AERZTE Steiermark | Oktober 2022

Schule 22 Ærzte Steiermark || 10|2022 was nicht stimmt, bzw. wenn ich bemerke, dass bei meiner Freundin/meinem Freund was nicht stimmt. Neben Wissen zu einzelnen häufigen Störungsbildern ist es wichtig, konkrete Handlungsempfehlungen zu geben. (…) Psychische Erkrankung hat viel mit Hilflosigkeit und Resignation gegenüber inneren unlösbaren Dilemmata zu tun.“ Schulärzte-Vizepräsidentin Huber-Stuhlpfarrer möchte gesel lschaf tspol it ische Aspekte integrieren und „für Schüler*innen erfahrbar (…) machen, dass soziale Wirklichkeiten beeinflussbar sind. Ziel sollte unter anderem sein, dass Kinder und Jugendliche sich als handlungsfähig erleben und wissen, an wen sie sich wenden können, wenn es ihnen nicht gut geht.“ Insbesondere die psychische Gesundheit sei Ausdruck gesellschaftlicher Teilhabemöglichkeiten, der Zusammenhang mit gesellschaftl ichen Entwicklungen sei bewusst zu machen. Einen schulzentrierten Ansatz wählt hingegen H i r s c h b e r g e r : „De r Umgang mit Stress, Angst und Prüfungssituationen sollte unbed ing t ge - l ehr t we rden .“ Als praktischen Tei l schlägt sie „Übungen zur Selbstakzeptanz , Selbstbewusstsein und Selbstliebe vor“ sowie „Maßnahmen gegen ,PerfektionismusDenken`“. „ D i e K i n d e r könnten er fahren, dass das Aussprechen von Gefühlen hilf t!“, so Kriechbaum. „Es müsste auch vermit tel t werden, dass es Hilfe gibt und diese auch gut wirkt.“ Christine Kopp möchte den jungen Menschen die Fähigkeit vermitteln, zwischen normalen Verhaltensweisen im Zuge der Pubertät und einer psychischen Erkrankung zu unterscheiden. Sie propagiert eine gesamtheitliche Sicht auf Gesundheit, die „Achtsamkeit, Sport, wertschätzende(n) Umgang mit anderen Menschen und gesunde Ernährung“ beinhaltet. Erste Hilfe für die Kinderpsyche Einig sind sich alle Ärztinnen und Ärzte, die sich an der Umfrage von AERZTE Steiermark beteiligt haben, dass die rasche Einführung eines Schulfaches Psychische Gesundheit nicht zu erwarten ist – egal ob sie sie befürworten würden oder nicht. Alle haben sich aber auch an der Ideensuche beteiligt, wie den Kindern und Jugendlichen im schulischen Setting rasch geholfen werden könnte. „Ich schlage den Ausbau von Projekten wie ,Verrückt? Na und!` vor (…), bei dem Professionisten und Betrof fene 78 Prozent davon waren Mädchen – dieser auffallend hohe Anteil entspricht in etwa dem Mädchenanteil bei den Akutaufnahmen in der Tiroler Kinder- und Jugendpsychiatrie im selben Betrachtungsjahr (74,4 Prozent). Das erschreckende Fazit von Rachel Dale, einer wissenschaf t lichen Mitarbeiterin am Zentrum zur Erforschung psychischer Gesundheit der Universität für Weiterbildung in Krems: Klinisch relevante Symptome einer Depression zeigten 62 Prozent der Mädchen und 38,1 Prozent der männlichen Jugendlichen, im Bereich einer Angststörung waren es 49 Prozent der Mädchen und 29 Prozent der Burschen. Unter Schlafstörungen litten 28 Prozent der jungen Frauen und 17 Prozent ihrer Kommilitonen. 47 Prozent der Mädchen und 32 Prozent der Buben hatten in den zwei Wochen vor der Befragung an einen Suizid gedacht. „Qualitative data show that young people have a need for more psychological support, both professional and informal, as well as increased mental health literacy“, so Dales Resümee. Ein Schulfach „Psychische Gesundheit“ könnte einerseits den Zugang zu professioneller Hilfe erleichtern und andererseits die gewünschte „mental health literacy“ erweitern. Feuer am Dach 1.505 österreichische Jugendliche gaben vor einem Jahr für die Studie Mental heath burden of high school students, and suggestions for psychosocial support, 1,5 years into the COVID19-pandemic von Rachel Dale et al. über ihr psychisches Befinden Auskunft.

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