21 23 Kurie Niedergelassene Ärzte Besser Kassensystem optimieren statt vermeintlichen Ärztemangel beklagen Im Jahresschnitt 2022 kamen infolge des Bevölkerungswachstums in der Steiermark 62 potenziel le Patient :innen mehr auf eine Kassenstelle als 2012 – was zu Beginn des Jahres 2023 eine einfache – aus Sicht der Kurie Niedergelassene Ärzte allerdings viel zu einfache – Forderung nach mehr Kassenstellen suggerierte. Denn klar war auch, dass gerade die peripheren Regionen der Steiermark Bevölkerung verlieren, während der Zentralraum um Graz weiterhin wächst. Auch wären die Wahlärzt:innen in die Bewertung der Versorgungslage miteinzubeziehen – es gäbe also weniger einen Ärztemangel als vielmehr einen Kassenärztemangel, so Vizepräsident Dietmar Bayer, Obmann der niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen der Steiermark, zu Jahresbeginn. Bayers klare Position: Neuen Kassenstellen müsse zunächst die Befreiung des Kassensystems von den limitierenden Einschränkungen vorangehen. Hauptärgernisse waren etwa Leistungen, die nur für einen geringen Prozentsatz der Behandlungsfälle verrechnet werden sowie Degressionen, wonach der Tarif fällt, je öfter die entsprechende Leistung erbracht wird. Für den steirischen Fachgruppenobmann Gynäkologie, Bernhard Poetsch, ließen Limite und Degressionen „alle jungen und alteingesessenen Kolleginnen und Kollegen im Kassenvertrag die Frage stellen: Warum sind wir nicht Wahlärzte?“. Weiterer Kritikpunkt waren die Leistungskataloge. J. Thomas Kainz, Fachgruppenobmann Dermatologie, verlangte einen „fair honorierten OP-Gruppenkatalog“, um das Abdriften „in Richtung Kosmetik und Schönheit“ zu bremsen. Weiters sollten Tarife und Leistungen dringend harmonisiert werden. Weiters wurde der Wunsch nach Erst versorgungseinheiten (EVOs) geäußert, die von niedergelassenen Ärzt:innen unmittelbar vor jedem Krankenhauseingang betrieben werden könnten. Laut Bayer dürften diese aber nicht mit dem Spital verknüpft sein, Patient:innen müssten sie tatsächlich nutzen und das Leistungsspektrum müsste zur Aufgabe passen. Eine weitere Lösung wären Primärversorgungseinrichtungen (PVE), salopp Gesundheitszentren genannt. Sie würden aber nur funktionieren, wenn sich genug (ärztliche) Betreiber:innen finden und ihnen nicht zu viel – etwa das Stemmen sozialmedizinischer Aufgaben – zugemutet würde, so die Sicht der Kurie Niedergelassene Ärzte. Auch Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark, plädierte dafür, „die medizinische Versorgung neu (zu) denken“ und warnte vor schnellen Aktionen und „einfachen“ Lösungen. Das würde eine gewisse Demut erfordern und die Fähigkeit, auch die anderen leben zu lassen. Unlogische Limitierung beim CRP-Test Ein Beispiel für kontraproduktive Einschränkungen war – naturgemäß – im 1. Quartal 2023 besonders pressant: Der CPR-Schnelltest leistet standardmäßig große Dienste für die Diagnostik und Therapieüberprüfung. Die ÖGK bezahlte ihn bei einer Praxis mit 1.500 Patient:innen nur für 75 – BVAEB- und SVS-Versicherte brauchten hingegen keine Limitierung befürchten. Gerade am Höhepunkt der Infektionswelle im Jänner 2023 wäre der Test immens ÄK-Vizepräsident und Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte Dietmar Bayer: „Kassensystem von limitierenden Einschränkungen befreien“
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