AERZTE Steiermark | November 2022

6 Ærzte Steiermark || 11|2022 Bereich Gerhard Posch Ein Vorbild für andere Verhandlungen Für die Sonderklasse innerhalb der KAGes wurde nun ein sehr ordentlicher Verhandlungsabschluss erzielt. Die Arztgebühren für die Hauptbehandler steigen ab 1. Jänner 2023 um 8,9 Prozent. Dieses Ergebnis wurde ohne öffentliches Getöse erzielt. Weil der Verband der Privaten Krankenversicherungen ganz genau weiß, dass es attraktive Rahmenbedingungen braucht, damit die privaten Krankenversicherungen funktionieren. Weil die KAGes sich bewusst ist, dass die Sonderklasse hohes Engagement der behandelnden Ärztinnen und Ärzte braucht, damit sie florieren kann. Und dass sie floriert, ist auch im Interesse des Unternehmens KAGes. Vieles ließe sich ohne die Sonderklasse für das Unternehmen nicht oder nur mit großer Mühe finanziell stemmen. Die Ärztekammer hat sich als Mitverhandler für die Interessen der Kolleginnen und Kollegen stark gemacht. Nur deshalb liegt der Abschluss für die Hauptbehandler über der prognostizierten hohen Inflationsrate 2022 und bringt daher den Ärzt*innen viel. Nicht nur wirtschaftlich. Ich sehe in dem Ergebnis auch ein Zeichen der Wertschätzung für die ausgezeichnete ärztliche Arbeit in den steirischen Landeskrankenhäusern. Natürlich ist die Sonderklasse nur ein kleiner Teil der ärztlichen Arbeit. Aber die Art, wie es hier zu einem konsensuellen Resultat kam, ist als Vorbild sehr gut geeignet. Nicht der mediale Kampf mit dem Bihänder führt zu einem guten Abschluss. Es ist das einvernehmliche Bemühen, das zum Ziel führt. Das Ergebnis dieser Sachpolitik stimmt uns optimistisch, dass auch die Landesspitäler in ruhigere Fahrwässer gebracht werden können – im Sinne der Ärzteschaft, der Landespolitik und der Patient*innen. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a Wenn Akutprobleme der Gesundheitspolitik angesprochen werden, gibt es immer jemanden, der darauf hinweist, dass diese Probleme durch eine politische Fehlentscheidung entstanden sind, die vor zehn, 15, 20 Jahren oder noch längerer Zeit getroffen wurde. Das mag ja in manchen Fällen durchaus zutreffen, nur leider hilft es nicht. Die Feststellung, eine Politikerin, ein Politiker sei vor Jahrzehnten falsch abgebogen, trägt nicht das Geringste zur Bewältigung eines aktuellen Problems bei. Und gegenwärtige Politik hat nun einmal die Aufgabe, gegenwärtige politische Probleme anzugehen. Wenn jemand mit dem Auto einen anderen Kurs nimmt, als das Navigationsgerät mitteilt, berechnet das Navi den Kurs einfach neu, ohne der Fahrerin, dem Fahrer mit Vorwürfen zu kommen. Klar, es wäre vielleicht besser gewesen, halblinks statt links einzubiegen. Nur hilft es nicht dabei, das Ziel zu erreichen. Was für die Navigation von Fahrzeugen stimmt, ist auch für die Gesundheitspolitik richtig. Hätte eine Ministerin, ein Minister früher anders agiert, träfe uns der Ärzte- und Pflegemangel nicht mit derartiger Wucht, wären die Krankenkassen besser aufgestellt, könnte die Gesundheitsversorgung in einer Region einfacher aufrechterhalten werden … nur vor langer Zeit gefasste Entscheidungen lassen sich nicht einfach korrigieren. Wir leben im Jetzt und müssen in der Gegenwart das möglichst Richtige tun. Sowohl in den Spitälern als auch im niedergelassenen Bereich gibt es, große Herausforderungen. Die Probleme lassen sich nicht innerhalb einer Woche aus der Welt schaffen. Aber ich verspreche, dass ich alles beitragen werde, um kurz-, mittel- und langfristig zu stabilen Lösungen zu kommen. Was ein simples Navi kann, nämlich sich auf die gegenwärtige Situation einzustellen und den Kurs neu zu berechnen, statt nostalgisch zurückzublicken, sollten intelligente Menschen auch tun. Daran, dass sie es können, habe ich keinen Zweifel. Sie müssen es aber auch wollen. Dr. Karlheinz Kornhäusl ist Facharzt für Innere Medizin am LKH Graz II/West, Abgeordneter zum Bundesrat und seit November 2022 Obmann des ÖAAB Graz. 2 d batte Karlheinz Kornhäusl Kurs neu berechnen, statt nostalgischer Fehlersuche Foto: Barbara Nidetzky

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