AERZTE Steiermark | 7/8 2024

22 Ærzte Steiermark || 07_08|2024 Suchtmedizin Werde Pate/Patin für ein Kind in Lateinamerika: nph.at/patenschaft NPH_Inserat_A4-rz.indd 1 04.06.24 10:16 Sich selbst zuwenden Selten gelingt es, das von den Patient:innen selbst häufig angestrebte und ersehnte Ziel der Abstinenz zu erreichen. Aus Sicht der I.K.A. heißt das nicht, dass die Suchtbehandlung nicht erfolgreich war. Denn: Wenn es Betroffenen gelingt, ihre Suchterkrankung als chronische Erkrankung zu akzeptieren, die Notwendigkeit einer Substitutionsbehandlung mit all ihren Rahmenbedingungen anzunehmen und damit den frustranen Kampf wiederholt gescheiterter Entzüge aufzugeben, ist ein Weg bereitet. Der Weg dafür, sich wieder dem eigenen Leben mit seinen Herausforderungen, individuellen Aufgaben und sich selbst zuzuwenden, wieder gestaltend und entschieden einzugreifen und sich für sich selbst und ein für sich selbst definiertes gutes Leben einzusetzen. Die Übernahme von Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Lebens, auch mit einer Suchterkrankung, ermöglicht den Ausstieg aus der Opferhaltung und einen gelingenden Alltagsvollzug im Rahmen der je eigenen Lebenswelt: Die Person befreit sich aus der Binnenhaftigkeit und Einengung des Suchterlebens und wird wieder offen für einen Dialog mit der Welt, sich selbst und anderen. Das gelingt natürlich nicht immer idealtypisch, oft sind die Möglichkeiten zugegebenermaßen bescheiden. Ärztliche Berührungsängste abbauen Ein großes Anliegen der I.K.A. ist es, Ärzt:innen zu gewinnen, die bereit sind, sich mit dem Thema Suchtmedizin und Substitutionsbehandlung zu befassen, die sich vorstellen können, in diesem Bereich tätig zu sein sowie Substitutionsbehandlung durchzuführen. Denn die Versorgungslage in der Steiermark war und ist durch Pensionierung von Substitutionsärzt:innen eng und mangelhaft. Umso wichtiger ist es der I.K.A., bei Ärzt:innen Berührungsängste mit diesen Patient:innen abzubauen, Stigmatisierung und Vorurteilen entgegenzuwirken und einen realistischen Blick auf Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen zu ermöglichen. Denn dieser Blick zeigt, dass Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung keinesfalls schlechtere, schuldhaftere Menschen sind, sondern Menschen wie alle anderen auch. Daher bietet die I.K.A. neben Praktika für Ausbildungskanditat:innen der Psychotherapie und Sozialarbeit auch Ärzt:innen die Möglichkeit zur Hospitation an und unterstützt Ärzt:innen, die in ihrer Praxis mit der Substitutionsbehandlung beginnen und diese anbieten wollen. Das Substitutionsdiplom wird ebenfalls jährlich von der WAVM in Kooperation mit dem Zentrum für Suchtmedizin und der Ärztekammer Steiermark angeboten, um Ärzt:innen für den suchtmedizinischen Bereich zu gewinnen. Zusätzlich fungiert die I.K.A. ab Herbst 2024 auch als Lehrordination für Famulant:innen und KPJ-Studierende für das Fach der Allgemeinmedizin. Die Lernmöglichkeiten beschränken sich nicht nur auf den allgemeinmedizinischen Alltag und die Substitutions- bzw. suchtmedizinische Behandlung, sondern sind durch die in der I.K.A. vorhandene Interdisziplinarität breit gefächert. Als medizinische Leiterin und langjährig in der I.K.A. tätige Ärztin kann ich nur dazu ermutigen, einen Blick in dieses spannende und äußerst sinnstiftende Tätigkeitsfeld zu werfen und das sehr unproblematisch in der I.K.A. zu tun. Oder sich als Allgemeinmediziner:in mit Substitutionsdiplom jederzeit gerne in der I.K.A. zu bewerben. Dr. med. univ. Barbara Jöbstl Ärztin für Allgemeinmedizin Psychotherapeutin (Existenzanalyse und Logotherapie) Lehrausbildnerin und Lehrsupervisorin der GLE-Int Medizinische Leiterin der I.K.A. „Ich kann nur dazu ermutigen, einen Blick in dieses spannende und bereichernde Tätigkeitsfeld zu werfen und das sehr unproblematisch in der I.K.A. zu tun.“ Barbara Jöbstl Foto: KK

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