AERZTE Steiermark | Oktober 2022

Bereich Ærzte Steiermark || 10|2022 7 Um die Nichtbesetzbarkeit von notärztlichen Diensten in der Steiermark haben vor allem die Krone, aber auch die Kleine Zeitung, über mehrere Wochen massiv berichtet. Und dann ist es plötzlich wieder still geworden um das heiße Thema. Nicht, weil das Interesse gesunken ist. Sondern weil es deutlich entspannt hat. Der Grund: Nachdem das Land Steiermark die Bezahlung der Notärztinnen und Notärzte auf ein in Österreich konkurrenzfähiges Niveau angehoben hat, verstummten die Klagen. Das ist eine mehr als ermutigende Nachricht. Über die Bezahlung ist eine Lenkung in die gewünschte Richtung offenbar möglich. Es geht dabei nicht nur um die allgemeine Höhe der Bezahlung, sondern auch um den richtigen Einsatz der Mittel. Dabei hat man auf die Ärztekammer gehört, ihr spezifisches Fachwissen ernst genommen. Nun wissen wir, dass die notärztliche Versorgung nicht der einzige Bereich ist, in dem über Mängel berichtet wurde. Diese gehören jetzt Punkt für Punkt abgearbeitet, nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern ganz gezielt und konsequent. So wird es gelingen, viele der Versorgungsprobleme in diesem Land zu lösen – unaufgeregt und sachorientiert. Das kostet natürlich Geld. Das Geld ist aber sehr gut eingesetzt für die ganz konkrete Gesundheitsversorgung der Steirerinnen und Steirer. Das hat die Notärzte-Lösung eindrucksvoll gelehrt. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Ja, es gibt einen Mangel an Ärztinnen und Ärzten, die bereit sind, im ÖGK-System zu arbeiten. Das liegt aber nicht an den Ärztinnen und Ärzten, sondern an den Zwängen und Mängeln im System. Neue Leistungen werden nur schleppend eingeführt, die Tarife sind – speziell in der Steiermark – am Boden. Das gilt ganz besonders für die Allgemeinmedizin, die Kinder- und Jugendheilkunde und die Gynäkologie. Das ist eine im Grunde gute Nachricht. Ein lernfähiges ÖGK-System kann sich in kurzer Zeit so verbessern, dass sich wieder mehr Kolleginnen und Kollegen bereitfinden, im System zu arbeiten. Und mehr Patientinnen und Patienten, die nicht nur ihren Ärztinnen und Ärzten vertrauen (das tun sie sowieso), sondern auch dem System ÖGK zutrauen, ihre Versorgung zu sichern. Kontraproduktiv sind dagegen Rückfälle des Systems in ein absurdes Ärzte-Bashing, das diese verärgert und die Patientinnen und Patienten zutiefst verstört. Ärztinnen und Ärzte (gemeinsam mit allen anderen Freiberuflerinnen und -beruflern) vom Energiekostenkostenausgleich des Bundes auszunehmen, ist genauso ein Schildbürgerstreich, der die Patientinnen und Patienten belastet, wie das Ansinnen einiger ÖGK-Funktionäre, die Wahlarztrückersätze abzuschaffen oder zu glauben, ein schlecht erreichbares Telefon 1450 sei besser als Hausärztin und Hausarzt. Natürlich weiß die ÖGK ganz genau, was sie an ihren Ärztinnen und Ärzten hat. Sie muss das nur konsequent leben. Bei den mittlerweile begonnenen ÖGK-Tarifverhandlungen 2022 kann sie beweisen, dass sie dazu in der Lage ist. Dass ihr die Versicherten und deren anspruchsberechtigte Angehörige tatsächlich am Herzen liegen. Wir – Ärztinnen und Ärzte – sind überzeugt, dass die ÖGK es kann. Sie muss nur wollen. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Die ÖGK kann – wenn sie will Standortbestimmung Michael Sacherer Notärztelösung zeigt: Gute Lösungen sind möglich d batte Fotos: Ludwig Schedl, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner

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