Bereich Ærzte Steiermark || 07_08|2024 7 Primärversorgungseinheiten sind kein Ersatz für niedergelassene Kassenärztinnen und Kassenärzte. Sie sind eine Ergänzung. Insofern sind sie wichtig. Weil sie unsere Spitäler und die dort Arbeitenden entlasten, weil viele Ärztinnen und Ärzte sie wollen, und weil viele Patientinnen und Patienten sie brauchen. Notwendig sind aber stabile Verträge. Die gibt es seit Kurzem auch für Kinder-Primärversorgungseinheiten: der sogenannte Kinder-PVE-Gesamtvertrag. Der ist zwar nach dem Muster des allgemeinmedizinischen PVE-Vertrags gestaltet, es gibt aber doch einige spezifische Punkte in diesem quasi noch druckfrischen Vertrag: Das betrifft vor allem die Verteilung der Honorierung. Es ist nun zu hoffen, dass sich viele Kolleginnen und Kollegen für diese Primärversorgungseinheiten interessieren. Denn PVE verbinden das Beste aus der Spitals- und der Welt der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Das Teamwork funktioniert ähnlich wie im Krankenhaus, was viele Spitalsärztinnen und -ärzte zu schätzen wissen. Die ersten Einladungen in eine Kinder-PVE einzutreten, gibt es bereits, die ersten Interessent:innen gibt es auch schon. Also, es läuft. Zögern ist keine gute Idee. Denn die Förderungstöpfe werden nicht voller. Wer sich also rasch entscheidet, in eine PVE gehen zu wollen, hat die finanziell eindeutig bessere Karten. Auch unsere Patientinnen und Patienten wissen PVE zu schätzen: Lange Öffnungszeiten und persönliche Ansprache (soweit möglich) sind eine attraktive Kombination. Es bleibt nur zu hoffen, dass auch ÖGK und Land von PVE angetan bleiben. Als Ergänzung zur niedergelassenen Kassenärztinnen und -ärzten in Einzelpraxen. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. „Statt mit Verboten noch mehr Ärztinnen und Ärzte in den Spitälern zu verlieren und die Versorgung der Bevölkerung zu gefährden, muss die Politik das solidarische Gesundheitssystem, das jahrelang als eines der besten der Welt galt, langfristig absichern und die Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte sowie andere Gesundheitsberufe verbessern.“ Das ist ein wichtiger Absatz einer Resolution, die von der Vollversammlung der Österreichischen Ärztekammer im Juni 2024 beschlossen wurde. Warum wichtig? Nun, große Teile der Politik und der Verwaltung glauben immer noch, dass Zwang ein probates Mittel sei, um die Qualität der Gesundheitsversorgung – ob nun in Österreich oder auch in der Steiermark – zu erhalten und auszubauen. Das Gegenteil ist der Fall. Der Versuch, Zwang auszuüben führt dazu, dass immer mehr Ärzt:innen das Zwangssystem verlassen. Wir kennen das Jammern über nicht besetzbare Kassenstellen. Aber nicht nur die Ärztinnen und Ärzte sowie die Angehörigen anderer Gesundheitsberufe verlassen das System, auch immer mehr Patientinnen und Patienten tun das. Die Versuche der Gesundheitspolitik und -verwaltung, Lücken zu schließen, funktionieren nicht. Es gibt immer einen Ausweg. Daher gibt es auch nur eine einzige Möglichkeit, den drohenden Systemkollaps doch noch abzuwenden: Das System muss endlich attraktiver werden. Ja, das kostet Geld. Es ist jedoch sehr gut angelegtes Geld. Es ist eine Investition in die Menschen. Was leicht vergessen wird: Auch Zwang ist keineswegs gratis. Er führt aber zu Widerstand und ist damit alles andere als nachhaltig. Das sollten sich jene, die auf Zwang setzen, hinter die Ohren schreiben. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Zwang ist keine Lösung Standortbestimmung Michael Sacherer PVE: Ergänzung zu klassischen Einzelpraxen d batte Fotos: Schiffer, beigestellt
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