24 Ærzte Steiermark || 10|2022 Fotos: Adobe Stock, Amschl Kann das sein? Ist es psychisch bedingt? Bilden sich die Patient*innen ihre Beschwerden nur ein? Als die ersten mit Long COVID – oder korrekterweise eigentlich dem Post-COVID-Syndrom – ärztliche Hilfe gesucht haben, klangen ihre Schilderungen in Anbetracht ihrer unauffälligen Laborwerte und anderer Befunde mysteriös. Heute ist die Entstehung der Erkrankung trotz zahlreicher Hypothesen noch immer nicht entschlüsselt, aufgrund der vielen Betroffenen konnten jedoch schon einige Erfahrungen analysiert werden. Mit Stichtag 26.9.2022 haben 2.117 Betroffene im steirischen Bad Gleichenberg eine spezielle Long-COVIDReha angetreten; 331 weitere haben schon einen Termin dafür bekommen. Das Durchschnittsalter betrug bei den Männern, die mit 55 Prozent knapp in der Überzahl waren, 59 Jahre, bei den Frauen 58. Die Altersspanne ist allerdings beachtlich: Die Jüngste war 18 Jahre alt, der Älteste 89. Physisch und psychisch belastend „Wir sehen in dieser Form der Rehabilitation sehr unterschiedliche Bilder, sowohl die Schwere der Erkrankung als auch die Symptomatik betreffend“, berichtet Karl Horvath, Primar am Klinikum Bad Gleichenberg. Die Krankheiwtsbilder ließen sich allerdings in zwei Symptomkomplexe aufteilen: In die physisch dominierten wie chronische Ermüdung, muskuläre Schwäche, Husten und Atemnot, Gelenksschmerzen und Schlafstörungen einerseits. Und in die psychisch dominierten andererseits: Aus der Besorgnis um die eigene Zukunft entstehen nicht selten depressive Verstimmungen und Angststörungen. „Die Menschen haben buchstäblich Angst, ob sie jemals wieder ,funktionieren` werden“, so Horvath. „Sie sorgen sich um ihre Rückkehr in den Beruf, den Fortbestand ihres Fami lienlebens und ihre Sozialkontakte.“ Da es sich bei den Long-COVIDPatient*innen um eine extrem heterogene Gruppe handelt, wird ihr Reha-Programm individuell angepasst. Zur Verfügung stehen in Bad Gleichenberg Module der klassischen Lungen-Reha, Unterstützung beim Gedächtnis- und Konzentrationstraining, Muskelauf bau durch Physiotherapie, Training und Ernährung sowie die therapeutische Betreuung durch Long-COVID-Reha made in Styria In seiner Morgenvorlesung bei den Grazer Fortbildungstagen berichtete Karl Horvath, Primar das Klinikums Bad Gleichenberg, vom Wachsen und Werden der Long-COVID-Reha in seinem Haus. Erfahrungen konnten dort schon in der Betreuung von mehr als 2.100 Patient*innen gesammelt werden. „Die Menschen haben buchstäblich Angst, ob sie jemals wieder ,funktionieren` werden. Sie sorgen sich um ihre Rückkehr in den Beruf, den Fortbestand ihres Familienlebens und ihre Sozialkontakte.“ Prim. Karl Horvath
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