AERZTE Steiermark | Oktober 2022

40 Ærzte Steiermark || 10|2022 angestellte Ärztinnen und ärzte Ärzt*innen in Ausbildung GEM/EINSAM geben Einblick in ihren Alltag Auszeit September heißt für mich Urlaubszeit. Bis dato nutzte ich diese Zeit um meine (oft endlose) To-Do-Liste abzuarbeiten. Der Herbst-Urlaub war bisher der „Aufschieberitis“-Urlaub: Alles, was ich unter dem Jahr aufschieben möchte, wird dorthin verlegt. Meist landen auf dieser Liste unendlich viele medizinische Schlagwörter, die nicht hoch akut nachgelesen werden müssen, allerdings doch als zarte Wissenslücke beseitigt werden sollten, oder auch organisatorische Erledigungen. Bei meinen NichtMediziner-Freunden höre ich den letzten Jahren vermehrt solche Schlagworte wie „Auszeit“ oder „Sabbatical“. Beide Begriffe habe ich bisher der pre-pensionären Generation zugeordnet – „Sabbatical“ quasi als euphemistischer Ausdruck für eine durchgefeierte Midlife-Crisis. Allerdings hat mich mein (deutlich unter 50plus liegendes) Umfeld doch dazu bewogen, zumindest über das Wort „Auszeit“ nachzudenken, einen Selbstversuch zu wagen und den Urlaub unter dieses Motto zu stellen. „Aus-“ für organisatorische Tätigkeiten, um die „-zeit“ anders zu nutzen. Zugegeben: Ich musste in den ersten Tagen wirklich hart daran arbeiten, der Verlockung zu widerstehen, medizinische Fragestellungen sofort zu googeln. Ich denke, dass ich mittlerweile den Hauch einer Ahnung habe, wie hart ein kalter Entzug sein kann. Relativ leicht hingegen fiel es mir, die medizinischen Anfragen aus dem Verwandtenkreis (die im Urlaub „zufällig“ gehäuft auftreten) abzuwimmeln. Als Antwort auf alle Fragen habe ich mir den Satz „Sorry, ich habe auch Urlaub von der Medizin“ zurechtgelegt und anhand der befremdlichen Gesichtsausdrücke kann ich sagen, dass es wunderbar funktioniert hat. Nur einmal musste ich zum Äußersten schreiten und auf eine Anfrage via WhatsApp inkl. Foto den Standort und die Öffnungszeiten des nächstgelegenen Krankenhauses zurückschicken. „Organisatorisches Detox“ ist richtig easy – kaum war das Motto beschlossen, waren die offenen Punkte der To-Do-Liste gedanklich verschwunden. Insgeheim freut es mich ja ein bisschen, dass aus dem geplanten „Aufschieberitis“-Urlaub die „ultimative Aufschieberitis“ wurde – alles, was heuer liegen bleibt, ist nächstes Jahr verjährt und wird abgehakt. Was ist aus der Zeit geworden? Es war unglaublich erholsam! In der Sonne zu liegen, statt den geplanten Behördenweg zu erledigen oder noch einen zweiten Kaffee zu trinken, obwohl eine Recherche gut wäre, kann unfassbar entspannend sein. Resümee: Top Urlaub! Wiederholung dringend indiziert. Du bist Jungarzt/ärztin und hast Lust, in dieser Glosse über deinen Alltag, deine Erlebnisse, über die wunderbaren und über die abgründigen Aspekte zu schreiben? Dann melde dich unter: gem.einsam@gmx.at und office@conclusio.at Absolute Anonymität wird garantiert. GEM/EINSAM – schreiben steirische Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung über ihren Alltag im Beruf, im Leben und ihren Weg von „wilden Jungen“ zu „alten Profis“. Illu: Shutterstock Bereiche der niedergelassenen Versorgung. Genauso aber die Pf lege. Oder bestimmte Dienste. Dazu braucht es politischen Mut, Kreativität und die Bereitschaft auf die Fachleute zu hören. Also genau das, was es möglich machte, eine Lösung im notärztlichen Bereich zu finden. Sämtliche Fristen auf Grundlage des Ärztegesetzes 1998 im Zusammenhang mit der ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie ärztlichen Berufsausübung werden für die Dauer einer Pandemie ausgesetzt. Aus dem 2. COVID-19-Gesetz (21. 3. 2020)

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