AERZTE Steiermark 6 | 2024

Das Magazin der Ärztekammer Steiermark Juni 2024 Gegenwart. Kinderpsychiaterin Christine Kopp ist in mehreren Welten zu Hause. Zukunft. Drei Allgemeinmedizinerinnen bilden das erste Primärversorgungsnetzwerk. Vision. Kardiologe Mahmoud Abdellatif erforscht das Phänomen Herzinsuffizienz. Österreichische Post AG MZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien STEIERMARK Foto: Adobe Stock Foto: Adobe Stock Geld für Mütter und Väter Reihungsrichtlinie neu Ärztinnen VORAN Die Medizin wird weiblich. So heißt es zumindest. Aber wie ist es wirklich um das Verhältnis zwischen Ärztinnen und Ärzten bestellt? Wir bringen die Daten.

34 . GRAZER FORTB I LDUNGSTAGE DER ÄRZTEKAMMER FÜR STEIERMARK 7. bis 12. Oktober 2024 I Graz Vorträge, Kurse & Seminare für Ärzt:innen aller Fächer Ärztekammer für Steiermark, Fortbildungsreferat, 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Telefon 0316/8044-37, Fax 0316/8044-132, fortbildung@aekstmk.or.at www.grazerfortbildungstage.at Umbrüche in der Medizin

Bereich themen Ærzte Steiermark || 06|2024 3 BUCHTIPP Arm und krank Arbeiter und Bauern im Krankenbett des 19. Jahrhunderts in Österreich Manuela-Claire Warscher 1. Auflage, 144 Seiten ISBN: 978-3-99052-312-4 EUR: 21,90 Dieses Buch erzählt von jenen Menschen, die im 19. Jahrhundert am untersten Ende der sozialen Leiter lebten und krank wurden/waren, aber auch von jenen, die ihnen halfen. Im Zentrum Buches steht die „Armenmedizin“, die als „Lebensweltmedizin“ in der Welt der Arbeiter und Bauern stattfand und die medizinische Praxis nachhaltig prägte. Nach und nach entstanden den Lebenswelten entsprechende Einrichtungen und Arzttypen: vom Armenarzt über den Bauerndoktor bis hin zu institutionellen Einrichtungen wie Gebär- und Findelhäusern oder Polikliniken. Beschrieben und sowohl von der Behandler- als auch der Patientenseite analysiert werden auch die Erkrankungen, die typischerweise in den unteren Schichten verbreitet waren. Die Ergebnisse machen deutlich, dass es keine Privilegierten unter den Unterprivilegierten gab. DATUM 19.–21. September 2024 Bereits zum 9. Mal findet an der Med Uni Graz der Österreichische Primärversorgungskongress statt. Veranstalter ist das Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung. Anmeldungen sind bereits möglich. Details zum Programm gibt es online. www.pv-kongress.at LINK: https://rb.gy/ijy99q Ab Juni startet pro mente mit dem ersten Gratis-Unterstützungsangebot für Erwachsene mit ADHS in der Steiermark. Angeboten werden Informationen über die Erkrankung, Schwierigkeiten, Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten sowie Ressourcentechniken und Strategien. Das Angebot wird von einem erfahrenen Team aus Psychologie und Psychiatrie geleitet. Zahl 1.700 Teilnehmer:innen liefen beim Herzlauf für herzkranke Kinder des Vereins Herzkinder Österreich am 24. Mai, der sich aus einer Landesorganisation des Österreichischen Herzverbandes entwickelte und seit 2007 eigenständig ist. Illu: Verlagshaus der Ärzte, Adobe Stock Fortbildungstipp Die Ärztekammer Steiermark veranstaltet am 12. Oktober 2024 (Teil 1) und am 22. März 2025 (Teil 2) den Lehrgang zum ÖÄK-Zertfikat „ANGIOLOGISCHE BASISDIAGNOSTIK“ in Graz. Ziel ist die Vermittlung von Grundkompetenzen auf dem Gebiet der Gefäßmedizin und das Erlernen der praktischen Durchführung der Bestimmung des Knöchelarm- indexes mit Hilfe des Doppler Ultraschalls. Anmeldung & Info unter: www.med.or.at/angio IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@aekstmk. or.at | Chefredaktion: Martin Novak | Koordination: Dr.in Jasmin Novak | Redaktionelle Betreuung und Produktion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | Anzeigen: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Mediengesetz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. 0316 / 804440, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–. Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.a Ident-Nr Kli akompe sierte Prod www.climate-austria Kennzeichnu für vorbildlic Waldwirtscha HCA-COC-100 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC/06-39-22 PEFC zertifiziert r ckt nach der Richtlin e „Druckerzeugnisse“ ster eichischen Umweltzeichens, ienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr. A Klimakompensierte Produk www.clima e-austria.a Kennzeichnung für vorbildliche Waldwirtschaft HCA-COC-10029 Förderung c lti er l i ft - PEFC zertifiziert update im Juni Schlagzeile Ärztekammerpräsident Michael Sacherer zur Pat ient : innenLenkung: „Eltern machen sich natürlich große Sorgen, wenn das Kind krank ist. Schnel l in der Notfallaufnahme eines Krankenhauses Hilfe zu suchen, ist dann oft die erste Idee.“ Kleine Zeitung/ 4.3.2024

Bereich Böse. Gewalttätige Patient:innen und Angehörige werden immer mehr zum Prtoblem. Das zeigen auch jüngste Studienergebnisse aus Deutschland. Seite 18 themen 4 Ærzte Steiermark || 06|2024 Foto & Illu: Adobe Stock Themen Cover. Ärztinnen und Ärzte 8 Ärztin im besonderen Dienst. Cristine Kopp. Das Beste aus beiden Welten 14 Schöcklblick. Erstes offizielles PV-Netzwerk der Steiermark wurde eröffnet 16 Umfrage. Gewalt gegen Ärzt:innen in Deutschland 18 Gratisimpfaktion. 3-Millionen-Marke geknackt 19 Recht. Update Arbeitsrecht zum Thema Kündigungen 23 Die gute Nachrich. Baby Erik überlebt Riesenzysten 25 Serie Erlesen. In Büchern über die Steiermark fliegen 26 Reihung – alle Neuerungen 28 Die Reihungsrichtlinie 29 Wirtschaft&Erfolg. Schutz bei Berufsunfähigkeit 38 Wirtschaft&Erfolg. Health Fakes von zuverlässiger Gesundheitsinformation trennen 40 Service. Mehr Kundenorientierung auf der neuen Website der AUVA 42 Expertentipp. First come, first serve! 43 CIRS. Patient abgelehnt 43 Forschung. Wenn das Herz nicht mehr richtig pumpt 44 Angestellte Ärztinnen und Ärzte Informationsveranstaltung. Schwangerschaft & Kind … 46 Serie GEM/EINSAM. Sommer, Sonne, Sonnenbrand 48 Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Serie KASSENCHECK. Die Ordinationsstaffelregelung bei der ÖGK 49 Neue Reihungsrichtlinie: Menschlicher und gerechter 51 Serie. Praktisch Täglich. Paradoxe Reaktionen 53 Debatte 6 News 45 Referate 54 Kleinanzeigen 55 Personalia 59 Karikatur 61 Ad Personam 62 Böser. Was früher Kurpfuscherei war, sind heute Health Fakes. Wie soll man mit falschen Informationen heutzutage umgehen? Seite 40

Ærzte Steiermark || 06|2024 5 Bereich themen Der Muter-Kind-Pass, der nunmehr ja Eltern-Kind-Pass heißt, feiert seinen 50. Geburtstag. Wir haben ihm eine Frage des Monats geschenkt: „Sollen die MKP-Untersuchungen erweitert werden?“ Klare Antwort von rund drei Viertel (73,5 %) der AERZTE Steiermark-Leserinnen und -Leser: Ja, das wollen wir. Es gibt sogar konkrete Vorschläge. Dazu gehören eine postpartale Vorsorgeuntersuchung der Mutter, eine qualifizierte Stillberatung sowie eine Anamnese bezüglich der psychischen Gesundheit der Eltern. Ganz klar, der Eltern-KindPass ist ein Erfolgsmodell der Vorsorge. Was aber nicht heißt, dass er nicht noch besser werden kann. Und die Ärztinnen und Ärzte wissen am besten, wie er besser werden soll. epikrise Kurze Nachrichten aus der Redaktion Soziale Medien: X/Twitter: www.twitter.com/ AERZTE_NEWS Facebook: www.facebook. com/aerztekammer.stmk/ und Facebook-Gruppe für steirische Ärztinnen und Ärzte Youtube: AERZTE_NEWS Instagram: www.instagram. com/aerztekammerstmk Foto: Sontacchi bild des monats. Das Warten auf das erste offizielle Primärversorgungsnetzwerk in der Steiermark hat bald ein Ende: Eröffnet wurde, weil das dislozierte Netzwerk von drei Allgemeinmedizinerinnen mit Kassenvertrag natürlich kein Zentrum ist und hat, in einer „Backstube“. Der Freude der vielen Gäste bis zu Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl tat das keinen Abbruch. Die Ärztekammer war bei der Eröffnung durch Kurienmanager Gerd Wonisch vertreten. Mehr zum neuen Netzwerk namens „Schöcklblick“ auf Seite 16 und 17 in diesem AERZTE Steiermark. Happy Birthday Mutter-Kind-Pass: Werde besser n= 166 73,5 % 7,8 % 18,7 % AERZTE Frage des Monats: Sollen die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen erweitert werden? Ja. Nein Weiß nicht/Sonstiges

6 Ærzte Steiermark || 06|2024 Bereich kont a Das Modell einer gescheiterten Drogenpolitik ist der Görlitzer Park in Berlin. Innensenatoren sämtlicher Couleur haben vergeblich versucht, den Verkauf von Drogen dort zu unterbinden. Die Forderung eines CDU-Lokalpolitikers vor einigen Jahren, die Mauern zu erhöhen und den Park nachts abzuschließen, verdeutlicht, wie hilflos die Politik hier ist. Verbote blieben aber nicht nur in Berlin wirkungslos. Im Gegenteil, der Konsum steigt deutschlandweit sogar an. Dabei kann kaum bestritten werden, dass der Cannabis-Konsum sich mehr und mehr bereits faktisch legalisiert hat. Das Geständnis, mal einen „Joint“ geraucht zu haben, ist längst kein Skandal mehr. Mit dem Beschluss vollzieht sich daher nur, was man auch als „normative Kraft des Faktischen“ bezeichnen könnte. Eine Teil-Legalisierung mit Beschränkungen beim Besitz und Anbau. Konkret sind es 25 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum und bis zu drei triebfähigen Pflanzen, jedoch unter besonderer Beachtung von Kinder- und Jugendschutz. Die Bedenken der Länder sind nachvollziehbar. Es liegt in ihrer Kompetenz, die Regelungen des Gesetzes auch auf der Straße mit ihren Vollzugsbeamten zu kontrollieren. Auch ist durchaus nicht zu bestreiten, dass Cannabis nicht so harmlos ist, wie es manchmal in Film- und Popkultur dargestellt wird – auch für Erwachsene. Doch diese Argumente können nicht ausschlaggebend dafür sein, die Legalisierungspläne aufzugeben. Denn was wäre die Alternative? Dass weiterhin unkontrolliert die Droge – so wie bei dieser Gelegenheit auch noch weitere viel härtere Drogen – in dunklen Ecken gekauft werden können? Dealer verlangen selten einen Ausweis. Wie hoch der THCGehalt ist und wie sauber der Stoff ist – das bliebe dann auch weiter dem Zufallsprinzip überlassen. Zudem adressiert das Gesetz durchaus die besondere Bedeutung von Prävention und Aufklärung. Das hat wahrscheinlich einen viel größeren Effekt als die weitere Kriminalisierung von Konsumenten, die eigentlich nicht vor ein Gericht gehören. Das Gesetz von heute mag noch nicht perfekt sein, aber es kann ein erster Schritt raus aus der jahrelangen Realitätsverweigerung vieler Akteure in der Politik sein. Iris Sayram ist Rechtsanwältin und Journalistin bei der ARD Berlin. Ihr Kommentar erschien zuerst auf tagesschau.de. 2 d batte Foto: Tageschau.de Iris Sayram Raus aus der Realitätsverweigerung Mitte Mai gab es in den offenen Räumen der Ärztekammer eine Informationsveranstaltung der Kurie Angestellte Ärztinnen und Ärzte speziell für werdende Mütter und Väter. Zwei Expertinnen – eine von der Ärztekammer, eine von der Arbeiterkammer – informierten über das dichte Netz an staatlichen, aber auch nichtstaatlichen finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten. Sukkus: Nur wer Bescheid weiß über das generelle Angebot, wer die Fristenläufe für Anträge kennt, kann die Angebote zum eigenen Vorteil bestmöglich nutzen. Wer an der Informationsveranstaltung nicht teilnehmen konnte, der kann sich zu Wochengeld & Co. auf der Website der Ärztekammer Steiermark im Servicebereich der Kurie unter https://www.aekstmk.or.at/669 informieren. Oder für einen ganz einfachen Zugang den QR-Code auf Seite 47 in dieser Ausgabe von AERZTE Steiermark (Kurienteil) verwenden. Ergänzend bietet die Kurie individuelle Beratungen an. Der alte Spruch „Wissen ist Macht“ mag nicht immer zutreffen. Aber mit dem entsprechenden Wissen weiß man, was wann zu tun ist ... Nutzen Sie das, was die Kurie und die Ärztekammer für Sie vorbereitet haben. Nicht nur zum Thema „Schwangerschaft & Co“. Dazu lade ich Sie sehr herzlich ein. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. Gerhard Posch Informationen nutzen intra

Bereich Ærzte Steiermark || 06|2024 7 Oft wird darüber geklagt, dass die Vorsorgemedizin einen zu geringen Stellenwert hat. Es wird erfolgreich geheilt („repariert“), aber zu wenig verhindert, dass Heilung notwendig wird. Es gibt sie aber, die Vorsorge: Da ist einmal der „Eltern-KindPass“, der bis vor Kurzem „Mutter-Kind-Pass“ hieß. Der ist zwar mittlerweile 50 geworden, bleibt aber ein Erfolgsmodell. Er gehört dennoch medizinisch und nicht nur strukturell weiterentwickelt, um auch in den nächsten 50 Jahren erfolgreich zu sein. Beim Impfen, dem wohl erfolgreichsten Vorsorgeprogramm, gibt es mehr Erfreuliches zu berichten: Die Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin vermeldet massive Zuwächse im Schulalter bei der GratisImpfung gegen Masern-Mumps-Röteln. Dieser Erfolg zeigt aber auch das Problem: Vorsorge muss für die Patientinnen und Patienten nach Möglichkeit keine finanzielle Belastung darstellen und sie soll vor Krankheiten schützen, vor denen sich Patientinnen und Patienten tatsächlich fürchten. Fehlt die Angst, gibt es keine hohe Beteiligung. Das erklärt auch, warum sich die Teilnahme an der allgemeinen Vorsorgeuntersuchung seit Jahren und Jahrzehnten in engen Grenzen hält. Da können sich Ärztinnen und Ärzte den Mund fusselig reden, wenn die Angst fehlt, fehlt auch die Bereitschaft, etwas zu tun. Das erklärt auch, warum Reparaturmedizin („heilen“) fast immer funktioniert. Da gibt es immer eine Krankheit, vor der die einzelne Person sich fürchtet. Wir sollten dennoch an die Vernunft der Steirerinnen und Steirer appellieren. Sie ist der Schlüssel für die eigene Gesundheit. Sie ist zwar keine (starke) Emotion, aber sie wirkt nachhaltig. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Mit 1. Juli 2024 gilt eine umfassend reformierte Reihungsrichtlinie, jene Richtlinie, die Grundlage der Vergabe von Kassenstellen ist. Sie bringt eine Reihe von Änderungen, zwei stechen besonders hervor: Die regelmäßige Tätigkeit in einer Praxis – sei es in Form einer Anstellung oder der erweiterten Stellvertretung – bringt gute Punkte und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Bewerbung um diese Stelle. Das bedeutet, die Chance genau dort eine Kassenstelle zu bekommen, wo man die Patientinnen und Patienten gut kennt, aber auch den Ordinationsablauf, wird deutlich größer. Das ist eine erfreuliche Nachricht für die sich bewerbenden Ärztinnen und Ärzte. Sie wollen ja dort arbeiten, wo sie die Menschen kennen. Das ist aber auch erfreulich für die Patientinnen und Patienten. Sie können darauf hoffen, eine Ärztin bzw. einen Arzt zu bekommen, die bzw. den sie bereits kennen, auf die oder den sie bereits eingestellt sind. Die Kurie und das Kassenärztliche Referat haben sich sehr um diese Neuerung bemüht. Und auch die ÖGK hat diesem Reformschritt zugestimmt. Eine zweite Neuerung ist, dass Mutterschutzzeiten bei den Kassenbewerbungen angerechnet werden. Die reformierte Reihungsrichtlinie bringt also allen etwas Gutes. Und wird hoffentlich auch dazu beitragen, dass ÖGK- bzw. SVS- und BVAEB-Stellen wieder einfacher zu besetzen sind. „Menschlicher und gerechter“ soll das Kassensystem werden. Dazu wird hoffentlich auch das Ergebnis der kürzlich begonnenen Kassenverhandlungen beitragen … Vizepräsident Professor Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Reihungsrichtlinie wird deutlich besser Standortbestimmung Michael Sacherer Die Menschen wollen ärztliche Hilfe – Vernunft zählt d batte Fotos: Schiffer, Creative Collection

Ärztinnen und Ärzte nach Sonderfächern Die Arbeitsmedizin ist das weiblichste Sonderfach. Der Ärztinnenanteil beträgt 70 Prozent. Das männlichste Sonderfach ist die Orthopädie und Traumatologie – mit einem Ärztinnenanteil von 12,96 Prozent. Bei zwölf Sonderfächern stellen Ärztinnen die Mehrheit, wobei wir die beiden Fächer Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in einem Balken ausgewiesen haben. Andere Fächer (etwa Neurologie, Psychiatrie, Neurologie und Psychiatrie) wurden bewusst belassen, um zu zeigen, dass „jüngere“ Fächer oft aber nicht immer einen höheren Frauenanteil aufweisen als ältere. Ausgewählte Sonderfächer. Die vertikale Punkt-Linie in der Grafik zeigt die 50-Prozent-Marke. Cover Plastische, Rekonstruktive u. Ästhetische Chirurgie Neurologie Strahlentherapie–Radioonkologie Transfusionsmedizin Psychiatrie Innere Medizin Thoraxchirurgie Psychiatrie und Neurologie Neurologie und Psychiatrie Lungenkrankheiten Neurochirurgie Urologie Unfallchirurgie Orthopädie und Traumatologie Arbeitsmedizin Kinder- u. Jugendpsychiatrie u. (Psychotherapeut. Medizin) Psychiatrie u. Psychotherapeutische Medizin Frauenheilkunde und Geburtshilfe Innere Medizin und Pneumologie Haut- und Geschlechtskrankheiten Kinder- und Jugendheilkunde Augenheilkunde und Optometrie Medizinische und Chemische Labordiagnostik Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Physikalische Medizin …/ Herzchirurgie/ Radiologie Allgemeinchirurgie und Gefäßchirurgie Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Orthopädie und Orthopädische Chirurgie 8 Ærzte Steiermark || 06|2024

Cover Ærzte Steiermark || 06|2024 9 Illu: Adobe Firefly Ärzt:innen in Ausbildung Hauptberufliche Wahlärzt:innen Niedergelassene Fachärzt:innen Leitende Ärzt:innen im Spital Allgemeinmediziner:innen im Spital Niedergelassene Allgemeinmediziner:innen Fachärzt:innen im Spital ÖGK-Vertragsärzt:innen Ärztinnen und Ärzte Die Medizin ist im Wortsinn weiblich. Im übertragenen Sinn haben Männer – noch – die Mehrheit. Bei Jüngeren sind Ärztinnen aber bereits in der Überzahl.

Cover 10 Ærzte Steiermark || 06|2024 50,56 Prozent der 1.269.801 Steirer:innen sind Frauen. Dieser leichte Frauenüberhang hat sich in den letzten fünf Jahren kaum verändert. An der Grazer Medizinischen Universität waren im letzten Studienjahr 2022/2023 58,5 Prozent der 453 Absolvent:innen weiblich. Damit liegt der MUG-Absolvent: innenteil über dem Gesamtschnitt aller öffentlichen Universitäten in Österreich. Der Antei l der Ärztinnen steigt jedenfalls. Je jünger, eine Ärzt:innengruppe ist, umso höher ist der Frauenanteil. Diese Entwicklung ist schon über mehrere Jahre so. Das belegen Zahlen aus dem Jahr 2017. Unter den Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung lag der Frauenanteil schon vor sieben Jahren bei mehr als 60 Prozent. Bei den §-2-Kassenärzt:innen betrug er damals aber nur knapp 29 Prozent. Was hat sich seither geändert? Nun, den bei weitem größten Frauenanteil gibt es unter den im Spital tätigen Allgemeinmediziner:innen – nämlich gut 70 Prozent. Bei den „Turnusärzt:innen“ (Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung) stellen die Ärztinnen zwar auch die Mehrheit. Die beträgt aber „nur“ etwa 56 Prozent. Das ist höher als der Frauenanteil in der Gesamtbevölkerung und entspricht in etwa dem Frauenanteil an den Universitäten. Das Statistische Taschenbuch Hochschulen und Forschung 2022 (jüngste verfügbare Ausgabe) weist ihn mit 57,6 Prozent aus. Auch deutlich über der 50-Prozent-Marke liegt der Frauenanteil bei denniedergelassenen Allgemeinmediziner:innen – es sind 56,04 Prozent. Bei den anderen Ärzt:innengruppen sind die Frauen (weiter) in der Minderheit.

Cover Ærzte Steiermark || 06|2024 11 Illu: Adobe Firefly Sie stel len knapp 45 Prozent der hauptberuf lichen Wahlärzt:innen, etwas über 43 Prozent der Fachärzt:innen in den Spitälern, knapp 42 Prozent der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit ÖGK-Vertrag und ein starkes Drittel der niedergelassenen Fachärzt:innen. Betrachtet man die Berufungen, liegt dieMedizinische Universität Graz mit 42,9 Prozent im Mittelfeld gleichauf mit der Innsbrucker Meduni. Die Meduni Wien kommt auf 60 Prozent, ein Spitzenwert unter allen Universitäten. Frauenanteil bei „Leitenden“ gering Unter den „leitenden“ Spitalsärzt:innen sind laut Ärztekammer-Auswertung aktuell nur 14,39 Prozent Frauen. Die Medizinische Universität Graz weist in ihrer „Wissensbilanz 2023“ folgende Zahlen aus: Frauenanteil im Rektorat 60 Prozent, im Universitätsrat 42, Prozent, im Senat 50 Prozent, in der Habilitationskommission 49,9 Prozent, in der Berufungskommission 50 Prozent, in den Curricularkommissionen 54,8 Prozent. In der „Wissensbilanz“ wird interpretierend festgestellt: „dass … 65 von 67 Organen die vorgeschriebene Frauenquote im Berichtszeitraum erfüllten. Selbstverständlich ist die überproport ionale Gremienarbeit von Frauen insbesondere in der „Professor*innenkurie“ weiterhin ein Thema, solange der Frauenanteil in dieser Kurie weiterhin nicht ausgeglichen und asymmetrisch erscheint.“ Die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft KAGes Insgesamt sind die Ärztinnen gegenüber ihren männlichen Kollegen – noch – in der Minderheit. Unter den Jüngeren ist der Frauenanteil aber teils deutlich über der 50-Prozent-Marke.

12 Ærzte Steiermark || 06|2024 cover Foto: Adobe Stock spricht von 400 Ärzt:innen in „Führungspositionen“ von denen 29,5 Prozent Frauen seien. Da in der KAGes nach deren Angaben aber nur 2.100 Ärztinnen und Ärzte insgesamt tätig sind, ist der Begriff „Führungsposition“ offenbar recht weit gefasst. „Frauen“-Fächer, „Männer“-Fächer Sonderfächer mit weniger als 10 Personen haben wir ausgeblendet, um Verzerrungen hintanzuhalten. Bei neun Fächern sind Frauen in der Mehrheit. Allen voran liegt die Arbeitsmedizin mit 70 Prozent. Knapp dahinter folgt die Kinder- und Jugendpsychiatrie bzw. die Kinder- u. Jugendpsychiatrie u. Psychotherapeutische Medizin mit zusammen fast 68 Prozent. Über der 50-Prozent-Linie folgen die Psychiatrie u. Psychotherapeutische Medizin (61,06), Frauenheilkunde und Geburtshilfe (59,39), Neurologie (58,14), Allgemeinmedizin (58,11), Strahlentherapie/Radioonkologie (57,14), Innere Medizin und Pneumologie (56,76), Transfusionsmedizin (53,33), Haut- und Geschlechtskrankheiten (53,27), die „alte“ Psychiatrie (52) und Kinder- und Jugendheilkunde (51,21). Bei den weiteren Fächern sind die Männer in der Mehrheit, am stärksten in der Orthopädie und Traumatologie. Hier liegt der Ärztinnen-Anteil unter 13 Prozent. Daten aus der Schweiz zeigen zumindest teilweise ein ähnliches Bild: In der Arbeitsmedizin kommen Frauen dort laut FMH-Ärztestatistik 2023 zwar nur auf 38,2 Prozent. In der Kinder- und Jugendheilkunde bzw. -psychiatrie liegt der Ärztinnenanteil jeweils bei mehr als zwei Dritteln. In der Allgemeinen Psychiatrie und Psychotherapie sind es nur etwas über 46 Prozent. Insgesamt beträgt der Ärztinnenanteil 2023 46,6 Prozent, in der Steiermark sind es (bezogen auf die Fächer, nicht die Köpfe) gut 48 Prozent. In der Ärztekammer Steiermark gibt es vier Bezirksärz tever t reter innen und neun -vertreter. Bei den Stellvertreter:innen sind die Ärztinnen in der Mehrheit. Unter den 34 Fachgruppen- obleuten sind 6 Frauen, was einem Anteil von 17,65 Prozent entspricht. Bei den stellvertretenden Fachgruppen- obleuten sind es rund 27,3 Prozent. In der Spitalsärztevertretung liegt der Ärztinnenanteil bei knapp 33 Prozent. Ähnlich ist bei den Stellvertreter:innen. Bei den Referaten (die (Co-) Insgesamt beträgt der Ärztinnenanteil 2023 46,6 Prozent, in der Steiermark sind es (bezogen auf die Fächer, nicht die Köpfe) gut 48 Prozent. Je jünger eine Ärzt:innengruppe ist, umso höher ist der Frauenanteil. Referent:innen werden bestellt und nicht gewählt) ist das Verhä ltnis zwischen Frauen und Männern einigermaßen ausgewogen. Im Referat „Arztberuf, Familie und Gender Mainstreaming“ sind die Ärztinnen klar in der Mehrheit. In der Vollversammlung (damit den beiden Kurienversammlungen, die ja gemeinsam die Vol lversammlung bilden) stellen Frauen rund ein Viertel der Delegierten. Ähnlich sind die Zahlen des Verwaltungsausschusses.

cover Was Frauen verdienen Zahlen zum Thema „Gender Pay Gap“. Laut OECD-Statistik (Education at a Glance 2023) liegt Österreich im internationalen Vergleich nahe dem OECD- und dem EU-Schnitt. Demnach verdienen Frauen rund drei Viertel des Männereinkommens. Der Unterschied ist bildungsabhängig. Es gilt: Je höher die Bildung, desto geringer die Differenz. Generell steigt der Unterschied mit dem Alter: In Österreich – so die Daten – kommen Frauen von 25 bis 34 Jahren mit Uni-Abschluss auf 80 Prozent des Männereinkommens. Erweitert man die Altersbetrachtung auf 25 bis 64 Jahre, sind es nur mehr 76 Prozent. Weltweit in einem einzigen Land, Costa Rica, verdienen Frauen von 25 bis 64 Jahren mit tertiärem Bildungsabschluss sogar (geringfügig) besser als Männer. An der Medizinischen Universität Graz verdienen Wissenschafterinnen (Professorinnen, Dozentinnen und Assistentinnen) laut Wissensbilanz 2023 zwischen 89,23 und 99,25 Prozent dessen, was männliche Wissenschafter verdienen. Zusammenfassend wird festgestellt: „Der Gender Pay Gap (GPG) ist in allen Kategorien weiterhin sehr gut und bleibt im Wesentlichen stabil.“ Insgesamt sei „eine sehr erfreuliche und vor allem nachhaltig positive Entwicklung zu beobachten“. Ærzte Steiermark || 06|2024 13 Fotos: Adobe Stock (KI), Adobe Firefly

14 Ærzte Steiermark || 06|2024 Ärztin im besonderen dienst „Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund“, empfahl die heilkundige Hilde von Bingen schon vor rund 800 Jahren. So lässt auch Christine Kopp, Allgemeinmedizinerin und Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychotherapeutische Medizin, ihre Springerspaniel-Dame Daisy therapeutisch wirken. Dass Daisy das zustandebringt, ist nicht so sehr ihrem treuen Hundeblick zu verdanken, sondern einer Ausbi ldung beim Animal Training Center, die sie zur Therapiehündin qualifizierte. „Am liebsten arbeitet Daisy mit Senior:innen“, erzählt die Kinder- und Jugendpsychiaterin Kopp, „das klingt jetzt zwar vielleicht ein bisschen eigenartig, weil ich Kinder- und Jugendpsychiaterin bin, aber eigentlich ist es ganz logisch. Mein Mann und ich haben uns nach einem hundefreien Corona-Jahr entschieden, wieder einen Hund zu wollen. Und weil Daisy als Welpe in der Coronazeit zu uns kam, hatte sie viel Kontakt mit meinen Eltern. So liebt sie grauhaarige Menschen ganz besonders“, schmunzelt Kopp, „aber sie hat ein offenes, fröhliches Wesen und arbeitet natürlich auch viel und gern mit Kindern – und zwar einzeln, aber auch in Gruppen“. Die kommen als Patient:innen zu ihrem Frauchen, entweder in deren Wahlarztordination in Leibnitz oder im kinder- und jugendpsychiatrischen Zentrum des Hilfswerks Steiermark in Feldbach, wo Kopp als medizinische Leiterin fungiert. Lieber Ärztin als Psychologin Frisch maturiert wusste Kopp zwar sicher, dass sie gerne am Land leben und arbeiten mochte – und zwar in einem helfenden Beruf. Infrage kamen aber Medizin oder Psychologie – und Kopp konnte sich nicht entscheiden. Dann stand die Immatrikulation an und sie setzte sich in den Zug, um von Leibnitz nach Graz zu fahren. Dort erst entschied sich für die Medizin, weil sie sich dachte, dass sich Menschen, die am Land leben und Schwierigkeiten haben wohl eher an eine Ärztin wenden als zur Psychologin zu gehen. Beim Sezierkurs kamen Kopp dann doch Zweifel und sie setzte sich probehalber in eine Psychologievorlesung. Für die Medizin ein glücklicher Umstand, denn der Professor, der sie hielt, imponierte eher wirr. So wandte sich Kopp erleichtert wieder den strukturierten, klaren Medizinern zu und zog ihr Studium durch. Ihre Hausärztin Dr. Maria Zöhrer als leuchtendes Vorbild vor Augen, wollte Kopp eigentlich praktische Ärztin werden. Denn Zöhrer nahm sich – Kassenordi hin oder her – auch viel Zeit zum Reden, wenn eine Patientin oder ein Patient das brauchte. Das wusste man und schätzte es und nahm Wartezeiten geduldig in Kauf. Dieser Neigung zur sprechenden Medizin scheint es geschuldet zu sein, dass Kopp bereits im Turnus Patient:innen mit Aussprachebedarf von ihren Kolleg:innen „zugeschanzt“ bekam, ob nun auf der Gynäkologie oder in anderen Abtei lungen. So entschied Kopp sich nach dem Turnus für die Ausbildung zur Kinder- und Jugendpsychiaterin – und zwar in Klagenfurt. Dort war eine Facharztstelle ausgeschrieben, die Kopp bekam, obwohl sie „nur“ AllgemeinDas Beste aus beiden Welten Foto: KK Christine Kopp ist als Kinder- und Jugendpsychiaterin mit einer Wahlarztordination niedergelassen und medizinische Leiterin eines multiprofessionellen Zentrums.

medizinerin mit Psydiplom war, und genoss eine exzellente Ausbildung in Kinder- und Jugendpsychiatrie, die sehr multidisziplinär ausgerichtet war, und eröffnete ihre Wahlarztordination 2016 im heimatlichen Leibnitz. 2017 trat das Hilfswerk Steiermark an sie mit der Bitte heran, die im Aufbau befindliche Beratungsstelle in Feldbach kinder- und jugendpsychiatrisch zu betreuen, weil die Südoststeiermark diesbezüglich stark unterversorgt war. Klare Sprache und hilfreiche Struktur Ihre bereits im Rahmen der Studienwahl deutliche Neigung in Richtung strukturierter Klarheit kommt Kopp nun auch als Kinder- und Jugendpsychiaterin zugute. Schon in Klagenfurt hatte sie sich viel mit Autismus und ADHS beschäftigt und führt dies nun fort. Ganz Medizinerin legt Kopp viel Wert auf eine gute Diagnostik, so hat das Zentrum im Feldbach einen Schwerpunkt daraufhin gelegt. Denn Behandlung ohne klare Diagnose, wie sie zum Teil in der Psychologie gepflogen wurde, kommt für Kopp nicht in Frage. „Wir haben sehr komplexe Fälle in unserem Zentrum“, erzählt sie, „daher legen wir viel Wert auf interdisziplinäre Zusammenarbeit und bieten den Eltern hier eine Art One-Stop-Shop an. Denn die Kinder und Jugendlichen – gerade wenn es um Autismus oder ADHS geht – brauchen Unterstützung in vielen verschiedenen Bereichen. Und viele Eltern wären überfordert, wenn sie das alleine organisieren müssten.“ Auch sehr wichtig ist die Kooperation mit der kinder- und Jugendhilfe. In der Arbeit mit Eltern setzt Kopp voll auf Prävention: „Wenn man schon in der Schwangerschaft lernt, was Bindung ist und wie wichtig sie ist, dann zeigt sich deutlich, dass es deutlich weniger Probleme gibt, wenn das Baby bzw. Kind dann da ist. Das ist durch Studien eindeutig belegt.“ Nicht nein sagen trauen Wenn ein Fünfjähriger seine Eltern fortwährend schlägt und beißt, ist das natürlich besorgniserregend: Das Kind zeigt ein gestörtes Verhalten. „Im G e s p r ä c h mit den Eltern wird dann aber rasch deutlich, dass sie gedacht haben, geg e n ü b e r dem Kind darf es niemals ein Nein geben“, so Kopp. „Kinder brauchen aber Grenzen. Sie brauchen Struktur. Da ist es wichtig aufklärend anzusetzen – und zwar möglichst früh. Deshalb ist mir die Prävention so wichtig. Am liebsten wäre mir, wenn das schon in den Mutter- bzw. Eltern-Kind-Pass integriert wäre.“ Denn manche Eltern wären bezüglich ihrer Kinder schon fast in einer Art Negativ-Trance, so die Kinder- und Jugendpsychiaterin, „manche können, wenn man sie fragt, gar nichts Positives an ihrem Kind finden.“ Das Beste aus beiden Welten So arbeitet Kopp an zwei Nachmittagen pro Woche in ihrer Praxis und die restliche Zeit im Zentrum im Feldbach. Die Praxis gibt Kopp die Möglichkeit, sich flexibel Freiräume für die Work-Life-Balance zu verschaffen und die klassische Arzt-Patient-Beziehung zu pflegen. Im Zentrum dominiert die interdisziplinäre und vernetzte Arbeit. So genießt Kopp die Benefits aus beiden Settings. „Wobei ich schon anmerken muss: Ohne die Unterstützung meines Mannes und meiner Familie wäre dieses Arbeitspensum nicht möglich“. Fotos: KK, barefoot photography Ærzte Steiermark || 06|2024 15 Ärztin im besonderen dienst Daisy arbeitet im Gruppen- und im Einzelsetting.

16 Ærzte Steiermark || 06|2024 Schöcklblick: In der Steiermark ers Primärversorgungsnetzwerk offizie Primärversorgungs-Zentren gibt es bereits einige. Nun wurde das erste offizielle Primärversorungungs-Netzwerk namens „Schöcklblick“ eröffnet. Die drei Allgemeinmedizinerinnen Barbara Schmidmayr (GutenbergStenzengreith), Monika Schuster und Hannelore Fauster (beide Kumberg) arbeiten darin eng zusammen. Die Eröffnung fand an einem „neutralen“ Ort statt, näml ich in Loders Backstube in Kumberg. Die drei Ärztinnen konnten dort viele Gäste begrüßen, darunter auch den Bürgermeister der Marktgemeinde Kumberg, Franz Gruber. Das Netzwerk „Schöcklblick“ ist bezirksübergreifend: Gutenberg-Stenzengreith liegt im Bezirk Weiz, Kumberg im Bezirk Graz-Umgebung. Aber Bezirksgrenzen spielen kaum eine Rolle, wenn es um ärzt l iche Zusammenarbeit geht. Auch für Patientinnen und Patienten ist eine Bezirksgrenze keineswegs unüberwindlich. Dank der Zusammenarbeit (alle drei Ärztinnen haben Zugang zu allen Daten der Patientinnen und Patienten) erweitern sich die Öffnungszeiten erheblich. Auch Urlaubszeiten einer Ärztin spielen keine große Rolle mehr: Man geht bzw. fährt halt zu deren Kollegin. Dank der Kooperation ist zumindest eine Ärztin von Montag bis Donnerstag von 8 Uhr bis 19 Uhr (mit Mittagspause) erreichbar. Am Freitag gehen die offiziellen Ordinat ionszeiten bis 12 Uhr, am Samstag und Sonntag sind die drei Ordinationen geschlossen. In der Region gibt es aber weitere niedergelassene Ärztinnen und Ärzte für Al lgemeinmedizin und selbstverständlich auch Fachärztinnen und versorgung Fachärzte. Nicht das erste Netzwerk Das erste Netzwerk mit Datenaus t ausch i s t der „Schöck lbl ick“ aber nicht . Das haben Ärztinnen und Ärzte in Har tberg schon vor einigen Jahren eröf fnet. Nur dass es kein offizielles PV-Netzwerk ist, auch wenn der Austausch der Patient:innendaten mit deDie drei KassenAllgemeinmedizinerinnen Hannelore Fauster, Monika Schuster (beide Kumberg) und Barbara Schmidmayr (Gutenberg) sind gemeinsam das Herzstück des neuen PrimärversorgungsNetzwerkes „Schöcklblick“ (von links nach rechts).

Ærzte Steiermark || 06|2024 17 stes „echtes“ ell eröffnet versorgung Foto: Sontacchi Med Uni Graz UNIVERSITÄTSLEHRGANG MASTER OF SCIENCE IN MEDIZINISCHER GENETIK 5 -SEMESTER 120 ECTS BERUFSBEGLEITEND DISSERTATIONSFÄHIG WESENTLICHE INHALTE Grundlagen der Humangenetik Genetische Beratung und Stammbaumanalyse Zytogenetik/ Molekulare Zytogenetik Molekulargenetik inkl. NGS Tumorgenetik und Molekularpathologie Epigenetik Methoden der Medizinischen Genetik in Forschung und Diagnostik Bioinformatik Qualitätsmanagement Recht und Ethik UMFANG 5 Semester, berufsbegleitend, 120 ECTS, dissertationsfähig ABSCHLUSS Master of Science (CE) in Medizinischer Genetik ÖÄK Diplom Genetik KOSTEN Ganzer Lehrgang: EUR 14.990,– START Wintersemester 2024/25 ANMELDESCHLUSS 31. Juli 2024 KONTAKT Diagnostik & Forschungsinstitut für Humangenetik +43 43 664 88961896 medgenetik@medunigraz.at www.medunigraz.at/medgenetik ren Einwilligung – offiziell öffentlich gefördert – auch dort möglich ist. Um die drei „Schöcklblick“- Ärztinnen gibt es auch kompetente Praxisteams , a ls Netzwerk-Koordinator fungiert Johannes Weinrauch. Erreichbar ist das Netzwerk Schöck lbl ick auch per E-Mail (of fice@pvn.st), pvn.st lautet auch die offizielle Web-Adresse.

18 Ærzte Steiermark || 06|2024 Umfrage „Haben Sie in der Vergangenheit in ihrem ärztlichen Alltag Gewalt erfahren müssen?“, lautete die Frage, die die deutsche Landesärztekammer Ärztekammer WestfalenLippe (ÄKWL) an ihre 42.500 Mitglieder richtete. 2.917 antworteten mit Ja. 1.015 davon bestätigten „körperliche Gewalt“. Das sind knapp 2,4 Prozent aller Mitglieder der ÄKWL und etwa 22,5 Prozent derer, die aktiv an der Umfrage teilgenommen haben. für aggressives oder beleidigendes Verhalten sinkt und die Gewaltbereitschaft nimmt zu. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das wir nicht tolerieren dürfen“, kommentierte der Präsident der ÄKWL, der Intensivmediziner Hans-Albert Gehle, das Ergebnis. Die Kammer fordere ein flächendeckendes Meldesystem, aus dem abgeleitet werde solle, wie Gewaltakte gegen Ärzt:innen verhindert werden können, weiters Die Gewalterfahrungen verteilten sich fast gleichmäßig auf den stationären (1.354) und den ambulanten Bereich (1.339 Fälle). Vorrangig ging die Gewalt von Patienten (2.159 Fälle) oder Angehörigen (1.563 Fälle) aus. Vereinzelt wurden auch Fälle von Gewalt unter ärztlichen Kollegen oder durch Pflegepersonal, Krankenschwestern, Sanitäter, Passanten oder Polizisten berichtet, so die ÄKWL. „Die Hemmschwelle sollten Angriffe auf Ärzt:innen schärfer sanktioniert werden. Ähnliches hatte die Österreichische Ärztekammer 2019 nach dem Messerangriff auf einen Kardiologen in Wien verlangt. In der Steiermark schult ein Sicherheitsberater und ehemaliger JagdkommandoAusbildner Spitals- und Pflegepersonal in Selbstschutz- und Deeskalationsmaßnahmen, berichtete das Magazin „Öffentliche Sicherheit“ im Jahr 2021. Die Corona-Pandemie hat laut diesem Bericht dazu geführt, dass sich die Aggression von Spitälern und Ordinationen vermehrt auf Test- und Impfstraßen verlagerte. Im niedergelassenen Bereich betrifft die Aggression vor allem Kassenpraxen. Körperliche Angriffe sind sehr selten, berichtet die „Öffentliche Sicherheit“. Häufiger sind es Beschimpfungen, Beleidigungen und abwertende Äußerungen vor allem gegen Ordinationsmitarbeiter:innen. Auch ein wichtiges Thema: aggressive Äußerungen auf Online-Plattformen. In der Ärztekammer Steiermark berät die Ombudsstelle AMBOS von Gewalt betroffene Ärzt:innen (amboss@aekstmk. or.at). Mehr zu AMBOSS auf Seite 22 in diesem Heft. Umfrage: Gewalt gegen Ärzt:innen in Deutschland Eine deutsche Landesärztekammer hat 42.500 Ärzt:innen nach Gewalterfahrungen befragt. 4.513 haben sich gemeldet und 2.917 Gewalt-Erfahrungen bestätigt. Im niedergelassenen Bereich betrifft die Aggression vor allem Kassenpraxen. Foto: Adobe Stock

Ærzte Steiermark || 06|2024 19 Gratisimpfaktion 3-Millionen-Marke geknackt Für die WAVM verlief 2023 gewohnt arbeitsreich: Um die nachpandemische Impfbereitschaft muss/te durchaus gerungen werden. Mehr als 3 Millionen mittlerweile in der Impfdatenbank dokumentierte Impfungen sind aber auch ein Schatz, und zwar sowohl an Gruppen- als auch an Individualschutz. Ein Datenschatz für allfällige Ausbrüche und epidemiologische (Not-)Lagen sind sie allemal. Zwei der drei Kernaufgaben der Wissenschaftlichen Akedemie für Vorsorgemedizin (WAVM) widmen sich der Prävention für 0- bis 15-Jährige: Die Förderung der Inanspruchnahme des Mutter-, nunmehr ElternKind-Passes sowie der Gratisimpfaktionen. Beide nutzen als Trägermedium das Scheckheft Gesundheit für Eltern und Kind. Es wird i.d.R. in den Geburtenstationen an die Eltern verteilt, kann aber auch von niedergelassenen Ärzt:innen ausgegeben werden. 2023 wurden y 11.848 Impfscheckhefte an y 212 Ausgabestellen (Krankenanstalten/ Ordinationen) ausgegeben, y 128.645 Impfbons in die steirische Impfdatenbank eingegeben, y in 1.751 Überweisungen die Impfhonorare an y 581 Impf-Ärzt:innen angewiesen sowie y 68.850 Infomails (manche davon mit spezfischen Beilagen) an y 45.396 Eltern verschickt. Hinzu kamen y 9.704 Impfscheckhefte für 6–15-Jährige, y 4.823 MMR-Bonbögen zur Dokumentation von der MMR-Impfung von über15-Jährigen und y 11.600 HPV-Bonbögen für die im Jahreslauf hinzugekommene kostenfreie HPV-Impfung bis zum 21. Lebensjahr, die an y 649 Ärzt:innen geschickt wurden. Dreimillionenneununddreißigtausendeinhundertsechs Impfungen Von 1999 bis 2023 wurden insgesamt 3.039.106 Impfungen in der steirischen Impfdatenbank, die die WAVM 1999 aufgebaut hat und seither führt, dokumentiert. „Der elektronische Impfpass wird wohl noch einige Zeit brauchen, um bei den 0-15-Jährigen und – wegen der „altersfreien“ MMR-Impfung – auch einigen Erwachsenen, auf ähnliche Zahlen zu kommen“, kommentiert Michael Adomeit trocken das Knacken der 3-Millionen-Marke. Highlight bei den 0–6- Jährigen: +11,8 MMR 95,6 % aller Gratis-Impfungen an Babys und Kleinkindern werden im niedergelassenen Bereich verabreicht. Innerhalb der Gratisimpfaktion für die 0–6-Jährigen wurden 2023 insgesamt 100.883 Impfungen verabreicht. Drei steirische Bezirke (Liezen, Voitsberg, Murau) verzeichneten Zuwächse zwischen +0,5 % bis +7,8 %. Besonders erfreulich ist der Anstieg von +2.286 MMR-Impfungen im Kleinkindalter, ein Zuwachs von +11,8 %. „Als Arzt kann ich mich nur wundern, dass man meint, auf den Datenschatz der WAVM verzichten zu wollen. Denn wenn wir 0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000 140.000 160.000 180.000 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Gratisimpfaktionen 1999-2023 gesamt 3.039.106 Impfungen Scheckheft & Bonbögen Amtsärzt:in BH & Landesimpfstelle Magistrat Graz Landesaktion PNC MMR-Aktion (& KAGES) Influenza-Erwachsene

20 Ærzte Steiermark || 06|2024 Gratisimpfaktion hierzulande im letzten Jahr etwas gelernt haben, dann doch wohl: Bei einem Ausbruch, etwa von Masern, zählt bei der Nachverfolgung jede Stunde. Mit den Daten aus dem e-Impfpass wären wir im Blindflug unterwegs gewesen“, so Adomeit. Highlight bei den 6–15 Jährigen: +18,4 insgesamt Mit dem – zum großen Teil – Ausfall der Schulimpfaktionen während der Corona-Pandemie bekamen die Gratisimpfungen im Schulalter bei niedergelassenen Ärzt:innen zusätzliches Gewicht, um den Ausfall der Reihenimpfungen an den Schulen zumindest teilweise aufzufangen. Diese Entwicklung setzte sich auch im Jahr 2023 fort. Zwar wurden im Jahr 2023 bei niedergelassenen Ärzt:innen im Schulalter 20.841 Impfungen (-2.430 im Vergleich zu 2022) verabreicht, dieser Rückgang ist jedoch auf die seit Herbst 2023 nicht mehr in der steirischen Impfdatenbank dokumentierten Influenza-Impfungen zurückzuführen. Betrachtet man die Gratisimpfungen im Schulalter ohne die nun anderwärtig dokumentierten Inf luenzaimpfungen, ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr eine höchst erfreuliche Steigerung der im Schulalter verabreichten Impfungen bei den niedergelassenen Ärzt:innen von +18,4 %. Alle kostenfreien Impfungen im Schulalter (außer der bereits erwähnten Influenzaimpfung) verzeichnen einen Zuwachs von mind. +11 % (DiphtherieTetanus-Pertussis-Polio) bis hin zu äußerst erfreulichen +146 % bei der MMR-Impfung. MMR für Erwachsene Die MMR-Impfung ist in jedem Lebensalter kostenfrei, daher sind auch ältere Jahrgänge (über 15-Jährige) in der Impfdatenbank dokumentiert. 2023 wurden in der steirischen Impfdatenbank 2.344 (+920) Masern-MumpsRöteln-Impfungen von über 15-Jährigen dokumentiert. Durchimpfungsraten 0–6-Jährige 6-fach Die Gratisimpfungen im Vorschulalter weisen weiterhin stabile Durchimpfungsraten auf. Die Jahrgänge 2017 bis 2021 liegen bei der vollständigen Grundimmunisierung der 6-fach-Impfung im Vorschulalter mit einem Steiermark-Schnitt von 87,2 % geringfügig (+0,6 %) über der Rate von 2022. Die Bezirke Graz-Umgebung, Südoststeiermark und Bruck-Mürzzuschlag liegen bei knapp über 90 %, in den restlichen Bezirken sind zwischen 80 und 89% vollständig mit der 6-fachImpfung geimpft. MMR 2 Bei Masern-Mumps-Röteln (2. TI, Jahrgänge 2017 bis 2020) liegt die Durchimpfungsrate steiermarkweit bei 86,9 % (+0,5 % im Vergleich zum Vorjahr). Regional ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei der 6-fach-Impfung: Südoststeiermark und Bruck-Mürzzuschlag liegen mit Werten über 90 % an der Spitze, mit Impfraten von 79,1 % bis 82,3 % ist die Inanspruchnahme der MMR-Impfung in Liezen, Weiz und Murau am weitesten von den für eine „Gruppenimmunität“ erforderlichen 95 % entfernt. Beachtlich ist, dass – mit Ausnahme dieser drei Bezirke – mittlerweile alle anderen steirischen Bezirke eine Durchimpfungsrate über 85% aufweisen. Zumindest eine MMR-Impfung erhielten in der Steiermark 92,5 % der zwischen 2017 und 2021 geborenen Vorschulkinder. PNC Wegen der je nach Impfbeginn unterschiedl ichen Impfschemata kann eine voll79,95% 82,50% 84,45% 85,69% 86,04% 86,07% 87,17% 87,48% 87,55% 88,52% 89,12% 90,23% 90,32% 90,91% 74% 76% 78% 80% 82% 84% 86% 88% 90% 92% Weiz Liezen Murau Hartberg-Fürstenfeld Leibnitz Deutschlandsberg Steiermark-Schnitt Graz Leoben Voitsberg Murtal Bruck-Mürzzuschlag Südoststeiermark Graz-Umgebung 6-fach-Impfung: 3. TI od. Auffrischung Schnitt der Jahrgänge 2017–2021 79,94% 82,28% 86,03% 86,11% 86,75% 86,76% 86,93% 87,38% 87,61% 88,20% 89,79% 90,10% 90,99% 74% 76% 78% 80% 82% 84% 86% 88% 90% 92% Weiz Murau Voitsberg Hartberg-Fürstenfeld Leibnitz Deutschlandsberg Steiermark-Schnitt Leoben Murtal Graz Graz-Umgebung Bruck-Mürzzuschlag Südoststeiermark MMR: 2. TI Schnitt der Jahrgänge 2017–2020 3 786 2.319 3.423 803 7.757 5.750 Sonstige Influenza* Meningokokken-ACWY Hepatitis B Masern-Mumps-Röteln HPV Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Polio 0 2.000 4.000 6.000 8.000 Impfungen im Schulalter bei niedergelassenen Ärzt:innen: Impfstoff 1.1. bis 31.12.2023; gesamt: 20.841 * ab Herbst 2023 Abwicklung über WAVM/steir. Impfdatenbank eingestellt 3 786 2.319 3.423 803 7.757 5.750 Sonstige Influenza* Meningokokken-ACWY Hepatitis B Masern-Mumps-Röteln HPV Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Polio 0 2.000 4.000 6.000 8.000 Impfungen im Schulalter bei niedergelassenen Ärzt:innen: Impfstoff 1.1. bis 31.12.2023; gesamt: 20.841 * ab Herbst 2023 Abwicklung über WAVM/steir. Impfdatenbank eingestellt

Gratisimpfaktion Chart: Conclusio Ærzte Steiermark || 06|2024 21 ständige Grundimmunisierung mit dem konjugierten PNC-Impfstoff nicht über die Teilimpfung def iniert werden. Daher werden hier als Kriterium alle gezählt, die zumindest eine (oder mehrere) PNC-Impfung(en) erhielten. Der Anteil jener Kinder der Kohorten von 2017 bis 2021, die zumindest eine Impfung gegen PNC aufweisen, liegt im Schnitt bei 88,9 % (+0,7 %). Die Impfquote in den einzelnen Bezirken variiert zwischen 80 % und 92 %. Sieben Bezirke weisen Impfraten über 90 % auf. Durchimpfungsraten 6–15-Jährige DiTet Eine Auffrischungsimpfung gegen Diphtherie-Tetanus erhielten in der Steiermark im Schnitt 58,6 % der 10- bis 15-jährigen Schüler:innen (Jahrgänge 2008 bis 2013), das ist eine erfreuliche Steigerung von 3,8 % zum Vorjahr. MMR 2 Eine vollständige MMR-Immunisierung (2. Teilimpfung) weisen in der Steiermark durchschnittlich 83,3 % (+ 1,1 %) der 7- bis 15-jährigen Schüler:innen (Jahrgänge 2008 bis 2016) auf. Damit ist die MMR-Impfrate der Jahrgänge im Schulalter weiterhin um rd. 4 % niedriger als bei den Kleinkindern. Mindestens eine Teilimpfung verzeichnen allerdings 90 % der Schüler:innen. Meningokokken-ACWY Die Jahrgänge 2008 bis 2010 weisen im Schnitt bei der Meningokokken-Impf ung (ACWY) eine Impfrate von 26,7 % auf, das bedeutet einen Rückgang von 6,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Analysiert man die einzelnen Kohorten, so wurden die Schüler:innen des Jahrgangs 2009 um 12,8 % weniger geimpft als die der Kohorte 2008. Vergleicht man die Kohorte 2008 mit 2010, so beträgt der Rückgang 11,7 %. Im Vergleich von 2023 zu 2021 beträgt der Rückgang der MeningokokkenImpfrate bei den 13- bis 15-Jährigen sogar 17,4 %. Die Meningokokken-Impf ung ist damit die am stärksten rückläufige Gratis-Impfung im Schulalter. Die regionalen Werte liegen zwischen 11,8 % (Weiz) und 42,2 % (Graz). HPV Die HPV-Impfung war im Jahr 2022 lediglich vom 10. bis 12. Lebensjahr kostenfrei. Jugendliche ab dem 13. Lebensjahr konnten die HPVImpfung zum Selbstkostenpreis in öffentlichen Impfstellen, ab März 2022 auch bei ngl. Ärzt:innen im Rahmen einer HPV-Impfaktion kostengünstig nachholen. Die Kostenfreiheit bis zum voll. 21. Lebensjahr wurde im Februar 2023 ermöglicht. Die 11 bis 15-Jährigen (JG 2008 bis 2012) sind zu 35,2 % mit 2. HPVImpf ungen immuni sier t . Trotz einer geringfügigen Erhöhung der Impfrate bei den 11–15 Jährigen (+0,26 %) im Vergleich zum Vorjahr, nimmt die Durchimpfungsrate über die Kohorten hinweg weiter kontinuierlich ab. Während der Jahrgang 2008 noch zu 43,73 % durchgeimpft ist, sind die Kinder des Jahrgangs 2011 mit einer Rate von 31,3 % weit dahinter. Die Range zwischen den Bezirken liegt zwischen 19,5 % (Liezen) und 43,4 % (Graz). HPV-Na c hh o l imp f un g e n bis zum 21. Lebensjahr Wie bereits weiter oben dargelegt, wurde ab Februar 2023 die Ausweitung der kostenfreien HPV-Impfungen für junge Erwachsene bis zum 21. Geburtstag ermöglicht. Von Februar bis Dezember 2023 wurden bei den 15- bis 21-Jährigen insgesamt 3.987 Gratis-HPV-Impfungen dokumentiert. 87,8 % dieser Nachholimpfungen wurden im niedergelassenen Bereich (Allgemeinmediziner:innen; K i n d e r f a c h ä r z t : i n n e n , Gynäkolog: innen) verabreicht, 11,3 % wurden von Amtsärzt:innen, BH’s und dem Magistrat Graz dokumentiert, der Rest (0,9 %) entfiel auf Krankenanstalten und Institutionen. 11,81% 12,45% 17,71% 18,10% 18,16% 21,64% 22,62% 23,34% 26,72% 24,94% 27,91% 28,00% 35,34% 42,15% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% Weiz Liezen Voitsberg Murtal Hartberg-Fürstenfeld Murau Leibnitz Leoben Steiermark-Schnitt Bruck-Mürzzuschlag Graz-Umgebung Deutschlandsberg Südoststeiermark Graz Meningokokken-ACWY; Schnitt der Jahrgänge 2008–2010 11,81% 12,45% 17,71% 18,10% 18,16% 21,64% 22,62% 23,34% 26,72% 24,94% 27,91% 28,00% 35,34% 42,15% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% Weiz Liezen Voitsberg Murtal Hartberg-Fürstenfeld Murau Leibnitz Leoben Steiermark-Schnitt Bruck-Mürzzuschlag Graz-Umgebung Deutschlandsberg Südoststeiermark Graz Meningokokken-ACWY; Schnitt der Jahrgänge 2008–2010 49,13% 49,72% 51,18% 52,92% 56,80% 58,55% 61,57% 62,08% 62,38% 63,50% 63,90% 66,65% 67,01% 73,62% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Graz Weiz Voitsberg Liezen Hartberg-Fürstenfeld Steiermark-Schnitt Leibnitz Murau Leoben Deutschlandsberg Murtal Bruck-Mürzzuschlag Graz-Umgebung Südoststeiermark Diphtherie-Tetanus: Auffrischung; Schnitt der Jahrgänge 2008–2013 75,51% 77,02% 77,46% 80,57% 81,22% 82,23% 82,27% 83,32% 83,78% 84,34% 85,75% 86,12% 86,77% 89,08% 65% 70% 75% 80% 85% 90% 95% Liezen Murau Weiz Hartberg-Fürstenfeld Voitsberg Leibnitz Leoben Steiermark-Schnitt Deutschlandsberg Graz-Umgebung Graz Murtal Bruck-Mürzzuschlag Südoststeiermark MMR: 2 TI Schnitt der Jahrgänge 2008–2016

Informations- & Mitgliederservice Informations- & Mitgliederservice Wir beantworten Ihre Fragen per E-Mail info@aekstmk.or.at per Tel. (0316) 8044-0 per Fax (0316) 8044-790 Öffnungszeiten in den Weihnachtsferien: 27., 12. & 3.01.: 8:00 bis 16:00 Uhr 28.12. & 4.01.: 8:00 bis 19:00 Uhr 29.12. & 5.01.: 8:00 bis 13:00 Uhr Wir wünschen Ihnen ein frohes Fest! Haus der Medizin Eingang Kaiserfeldgasse / Ecke Nelkengasse Wir beantworten Ihre Fragen per E-Mail info aekstmk.or.at per Tel. (0 4-0 per Fax (0316) 8044-790 Öffnungszeiten Montag 8.00 bis 17.00 Uhr Dienstag 8.00 bis 17.00 Uhr Mittwoch 8.00 bis 17.00 Uhr Donnerstag 8.00 bis 17.00 Uhr Freitag 8.0 is 13.0 Uhr Öffnungszeiten während Ferialzeiten finden Sie unter: www.aekstmk.or.at/384 Haus der Medizin Eingang Kaiserfeldgasse / Ecke Nelkengasse Anti-Mobbing-Burn-outSupervisions-Stelle (AMBOSS) Telefon-Sprechstunde: jeden Donnerstag mit den Ombudsleuten von 17.00 bis 18.00 Uhr ☎ 0664 / 96 577 49 Anonyme Meldungen sind möglich Montag bis Freitag 9.00 bis 13.00 Uhr Kontakt: Mag. Isabell Polanec per E-Mail amboss@aekstmk.or.at per Telefon (0316) 8044-45 per Fax (0316) 815671 DieOmbudsleute der Ärztekammer bietenHilfe bei: Berufsbedingten Beschwerde- oder Belastungssituationen von Ärzt:innen • Mobbing • Burn-out • ZwischenmenschlichenProblemen • Konfliktsituationen mit Patient:innen, Kassen, Versicherungsträgern, Vorgesetzten oder Ärzt:innen • Fällen, bei denen erwartet wird, dass sich Patient:innen an externe Stellen – etwa die Patient:innenombudschaft, Medien oder das Gericht – wenden werden Ombudsstelle für steirische Ärzt:innen Wir haben ein offenes Ohr für Ihre Probleme, kontaktieren Sie uns! „ “ Service 22 Ærzte Steiermark || 06|2024

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