AERZTE Steiermark | Oktober 2022

6 Ærzte Steiermark || 10|2022 Bereich Gerhard Posch Es gibt Probleme, aber sie sind lösbar Fast täglich gibt es Berichte über die Versorgungsmängel in den öffentlichen steirischen Akutkrankenhäusern. Es fehlen die Ärzt*innen und die Pflegenden, deshalb stehen viele OPTische leer. Patientinnen und Patienten werden wieder heimgeschickt. Darunter leiden die (nicht) behandelnden Ärztinnen und Ärzte genauso wie die (nicht) behandelten Patientinnen und Patienten. Dass es Probleme gibt, wissen wir. Aber es sind lösbare Probleme. Junge Ärztinnen und Ärzte wollen attraktive Ausbildungsangebote, erfahrene Kolleginnen und Kollegen brauchen Arbeitsbedingungen, damit sie ihren Arztberuf im Spital gerne ausüben und ihr Wissen und Können weitergeben können. Das ist beileibe keine Raketenwissenschaft, wie es so schön heißt. Das ist ganz normale Sachpolitik. Sie umzusetzen, erfordert nur ein wenig gesundheitspolitische Courage und die Bereitschaft, auf die Ärztinnen und Ärzte als Fachleute zu hören. Die schlechte Alternative ist: Patientinnen und Patienten, die ein wenig Geld zusammenkratzen können, verlassen das öffentliche Gesundheitssystem in Richtung private Versorgung. Jene, die das nicht können, leiden vor sich hin und verlieren das Vertrauen in die politische Gestaltungskraft völlig. Junge Ärztinnen und Ärzte gehen dorthin, wo die Ausbildung für sie stimmt. Erfahrene Kolleginnen und Kollegen gehen zum frühestmöglichen Zeitpunkt in Pension. Ihre Expertise geht damit unwiderruflich verloren. Mein Appell an die Politik: Seien wir mutig und gehen wir einen gemeinsamen gesundheitspolitischen Weg. Wenn alle ihre Stärken einbringen, wird das auch zum gemeinsamen Erfolg führen. Die Steirerinnen und Steirer haben es sich verdient. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a … Was ich mich schon längere Zeit frage ist, ob das Österreichische Forum Primärversorgung OEFOP (und manche andere – etwa politische Entscheiderinnen und Entscheider) praktisch nur an Primärversorgungseinheiten (PVE) als Träger der Primärversorgung interessiert sind. Ich denke, dass auch Einzelpraxen, Gruppenpraxen, Praxen mit angestellten Ärztinnen und Ärzten, Praxen mit angestellten DGKS, Diätberaterinnen oder -beratern, Logopädinnen und Logopäden, Gemeinden mit geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bereich des sozialen Arbeitens etc. zur Pluralität der Primärversorgung gehören. Nicht zu vergessen sind Netzwerke, für die es in der Steiermark keine Förderung gibt, obwohl das Primärversorgungsgesetz Netzwerke durchaus anerkennt. Es gibt keine one-fits-all-Lösung der Primärversorgung und nicht nur PVE sind die Lösung für die Primärversorgung. Wer gute und förderungswürdige Primärversorgung anbietet, muss eine fachliche und darf keine politische Entscheidung sein. In kleineren Gemeinden, die keine PVE tragen, haben die Menschen dennoch Anspruch auf wohnortnahe Primärversorgung. Hilfe, Unterstützung und auch Geld zur Weiterentwicklung verdienen alle Formen der Primärversorgung. So würde ich eigentlich dieses Forum sehen. Falls dies nicht so gesehen wird, ersuche ich um Umbenennung in Österreichisches Forum für Primärversorgungseinheiten! Dann wäre es wohl nötig, auch ein neues Forum für Primärversorgung zu gründen. Ich kenne mittlerweile viele Kolleginnen und Kollegen, die sich weiterentwickeln wollen, sich sehr gerne auch eine Diätberatung, Diabetesschwester, einen Wundmanager, eine Sozialarbeiterin oder einen Sozialarbeiter etc. teilen würden. Auch da braucht man Hilfe, Kontakte und Unterstützung. Auch das ist ein Team rund um die Patient*innen. Dr. Oliver Lammel ist niedergelassener Arzt für Allgemeinmedizin mit ÖGK-Vertrag in Ramsau. 2 d batte Oliver Lammel Nicht nur PVE machen gute Primärversorgung

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