Ærzte Steiermark || 07_08|2024 19 und Geborgenheit vermitteln. Der Mensch möchte als Person in seiner Würde und seinem Wert geachtet werden, Berechtigung und Wertschätzung für sein Sosein erfahren. möchte. Und schl ießl ich strebt der Mensch nach Sinn im Leben, indem er, in einem Kontext eingebettet, Aufgaben hat und sein Wirken in eine gute Richtung in der Zukunft führt. Auf Basis der Erfüllung und damit der Zustimmung zu diesen Grundbedingungen (zum Dasein, zum Leben, zum Selbstwert und zum Sinn) braucht es für ein gelingendes Leben außerdem die Fähigkeit, als Person mit sich selbst und der Welt in einen guten, offenen, begegnenden Dialog treten zu können. Ursächliche Defizite und Verletzungen Suchterkrankungen haben eine multifaktorielle Genese. Aber immer finden wir bei genauer Betrachtung der Beweggründe, warum Menschen mit Substanzkonsum begonnen haben, Defizite und Verletzungen einer oder mehrerer dieser Grundbedingungen und daraus erwachsene Unfreiheit und mangelnde Offenheit im Dialog mit sich selbst und der Welt. Einengungen durch Ängste, depressives Erleben, Selbstwertdefizite und Sinnlosigkeit führen zur unbewussten Suche nach etwas, das diese Spannungen lindert. Das Mittel zur Linderung ist bei besonders vulnerablen Menschen häufig ein Suchtmittel, das – je nach Suchtmittel – mehr oder weniger rasch zu einer Abhängigkeitserkrankung führen kann: Bei Opiatkonsum ist das sehr schnell der Fall. Kreislauf der Sucht Abhängigkeitserkrankungen führen zu einer Destabilisierung des Dasein-Könnens, da existenzielle Grundlagen wie körperl iche Gesundheit und basale Absicherung durch Arbeit, Wohnen, tägliche Grundversorgung leiden. Weiters kommen viele Wertbezüge (etwa Beziehungen zu Freunden und Familie) abhanden – und damit Lebenswertes. Depressives Erleben ist eine häufige Folge. Im Kreislauf der Sucht und durch Einengung in der Not des Beschaffen-Müssens ist ein Abrutschen in die Delinquenz/ Kriminalität begünstigt. Die Betroffenen verlieren zunehmend ihre Selbstachtung und durch das Abhandenkommen der Teilhabe an der Gesellschaft (Erwerbsleben, Freizeit- und Kulturangebote usw.) auch jeglichen Selbstwert. Durch die ursächliche Behandlung dieser Def izite kann eine nachhaltige Verbesserung auf allen Ebenen ermöglicht werden, sofern die Schäden nicht schon zu tiefgreifend sind. Multiprofessioneller Einsatz auf verschiedenen Ebenen Das Behandlungskonzept der I.K.A. setzt darum bei den o. a. Grundbedingungen an und versucht diese zu stärken bzw. zu verbessern. Nach einem unverbindlichen Erstgespräch ist die Fest- und Diagnosestellung einer Opiatabhängigkeit eine der ersten Interventionen, um eine individuell angepasste schadensmindernde Substitutionsbehandlung einzuleiten. Das führt zur ersten großen Entlastung und Stabilisierung – körperlich, aber auch psychisch. Durch weitere medizinische Abklärung werden somatische und psychiatrische Komorbiditäten, Infektionen und andere medizinische Probleme erfasst und entsprechend behandelt. Diese erste basale Stabilisierung ermöglicht den Patient:innen, sich in weiterer Folge anderen wichtigen Themen der Existenzsicherung (Wohnversorgung, finanzielle Stabilisierung usw.) zuzuwenden. Das fällt in den Zuständigkeitsbereich der Sozialen Arbeit. Schon alleine die Tatsache, nun in der I.K.A. angebunden und sucht- und allge- „Die I.K.A. bietet auch Ärzt:innen die Möglichkeit zur Hospitation an und unterstützt Ärzt:innen, die in ihrer Praxis mit der Substitutionsbehandlung beginnen und diese anbieten wollen.“ Unten v. l.: Allgemeinmediziner G. Kehl, Psychiaterin A. Wandschneider, Psychologin E. Weingartmann, Ordiassistentin Christina Neuhold, Sozialarbeiter B. Hatzl Foto: I.K.A. Suchtmedizin Oben v. l.: Psychologin E. Weingartmann, Allgemeinmediziner G. Kehl, medizinische Leiterin B. Jöbstl, Projektleiterin K. Sandhu, Sozialarbeiter B. Hatzl, Psychologin B. Konrad-Friedrich, Sozialarbeiterin Franziska Nittmann
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