazer Ärzte bilden Notärzt:innen der Wiener Berufsrettung in einer speziellen Notfalltechnik aus: der Clamshell-Thorakotomie. Die Methode ist für Opfer von Stich- und Schusswaffenangriffen oft die allerletzte Chance. Foto: Berufsrettung Wien

ÆRZTE Steiermark || 03|2025 13 PROMOTION Profitieren Sie von unserem Jungärztekonto mit attraktiven Konditionen und vielfältigen Zusatzleistungen. TAGE GESCHENKT* 1000 Eine gesunde Verbindung. www.apobank.at Stand: Jänner 2025 / WERBUNG GRATIS BEI KONTOERÖFFNUNG Nur solange der Vorrat reicht. * DETAILS FINDEN SIE HIER www.apobank.at/stanley • Begrüßung und Einleitung - M. Sacherer, G. Wirnsberger • Gesundheitsdaten: Ein ungehobener Schatz? - N. Popper, Wien • CAR-T-Zell-Therapie: Neue Wunderwaffe? - A. Müller, Wien • ChatGPT & Co i. d. Medizin: Entmystifizierung u. prakt. Anwendungen - M. Bödenler, Graz • Ernährung: Wie individuell muss Ernährung sein? - A. Haslberger, Wien • Künstliche Intelligenz in der Demenzprävention: Von digitalen Biomarkern zu personalisierten Lifestyle-Interventionen - S. Hanke, Graz • Moderation: G. Wirnsberger, R. Mischak Anmeldung: www.med.or.at/zukunft oder E-Mail: fortbildung@aekstmk.or.at oder Fax (0316) 8044-132 Abendsymposium Die Zukunft beginnt heute: Personalisierte Medizin & KI Mittwoch, 26. März 2025, Beginn 19.00 Uhr Steiermarkhof, Ekkehard-Hauer-Straße 33, 8052 Graz 3 DFP-Punkte ID: 822761 Eintritt frei In Zusammenarbeit mit: 23. SEMINARE IM MÄRZ DER ÄRZTEKAMMER FÜR STEIERMARK

14 ÆRZTE Steiermark || 03|2025 Foto: shutterstock/fizkes Die medizinische Versorgung in Österreich ist von hoher Qualität. Für die Qualitätssicherung in der Praxis und um stetige Verbesserungen sicherzustellen, gibt es das Konzept, dass Peers Einblick in die Praxisabläufe nehmen. Neben der verpflichtenden Selbstevaluierung finden in Ordinationen Vor-OrtBesuche durch Peers statt. Das sind erfahrene Ärzt:innen, die durch ihre langjährige Erfahrung und Schulungen die optimalen Partner:innen für die Ordinationsinhaber:innen sind. Dabei unterstützt man sich gegenseitig, analysiert Praxisabläufe und gibt Impulse zur Optimierung. Dies geschieht im Rahmen des BIQG-Programms in Zusammenarbeit mit der ÖQMED. Der Peer-Besuch ist eine konstruktive Maßnahme, die Praxen hilft, noch besser zu werden. Wie funktioniert ein PeerBesuch? Peers kommen entweder in Form von Stichprobenbesuchen, dafür werden Ordinationen oder Gruppenpraxen durch einen elektronischen Zufallsgenerator ausgewählt. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Beschwerden vorliegen. Dann besucht der Peer die Ordination, um Verbesserungspotenziale zu erkennen und anregen zu können. Falls in einer Ordination bereits Optimierungsbedarf festgestellt wurde, erfolgt betreffend der Mängelbehebung ebenfalls ein Vor-Ort-Besuch durch Peers. Verbesserungspotenziale erkennen Der Besuch dauert meist nicht länger als eine Stunde. Danach wird eine kurze Dokumentation im IT-System erstellt. Die Peer-Rolle ist eine Tätigkeit mit hoher Flexibilität, kostenlosen Fortbildungen (z. B. zu Kommunikation) sowie der Chance, gemeinsam und auf Augenhöhe Verbesserungspotenziale in Ordinationen zu erkennen und umzusetzen. Herausforderungen und Chancen Nicht immer wird ein PeerBesuch mit offenen Armen empfangen. Manchmal gibt es Vorbehalte, weil Ärzt:innen die Befürchtung haben, kontrolliert oder kritisiert zu werden. Die größte Herausforderung ist es daher, klarzumachen: PeerArbeit ist kein „Von-oben-herab“ sondern ein gemeinsames Hinschauen und Lernen. Ein weiteres Thema ist die Sorge, dass die Zeit für Patient:innen darunter leidet. Doch langfristig können durch effizientere Praxisabläufe sogar wertvolle Minuten gewonnen werden. Die Auseinandersetzung mit Fehlerkultur und die Bereitschaft, neue Impulse aufzunehmen, sind der Schlüssel zu nachhaltiger Qualitätsverbesserung. Peer werden Wer sich als Peer engagieren möchte, sollte folgende Voraussetzungen erfüllen: Mindestens fünf Jahre Erfahrung in der niedergelassenen ärztlichen Praxis. Teilnahme an einer Schulung (kostenlos und mit DFP-Punkten anerkannt) sowie Vertrauenswürdigkeit und Offenheit für kollegialen Austausch. Als Peer ist man übrigens nicht verpflichtet, Besuche anzunehmen. Die Entschädigung umfasst das amtliche Kilometergeld sowie eine Pauschale von 450 Euro pro Besuch. Der nächste Peer-Workshop findet am 10. Mai in Wien statt. Anmeldung unter: qsp@goeg.at Peer-Konzept: Die Qualität mitgestalten „Qualität geht gemeinsam“ – unter diesem Titel fand kürzlich in Wien ein Infotalk statt. Im Zentrum stand, wie Ärzt:innen als Peers die Qualität in der niedergelassenen Versorgung mitgestalten können. WORKSHOP Auf Augenhöhe: Durch Peers können Verbesserungspotenziale in Ordinationen erkannt und umgesetzt werden.

ÆRZTE Steiermark || 03|2025 15 Ein eindringliches Leseerlebnis In seinem Debütroman „Laurenzerberg“ widmet sich Christoph Zielinski dem Schicksal jüdischer Emigrant:innen aus Polen, die in den 1960er-Jahren in Österreich eine neue Heimat suchen. Obwohl die Schicksale aufgrund einer gemeinsamen Geschichte miteinander verflochten sind, so ist doch jede:r allein im Versuch, in einem Land, das den Nationalsozialismus noch nicht überwunden hat, Fuß zu fassen, während die alte Heimat immer fremder wird. Die Hauptfiguren des Romans, Wacek und seine Frau Ophelia, jüdische Emigrant:innen, die aus dem kommunistischen Polen geflohen sind, beginnen im Österreich der 1960erJahre zusammen mit ihrem kleinen Sohn ein neues Leben. Zwischen Alltag, Kaffeehausbesuchen und Ausflügen auf den Semmering bleibt die Fremdheit in ihnen allgegenwärtig. In einer Gesellschaft, die ihre Vergangenheit nicht überwunden hat, kämpfen sie um Heimat und gegen das Gefühl der Verlorenheit. Der Roman basiert auf Begegnungen des Autors mit Menschen, deren reale Erlebnisse sich in literarischer Verdichtung zu den Figuren des Buches formen. Daraus ist die Bemühung entstanden, unter dem Eindruck der Erlebnisse des relativ kurz zurückliegenden Kriegs das Verlorensein in einer neuen Welt in Relation zum Verlust der alten zu setzen. Der erste Roman von Christoph Zielinski ist ein eindringliches Leseerlebnis über das Fremdsein und die Suche nach Heimat. Ein eindrucksvoller Roman über Migration, Einsamkeit und die Suche nach einem Platz in einer fremden Welt – der damit eine hochaktuelle Relevanz besitzt. BUCHBESPRECHUNG Christoph Zielinski, geboren am 20. Mai 1952 in Wieliczka, Polen, ist ein österreichischer internistischer Onkologe und Ärztlicher Direktor der Wiener Privatklinik. Seit 1992 ist er Professor für Innere Medizin und klinische Immunologie unter besonderer Berücksichtigung klinischexperimenteller Onkologie. Zudem ist Zielinski Präsident der Central European Cooperative Oncology Group. Bereits als Student schrieb er Kurzgeschichten für die „Presse“. Mit „Laurenzerberg“, in dem er vom Wien seiner polnischen Eltern erzählt, legt er nun seinen Debütroman vor. „Als Nachfahre von Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus einem diktatorischen Regime in ein für sie fremdes Land emigriert oder geflohen sind, war es mir ein Anliegen, mich in einem Roman mit ihrem Schicksal auseinanderzusetzen.“ Laurenzerberg Verlag: Ueberreuter ISBN: 978-3-8000-7890-5 168 Seiten, 20,95 Euro Erscheinungstermin: 20. Februar 2025 Fotos: Ueberreuter Buch bestellen:

16 ÆRZTE Steiermark || 03|2025 KOMMUNIKATION Krankenhäuser und Ärzte vernetzt über DaMe Die Kommunikation zwischen den steirischen Landeskrankenhäusern und den niedergelassenen Ärzt:innen wurde an die neue Datenschutzgesetzgebung angepasst: Fax ist Vergangenheit, stattdessen erfolgt der Austausch nun sicher über das Datennetz der Medizin (DaMe). Über Jahrzehnte wurden Befunde und andere medizinische Dokumente zwischen den Spitälern und den Ordinationen häufig per Fax übermittelt. Seit Jahresbeginn ist dies aus Datenschutzgründen nicht mehr zulässig. Effizienter Befund- und Dokumentenaustausch Als rasche Alternative wurde DaMe ausgebaut, sodass seit 3. März 2025 nun auch der Empfang von Dokumenten aus Arztpraxen über dieses sichere Netzwerk möglich ist. Um den Empfang von Gesundheitsdaten über DaMe in den Kliniken zu ermöglichen, wurde ein spezielles Empfangsmodul entwickelt und implementiert. „Damit können einlangende Informationen rasch und einfach von den zuständigen Personen bearbeitet werden“, erklärt Markus Pedevilla, Leiter der Medizininformatik in der KAGes. Schulung und Support für Ärzt:innen Um den Umstieg reibungslos zu gestalten, wurden Spitalsmitarbeiter:innen geschult und die niedergelassenen Ärzt:innen von der Ärztekammer informiert. Ein eigenes „Fax-Ablöse“-Team in der KAGes-Direktion Technik und IT steht für Fragen zur Verfügung. Digitale Lösung auch für Medikamentenverschreibungen Auch bei der Verschreibung hochpreisiger Medikamente konnte mit den Krankenkassen ÖGK, SVS und BVAEB eine effiziente Lösung gefunden werden. Bis Ende des vergangenen Jahres war hierfür noch eine Kommunikation per Fax erforderlich. Nun erfolgt die Genehmigung dieser Medikamente über denselben digitalen Weg, der bereits für andere Verschreibungen genutzt wurde. All diese Maßnahmen sollen die Kommunikation zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzti:nnen nicht nur datenschutzkonform, sondern auch effizienter und zukunftssicher gestalten. Service Alle 140 neuen Empfangsadressen sind seit Anfang März auf der KAGes-Website unter der Rubrik „Information für Zuweiser“ veröffentlicht, siehe: kages.at/partner-zuweiser/ dame-empfang Seit 01.01.2025 gibt´s keine FAXen mehr Seit 1.1.2025 dürfen Gesundheitsdaten laut Gesundheitstelematikgesetz nicht mehr per Fax übermittelt werden. Auch die Ärztekammer darf Befunde, Anträge oder Bewilligungen mit solchen Daten nicht mehr per Fax weiterleiten. Datenschutzkonform erreichen Sie uns unter: MEAEKSTM Mit der Bitte um Verständnis. Fax-Inserat_2024_ÄS_12_24.indd 1 13.12.2024 08:55:30

ÆRZTE Steiermark || 03|2025 17 RESOLUTION Mit der Resolution setzen die steirischen Ärzt:innen ein starkes Zeichen. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Reform ist schon bei vielen geschärft. Mit den Unterschriften im Hintergrund kann der Reformdruck auf die Politik weiter erhöht werden. Doch bevor dieser nächste Schritt gesetzt werden kann, müssen bis zum 31. März 2025 alle gesammelten Unterschriften an die Ärztekammer Steiermark übermittelt werden. Jede Liste, jede Unterschrift zählt! Wichtiger Schritt: Unterschriften bis 31. März retournieren! Die Resonanz auf die Resolution Gesunde Steiermark/ Gesundes Österreich ist bereits jetzt beachtlich. Zahlreiche Ärztinnen und Ärzte haben Unterschriften für eine nachhaltige Reform des Gesundheitssystems gesammelt. Doch jetzt kommt es auf den entscheidenden nächsten Schritt an: Alle Unterschriftenlisten müssen bis zum 31. März 2025 an die Ärztekammer Steiermark geschickt werden. Nur mit der entsprechenden Rückendeckung kann der politische Druck weiter erhöht und der Reformprozess angestoßen werden. Warum? Die breite Unterstützung zeigt, dass der Reformbedarf im Gesundheitswesen nicht nur von der Ärzt:innenschaft sondern auch von der Bevölkerung klar wahrgenommen wird. Die Fakten sprechen für sich: Während die Bevölkerung wächst, bleibt die Anzahl der Kassenstellen gleich: ein strukturelles Problem, das die Versorgung massiv belastet. 200 neue Kassenstellen sind notwendig, um eine funktionierende Gesundheitsversorgung für die Zukunft sicherzustellen. Und die Steiermark liegt in der Gesundheitsfinanzierung unter dem Bundesdurchschnitt, während der Bedarf an medizinischer Versorgung stetig steigt. Jetzt einsenden! Die Resolution ist der erste Schritt für dringend notwendige Reformen. Jetzt zählt jede Unterschrift! Wer Listen ausgelegt hat, sollte sie umgehend an die Ärztekammer schicken. Gemeinsam können wir eine bessere Gesundheitsversorgung für die Steiermark sichern! Niedergelassene Ärztinnen & Ärzte, Spitalsärztinnen & Spitalsärzte, Gesundheitspersonal sowie Patientinnen & Patienten unterstützen gemeinsam folgende Ziele: GESICHERTE VERSORGUNG für Patient:innen durch STÄRkUNG & AUSbAU des niedergelassenen bereichs bEdARfSORIENTIERTE abgestufte Spitalsstruktur mit Schwerpunktsetzungen Unterstützen Sie die Resolution und das Volksbegehren „Gesunde Steiermark/Gesundes Österreich“. Es geht um Ihre Gesundheit. Resolution Gesunde steiermark Gesundes Österreich GEMEINSAM GUT vErSorGEN Foto: envato / cait00sith Jetzt bis 31.03. retournieren!

18 ÆRZTE Steiermark || 03|2025 Ein großer Tag für zehn steirische Ärztinnen und Ärzte: Anfang Februar wurde ihnen in der Ärztekammer Steiermark von Präsident Michael Sacherer und Ausbildungsreferent Hermann Toplak feierlich ihr Diplom überreicht. Sabrina Kern ist nun Fachärztin für Innere Medizin und Pneumologie, Carola MutzEckhart Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Ulrike Thelesklav Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde, Lukas Gaksch Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Internistische Onkologie, Wolfgang List Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie, Haris Masnic Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Lukas Seiss Facharzt für Strahlentherapie-Radioonkologie, Bernhard Stradner Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie und Hepatologie und Hrvoje Tomasic Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie. Christian Bauer erhielt sein Diplom als Arzt für Allgemeinmedizin. Herzlichen Glückwunsch! VERANSTALTUNG Feierliche Überreichung der Diplome Foto: Schiffer

ÆRZTE Steiermark || 03|2025 19 Fotos: Schiffer VERANSTALTUNG Hermann Toplak (li.), Ausbildungsreferent der Ärztekammer Steiermark, und Präsident Michael Sacherer bei der feierlichen Diplomüberreichung

20 ÆRZTE Steiermark || 03|2025 ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST Fotos: Joergler Ein Doppelleben zwischen Medizin und Tanz Tanz und Medizin sind die beiden Leidenschaften von Janina Gollowitsch. Die Grazer Ärztin betreibt neben ihrer Arbeit im Operationssaal auch ein eigenes Tanzstudio – und bildet österreichweit in Sachen Tanzmedizin aus. Die Verbindung von Medizin und Tanz zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. Das Herz kann nicht nur für eine Sache schlagen, sondern auch für zwei. Wer weiß das besser als Janina Gollowitsch. Als Anästhesistin im Unfallkrankenhaus Graz sorgte sie für das Wohl ihrer Patient:innen im Operationssaal und auf der Intensivstation. Daneben unterrichtet sie in ihrem Tanzstudio Dance! Alles außer Standard! Tänzer:innen aller Altersgruppen. Keine Frage, dass ihr medizinisches Wissen dabei nicht nur miteinfließt, sondern sogar einen gewissen Schwerpunkt bildet. Mit der richtigen Haltung „Ich liebe es, im Tanzstudio zu unterrichten. Wir haben von Kursen für 3-Jährige bis zu Ballett-Beginner-Workshops für Erwachsene verschiedenste Angebote. Mir ist dabei immer wichtig, dass sich niemand mit dem Sport den Körper ruiniert, sondern ihn im Gegenteil gesund und leistungsfähig hält. Beziehungsweise können durch richtige Haltung oder Belastung ja auch Probleme beseitigt werden.“ Arbeit im UKH Graz Mit 24 Jahren kehrte Gollowitsch nach ihrem Medizinstudium in Wien nach Graz zurück, durchlief den klassischen Turnus mit Stationen in Wolfsberg, Bruck und Leoben und entdeckte schließlich im LKH Graz ihre Leidenschaft für die Anästhesie. „Anfangs konnte ich damit nichts anfangen, doch dann habe ich mich im Turnus in das Fach verliebt“, erzählt sie. Vor zwei Jahren schloss sie ihre Facharztausbildung ab und arbeitet seither mit voller Hingabe – und mit über 46 Wochenstunden – im UKH Graz. Eigene Tanzschule Selbst Tänzerin seit ihrer Kindheit, hat die Ärztin die Begeisterung für diesen Sport nie losgelassen. 2016 gründete sie deshalb auch ihr eigenes Tanzstudio Dance! Alles außer Standard! in Graz. Dort geht es – wie der Name schon verrät – nicht um Standardtänze wie Walzer und Co., der Fokus liegt auf Musical- und Showdance, Jazz, Contemporary, Ballett und Akrobatik. Die Begeisterung für Tanz, ein Angebot „für alle“ und nicht der Leistungsgedanke sind eigentlich für Janina Gollowitsch wesentlich, doch große Erfolge gab es dennoch zu feiern: Ihre Tanz-Company hat bereits mehrere Staats- und Weltmeistertitel errungen und sich 2019 mit einer Schattenspiel-Performance einen Platz in der Fernsehshow Das Supertalent gesichert. Masterclass Tanzmedizin Für Gollowitsch ist Tanz jedoch mehr als nur Kunst und Bewegung – er ist auch eine Frage der Gesundheit. In ihrer Masterclass Tanzmedizin vermittelt sie Tänzer:innen und vor allem auch Trainer:innen

ÆRZTE Steiermark || 03|2025 21 ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST fundiertes Wissen über den Körper, um falsches Training, ungesunde Belastungen und nicht zuletzt auch Verletzungen zu vermeiden. „Im Bereich Musicaldance, Ballett und Akrobatik kann grundsätzlich jede:r Kurse anbieten, dafür gibt es keine Lizenz oder Ähnliches. Vielen Tanzlehrer:innen fehlt das medizinische Wissen. Es kommt immer wieder vor, dass dadurch Fehler eintrainiert werden, die langfristig zu Schäden führen – Knochenmarksödeme, Bänderrisse oder Fehlbelastungen sind oft die Folge“, erklärt sie. Ihr Ziel ist es, Tänzer:innen aller Leistungsstufen beizubringen, wie sie ihren Körper effizient und gesund nutzen können. Ballett etwa lehrt, wie man richtig steht und geht. Mit ihrer Expertise ist Gollowitsch mittlerweile in ganz Österreich gefragt. Sie hat eine Workshop-Serie entwickelt und hält diese Workshops und Schulungen für Vereine, Verbände und in anderen Tanzschulen etwa in Wien und im Burgenland. „Wenn man weiß, wie das Hüftgelenk funktioniert, kann man alleine schon dadurch bei einem Spagat 5 Zentimeter mehr herausholen. Und das sollte man wissen, wenn man ihn selbst macht und noch viel mehr, wenn man ihn lehrt.“ Prinzipiell betont die Ärztin: „Jede Bewegung ist gut, aber nur, wenn sie richtig ausgeführt wird. Tanz fordert beide Gehirnhälften und ist die beste Prophylaxe – wenn er richtig ausgeführt wird.“ Ihr Credo: Tanz ist wie Physiotherapie, bevor etwas passiert. Interaktives Tanztheater In ihrem Tanzstudio setzt sie auf kleine Gruppen und eine individuelle Betreuung. „Wir holen alle genau dort ab, wo sie stehen. Manche möchten einfach nur fit bleiben, andere wollen auf Wettkämpfe hintrainieren – wir gehen auf alle Bedürfnisse ein.“ Ein weiteres Herzensprojekt ist das interaktive Tanztheater Backstage, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Lukas entwickelt hat. „Er studiert derzeit Medizin in Graz und macht parallel dazu die Ausbildung zum Musicaldarsteller in Wien. Das heißt, er führt genauso ein Doppelleben wie ich“, lacht Gollowitsch. Das interaktive Backstage ist ein Krimi mit Escape-Room-Elementen, bei dem das Publikum den Verlauf der Geschichte mitbestimmen kann. Die nächsten Aufführungen finden am 11. und 12. April im Theater am Ortweinplatz statt. Weitere Infos unter: www.dance-now.at Lukas und Janina Gollowitsch

22 ÆRZTE Steiermark || 03|2025 Den Wunsch Ärztin zu w e r d e n , hegte Nina Came r on bereits im Kindergarten. Und sie hielt – im Gegensatz zu vielen anderen – auch daran fest. „Später habe ich dann mit Begeisterung die Fernsehserie Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft verfolgt“, lacht sie, „da hat sich mein Ziel klar manifestiert.“ Auch dass es einmal in die Fachrichtung Psychiatrie gehen soll, hat sich bereits rasch herauskristallisiert. „Schon während des Studiums fand ich das Fach sehr interessant“, so Cameron, „und auch das Praktikum hat mich sehr angesprochen. Noch während meines ersten Turnus durfte ich eine junge Frau behandeln, die mit einer ausgeprägten Borderline-Persönlichkeitsstörung zu uns auf die interne Station kam und sich von meinen männlichen Kollegen nicht untersuchen lassen wollte. Das Thema hat mich fasziniert und meine Leidenschaft für die Psychiatrie entfacht. Bei einer meiner ersten Stelle nach dem Turnus, als Vertretungsärztin bei einem Allgemeinmediziner, haben mich schließlich auch die psychiatrischen Fälle am meisten interessiert – und so bin ich an dem Fach hängengeblieben.“ Für Patient:innen Zeit nehmen Seit mehr als 15 Jahren ist Cameron nun am LKH-Graz II Süd tätig. Eine schöne, aber auch sehr fordernde Au f g ab e , vor allem in Zeiten immer größerer Personalknappheit. „Das LKH Graz II ist ja eine Versorgungspsychiatrie, da geht es schon ganz schön rund und man sehnt sich zunehmend danach, einmal eine ganze Stunde Zeit für eine Patientin, einen Patienten zu haben und nicht während eines Gesprächs ständig durch einen Anruf unterbrochen zu werden.“ Dieser Wunsch, in geordneten Bahnen zu arbeiten und sich seinen Patient:innen konzentrierter widmen zu können, war schließlich die Triebfeder, sich neben der Arbeit am Krankenhaus selbstständig zu machen. „Während meines Studiums hatte ich noch gar nicht daran gedacht, aber nach so vielen Jahren an einer Versorgungspsychiatrie wächst der Wunsch, etwas Eigenes zu machen, seine Arbeit so gestalten zu können, wie man sich das vorstellt,“ begründet Nina Cameron ihre Entscheidung. Unterstützung ist wirksam In ihrer Ordination, die sie vorerst nur an einem Tag in der Woche geöffnet hat, hat sie nun die Möglichkeit, sich ihren Patient:innen intensiver zu widmen. „Ich weiß, wir haben diese eine Stunde Zeit und werden nicht gestört. Und es ist schön zu sehen, dass Unterstützung wirksam ist, dass Krankheitsphasen auch wieder verschwinden. Am LKH Graz II haben wir es ja in vielen Fällen mit Menschen zu tun, die immer wieder zu uns zurückkommen und einen stationären Aufenthalts brauchen.“ Beide Seiten nicht missen Trotz all dieser Herausforderungen möchte sie ihren Job am LKH Graz II aber nicht missen. „Ich mag beides sehr gerne – im Krankenhaus bin ich schon 15 Jahre, es gibt ein gutes Miteinander und Kolleg:innen, die man schätzt. Zudem habe ich dort eine Essstörungseinheit mitaufgebaut, die ich nun leite und die ich auch keinesfalls aufgeben möchte.“ Die Ordinationszeiten irgendwann auszuweiten, schließt Cameron aber nicht aus. Denn der Bedarf ist groß, und so rät sie jungen Ärztinnen und Ärzten, die über eine Ordinationseröffnung nachdenken, es einfach zu tun, denn „es gibt sehr, sehr viele Menschen, die Hilfe brauchen – der Bedarf ist enorm.“ Der Aufwand lohnt sich in jedem Fall. Aufwand, wie die mit der Ordinationseröffnung verbundene Bürokratie – von der Steuerberatung, über das geeignete Computerprogramm, Handy etc., wobei Cameron von ihrem Partner sehr stark unterstützt wurde, und auch die Suche nach den perfekten Räumlichkeiten und deren Adaption. Umso glücklicher ist die Ärztin heute, wenn sie stolz ihre Ordination betritt und viel positives Feedback ihrer Patient:innen zur angenehmen Atmosphäre der Ordination erhält. GERNE ÄRZTIN/ARZT IN DER STEIERMARK 19 Es ist nicht alles gut. Aber es ist so vieles gut, dass Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark das gerne sind. Hier sagen sie, warum und zeigen ihr Gesicht. Den Patient:innen Zeit widmen „Nach so vielen Jahren an einer Versorgungspsychiatrie wächst der Wunsch, etwas Eigenes zu machen, seine Arbeit so gestalten zu können, wie man sich das vorstellt.“ Nina Cameron Foto: privat SERIE: DARUM BIN ICH ÄRZTIN IN DER STEIERMARK

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