Bereich Ærzte Steiermark || 06|2024 7 Oft wird darüber geklagt, dass die Vorsorgemedizin einen zu geringen Stellenwert hat. Es wird erfolgreich geheilt („repariert“), aber zu wenig verhindert, dass Heilung notwendig wird. Es gibt sie aber, die Vorsorge: Da ist einmal der „Eltern-KindPass“, der bis vor Kurzem „Mutter-Kind-Pass“ hieß. Der ist zwar mittlerweile 50 geworden, bleibt aber ein Erfolgsmodell. Er gehört dennoch medizinisch und nicht nur strukturell weiterentwickelt, um auch in den nächsten 50 Jahren erfolgreich zu sein. Beim Impfen, dem wohl erfolgreichsten Vorsorgeprogramm, gibt es mehr Erfreuliches zu berichten: Die Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin vermeldet massive Zuwächse im Schulalter bei der GratisImpfung gegen Masern-Mumps-Röteln. Dieser Erfolg zeigt aber auch das Problem: Vorsorge muss für die Patientinnen und Patienten nach Möglichkeit keine finanzielle Belastung darstellen und sie soll vor Krankheiten schützen, vor denen sich Patientinnen und Patienten tatsächlich fürchten. Fehlt die Angst, gibt es keine hohe Beteiligung. Das erklärt auch, warum sich die Teilnahme an der allgemeinen Vorsorgeuntersuchung seit Jahren und Jahrzehnten in engen Grenzen hält. Da können sich Ärztinnen und Ärzte den Mund fusselig reden, wenn die Angst fehlt, fehlt auch die Bereitschaft, etwas zu tun. Das erklärt auch, warum Reparaturmedizin („heilen“) fast immer funktioniert. Da gibt es immer eine Krankheit, vor der die einzelne Person sich fürchtet. Wir sollten dennoch an die Vernunft der Steirerinnen und Steirer appellieren. Sie ist der Schlüssel für die eigene Gesundheit. Sie ist zwar keine (starke) Emotion, aber sie wirkt nachhaltig. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Mit 1. Juli 2024 gilt eine umfassend reformierte Reihungsrichtlinie, jene Richtlinie, die Grundlage der Vergabe von Kassenstellen ist. Sie bringt eine Reihe von Änderungen, zwei stechen besonders hervor: Die regelmäßige Tätigkeit in einer Praxis – sei es in Form einer Anstellung oder der erweiterten Stellvertretung – bringt gute Punkte und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Bewerbung um diese Stelle. Das bedeutet, die Chance genau dort eine Kassenstelle zu bekommen, wo man die Patientinnen und Patienten gut kennt, aber auch den Ordinationsablauf, wird deutlich größer. Das ist eine erfreuliche Nachricht für die sich bewerbenden Ärztinnen und Ärzte. Sie wollen ja dort arbeiten, wo sie die Menschen kennen. Das ist aber auch erfreulich für die Patientinnen und Patienten. Sie können darauf hoffen, eine Ärztin bzw. einen Arzt zu bekommen, die bzw. den sie bereits kennen, auf die oder den sie bereits eingestellt sind. Die Kurie und das Kassenärztliche Referat haben sich sehr um diese Neuerung bemüht. Und auch die ÖGK hat diesem Reformschritt zugestimmt. Eine zweite Neuerung ist, dass Mutterschutzzeiten bei den Kassenbewerbungen angerechnet werden. Die reformierte Reihungsrichtlinie bringt also allen etwas Gutes. Und wird hoffentlich auch dazu beitragen, dass ÖGK- bzw. SVS- und BVAEB-Stellen wieder einfacher zu besetzen sind. „Menschlicher und gerechter“ soll das Kassensystem werden. Dazu wird hoffentlich auch das Ergebnis der kürzlich begonnenen Kassenverhandlungen beitragen … Vizepräsident Professor Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Reihungsrichtlinie wird deutlich besser Standortbestimmung Michael Sacherer Die Menschen wollen ärztliche Hilfe – Vernunft zählt d batte Fotos: Schiffer, Creative Collection
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